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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1922
- Strukturtyp
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- 1922-11-25
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1922
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- Deutsch
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^ 274, 25. November 1922. Redaktioneller Teil. »Die heute in Dortmund tagende außer- «rdentliche Hauptversammlung der Buch Hand-! ler-Vereinigung des Rheinisch-Westfälischen In dustriegebietes erhebt einstimmig Widerspruch gegen die vom Vor st and des Deutschen Ver leger Vereins in Nr. 242 des Börsenblattes veröffentlichten »Allgemeinen Geschäftsgrund sätze'. Die teils kautschukartig (§ 9), teils ohne genügende Rücksicht aus die heutigen V.rkchrs- . Verhältnisse (§8 7, 8, 14, 18), teils ohne rechtliche Grundlage (8 15 Jnverzugsetzung, die rechts- wirksam nur für jeden einzelnen Fall ausge sprochen werden kann), einseitig und ohne Fühlungnahme mit dem Sortiment aufgestell ten Bedingungen leiden in vielen Punkten an derselben Unerfüllbarkeit wie das Versailler Diktat. Die Versammlung legt ausdrücklich Ver wahrung gegen den Versuch ein, auf diesem Wege einseitig neues Verkehrs recht schassen - u wollen. Statt dem dringend notwendigen Zu- s a m m e n-s ch l u ß zu dienen, tragen diese »Grund sätze' nicht nur neuen Zündstoff, sondern mehr fach geradezu Sprengstoff in das Verhältnis -wischen Verlag und Sortiment. Einem zweckdienlichen Ausbau der Verkehrs- vrdnung, insbesondere sachgemäßen Sicherungs- Maßnahmen gegen faule oder gar böswillige Schuldner, wird jeder Sortimenter z u st i m m e n , wenn solche allgemeinen Grundsätze im Wege gegenseitiger Aussprache und Verständigung herbetgeführt werden.« Da die meisten Teilnehmer noch eine mehrstündige Bahnfahrt vor sich hatten, mußte die Versammlung schon gegen 9 Uhr geschlossen werden. Die wichtige Tagesordnung hätte eine längere Aussprache wünschenswert erscheinen lassen. Doch hart im Raume stoßen sich die Sachen: wir sind Sklaven unseres Geschäfts und können nicht ganze Wochentage auf solche Besprechungen verwenden. Es mußte uns ge nügen, »Großes gewollt zu haben«. Friedrich Steffen. Grundzahl, Schlüsselzahl, Antiquariat und Sonstiges. Von Philipp Rath in Berlin-Wilmersdorf. Grundzahl und Schlüsselzahl: das ist das Ei des Columbus. Eine allgemeine Annahme dieses Grundsatzes — von allen — ohne Aus nahme - könnte dem Buchhandel schnell den guten Ruf wicdergeben, den er ehemals hatte, den er in letzter Zeit aber mehr oder weniger -u verlieren drohte. Aber es gibt so viele Leute, die ein Ei doch nicht auf die Spitze stellen können, selbst wenn es ihnen vorgemacht wird; die nicht einsehen wollen, daß die Schlüsselzahl überall die gleiche sein muß und daß man sich ihr bei richtiger Berechnung der Grundzahl auf jeden Fall fügen kann. Da gibt es so viele, die immer alles anders als andere machen müssen, die durchaus eine eigene Schlüsselzahl haben wollen und denen diese eigene Schlüsselzahl um so besser gefällt, je mehr sie nach oben oder unten von der allgemeinen, von der des Börscnvereins abweicht. — Andere wieder haben es kapiert, daß die Schlüsselzahl für alle gleich sein soll, daß die Grundzahl unter zwingenden Um ständen aber verändert werden kann — und nun ändern sic ihre Grundzahlen von Monat zu Monat, setzen am 39. Sept. für eins ihrer Werke z. B. 15.— fest und für die übrigen entsprechend, am 1. No vember ändern sic die Grundzahl in 10.— und die anderen wiederum entsprechend; dabei sind alle gleichmäßig über das »Chaos« -entsetzt und merken dabei noch nicht einmal, daß sie selbst es Hervorrufen. Die Anwendung der Schlüsselzahl ist auch sonst sehr empfehlens wert, und betrachtet man die Dinge im Hinblick auf sie, so kann sie leicht vor Jrrtümern und Entgleisungen schützen. Wenn die Verleger das richtig überlegen wollten, dann würden sie auch — hauptsächlich wegen der Verpackungsspescn (25 Mark für ein 5-Kilo-Paket -- etwas über 15 Schlüsselzahlpfennige oder rund 4 Goldpfennige) — nicht so ungemein ernst klingende »Lieferungsbedingungen« in die Welt setzen, sondern das wie früher, und wie es nur recht und billig ist, umsonst leisten. Die Anwendung der Schlüsselzahl läßt sich vom Verlag und Sorti ment, die sie hoffentlich immer mehr annchmen werden, bis der gesamte Buchhandel wieder wie ein geschlossener Block dasteht, nun weiterhin mit Vorteil auch auf das Antiquariat ausdehnen. Wenn muu jetzt Kataloge druckt, dann stimmen die Preise doch nie, auch wenn man sie erst im letzten Augenblick gemacht hat. Dann muß man schnell einen blauen oder grünen oder roten Zettel drucken lassen, daß 50°/, Aufschlag auf die Preise kommen, und ist dieser fertig, dann muß man die 50 noch handschriftlich in 100 verwandeln. So schnell ändert sieb das alles. Ist der Katalog aber verschickt, dann