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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1922
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- 1922-08-16
- Erscheinungsdatum
- 16.08.1922
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lg», Ik. August IS22. Redaktioneller Teil. letzten Jahrzehnt wieder zu Ehren gekommen, doch hängt cs nicht allein damit zusammen, daß die seinen Namen tragenden Origi nalausgaben neuerdings viel gesucht werden. Da ist der Ein flug der Fichtebibliographie Friedrich Meyers deutlich zu spüren, die den Altbuchhändlcrn und Bücherliebhabern die Orien tierung erleichtert hat. Immer, wenn eine Bibliographie-Mono graphie erscheint, pslegen die Preise rasch zu steigen, dann aller dings auch späterhin wieder zu fallen, nachdem sich das Sammelgut vermehrt hat uird die Sammlungen sich mit ihm versehen haben. Jedenfalls aber ist die Bibliographie immer ein ausgezeichnetes Mittel, um einen Autor in die bibliophile Mode zu bringen. Ein anderes Mittel, einen Autor bekannt zu machen, ist die Selbstanzeige. Wenn sie, aus wenige Zeilen eingeschränkt, nur eine Erklärung an die Leserschaft bleibt, was der Verfasser mit diesem oder jenem Werk beabsichtigt habe, kann sic schon wichtig genug sein, sofern er es versteht, darin eine Inhaltsübersicht sei nes Werkes, dessen äußeren Ausbaues, dessen Stofsglicderung, des sen Problemstellungen und ihrer erstrebten Lösungen zu bieten. Noch wichtiger ist sie jedoch, wofern der Verfasser alle seine Ver öffentlichungen in ihrem inneren Verhältnisse zum Ganzen sei nes schriftstellerischen Werkes erläutert und so eine Einleitung in dieses gibt, die den Leser, der ihn nicht kennt, kurz darüber unterrichtet, was den Inhalt der verschiedenen Hauptwerke eines Verfassers ausmacht. Hätten wir eine Sammlung solcher Selbstanzeigen aller Philosophen von Rang, sie wäre die beste Geschichte der Philosophie, die sich ausdenken ließe, die viele Kommentare und Kompilationen überflüssig machen würde. Es ist daher die glückliche Verwirklichung eines guten Gedankens, das wenigstens für die deutsche Philosophie des zwanzigsten Jahrhunderts zu versuchen. Die deutsche Philosophie der Gegenwart in Selb st dar st el- lungen. Mit einer Einsührung herausgege ben von Raymund Schmidt. Leipzig, Verlag von Felix Meiner, 1921 (bisher erschienen Band I und II, die Selbstdarstellungen von Paul Barth, Erich Becher, Hans Driesch, Karl Joel, A. Meinung, Paul Natorp, Johannes Rehmke, Johannes Volkelt, Erich Adickes, Clemens Baeumker, Jonas Cohn, Hans Cornelius, Karl Groos, Alois Hoesler, Ernst Troeltsch, Hans Vaihinger, enthaltend) wird denen, die für das Philosophieren ihrer Volks- und Zeitgenossen Interesse haben, auf die bequemste und beste Weise die Philosophen per sönlich kennen leinen lassen und über deren Philosophiesysteme unterrichten. Das Für und Wider der kritischen Referate, die Mannigfaltigkeit der Kontroversen und Probleme in der fach- wissenschaftlichen Literatur trübt dem in philosophischen Diskus sionen Ungeübten, dem es ohnehin versagt bleibt, sich rasch in der Fülle der sich ihm eröffnenden Gesichte zurechtzufinden, den Blick, und er versucht es gar nicht erst, selbst seine Stellung zu allen diesen Denkrichtungen und Denkweisen auszufinden. Nimmt er die ansehnlichen Bände der Selbstdarstellungen zur Hand, so gewinnt er nicht nur einen raschen überblick, seine Anti- pathien und Sympathien werden bereits durch die Art und Weise erregt, in der die einzelnen ihre Lehrmeinungen bortragen, er hört sie selbst reden, er sieht sie im Bildnisse, und diese erste Be kanntschaft weist ihm vielleicht den lange gesuchten Weg zu sei nem Philosophen. Man möchte sich dergleichen Sammelwerke bleibenden literarischen Wertes auch für andere sachwisscnschast- liche Gebiet« wünschen und man könnte sich sogar denken, daß sie sich auch in der Form eines buchhändlerischen Propaganda mittels verwirklichen ließen, in der eines gemeinschaftlichen Ver lagsverzeichnisses der großen wissenschaftlichen Verlage. Anfangs würden die ältesten, die namhaftesten Verfasser hervortretcn, all mählich würde in der anwachsenden Bandreihe derartiger Meß oder Weihnachtsverzeichnisse auch ein Ausgleich zugunsten der jüngeren Rachstrcbenden stattfindcn, und schließlich könnte eine unabhängige Leitung des Ganzen dafür sorgen, daß nicht die geschäftlichen Sonderwünsche die wissenschaftliche Zuverlässig keit stören. Doch bleibt diese Gefahr gering, weil die führenden Männer einer Wissenschaft bekannt genug