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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.10.1922
- Strukturtyp
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- 1922-10-26
- Erscheinungsdatum
- 26.10.1922
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- Deutsch
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VörseLLlatt f. ». Lisch», vuchbandel. Redaktioneller Teil. 251, 26. Oktober 1922. »Ich kenne die Msichten der Regierung nicht, aber ich mißbillige sie«. Der Floh ist ein gescheiter Kerl, denn wer ahnt, was hinter Paetels düsterem Asketenantlitz und Meiners Tyrauncnmaske für «schwarze Gedanken gewälzt werden? Überhaupt die arme Negierung! Da macht es keinen Unterschied, ob sie monarchisch oder republikanisch ist, ob ein Geheimer Hof- und Kommerzienrat oder ein Neichsbevoll- mächtigter verordnet. Wenn schlechtes Wetter ist, macht der Deutsche die Negierung verantwortlich und schickt ein Eingesandt ins Börsen blatt. Bismarck — ich schenke das Zitat Herrn Nitschmann für seine nächste Tischrede — hat am 15. July 1862 au Roon geschrieben: -Wie sind wir Deutsche doch in den Ruf schüchterner Bescheidenheit gekommen? Es ist keiner unter uns, der nicht vom Kriegführen bis ;um Hundeflöhen alles besser verstände als sämtliche gelernten Fach männer«. Bismarck hat von seinen Landsleuten auch behauptet, am liebsten hätte jeder seinen eigenen Fürsten. In unserer republikanischen Zeit begnügt >sich jeder mit seiner eigenen Schlüsselzahl. Und wie jener preußische Musketier in der Bundesgarnison Mainz einem sächsischen Kanonier eine Ohrfeige gab mit den Worten: »Mein König ist mehr wert als deiner!«, so hält ein Verleger seine Schlüssel zahl 30 für höherwertig als die 110 des Börsenvereins, was das Publikum jedenfalls mehr freut als die Konkurrenz. Überhaupt herrscht nirgends die naturgemäße brüderliche Gesinnung. Was wird erst für ein Gekläff losgehen über die »Allgemeinen Gelschäftsgrundsätzc für die Mitglieder des Deutschen Verlegervereins«, die doch bloß den ein zigen Fehler haben, daß sie keine Erfindung des Gildevorstandcs sind. An sich iväre der Hund ja ein ganz anständiges Tier, wenn er nicht so vermenscht wäre. Und unter den Menschen, vor allem unter den Buchhändlern, sind leider gar viele schlimme Gamelone, die »es nur verstohlen sprechen: »Wär' ich mit guter Art davon, möcht' euch der Teufel holen«. Im Zitieren bin ich übrigens Or. de Gruyter über: Er zitiert oft schöne und unbekannte Sachen richtig, und ich zitiere selten, aber bekannte Sachen und falsch. Ich muß das hier sagen, denn es paßt nicht recht zu dem sonst so zutreffenden Bilde eines un praktischen Theoretikers, das mein Freund Eduard Urban zu Jahres beginn von mir entworfen hat, als ich die Wiederherstellung des zu schlagfreien Ladenpreises skeptisch beurteilte. Schweigen wir davon, wie es damit heute aussieht, und gönnen wir dem tapferen Preis standartenträger vom Lauenfteiner runden Tisch die 50°/» Dcuerungs- zuschlag, die ihm Herr von Berchem auf seine 3000 Mark für 571 Seiten Keyserling hiuaufkuallen wird. Die Welt ist eben schlecht, und es be darf langjähriger Eugenik, bis die Kalkulatorenlgesichter von der »Sonne innerer Schonung« erleuchtet und vom »kosmogonischen Eros« ange- lrieben werden. Auch ich habe jahrelang Ochsen und Schafen, Gänsen und Enten, Wölfen und Hyänen Moral gepredigt; selbst das hat wenig geholfen. Und wenn ich mit Enge«lszungen — nein, die sind etwas abgebraucht —, und wenn ich nach Clausewitz das »System der Aus hilfen« Hänschens von der Pleiße beisäße, des vielgewandten Stra tegen, Taktikers, Organisators, Finanzministers, unseres Reineke Fuchs in der buchhäudlerischeu Arche Noah, und wenn ich so viele durch schlagende Gründe vortragcn könnte, wie Häuschen von der Spree nach Mitternacht saftige Witze, und wenn ich soviel Unsinn reden könnte als die geschmeidige Katze, das gescheiteste Tierchen des Börscnvcreins, den Vorstand nicht ausgenommen, in dem bekannten Sitzungszimmer zu protokollieren gewohnt 'ist — (wir finden diese Äußerung unseres geschätzten Mitarbeiters etwas frivol. Red.). — Lieber vr. Menz, wären Sie nicht solch ein mandarinierter Treiviertelschinese, dann hätten Sie mich ausredcn lassen; fo sind Sie schuld, wenn ich jetzt Schluß mache, beim ich habe meinen Nest von guten Gedanken vor lauter Schreck vergessen. Ich wollte etwas non tönendem Erz und klingender Schelle sagen, aber es paßt nicht; denn ich habe der Liebe: der Liebe zu meinen Berufsgenossen, denen es wie mir wirklich hundeschiecht geht, und denen ich das gute alte badische Wort zu brülle: »Nix for ungut!« Neuerscheinungen des Bildungsverbandes der Deutschen Buchdrucker. G. m. b. H. Geschäfts- stelle Leipzig, Salomonstr. 8, Postscheckkonto 53430. Im Börsenblatt ist wiederholt mit Genugtuung aus di« außcr- crdentliche Rührigkeit dieses Bildungsverbandes, der sich aus Arbeit nehmern, und zwar aus Mitglieder» des Verbandes der Deutsche» Buch drucker, zusammensetzt, hlngewicsen worden. Es muß anerkannt wer den, daß der Bildungsverband zur Veredelung und wirtschaftlichen Hebung der graphischen Künste und namentlich des Bnchdruckgewcrbcs wesentlich beiträgt, und daß er weder Mühen noch Kosten scheut, seine Mitglieder zu schulen und sür ihre Weiterbildung und künstlerische Er- 1498 ziehung zu sorgen. In erster Linie geschieht dies durch die allmonat lich im eigenen Verlag erscheinenden »Typographischen Mitteilungen». Auch der Ertüchtigung des Nachwuchses, der Lehrlinge, nimmt sich der Bildungsverband nachdrlicklichst an, u. a. durch die Herausgabe einer Fachzeitschrift »Der Jungbnchdrucker-, die aber leider im Gegensatz zu den »Typographischen Mitteilungen, nicht sreigehaltcn wird von rein gewerkschaftlichem und namentlich parteipolitischem Beiwerk. Diese Zeilen sind vorausgeschickt worden, um dem Leser Gelegenheit zu geben, das Tätigkeitsgebiet des Bildungsverbandes zu überblicken und eine bessere Grundlage zur Bewertung der nachstehenden Bespre chung zu erhalten. Diesmal wartet der Bildungsvcrband gleich mit vier Neuerscheinungen aus. Zunächst seien die Borlagen- tasel» zum Schriftschreiben erwähnt, die der Meisterhand des verstorbenen Akademikers und Praktikers Alb in Krauß ent stammen lPreis 39— Mark). Es handelt sich um zwölf Tafeln, die mit leichten Übungen cinsetzen und dann methodisch weiter bauen, und die künstlerische Eigenart a» keiner Stelle vermissen lassen. Was mit diesen Vorlagentafeln erstrebt werben soll, kommt ganz zutreffend in dem ausführlichen Geleitwort zum Ausdruck, ivo es u. a. heißt: »Wer an der Hand dieses Lehrganges seine Übungen zu Ende führt, wird ein Schristke nne r und Schriftschre i ber zugleich und ist dann in der Lage, jede vorhandene Drucktype nachzuschreiben. Damit ist der eigent liche Zweck der Schriftlibungen erreicht: die Herstellung einer Skizze z» erleichtern und die