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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.12.1922
- Strukturtyp
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- 1922-12-11
- Erscheinungsdatum
- 11.12.1922
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Z-L 287, II. Dezember 1922. Redaktioneller Teil. An dieser Stelle möchte ich auch einmal das Ministerium des Innern darauf aufmerksam machen, wie dieser Valutazuschlag -für das deutsche Buch vielfach umgangen wird, wie es nämlich- ouch eine Schiebung des deutschen Buches gibt, wie die Bücher vielfach hinauswandern nach den valulaschwachen Ländern, zum Beispiel nach Österreich hinüber, um von diesen Ländern in hoch- valutige Länder verschoben zu werden. Es sind Riesenwerte von deutschen Büchern, die auf diese Art über die untervalutigen Länder in die hochvalutarischen Länder laufen. Es sind Riesenaus fälle, die der wissenschaftlich« Verlagsbuchhandel und damit auch die deutsche wissenschaftliche Publikation durch solche unlauteren Machenschaften erleiden«. Nachdem dann der Redner noch auf die Auslandsbeziehun gen eingegangen war und schließlich die Notwendigkeit umfas sender Bereitstellung reichlichster staatlicher Mittel begründet hatte, setzte er hinzu: »Aber wir können nicht allein mit staatlichen Mitteln Helsen, wir müssen auch die Mittel der Selbsthilfe in Anspruch nehmen. An dieser Stelle muß ich es aussprechen, daß die deutsche Wissen schaft in den Tagen ihres Niederganges nach der organisato rischen Seite eigentlich ihre stärkste Leistung gezeigt hat, indem sie im Sinne einer großzügigen, umfassenden, bedeutenden Notorga nisation die Notgemeinschast der deutschen Wissenschaft geschaffen hat. Ich nehme an dieser Stelle Veranlassung, der Notgemein schaft der deutschen Wissenschaft nachdrücklich und herzlich für di« große Arbeit zu danken, die sic leistete, für die umsichtig«, wenn auch noch entwicklungsfähige Art der Organisation, sür das Plan volle in allem, was sie gesetzt hat, um die Gesamtnot der deut schen Wissenschaft nicht bloß weitblickend zu überschauen, sondern auch in einem bemerkenswerten System praktischer Hilfeleistung zu mildern. (Bravo!) In der ersten Zeit — das gestehen wir ganz offen zu — haben wir im Haushaltsausschuß, als wir uns über die Notgemein schaft der deutschen Wissenschaft unterhielten, manche Bedenken geäußert. Wir wußten nicht, wie die Organisation im einzelnen sich auswachsen würde. Wohl wußten wir, daß die deutschen Professoren nach der wissenschaftlichen Seite hoch qualifiziert sind, aber nach der Seite der Organisation in der organisations gewaltigen Gegenwart noch manches zu lernen haben. Aber wir haben doch gesunden, daß die Rot der Zeit in dem wissenschaft lichen deutschen Genius auch hier Organisationsformen entwickelt hat, die zu dem Besten gehören, was deutsche Wissenschaft organisatorisch überhaupt schuf. Ich möchte an dieser Stelle den Herren Vorsitzenden der Notgemeinschaft, Herrn Staats- Minister Schmidt-Ott und Herrn Geheimrat Sieg iS- mund, aufrichtig dasür danken, daß sie mit ganzer Einsetzung ihrer Persönlichen Kraft, mit voller Hingabe für ihr schwieriges Werk sich mit Erfolg mühten, in diesen ernsten Zeiten sür die deutsche Wissenschaft zu retten, was noch zu retten ist. Ihre Bemühungen sind außerordentlich verdienstvoll». . (Bravo!) Auch für die Notgemeinschast forderte der Herr Abgeordnete erhöhte Zuschüsse und schloß nach beachtlichen Aussllhrungen über die Zukunstsaufgaben der deutschen Wissenschaft mit den Worten: »Unser deutsches Volk — um das abschließend zu sagen — will keine geistige Erstarrung. Es baut wieder die Schisse für das Weltmeer, es schreibt Bücher von gewaltiger Fernwirknng. Noch wurzelt im deutschen Volke der Wille zum Leben. Aber Wir wollen uns keiner Selbsttäuschung hingeben: auch in wissen- "schaftlichen Fragen tritt die schwindende Lebenskraft zutage. Ich möchte die Gesamtlage der Wissenschaft zusammenfassen in dem Gedanken eines Rembrandt-Bildes, in dem viele dunkle schwere Farben sind, so dunkel, daß man das Licht oft nicht erkennt, und doch gleitet durch ein solches Bild die Helle köstlichen und see lischen Lichtes des deutschen Idealismus hindurch, der da glaubt, daß die deutsche Wissenschaft trotz aller Schwere der Gegenwart sich die Zukunft wieder