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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1922
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- 1922-08-16
- Erscheinungsdatum
- 16.08.1922
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Redaktioneller Teil. IS», 16. August 1922. leben Deutschlands seit 180» von R o b. Rre- mann. Dritte, völlig umgearbeitcte Auflage. Leipzig, Dieterich sche Verlagsbuchhandlung, 1922.) Man kann manches gegen sie einwenden, einen Haupt vorzug wird man ihr zugestehen müssen: der Verfasser hat den Mut, für seine Meinung einzutreten, auch wenn er dabei mit den geltenden Weltmaßstäben in Widerspruch gerät. Manch anderer, der auch aus die Selbständigkeit seines Urteils nicht verzichten will, zieht es vor, nach Ausgleichungen zu suchen, Übergänge zu vermitteln. Darauf hat Riemann, -wie es scheint, bewußt ver zichtet. So ergeben sich auch sür -den, der da oder dort andere Ansichten hegt, Anregungen mannigfacher Art, denen er mit Ver gnügen folgen wird. Die Abneigung gegen den Heroenkultus, die etwa bei der Charakteristik Hebbels auf eine sehr beachtens werte psychologische Erklärung der von diesem Dichter eingc- schlagenen Richtung führt, ist nicht ganz ohne einige Nüchtern heit, sodatz sie leicht zu einer Abwehr der Kunst im Schrifttum wird. Es ließe sich dabei an Menzel denken, der einer Art De mokratisierung der Literatur das Wort geredet hat, deren Kosten das Genie zugunsten des geistigen Mittelstandes tragen sollte. Auch der Versuch, sich mit der neuesten Dichtung auseinandcrzu- setzen, ist begrüßenswert, obschon die Verteilung von Licht und Schatten gelegentlich die scharfe Unterscheidung der verschiede nen Größenverhältnisse verwischt. Aber -sich in dem Irrgarten der neuesten und allerneuesten —ismen zurechtzusinden, schon jetzt in dessen Hauptbau zu gelangen, wo sich die zusammen- sinden, die Bleibendes leisteten, die mit berechtigtem Stolz die Antwort erteilen könnten, die vor Jahrzehnten eine Berühmtheit auf die" Frage, was für ein —aner er sei, gab: »ich bin selber Aner«, ist nahezu noch unmöglich. Mit Geschmack und metho discher Sicherheit ausgerüstet, bietet sich dazu als Führer an: Die neue Lyrik. Eine Einführung in das Wesen jüngster Dichtung von Rudolf Wolfs. Leipzig, Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, 1922. Es ist erklärlich, daß bei allen vermeintlichen Literaturrevolutionen in den alten und neuen Lagern das Thema »Genie und Wahnsinn- ausgiebig erörtert wird, zumal da bst derartigen Diskussionen, seitdem Möbius auch die Pathographie zu einer literaturwissen- schastlichen Angelegenheit gemacht hat, für dergleichen Erörte rungen ein sehr weiter Spielraum zu bleiben scheint. Eine scharfe Begrenzung dieser Betrachtungsart, gehaltvoll kurz, Verwirrun gen aufräumend, bietet: K. Schneider, Der Dichter und der Psychopathologe. Mit einem Literatur nachweise. Köln, Rheinland-Verlag, 1922. Der Laie lasse sich nicht dadurch abschrecken, daß diese kleine Schrift der Druck eines vor Medizinern gehaltenen Vortrages eines Do zenten für Psychiatrie ist, sie ist leicht verständlich und gibt vor allen Dingen eine feste wissenschaftliche Grundlage für die all zuoft in Phantasien ausartende Psychopathologie des Dichters und der Dichtung. Auch die kleine ihr beigegebcne Bibliographie wird gute Dienste leisten. An dieser Stelle ist auch ans zwei sehr lennenswcrte Veröffentlichungen zu verweisen, die mit einem frllhvcrstorbenen Wiener Maler bckanntmachcn und nicht allein einen Einblick in das Leben einer ringenden Künstlerseele gewähren, sondern auch ein nicht gerade erbauliches Excmpel für das leidige Kapitel -Erotik — Justiz - Kunst- sind: Er innerungen an Egon Schiele. Marginalien zur Geschichte des Menschentums eines Künstlers von Arthur Roeßler. Wien, C. Konegen, 1922, und Egon Schiele, Im Gefängnis. Aufzeichnungen und Zeichnungen. Herausgegeben von Arthur Roeßler. Wien, C. Kon egen, 1922. Insbesondere die Aufzeichnungen und Zeichnungen aus dem Gefängnis haben trotz ihrer Schlichtheit und Zufälligkeit auch einen nicht geringen literarischen Wert, sie ließen sich, im nötigen Abstande und in ihrer Art, mit Wildes Zuchthausballade vergleichen. Die Gewohnheit, keine gute Gewohnheit, literarhistorische Kenntnisse mit Literaturkenntnissen zu -verwechseln, woraus dann der Verzicht auf das eigener Urteilen entsteht und die Vor liebe für das Handbuch, der mit einem: Srlbcrlesen macht fett! widersprochen werden muß, ist besonders für