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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.08.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1922-08-09
- Erscheinungsdatum
- 09.08.1922
- Sprache
- Deutsch
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Redaktioneller Te». timcnt die traurige Feststellung machen müssen, daß gegenwärtig die Portokassen, einst der Stolz der jüngsten Lehrlinge, mit nicht geringeren Summen monatlich abschließen als früher die Hai.pt- kasse. Dieses Ergebnis wird bei den meisten Kollegen etwa gleich sein. Dabei muß berücksichtigt werden, daß der Buchhänd ler für einen Prospekt oder Werbebrief, auf den hin vielleicht ein Buch von SO bis 200 -tt gekauft wird, das gleiche Porto aüszu- geben gezwungen ist wie der Automobilhändler oder Fabrikant landwirtschaftlicher Maschinen, dem ein Auftrag darauf >0- bis 50 000 .kt einbringen kann. In einem Zeitungsfachblatt fand ich im Herbst 1021 die durchaus glaubhafte Angabe, daß der Postctat der Firma Fried. Krupp A.-G. in Essen nicht mehr be trage als der vier mittlerer Tageszeitungen, überträgt man die- sen Vergleich auf ein paar mittlere Buchverleger oder größere Sortimente und vergleicht deren Reingewinne mit dem des Essener Betriebes, der jetzt etwa 90 000 Arbeiter und Angestellte be schäftigt, so wird man zu einem recht betrübenden Resultat für den Buchhandel kommen. Die Anzeige im Lokalblatt wendet sich aber nicht nur an den Einzelnen wie der Prospekt, der dem- tenigen zugeschickt wird, bei dem man Interesse voraussetzt, son dern sie wird auch von dem Teil des Publikums gelesen, den man allmählich heranziehen will. Die Kosten für allgemein gehaltene Anzeigen, z. B. vor Weihnachten, Ostern, Konfirmationen usw-, lassen sich durch ge- meinsames Inserieren bedeutend verbilligen. So finde ich in einer Thüringer Zeitung vom 18. Dezember 1921 eine Kollek tivanzeige, die eine drittel Seite Raum einnimmt, mit folg in dem Text: Das Buch ist das billigste Geschenk! Wir empfehlen für den Weihnachtstisch: (folgen Neuheiten, die jeder Buchhändler auf Lager hatte). Wir liefern alle von auswärtigen Firmen und Reisenden angebotenen Bücher zu gleichen bzw. . günstigeren Bedingungen. Die vereinigten .... er Buchhändler (folgen Firmenbezeich nungen mit voller Adresse). Diese Anzeige steht allein am Schluß der Beilage betitelt: -Aus meinem Bücherschrank», die durchweg Buchkritiken der Re daktion enthält. Im Winter wird sich auch folgender Text für eine gemein same Anzeige eignen, dessen Wirksamkeit ich für meine Sorti mente wiederholt erprobte: Blumen für die Dame als Aufmerksamkeit sind teuer und welken. Ein stets gern gesehenes und billiges Gelegenheitsgeschenk, das noch nach Jahren Freude bereitet, ist ein gutes Buch. (folgen Firmen.) Steht man so mit dem Zeitungsverlag des Ortes geschäft lich und mit den Schriftleitern persönlich in Verbindung, dann! wird das Blatt sich auch gern bereit finden, einmal eine Notiz über ein Sonderfenster der Buchhandlung im Lokalen zu der-! öffentlichen. Selbstverständlich beachte man im Hinblick auf den Raummangel der Blätter, und weil jede Zeile Satz Geld kostet, das Prinzip: Kürze — Würze. Alle so mit ihrer Orts- Presse in Verbindung stehenden Herren Kollegen haben z. B. mit den Sonderfenstern meines Verlages, wie ich aus Äußerungen entnahm und den eingesandten Belegnummern sah, nicht zuletzt durch die Aufnahme solcher redaktionellen Hinweise zumeist mit einem gleichzeitig aufgegcbenen Inserat ihre schönen Erfolge erzielt. Selbst die reichhaltigste Redaktionsbücherei verfügt selten über einen Etat, der dazu ausreicht, jedes Buch anzuschafscn, das der politische Schriftleiter, der technische oder der Handels redakteur zu einer raschen Information benötigt, der Musik oder Theaterrefercnt braucht, um eine Jahres- oder Opuszahl ^ nachzuschlagen, der Feuilletonist zur Hand haben möchte, wenn er einen Festartikel oder Nekrolog zu schreiben hat. An kleineren Blättern ist zudem der Alleinredakteur dies alles in einer Per son. Er wird es dankbar begrüßen, wenn man ihm dieses oder jenes Buch vom Lager zur Ansicht zur Verfügung stellt und er sich, ohne über seinen Etat kaufen zu müssen, über irgendeine Neuigkeit auf dem