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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.12.1922
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- 1922-12-09
- Erscheinungsdatum
- 09.12.1922
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Allgemeiner Deutscher Buchhandlungsgehilfen-Verband, Leipzig. Im vergangenen Monat November wurden ausgezahlt: 2 625.— M. Krankengelder, 481.39 „ Witwen, und Waisengelder, 275.60 „ Jnvalidengelder, 300.— „ Notstandsunterstützung, 200.— „ außerordentliche Kranlcnunterstlltzung. Leipzig, den 6. Dezember 1922. Der Vorstand. Der Wiederbeschaffungspreis. Von vr. E. Ackermann, Leipzig. Bei einigen Preisprüfungsstellen und Staatsanwaltschaften ist die Lehre, die dem Kaufmann verbieten will, den sogenannten »Wiederbeschaffungspreis, zu fordern, noch immer nicht zu Grabe getragen. Als Begründung dient: Die Masse der Verbraucher verarme zusehends, dem müsse auch der Kaufmann Rechnung tragen, da sonst die Besserstellung des Besitzers von Sachwerten gegenüber den bloßen Lohnempfängern eine katastrophale Miß. stimmung auslöse. Hier wird ein richtiges Ziel mitfal - scheu Mitteln erstrebt. Die Kürzung des kaufmännischen Reingewinns kann unmöglich in der Weise erfolgen, daß dem Kaufmann nicht nur aller Reingewinn entzogen, sondern daß er darüber hinaus zu S u b st a n z v e r l u st e n ge- zwungen wird. Von einem Gewinn kann immer erst die Rede sein, wenn der Verkaufserlös den Wiederbeschaffungspreis des Verkaufstages übersteigt. Bleibt jener hinter diesem zurück, so liegt ein Verlustgeschäft vor. Ist es nun unbillig, daß ein Kaufmann, der für die Herstellung oder Beschaffung eines Wirtschaftsgutes ein bestimmtes Opfer an Sachwerten brachte, bei Veräußerung der Ware mindestens «inen gleichen Sachwert fordert? Ist >ür einen Kaufmann ein Zwang denkbar, daß er sich mit einem geringeren Werte begnügt? Wer freilich in jedem Mark.Zuwachs auch einen Wert-Zuwachs sieht, wer also 75.— Mk. gleich 75.— Mk. setzt, unabhängig davon, ob es sich um die Goldmark des Jahres 1914 oder um die Papier mark des Dezember 1922 handelt, unabhängig davon, ob der Besitzer dafür 1000 Stück Eier erhält oder nur ein einziges, wer so am Buchstaben des Ausdruckes »Mark» haftet, der gelangt allerdings zu noch seltsameren Ergebnissen! In Wahrheit ist aber Geld kein konstanter Wertmesser, sondern eine selbst fortgesetzt einer Bewertung unterliegende Ware. Der Staat kann den Kaufmann weder zur Produk tion noch zum Verkauf zwingen und unterbindet den Anreiz für beides, wenn er Preisfesseln anlegt, die nicht nur auf eine Kürzung des Gewinnes, sondern auf eine Enteignung des Betriebskapitals hinauslau sen. Für solche Eingriffe in die Wirtschastssubstanz steht der Weg der Steuergesetzgebung offen, wo der Staat Leistungen an den Staat selbst befiehlt. Di« Anordnung, daß der Kaufmann auch an den Konsumenten aus Rücksicht auf dessen Notlage seine Ware zu verschenken hat, wäre grotesk. Um ein Ver schenken handelt es sich aber, wenn der Gegenwert nicht zur An schaffung des sortgegebenen Gegenstandes ausreicht, und er reicht nicht aus, wenn bereits der Preis der Wiederbeschaf, fung im Augenblick des Verkaufstages größer ist als der Ver kaufserlös selbst. Die Feinde der Wiederbeschafsungstheori« sind konsequent genug, ihr Verbot nicht nur dem Einzel Händler, sondern auch dem Produzenten und Landwirt, wenigstens in der Theorie, aufzuerlegen. Das Verbot hier wirklich durchführen, hieße unmittelbar jeden Anreiz zur Produktion ersticken. Das Kapital aber, das dem Groß- und Kleinhandel entzogen wird, fehlt zugleich auch dem Produzenten, den dieser Handel mit Geld mitteln speist. Es ist grundverkehrt, den Rückgang der Produktion mit der resignierten Begründung zu billigen und zu verschärfen, daß ja nun einmal die Konsumtivkrast erlahmt sei. Denn auch diese Kaufkraft des Publikums bedarf gerade der Hebung und Schonung und ist ein relativer Begriff, sie hängt ihrerseits ganz von dem Preise der angebotenen Ware ab. Und es fehlt in Deutschland, zum mindesten was landwirtschaftliche Produkte an- geht, nicht an Warenhunger, sondern