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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1922
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- 1922-11-25
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- 25.11.1922
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274, 25. November 1922. Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. mußte er sich infolge seines leidenden Zustandes aus der Genosfen- schaftsvorstehung znrückzichen, er bewahrte aber beiden genannten Or ganisationen bis zu seinem Ende lebhaftes Interesse. Seit einem halben Jahre war er schwer leidend, und am 30. Ok tober ist er nun hinübergegangen, tief betrauert von seiner Gattin un-d drei Kindern, die in ihm einen liebevollen und fürsorglichen Vater verloren, tief betrauert von seinen Standesgcnossen, die ihm stets ein dankbares, ehrendes Angedenken bewahren werden. Das Leichen begängnis fand am 2. November aus dem Teplitzer Friedhofe unter äußerst zahlreicher Anteilnahme der Bevölkerung statt. Von nah und fern waren Kollegen vom Verein und der Genossenschaft erschienen, in deren Namen Gcnossenschaftsvorsteher Herr Ed. Miksch am offenen Grabe tief empfundene Abschiedsworte sprach: Adolf Becker, ruhe in Frieden! Gestorben: am 22. November der Prokurist des Verlags Erich Matthes und Matkhes L Thost, Herr M a x Hahn inLeipz i g , im Alter von 30 Jahren. Der Verstorbene, ein ZMing des Kommissionsgeschäfts Carl Fr. Fleischer, und späterhin lange Jahre im Hanse F. Volckmar tätig, trat unmittelbar nach dom politischen Zusammenbruch in den Verlag Matches ein, wo er durch seine aus^rovdcntliche Arbeitskraft sich das Vertrauen seiner Chefs erwarb, die ihn am 1. Mai 1920 zum Leiter der Leipziger Geschäftsstelle und zmn Prokuristen ernannten. Sein allzu früher Tod wird von allen Berufsgenossen, die seiner grundehrlichen Natur nähcrgetrcten sind, schmerzlich bedauert werden. Iwan Bloch s. — Der Scxualforscher und Spczialarzt für Haut- und Gcschlechtsleiden 1)r. Iwan Bloch ist am 19. November nach längerer Krankheit im 51. Lebensjahre in Berlin gestorben. Der Verstorbene hat sowohl unter seinem als auch unter dom Pseudonym Eugen Dühreu eine große schriftstellerische Tätigkeit ausgeübt; als eifriges Mitglied der Gesellschaft der Bibliophilen hat er die Ver öffentlichung eines ungedrnckten Kantbrieses und die Herausgabe von Heinrich Lantcnsacks Nachlaß veranlaßt. Von seinen Schriften seien genannt: Der Marquis de Sade (1900, 4. Ausl. 1906), Das Ge schlechtsleben in England I—III (1901—1903), Der Ursprung der Syphilis (I. 1901, II. 1911), Beiträge zur Aetiologie der ks^edopatvia 86xua1is (1902 u. 1903, II), Neue Forschungen über den Marquis de Sade und seine Zeit (1904), Das erste Auftreten der Syphilis in der euro päischen Kulturwelt (1904), kstik äs 1a Lrstouns (1909), Die Per versen (1905), Das Sexualleben unserer Zeit (1906, 10.—12. Ausl. 1909), Praxis der Hautkrankheiten (1907), Die Prostitution (1911). Bloch gab heraus: S. di Giacomo, Die Prostitution in Neapel (1904), Sexual- psychologische Bibliothek I—VI (1910, VII 1911), auch war er Mit herausgeber der Zeitschrift für Sexualwissenschaft. EvrMM. Pessimismus? — Kulturabeude. (Vgl. Bbl. 258, 261, 263 u. 264.) Offenbar hat eine kleine Anzahl tatkräftiger Buchhändler nur auf ein Signal gewartet, um sich zu einem Stoßtrupp des fortschrittlichen Gedankens im Buchhandel zu bekennen. Ter Alarmruf kam aus Dessau und aus Jena. Der Wunsch und die Bereitschaft, neue Wege zu suchen und auch mutig zu betreten, scheint aber trotz der drohenden und den ganzen Bau des Buchhandels erschütternden Krisen, denen wir in nächster Zeit entgegengehen, gar nicht so groß zu sein. Jeder ist so ganz mit seinen kleinen und großen Nöten beschäftigt, oder er ist mit seinen Papiergeld-llmsätzen zufrieden, daß er sich um die Zukunft der Gesamtheit oder seines Berufs nicht weiter kümmert. Die Lauensteiner Tagung ist für den Buchhandel der Beginn einer großen Mauserung, selbst wenu die in dem Arbeitsbericht kurz beleuchteten Anregungen zum Teil auch nur als Idee zu betrachten sind. Jnimerhin ist es zu begrüßen, daß Verleger und Sortimenter, ohne verstecktes Mißtrauen an den Tag zu legen, gemeinsame Not zum Ausgangspunkt einer ent- wicklungsrcichen Aufbauarbeit machen. Denn darüber ist sich heute wohl jeder Buchhändler klar: es muß etwas geschehen! Tun wir es nicht, dann stürmen kühne Kräfte von außen in unfern Beruf und drücken uns an die Wand. Ich muß hier doch die Jugendbewegung einmal erwähnen. Trotz aller Zersplitterung geht sie u. a. geschlossen gegen den Schund vor, geleitet von einer gesunden Kritik, die hier und da durchaus den An schein der Unbeholfenhcit und Unreife trägt. Erfolgreicher und heftiger ist aber noch nie der Kamps gegen den Leseschund geführt worden, wie heute von der Jugend selbst. Hand aufs Herz, liebe Berussfreunde, die Jugendbewegung tat, was der Buchhandel