Gebiete der Technik, der Forsclymg usw. dureb rasches Nachschlagen unterrichten kann. Er dagegen wird gern bereit sein, den Freund Buchhändler daraus hinzuweisen, daß er sich mit Heimatliteratur versieht bzw. sie ins Fenster bringt, wenn er eine Hcimatbeilage vorbe reitet, einen heimischen Dichter zu Worte kommen läßt oder feiert. Den letzten großen Mordprozcß, in dem die Frage eine Rolle spielte, ob es möglich sei, einen Menschen durch Suggestion zum Selbstmord oder Mord zu veranlassen, hatte auch mein Ortsblatt in längeren Berichten behandelt. Sofort wurde eine Reihe von Gerlings -Praktischem Hypnotiseur» ins Fenster ge bracht und ein Exemplar unter dem täglich ausgeschnittenen Bericht in Augenhöhe an die Scheibe gehängt. Der Erfolg war trotz des kleinen Vorortes ein geradezu verblüffender. Ein ähn liches Resultat erzielte ein süddeutscher Kollege, in dessen Stadt eine Hellseherin die Mordstelle und den Mörder, bevor beide entdeckt waren, im Wahrtraum gesehen haben und der Staats anwaltschaft Mitteilung gemacht haben wollte. Er stellte meine Broschüre »Mysterium des Traumlebens- mit der Buchbinde »Gibt es Wahrträume und Hcllsehen?» auf ähnliche Weise aus, sobald die ersten Berichte in der Ortspresse über die Angelegenheit er schienen. Diesen beiden im eigenen Verlag bzw. eigenen und befreundeten Sortiment erlebten Beispielen könnte ich noch eine ganze Reihe folgen lassen, muß es mir aber aus naheliegenden Gründen versagen. Es brauchen nicht gerade immer Morde die Veranlassung zu geben, die von der Presse auf den Gegenstand konzentrierte Auf- mcrksarnkeit des Publikums, und gerade auch des unfern Läden bisher noch fern gebliebenen, auszunutzen. Eine Wagner-Woche im Stadttheater, dieser oder jene Kongreß, eine politische Frage, kurz alles, was mehrere Nummern hintereinander die Spalten der Zeitung füllt, kommt dem geschickt operierenden Buchhändler zugute. Er wird dann auch bald dem mißtrauisch Respektvollen nicht mehr durch seine »Gelahrtheit» ein »Rühr mich nicht an» bleiben, sondern dem einfachsten Manne zeigen: »Hier erhältst du Aufklärung über eine Sache, die durch dein Leibblail ge- gangen und die dich und deine Kollegen eben beschäftigt». Das ist eine Erziehung zum Buch, ohne daß eine verstimmende Ab sicht zutage tritt. Allmählich wird man dann auch die im Laufe der letzten Monate schon etwas abgenutzte Reklameformcl »vom billigen Buch«, auch wenn sie noch immer durchaus zu Recht besteht, durch andere ersetzen können. Es ist z. B. in der persönlichen Unterhaltung mit dem Kunden auf die oft gedan kenlos hingeworsene Äußerung: Ach, so teuer! oder in der Presse die Frage zu stellen: »Läßt sich denn ein Buch überhaupt ohne weiteres nach Geldscheinen bewerten?» Im Vorwort zu mei nem Verlagskatalog wird diesen Herrschaften geantwortet: Das Material, Papier, der Druck, Einband gewiß; sein Inhalt jedoch schwerlich. Denn ein Werk, das alle Kräfte in seinem Besitzer wachruft, ciue Lektüre, die ihn vor Schaden und Enttäuschung in materieller wie auch seelischer oder gesundheitlicher Hinsicht be wahrt usw., der inhaltliche Wert solche» Buches ist zahlenmäßig durch Papicrscheine überhaupt nicht anfzuwiegen. Für solche Werke gilt das Wort: -Gute Bücher im Hause sind die ircuestcn Freunde und besten Lebensgefährten». Durch solche persönliche Aufklärung und direkt oder indirekt vcranlaßte Presseäußcrungcn nützen wir nicht nur unserem Buch- Handel, sondern erziehen auch wieder zu der unserm Volk leider gegenwärtig sehr fehlenden Hochachtung vor der geistigen Arbeit und ihren Werten. Zum Schluß bleibt mir nur noch der Hinweis auf de» -Büchertisch» der Ortszeitung. Wenn irgend möglich, bitte man den Schriftleiter, falls er uns persönlich bekannt, um recht zeitige vorherige Information, wenn er ein Buch ausführlicher zu besprechen beabsichtigt, damit es beim Erscheinen des Re ferats auch auf Lager ist. Strengste vertrauliche Behandlung solcher Mitteilung liegt im eigensten Interesse des Buchhändlers. In kleinere» Zeitungen findet man unter dem Kopf »Büchertisch« oder am Schluß der Literaturspalte die Notiz: »Alle hier be sprochenen Bücher sind in der Buchhandlung von G. Z. hier, N- IIS1
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