es fehlt bei den Ver brauchern an Mitteln, ihren Warenhunger zu stillen. Also ist ihren begrenzten Mitteln dadurch Rechnung zu tragen, daß für eine. V e r b i l l i g u n g der Ware gesorgt wird. Das Verbot des Wiederbeschasfungspreises führt aber statt dessen zum Rück gang der Produktion und damit zu einer weiteren Preis steige- rung mit unerbittlicher Logik. Zugegeben, daß der vermin derte Warenbestand zur Deckung des notdürftigsten Jnlandbedarss . der Menge nach ausreichen könnte, so ist doch für den Umfang der Produktion letzten Endes nicht der Wohlstand des eigenen Volkes, sondern der Weltmarktbedars maßgeblich. Jedenfalls wird die Ware dem Preise nach immer unerschwinglicher, je seltener sie wird. So beißt sich der Hund in den eigenen Schwanz: Besteht ein Mißverhältnis zwischen der verfügbaren Menge von Getreide und dem tatsächlichen Getreidebedarf, so mutz so viel Getreide wie nur irgend möglich produziert werden, damit ein günstigeres Verhältnis von Angebot und Nachfrage den Preis senkt, überdies ist auch die Deckung des bloßen Jnlandbedar- fes für eine vom Ausland abhängige Volkswirtschaft, deren Glie der sich also nicht mit den Erzeugnissen ihres Landes nähren und kleiden können, nach de:» Gesagten nur erreichbar, wenn sie zur Deckung des Weltbedarfes so viel wie nur möglich beiträgt, -also fortgesetzt Güter hervorbringt, die außerhalb der eigenen Volkswirtschaft Werthaben und demgemäß von kaufkräftigen Völkern begehrt sind. Befremdlich ist der Hinweis daraus — wie er kürzlich in einer Tageszeitung zu lesen war —, daß der Kaufmann früher Kredite ausgenommen habe, um seine Lager zu »ergänzen«. N i e- mals hat der Kaufmann zur bloßen Lagererhaltung Kre dite benötigt. Wer sie zu solchem Zwecke sucht, ist von vornherein außerstande, sie je zurückzuzahlen, und wird daher nie einen Geldgeber finden. Derselbe Staat, der den Einzelhandel durch seine wirtschastsfeindliche und jedenfalls längst überholte »Wucher-gesetzgebung lähmt und kreditunfähig macht, verweist den Kaufmann auf einen Weg, den er ihm selber versperrt hat! Das Preisdurchcinander, das heute besteht, beruht demgemäß nicht aus der Wiederbeschafsungstheori«, sondern auf ihrem unge sunden Verbot. Kaufleute, die mit ihren billigen Einkaufs preisen das Publikum locken, werden von der Behörde als Be weismittel herangezogen, daß der Kaufmann den vollen Wieder- befchaffungspreis selbst nicht benötige. Jeder Kenner weiß aber, daß solche öffentliche Hinweise auf einen überholten Preis ent weder einem bewußten Ausverkauf dienen oder aus Konkurrenz gründen erfolgen, daß es sich um eine kostspielige Reklame han delt, aber nicht um eine volkswirtschaftlich gesunde Maßnahme, deren Maxime sich zum Prinzip einer allgemeinen Ge setzgebung eignet. So ergibt sich die folgenschwere Ano malie: Das Gewerbe sieht in solcher Unterbietung ein unreelles Schleudern, und staatliche Behörden verweisen auf sie als nach ahmenswertes Beispiel! Und doch ist der »Vorteil« der Verbrau cher höchst fragwürdig. Er fällt fast nur den geschäftskundigen, über Zeit und Geldmittel verfügenden »Hamsterern« zu, während die breite Masse der Verbraucher immer den letzten Tagespreis bezahlen mutz und gerade hierdurch verstimmt wird. Und die in der Hand des Einzelhandels befindlichen Warenvorräte — und nur hier ist eine Nachprüfung der Preisbildung praktisch durch führbar — sind bereits, nicht zuletzt unter dem Einflüsse der unseligen Zwangswirtschaft, so zusammengeschmolzen und spielen iin Wirtschaftsprozeß eine so geringe Rolle, daß eine nennens werte Ersparnis sür die Gesamtheit der Konsumenten nicht ein- tritt. Erreichbar wäre diese Ersparnis aber nur aus Kosten der eigentlichen Wirtschaftsträger, deren Geschäfte nicht ohne Rück wirkung ans Lohnempfänger und Verbraucher ruiniert werden. Vielleicht halten die kapitalkräftigsten eine Zeitlang solche Ver lustverkäufe aus oder betreiben sie auch systematisch als Propa gandamittel in der Hoffnung, nach Erdrosselung aller kapital- schwächeren Konkurrenz den Markt völlig ungehemmt zu beherr schen. l7l»
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