erkämpfen wird». (Lebhafter Beifall.) Aus der Beantwortung der Interpellation durch Herrn Staatssekretär Schulz vom Reichsministerium des Innern, die durchaus wohlwollend und zustimmend gehalten war, dürsten die nachstehenden Bemerkungen interessieren: »Was der Herr Interpellant über die bedauerliche Tatsache sagte, daß das wertvolle deutsche Buch über Österreich ins vaiuta- starke Ausland geschmuggelt werde, entspricht nach meinen Erkun- digungen leider den Tatsachen. Soweit ich unterrichtet bin, stimmt auch die Zahl, daß ungefähr SO von IOO Büchern, die von Deutschland nach Österreich eingeführt weiden, weiter in die Schweiz gehen. Es ist mir mitgeteilt worden — allerdings nicht ! offiziell —, daß Österreich diese unangenehme Situation aner- ! kennt und ihr insofern Rechnung tragen will, als es auch eine ^ scharfe Ausfuhrkontrolle über die Bücher aus Österreich plant», i Am nächsten Tage trat der Reichstag in di« Besprechung der l Interpellation ein. Erwähnenswert sind daraus die folgenden Bemerkungen des Redners der Deutschnationalen Volkspartei Herrn vr. Strathmann: j »Auf die Not der Bibliotheken, der wissenschaftlichen Büche reien aller Art ist bereits vielfach hingewiesen worden. Die Not auf diesem Gebiete kann gar nicht ernst genug genommen werden, besonders auch was die wissenschaftlichen Bibliographien und die wissenschaftlichen Zeitschriften angeht. Es sind das die ein zigen Hilfsmittel, die es jedem einzelnen Forscher ermöglichen, in seiner Forschung auf dem laufenden zu bleiben. (Sehr wahr! bei den Deutschnationalen.) Sie sind das einzige Hilfsmittel, das die Kontinuität der täg lichen Forschungsarbeit garantiert. Aber viele von ihnen kön nen sich einfach nicht mehr halten. Es ist ein Ruhmesblatt des deutschen Verlags, daß sehr viele deutsche Verleger sehr erhebliche finanzielle Opfer gebracht haben, die in ihrem Verlag erscheinen, den wissenschaftlichen Zeitungen zu erhalten. Die Opfer, die auf diesem Gebiete gebracht worden sind, gehen sür die meisten ein- zelnen Verlage, die ernsthafte wissenschaftliche Zeitschriften unterhalten, in die Hunderttausend« für einen solchen Jahrgang einer solchen Zeitschrift. (Hört, hört! bei den Deutschnationalen.) Es mutz mit Dank anerkannt werden, was der deutsche wissen schaftliche Verlag auf diesem Gebiete geleistet hat. (Bravo!) Aber auch die Leistungsfähigkeit dieser ursprünglich leistungs fähigen Häuser ist nicht unbegrenzt und ist im Begriff«, sich zu erschöpfen. Wertvolle wissenschaftliche Zeitschriften sind einge gangen; weiter« sind im Begriff einzugehen. Wenn sie einge gangen sind, so ist die schädliche Auswirkung für unsere wissen schaftliche Arbeit ganz unermeßlich. Der dann entstehende Schaden ist einfach nicht wieder gut zu machen. Ähnlich liegt es mit den Veröffentlichungen vieler unserer gelehrten Gesellschaften. Sie haben deshalb einen besonderen Wert, weil ihre wissenschaftlichen Publikationen viel begehrt sind als Tauschmittel für die gelehrten Veröffentlichungen des Aus landes. Denn die wissenschaftlichen Publikationen des Aus landes zu kaufen, ist größtenteils heute überhaupt nicht mehr möglich. Die laufenden Erscheinungen — wir haben gestern dar über die nötigen Beispiele gehört —, fortlaufend erscheinende Zeitschriften, die Veröffentlichungen der wissenschaftlichen Ge sellschaften im Auslande, sind deshalb von besonders hohem wis senschaftlichen Wert, weil sich in ihnen der Niederschlag der neuen Entdeckungen der Wissenschaft gewöhnlich findet. Wir können sie am besten und sichersten dadurch erlangen, daß wir unsere eigenen wissenschaftlichen Erzeugnisse auf diesem Gebiete gegen die Er- Zeugnisse des Auslandes austauschen. Aber natürlich müssen wir dann selbst solche wissenschaftliche Erscheinungen Herstellen, und daran eben fehlt es. Auch hier wäre es von ganz außerordent lich nachteiliger Wirkung, wenn es picht gelänge, noch mehr, als es bisher dank der großen Bemühungen der Notgemeinschast ge lungen ist, den Austauschverkehr wissenschaftlicher Zeitschriften neu zu beleben und zu vervollständigen». (Sehr richtig!) Der Redner verlangte dann vom Verlag größeres Entgegen kommen berechtigten Ansprüchen der Autoren gegenüber und führte des weiteren in Anknüpfung an Vorwürfe des sozialdemv- 1723
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