sind, um nicht über gangen zu werden. Ein Buchhändler kann seine Ware nicht anders verbreiten, als datz er sie ausbietet. Wie soll das Buch seinen richtigen Mann finden, wenn dieser nichts von ihm er fährt? Arthur Schopenhauer hatte seinem Verleger Brockhau» jede anpreisendc Empfehlung seiner Werke verboten und damit selbst deren Verbreitung aufgehalten. Als er dann freilich doch berühmt wurde, hat der große Philosoph cs seinen -Evange listen- zur Pflicht gemacht, ihm ja eiligst alles, was über ihn geschrieben wurde, zu übersenden. Er würde, daran gewöhnt, daß auch sein Verleger für ihn warb, als Greis vielleicht weni ger in eine gewisse Überschätzung der -Kritik- Versalien sein, mochten auch seine Motive, alles kennen zu lernen, was über ihn geschrieben wurde, weder das Lobesverlangen, noch die Neu gier gewesen sein. Ein Jahr nach seinem Tode gab sein Testa mentsvollstrecker Wilhelm Gwinner seine Biographie heraus, die zu den allerbesten Biographien gehört, die wir in deutscher Sprache haben, die ein Buch geworden ist, in dem Schopenhauer leibhaftig weiterlebt und an dem er selbst einen nicht geringen Anteil hatte, denn sein Biograph und Testamentsvollstrecker hat nicht allein die Gespräche eines mehrjährigen nahen Verkehrs für sie verwertet, sondern auch Aufzeichnungen des Philosophen, die dann nach dessen Bestimmung zu vernichten waren. Man darf in dieser Beziehung die Schopenhauer-Biographie Gwinners mit Boswells Johnson vergleichen, während sie in einer anderen sogar jenem klassischen Werke der englischen Literatur noch über legen ist. Denn Boswell war ein autoritätsgläubiger Verehrer seines Helden, Gwinner jedoch mit seinen philosophischen Über zeugungen kein Anhänger Schopenhauers. Das brachte in seine Lebensbeschreibung trotz ihrer raschen Niederschrift und Ver öffentlichung unmittelbar nach Schopenhauers Tod schon etwas wie eine historische Perspektive hinein, indessen ihre Unmittel, barkeit nichts verlor, weil Schopenhauer selbst noch auf so vielen Seiten des Buches sprach. Vorzüge, die in späteren Auflagen, die erweitert und verbreitert, die stofflich vermehrt wurden, sich minderten. Die Erneuerung jener ersten Fassung ist daher dank bar zu begrüßen — die erweiterten späteren Fassungen kamen ohnehin schon der Schopenhauer-Forschung zugute —, um so mehr, als mit ihr auch einJneditum zum ersten Male veröffentlicht wurde, das für den besonnenen Blick des Knaben Schopenhauer ein schönes Zeugnis ablegt, das »Journal einer Reise von Hamburg nach Carlsbad und von dort nach Prag; Rückreisenach Hamburg. Lo. 1 800-, dazu das einzige erhaltene Liebesgedicht Schopenhauers, das vermutlich an Caroline Jagemann 1808 oder 1809 gerichtet wurde. (Arthur Schopenhauer aus persönlichem Um gang e d a r g e st e l l t. Ein Blick aussein Leben, sei nen Charakter und seine Lehre von Wil helm Gwinner. Kritisch durch gesehen und mit einem Anhang neu herausgegeben von Charlotte von Gwinner. Leipzig, F. A. Brock haus, 1922.) Gleichzeitig mit dieser bisher besten und in ihrer Eigenart unübertrefflichen Biographie des Philo sophen erschien die Autobiographie desjenigen -Philosophcnpro- fessors«, der sich um die Schopenhauer-Forschung und um die Verbreitung der Philosophie Schopenhauers die größten Ver- dienste erwarb: Paul Deussen, Mein Leben. Heraus- gegeben von Erika Rosenthal-Deusscn. Leip- z i g, F. A. Brockhau s, 1922. Wer den behaglichen, gelehrten und liebenswürdigen Mann gekannt hat, der auch zu den engeren Jugendfreunde» Friedrich Nietzsches gehört hat und der durch aus kein pedantischer Stubenhocker gewesen ist, weiß von vorn- herein, daß er in diesen Blättern nichts von jener grämlichen Weltschmerzlerei finden wird, die mancher »Optimist« gern bei dem »Pessimisten« vermuten möchte. Vielmehr wird man in ihnen die innerlich freie und heitere Darstellung eines deutschen Gelehrtenlsbens lesen, das auch äußerlich nicht in den engen Bereichen einiger Universitätsstädte verlief, sodaß der Lebens- bericht in buntem Wechsel mancherlei Länder und Menschen zu erwähnen hat. Sodann aber in den wissenschaftlichen Teilen des Buches, die es mit der Entwicklungsgeschichte der eigenen philo sophischen Anschauungen des Verfassers der bekannten groß- angelegten Geschichte der Philosophie zu tun haben, eine bis in die Gegenwart hineinreichende Darstellung des Nachlebcns Schopenhauers und seines Werkes erkennen, weshalb denn, mutatls matanckis, Deussens Autobiographie ein Supplement von II7S
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