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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.11.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1922-11-20
- Erscheinungsdatum
- 20.11.1922
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- Deutsch
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X- 27V, 20. November 1922. Redaktioneller Teil. nen, dem Prcischaos und der Kapitalverschleuderung im Buch handel ein Ende zu machen. Wir hatten in unserer Einladung gesagt: Finden wir uns so zu gemeinsamer Arbeit zusammen, so ergibt sich daraus vielleicht von selbst die Möglichkeit zur Be hebung der im Börsenverein augenblicklich bestehenden Schwierig keiten. Sind wir so weit auch nicht gekommen, so glaube ich doch sagen zu können, daß die Königsberger Tagung in ihrem har monischen Verlauf wieder eine Annäherung von Verlag und So» riment bewirkt und uns damit dem Ziele, dem der Verband der Kreis- und Ortsvereine zustrcbt, nähergebracht hat. Mit herzlichem Danke an Sie alle, di« Sie dazu beigetragen haben, schließe ich hiermit unsere Beratungen. (Lebhafter Beifall.) Ende 3 Uhr nachmittags. Ein Besuch bei Friedrich Nückert. Von Heinrich Minben (Tvcsdcn). Ein Besuch Hei Friedrich Rückest? Vorüber . . . Wozu heute davon rciden? Ist nicht die Gegenwart reich genug an neuen Ereignissen und Erscheinungen, neuen Fragen, neuen Dichtern? Mag sein. Aber irgendwie bleibt der Zusammenhang mit der Vergangen heit dcn-noch stets wach. Dieselbe Sonne scheint wie damals, der gleiche Mond strahlt silbern durch ruhelose Abcndwolken, die nämlichen Sterne glitzern am nächtlichen Himmel. Und die Gcidankcn der Men schen, angenblicksschmer oder zukunftsschwanger, tauchen zuzeiten hinab in das Meer des Gewesenen. Einige Blätter wehte mir der Zufall in die Hand, vergilbt und knisteritd, als hätte sie der Wind aus herbstlicher Baumkrone herbci- getragcn. Als ich jedoch näher hinsah, fand ich, daß sic beschrieben waren: Seiten Papiers, die trauliche Schriftzttgc aufwicsen. Mein Großvater Minden (ein ostpreußiischer Landwirt) schilderte darnuf seinen Besuch bei Friedrich Nlickert. 15. August 1865 Ein Hochsommertag in Neuses. Ringsum, nah und fern, wahrhaft fürstliche Pracht: die Feste Colnirg mit Sälen und Sammlungen ohne Ende; Callenberg, das anmutige Lustschloß des regierenden Herzogs; Rosenau, der liebliche Sommevsitz der englischen Königin. Wie einfach dagegen, wie anspruchslos und ohne Schmuck das Heim Friedrich Nückerts! Bescheiden versteckte es sich unter breitem Laubdach und zeigte sich nur dem Suchenden. Durch das Baumgehogc des Gartens führte ein lauschiger Weg zum Wohnhaus. Diesen Pfad entlang schritt der Dichter, siebenund- siebzigjährig, des Augenlichtes fast beraubt. »Großgewachsen, in gerader Haltung kam er daher. Die langherabwallenden dunklen Haare waren nur wenig durch das Alter gebleicht. In den Gcsichtszügen lag tiefer Ernst: Stürme des Lebens und nie rastende Gedanken hatten die hohe Stirn durchfurcht. In der ganzen Erscheinung gab sich Einheit und ungefuchte Originalität kund.« Und weiter heißt es: »Sie sind ein Ostprcnße«, sagte Nückert, »Es ist meiner Beachtung nicht entgangen, wie gerade dort in der Grenzmark vielfach bedeutende geistige Elemente gewirkt haben. Ich konnte mir das nur durch eine ruhige, ungehemmte Entwicklung er klären und wünsche an dieser Auffassung festzuhalten. Eine solche ist mir und meinem Sein sympathisch.« Nach kurzer Begrüßung durch die Familie des Hausherrn — ein blondgelocktes Enkelkind, von der Wärterin in einem Wagen ge zogen, schien ihn besonders zu erfreuen — ward ein kleiner Spazier gang über naheliegende Felder angctreten. »Sie wissen vielleicht«, bemerkte der Dichter, »daß ich für die Landwirtschaft stets ein reges Interesse gehabt habe«. Und er erkundigte sich eingehend nach den Anbauverhältnissen in Ostpreußen. Danach kam die Rede auf Kant, auf Religion und Politik. Zum Schluß dann erzählte Nückert von seinem viclbewogten Leben. Er deutete an, wie schwer es ihm sei, sich seinen Zeitgenossen verständlich zu machen. Sein hohes Alter bringe cs mit sich, daß er in Tagen wurzle, die längst gervesen sind. Durch das Erlöschen des Augenlichts schwänden für ihn, äußerlich, mehr und mehr auch die Wunder der Natur. Die Wanderung führte am Grabmal Moritz August von Thüm- mels (des inzwischen fast Vergessenen) vorüber. »Tort ist ebenfalls ein Dichter zu finden, jedoch ein toter«, erklärte der Greis, »und ich wünsche jetzt oft, fo weit zu sein wie jener«. Wenige Monate später, am 31. Januar 1866, ist seine Sehnsucht in Erfüllung gegangen. Friedrich Schulze: Das Stadtgeschichtliche Dtuseum. (Leipziger Museumsführer,> Leipzig: H. Haefsel 1922, 8°, (103 S. mit 14 Mb.) Ladenpreis drosch. 