versäumte, wir müssen uns mehr oder weniger beschämt fühlen. Sahen wir nicht tat- und rat los dem Wachsen des Schurrdes zu? Und wie viele Buchhändler propa gierten den Lesebrei — hier meine ich die gefährliche und hinterlistige Schwester des Schundes, den Kitsch —, weil er Kassenerfolge brachte und sich Dumme genug fanden, den fleißig empfohlenen und reihen weise ausgelegten Literaturmüll zu kaufen. Der Buchhändler merkte aber nicht, wie die Jugend sich zurückzog und hier und da, ohne Berufs kenntnisse, selbst kleine Bücherstuben aufmachte. Man spielte ganz ernst lich Buchhändler und hatte Freude daran. Die Stuben oder Keller räume wurden Läden, hier und da fand sich auch ein Gehilfe aus dem Buchhandel, der die Leitung solcher Bücherstuben übernahm. Ich will gar nicht verschweigen, daß es auch sogenannte Dürerhäuser gibt, in denen der Geschäftsbetrieb latschig und unordentlich ist, in denen man noch mit sentimentalem Warenkitsch und überflüssigen Niedlich keiten handelt und eine raffinierte Geschästlichkeit an den Tag legt. Vergessen wir auch nicht, daß gerade die Jugend sich manches Buch erhungert, denn bewußte Jugendbewegung stellt die Bedürfnisse des Kopfes über die des Bauches. Alle Zeichen deuten darauf hin, daß auch unter den Sortimentern noch Optimisten sind, die gewissermaßen die Jugendbewegung des Berufs bilden. Der Sprechsaal-Artikel des Herrn Kollegen Rauch in Dessau (Bbl. Nr. 264) bildet Grund zu der Hoffnung, daß sich noch mehr Berussgenoffen zusammenfinden, die bereit sind, sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammenzuschließen und in absehbarer Zeit auch zur Tat zu schreiten. Denn Arbeit wartet unser genug, kultureller und wirtschaftlicher Art. Ich will hier nur ganz kurz einige Fingerzeige geben. 1. Erste Bedingung ist natürlich Säuberung des Lagers von min derwertiger Literatur. Gin Stettiner Kollege, bei dem ich früher ar beitete, sagte damals vor dem Kriege schon, es müßten erst einige Tau send »Autoren« oder besser Schmierfinken totgeschlagen werden. Nun, wir brauchen ja nicht so radikal vorzugehen, aber unsere Ausgabe ist es, nur eine Auswahl des Wertvollen aus Lager zu halten. Notwendig ist auch die Ablehnung aller Bestellungen auf Bücher, die irgendwie als giftig zu bezeichnen sind. Mancher Bücherkäufer wird entrüstet ab wandern. Ich habe aber selbst hier in etiner ganz kleinen Stadt die Erfahrung gemacht, daß für ihn drei angenehmere Kunden zukommen. 2. Austausch über Erfahrungen auf dem Gebiete geschäftlicher Re formen. 3. Bevorzugung kultureller Verlegergruppen. Gemeinsame Her ausgabe von Listen über Neuerscheinungen, die dem Werturteil der Ar beitsgemeinschaft entsprechen. Die Kosten der Prospekte werden von den Verlegern zum größten Teil getragen, deren Verlagswerke in den Ver zeichnissen empfohlen werden. 4. Gin Verzeichnis der angeschlopsenen Buchhandlungen erscheint als Bezugsquelle in den führenden literarischen und kulturellen Zeit schriften. 5. Wanderausstellungen*). Der Name sagt schon, es handelt sich um Bücher eines Verlegers, die dieser auf die »Wanderschaft« schickt. Bücherfreunde, darunter auch der Buchhändler, lernen auf diese Welilse manches Buch kennen, das sie auf Prospekten laicht übersehen. Es ist hier nicht an eine große kostspielige Hlusstellung gedacht, sondern der Verlag — sagen wir Diederichs, Jena — schickt an den der Arbeits gemeinschaft angeschlagenen Sortimenter der nächsten Stadt seine nach dem Kriege erschienenen Bücher zur Ausstellung. Der Buchhändler ver pflichtet sich, sie in seinem Schaufenster und in seinem Geschäftsramne, unter besonderem Hinweis durch geschmackvolle Plakate, auszustellen. Etwa 14 Tage. Die ausgestellten Bücher sind unverkäuflich. Lager- Exemplare und bestellte Bücher besorgt der Sortimenter nebenher. Nach Ablauf der Frist geht die Ausstellung an das Mitglied des Nachbar ortes (Porto der 1. Zone!). In größeren Städten kann der Verlag einen seiner Autoren gegen ein mäßiges Honorar zu einem Vortrags abend verpflichten, oder ein Buchhändler oder Angestellter spricht Dich tungen aus den Verlagswerken der jeweils ausgestellten Verleger. Der Werbeseldzug für das gute Buch wird besonders wirksam geführt, weun der Buchhändler sich an die Öffentlichkeit wagt. Das Kapitel Wander ausstellungen kann ich hier nur streifen, ich kann aber, wenn Stimmung für diesen Plan vorhanden ist, einen besonderen Artikel darüber bringen. 6. Dringend notwendig für den Buchhändler ist seine Mitwirkung an der Schuiudliteraturbekämpfung örtlicher Organisationen, auch des Kino- und Musikalienfchundes! 7. Wirtschaftlicher Zusammenschluß. Massenanfertigung gemein samer' Drucksachen, Rundschreiben, Rechnungen u. dgl. mit Verleger reklame auf der Rückseite. Verhandlungen mit Verlegergruppen zur *) Siche über diesen Punkt auch den Bericht auf Seite 1654/55 dieser Nummer des Bbl. Red. 1663
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