die Philosophie verbreitet. Wenn man auch nicht mitdenken will, man will 1178 doch immerhin mitsprechen und unterrichtet sich aus dem Kon versationslexikon oder einem Leitfaden. Auch die besten Dar stellungen -der Geschichte der Philosophie vermitteln nur deren Harrptwerke aus zweiter Hand, und sie sind insofern nicht unge fährlich, weil sich allzuvicle Leser mit ihnen begnügen, daher leicht in Denkverfahren und Denkweisen hincingeraten, die durch aus nicht die originalen jener Philosophen sind, von denen sie reden und die sie, ohne sie gelesen zu haben, zu verstehen glau- den. Das -Kapital- von Marx gehört im Deutschland unserer Gegenwart -Wohl zu den meistzitierten Büchern; wie viele von denen, die ständig auf dieses Werk Hinweisen, mögen es über haupt Wohl einmal in der Hand gehabt haben? Und wenn man sich durch die Philosophen selbst über ihre Philosophie unter richten lassen will, muß man, um sie zu verstehen, schon in ihre Lande gehen. Ganz gewiß, der -große- und der »kleine- Zeller sind für die Geschichte der griechischen Philosophie außerordent lich schätzenswerte Wegweiser. Trotzdem ist ihnen sür jemanden, der in das griechische Philosophieren in all seiner Ursprünglich keit hineingclangcn will, die Kompilation eines antiken mittel mäßigen Geistes, der zur Erhaltung seiner Gcdichtchen diese Richtigkeiten in Buchrollcn eines starken stofflichen Schwerge wichtes schloß, durchaus vorzuziehen. Otto Apelt, dem wir die beste deutsche Platollbersetzung verdanken, hat sich das Ver dienst erworben, des Diogenes Laertius Leben und Meinungen berühmter Philosophen (Leipzig, Verlag von Felix Meiner, Philosophische Bi bliothek, Band 53 und 54) deutschen Lesern in einer Über setzung zugänglich zu machen, die nicht nur eine höchst bedeut same wissenschaftliche Leistung ist, sondern auch die vielleicht unterhaltsamste Einführung in -das Philosophiestudium, die es in deutscher Sprache gibt. Denn indem dieser wackere Diogenes von überall ausschreibt, was er über die Lebensumstände und Lehrmeinungen der griechischen namhaften Philosophen zusammenstellen konnte, hat er uns ebenso ein Quellenwerk größter Wichtigkeit hinterlassen (das allerdings erst der Zu fall, der bessere Werke verloren gehen ließ, hierzu machte), wie auch ihm, dem antiken Menschen, leicht mögliche naturgetreue Wider spiegelungen der antiken philosophischen Literatur, die einem Menschen der modernen Zeit und ihrer anderen Anschauungs welt unmöglich sein würden. Daher wirkt dieses Ergebnis der Bücherwälzeroi eines alten Schriftstellers mit einer Ursprüng lichkeit, der wir uns nicht entziehen können; keine falschen, keine fremden Töne klingen in ihr mit. Es läßt sich da bequem beobachten, wie die Probleme der griechischen Philosophie sich bildeten, wie sie wuchsen, und schließlich müssen wir sogar dem Zufall dankbar sein, daß er gerade den Diogenes Laertius mit seinem Durchschnittskops in seinem Werke zwei Jahrtausende weiterleben ließ. Wäre er selbst ein Philosoph und nicht nur ein Philosophenhistoriograph gewesen, dann hätte er seinem Stoff weit weniger unbefangen gegenübergestanden, und das, was wir heute an ihm schätzen, sein Exzerpistentalcnt, wäre zurückgedrängt worden. Die von ihm bearbeiteten Auszugsblättcr, die er in den Rahmen seines Werkes schloß, lesen sich mit ihrem bunten In halt wie ein Novellenzyklus aus der Geschichte des menschlichen Denkens. Hätte man dem Diogenes Laertius eine solche Aufgabe gestellt, er hätte sie nicht schöner lösen können. Woraus dann schließlich die Annehmlichkeit für den Gegenwartsleser erwächst, auf einer philosophischen Reise in die Vergangenheit die Philo sophen selbst und nicht bloß ihre Philosophien kennen zu lernen. Der Diogenes Laertius ist ein ausgezeichneter Einsllhrer in die »Philosophische Bibliothek-, die in letzter Zeit mit manchem wertvollen Buche bereichert wurde, so mit denen der Lasso ti schen Ausgabe von Hegels Werken, indessen andere wichtige Neuausgaben außerhalb dieser bewährten Buchreihe erschienen, unter denen einige Erstdrucke Fichtescher Schriften nach den Handschriften (Der Patriotismus und sein Gegen teil. Patriotische Dialogen. H e r au s g e g e b en von Hans Schulz. Leipzig, Felix Meiner, 1918; Rechtslehre 1812. H er auS g e g e b e n von Hans Schulz. Leipzig, Felix Meiner, 1920) auch sür die Fichtebibljothck des Sammlers von besonderem bibliographischen Wert find. Fichte der Philosoph ist durch die Zeitströmungen im
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