50,- Mk, Auch die Not der Kultur- und Bildungsstätten hat ihre Lichtseiten. An Stelle eines beschaulichen Dahindämmcrns, eingchullt in bas Mäntel chen einer repräsentativen Daseinsberechtigung, gilt cs heute stir viele kulturelle Einrichtungen, die Notwendigkeit und die Früchte ihrer Existenz greifbar W beweisen. Die Bemühung«,,/ solche Stätten der Öffentlichkeit in erhöhtem Maste nutzbar zu machen, das stark- Werben um Benutz«! und Besucher sind wohl nicht zuletzt dem Kamps ums Toset» zuzuschreiben, der jetzt von Bibliotheken, Museen und ähn lichen Instituten ausgcfochten werden must. Er führt über die ver trocknete Tradition zum Leben, Als eine lebendige Frucht ernster Museumsarbeit kann der vor liegende Führer durch das Stadtgeschichtliche Muse-um zu Leipzig an- gcsprochcn werden. Seine Erwähnung im Börsenblatt erscheint wün schenswert. Einmal, weil die G e s ch i ch t c b e s B n ch h a n d e ls eng mit der Geschichte Leipzigs verknüpft ist, »nb zum anderen, weil er cs veodient, als Muster eines Buchtyps gewürdigt zu werden. Der Buchhandel hat im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzigs im Verein mit dem Buchdruck einen besonderen Raum und im Führer deshalb einen besonderen Abschnitt erhalten. Dir Magnete buchgeschicht licher Ausstellungen, die Inkunabeln, sind freilich spärlich vertreten, diese können in Leipzig im Museum für Buch und Schrift studiert werden, aber trotzdem bietet sich auch im Stadtgeschichtlichen Museum für den bildiiugsbesltssenen Buchhändler mancherlei und reizvolles Anschauungsmaterial: Material über den Leipziger Buchdrucker und Papicrhändler Kachelofen snm lövv), Kalendereinblattdrucke, Ncfor- mationsstreitschristen, Drucke des 16. Jahrhunderts, Bilder bekannter Leipziger Buchhändler wie Gleditsch, Göschen, Teubncr, Brockhans und Fleischer, und der Sonderraum und Sonderabfchnitt »Kupferstiche des Kreises um Oeser« mögen zur Charakteristik genannt sein. Diese und die übrigen Ausstellungsgegenstände werden dem Be sucher durch die einzelnen Aussätze des Führers nähergebracht, die keine trockene Aufzählung oder kurze Beschreibung von Nummern, sondern kii l tu r g efch i ch tl i ch e Längs- und Querschnitte durch die V c r g a II g e n h e i t L e i p z i g s bilden. Das Verständnis für die geschichtlichen Zusammenhänge wird dadurch gefördert, das Naritäteniiiteresse zurückgedrängt. Am Anfang eine mehrere Seiten umfassende Einleitung »Gruitdzllg! der Leipziger Entwicklung- und daran anschließend die eigentliche gruppenweise Behandlung des Stoffes: neben »Buchdruck und Buchhandel« tl. a. »Musil-, »Wagner- raum-, »Theater-, »Literatur-, »Universität und Studententum«, »Wirtschaftsleben« und »Hand«! und Messen«. Am Schluß unter »Winke zur stadtgeschichtlichen Weiterbildung- Hinweise auf die in Frage kommenden Buchveröfsentlichungc» und ein ausführliches Re gister. Tie Ausstattung, wie bei allen Haesselschen Verlags'kindcrn, lobenswert. K ur t K l e i sch h a ck. Mine Mitteilungen. Jubiläum. — Die Buchhandlung N. Trenkel in B e r l i n besteht am 20. November 50 Jahre. Ihr Gründer war Cnrt Reinhard Trenkel, der am 20. November 1872 in Berlin eine Buchhandlung er richtete und 1874 Gustav Engelmann als Teilhaber anfnahm, wodurch die Firma sich in Trenkel L Engelmann änderte. 1879 trennten sich die Teilhaber wieder und Reinhard Trenkel führte die Firma weiter, bis er sic am 8. November 1914 an seine Söhne, bie Herren Hellmnt und Erich Trenkel abgab. Das Geschäft hat sich vorwiegend mit dem Vertrieb jeglicher, besonders wissenschaftlicher Literatur gegen Ratenzahlung besaßt und cs -darin zu hoher Bedeutung — weit über das Weichbild Großberlins hinaus — ge bracht. Es hat manchem Gelehrten in seiner Studentenzeit dazu ver- holfen, sich eine Bibliothek und damit das zu seinem Beruf nötige Rüstzeug anzuschaffen, und es hat dabei großzügig 'darüber hinweg- gesehen, wenn einmal die fällige Rate nicht gleich zur Stelle war. Einen dankbaren Kundenkreis im ganzen Deutschen Reiche Hai sich die Firma mit der Zeit erworben, ans dem uns Briefe vorlicgen, in denen Männer in Amt und Würden dankbar der Jnbelfirma gedenken, von der sie während ihres Studiums ihre Bibliothek erworben haben. Daß ein solch umfassender Betrieb in der Kriegs- und der noch' schwereren Nachkriegszeit gelitten hat, ist zwar natürlich, aber dennoch unterzieht sich die Firma unverdrossen ihrer Kulturarbeit, und wir wünschen ihr zu ihrer Jubelfeier, daß bald bessere Zeiten für den Natcnbuchhandcl kommen möchten. 1637
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