Schönheit und den Wert einer Schrift kennen und beurteile» zu lernen-. Die zweite Neuerscheinung ist «in 72 Seit«» umfassen der Oktavband, betitelt: Die Kalkulation von Druck - arbeiten. Von Emil Hall »pp. Neubearbeitet unter Berück sichtigung des Deutsche» Buchdruck-Preistarifs nach dem Stande vom l. April 1922. Mit einer Preisanstellung gangbarer Drucksachen, 5. Auslage. Preis KV Mk. Der Verfasser, der aus dem Gebiete des Bnch- druck-Prcistarifs sich genau auskennt, betont in der Vorbemerkung zu der vorliegenden Ausgabe, daß die Se l bstl o st e n b e r e chn u n g verhältnismäßig kurz behandelt wurde, da hierfür sich heute eine sesteFo rm kaum schaffen lasse, »well die Prodnktions- verhältnisfe eine ganz anders geartete Berechnung verlangen-. Diese Ansicht ist ganz richtig, es ergibt sich aber auch die logische Schlußfol gerung, daß deshalb der ganze Aufbau des Deutschen Buchdruck-Preis- tariss sich ans Schätzungen ausbauen muß, hzw. aus einem hieraus er zielten Kompromiß. Preisabweichungeu — oft erheblicher Natur — auf Grund der s e l b st ermittelten Gestehungskosten und nicht auf Grund der schematischen Anlehnung an den Preistarif sind daher selbstver ständlich »nd müsse» unter Berücksichtigung der gegenwärtigen wirt schaftlichen Verhältnisse Tag sür Tag zunehme». Wir empfehlen die Anschaffung dieses Buches, das dem Verstehen und der Einführung in den Prclstaris bestens Rechnung trägt. Auch für den Buchhändler wird das aufmerksame Studium dieses Buches von großem Nutzen sein und die Nachprüfung von Offerten leichter ermöglichen. Der Verfasser hat sich einer populären Sprache befleißigt, die es auch dem Nichtbuch drucker ermöglicht, den Ausführungen und Berechnungen zu folgen Die dritte Neuerscheinung ist betitelt: Spieße, ihre Ursachen und ihre Beseitigung. Von RichardKopp- Elberfeld und Kurt Resch - Leipzig. Geprüft von der Zentralkommission der Ma schinenmeister Deutschlands in Berlin. 44 Seite». 8". Preis 15.— Mk. — Unter »Spieße- versteht der Buchdrucker das Hochkommen und Mii- drucken des zur Herstellung der Lcerräume zwischen den Wörter» usiv. und zum Halt des Satzes erforderlichen sogenannten Ausschlußmalerials, »Spieße- beeinträchtigen mehr oder weniger den geregelten Fortgang des Druckes, verunzieren die Auslage und erzeugen oft genug Makulamr. Es ist daher begreiflich, daß die Maschinenmeister jso nennt man die Drucker) diesem Ubelstandc bon jeher ihre besondere Aufmerksam keit schenken und ihm heftigste Fehde angesagt haben- ausgerotiet werden konnte er allerdings bis zur Stunde noch nicht. In dem vor liegenden, mit einer Anzahl Abbildungen versehene» Büchlein ist nun alles zusammengetragen worden, was die Spießebildung begünstigt und was zur Abstellung des Übels beitragen kann. Ein spießefrcies Buch oder eine sonstige Drucksache zeugt stets von einer guten Beobach tung des Druckverlaufs. Als vierte Neuerscheinung fei noch ein von H. Schiller verfaßtes 18 Oktavseitcn starkes Heftchen erwähnt, bctttcl: Praktische An weisungen zum F a r b e n m i f ch e n. Preis 15,— Mk. Die Aus führungen befassen sich mit den Bestandteilen, der Herstellung und dem Mischen der Farben. — Die Neuerscheinungen des BildungSoer- bandes müssen als eine brauchbare Bereicherung der graphischen Fach bibliothek bewertet werden, die auch in den Privatbllchereien der Graphiker und Buchgewerbler nicht fehlen sollten.
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