muß man ihn nach acht Tagen als ungültig erklären und kann den Nest als Makulatur verkaufen. Besondere Glückspilze erholen sich an den inzwischen ge stiegenen Preisen für Altpapier wenigstens zu einem Teil von den Herstellungskosten. Das alles läßt sich durch Einführung von Grund zahl und Schlüsselzahl vermeiden. Es kommt nur darauf an, daß man die Grundzahlen so ausrechnet, daß sie eine längere Geltungs zeit besitzen. Das wird nicht in allen Fällen ganz leicht sein, jetzt, wo der Verlag noch nicht in seiner Gesamtheit unter einen Hut ge bracht ist, besonders. Denn nach den Preisen der neuen Bücher richten sich die vieler alten. Aber cs wird sich erreichen lassen; einige An- fangsbcispiele zeigen das schon. Zunächst würden dadurch die scheuß lichen Papiermarkpreise verschwinden, die nachgerade schon ganz irre- machendc Höhen erreichen und erst eine lange Rechnung erfordern, ehe man darüber ins Klare kommt. Da werden Mk. 98 500.—, Mk. 115 000.—, Mk. 180 000.—, Mk. 240 000.— gefordert. Nach dem unvermeidlichen roten Zettel muß man erst noch 20 oder 50 oder 100°/, aufschlagen, dann dividiert man durch die Schlüsselzahl, um den Preis in Buch händlermark zu finden, vergleicht mit dem Goldankausspreis und rechnet auch noch nach dem Tollarkurs um. Schließlich hat mau heraus, daß so ein Preis, jagen wir einmal: Mk. 1237.— nach buchhändle rischen Begriffen, Mk. 300.— nach denen der Neichsbank oder Mk. 132.— nach ben Ansichten der Amerikaner bedeutet, zieht daraus noch das Mittel und ist dann erst eigentlich im Bilde. Die Anwendung von Grundzahlen gibt von vornherein zwar auch noch keinen ganz reinen Begriff; die Rechnung, die man machen muß, ist aber doch wesentlich kürzer, und hat man sie erst ein paarmal gemacht, dann bekommt man ganz von selbst ein solches Gefühl für die richtige Beur teilung der angemessenen oder unangemessenen Höhe dieser Zahlen, daß man wahrhaft erleichtert aufatmet. Die Sache hat nun noch weitere Vorteile, besonders für die wissenschaftlichen Antiquariate, die bemüht sind, die Literatur ihres Faches oder ihrer Fächer immer wieder zu ergänzen und möglichst geschlossen auf Lager zu halten; sie können solche Kataloge wieder längere Zeit benutzen. Die gerade geltende Schlüsselzahl wird bei der ersten Versendung aufgedruckt, bei jeder folgenden Weitergabe von Katalogen handschriftlich oder durch Stempel eingefllgt — wie das gemacht wird (es geht auch noch aus andere Weise), ist dabei ganz gleichgültig. Auf die Veränderlichkeit der Schlüsselzahl wird man praktischerweise in den Lieferungsbedingungen Hinweisen und dabei mit Vorteil den diktatorischen Ton vermeiden, der jetzt leider überall so üblich geworden ist. — Auch für die Liefe rungen nach dem Ausland sind Grundzahlen eine sehr bequeme s Einrichtung in bezug auf die Umrechnung in fremde Währung. Man ! wird hier einfach nur dcu Umrcchnungsschlüssel der Außenhandels- ! Nebenstelle anzuwenden haben. Die Kataloge mit Papicrmarkpreisen ! haben -sich im Verkehr mit dem Ausland doch nicht recht bewährt. .Erstens kann es auch bei ganz regelrechtem Gang der Dinge Vorkommen,, daß die Zahlungen erst mehrere Monate nach der Versendung ein- gehen. Unter Umständen sind sie dann auch nicht ein Viertel von dem ! mehr wert, was sie wert sein sollten. Dann gibt es auch Baisse spekulanten im Ausland, die ihre Zahlungen hinausschieben, Private i wie sogar öffentliche Bibliotheken; sie haben unter Umständen recht ^einträgliche Geschäfte gemacht. Schließlich ist das auch den »Papier- ! mark-Antiquaren« fühlbar geworden, und nun fangen sie an, die End summen ihrer Rechnungen am Tage des Versands nach dem Börsen kurs in die fremde Währung umzuwandeln. Viel einfacher scheint es mir doch zu sein, von vornherein alle Preise in der fremden Währung zu berechnen. Grundzahlen und der Umrechnungsschlüssel der Außeu- handelsnebenstelle, das ist die rechte Norm dafür. — Andere Antiquare haben aus ähnlichen Erfahrungen heraus die Einführung von Schweizer- /sranken-Preisen versucht; doch ist das aus ganz besonderen Gründen 1 nicht nachahmenswert. Wir behalten am besten unsere dent schön Markpreise, und Optimisten sehen sogar die Zeit wiedcrkommcn, wo das auch wieder wirkliche Goldmarkpreise sein werden und nicht mehr bloße Grundzahlen. — Das wird auch, im Gegensatz zu dem Raubbau, der jetzt vielfach betrieben worden ist, gleichmäßiger verteilte, höhere Erträgnisse abwevfen, und da wäre beim vielleicht auch Gelegenheit, den alten kollegialischen Geist wieder auferstehcn zu lassen, gegenseitig wieder Rabatte zu geben, keine Verpackung mehr zu berechnen, wieder freundlicher und hilfsbereiter zu werden, Börseublattgesuche zu beachten und was dergleichen schöne und mit der Zeit immer seltener gewordene, im Krieg und besonders nach der Revolution aber ganz verschwundene alte Gewohnheiten mehr waren. 1V57
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