Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.08.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1922-08-09
- Erscheinungsdatum
- 09.08.1922
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19220809
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192208093
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19220809
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1922
- Monat1922-08
- Tag1922-08-09
- Monat1922-08
- Jahr1922
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«»q-nRU« f, d. rtlqn, «uchh-nd-I. Redaktionen» Teil. 184, g. August 1923. zum Buchhändler haben mutz. Man höre nur einmal aufmerksam hin, wenn von ihm in solchen Kreisen gesprochen wird. Immer mit einem gewissen Respekt: »Ja der kann mehr als abwiegen und verpacken, er ist ein halber oder ganzer Gelehrter- usw., ge rade wie der Apotheker, der auch höher in der Meinung dieser Leutchen denn der Kaufmann nebenan steht, schon des vielen Lateins wegen. Aber man geht nur zum Apotheker, wenn man mutz, und der hochgeachtete Buchhändler mutz es erleben, daß sich der Herr Nachbar aus der Umgebung des Orts sein Garten- buch oder Tierarzneibuch, seinen Roman beim Schreibwaren händler nebenan holt. Der erscheint zwar nicht so gelehrt, aber in dessen Laden fühlt er sich ungenierter. Neuerdings erwächst dem Sortimenter auch in den Partei- duchhandlungen eine nicht zu unterschätzende Konkurrenz, da sie ihm einen Teil des neuen Publikums zu entfremden drohen, be vor er noch recht an dasselbe herangekommen ist. Diese meist mit Zeitungen (Parteiorganen) in Verbindung stehenden Hand lungen weisen durch Füllinserate, in Versammlungen usw. iinmer wieder auf ihre Literatur hin, und der Arbeiter, Hand werker, Kaufmann oder Techniker, dem erst einmal das Denken nur in einer bestimmten Parteirichtung suggeriert wurde, wird dann mit parteipolitischen Broschüren und Belletristik, die mehr oder weniger das der Partei Genehme bevorzugen usw., überfüt tert und ist für den übrigen, nicht auf ein Dogma eingeschworc- nen Buchhandel meist verloren. Von Verlegerseite ist durch Ausstellungen und Autoren- abende bereits mit gutem Erfolge gearbeitet worden. Mancher Sortimenter betätigte sich im gleichen Sinne in glücklichster Weise, denn wenn auch oft die Veranstaltung selbst direkt nichts eingebracht hat oder Wohl einmal gar bei den heutigen horren den Vergnügungssteuern auch für rein bildende Veranstaltungen mit einer Unterbilanz abschlotz, so ist der Verlust wohl regel mäßig durch die allgemeine Reklamewirkung wieder aufgehoben worden. Die einzelnen Verbände und Vereine innerhalb des Buch handels leisteten ein gutes Stück Werbe- und Aufklärungsarbeit, namentlich durch Ausstellungen und Hinweise auf das billige Buch. Die Pressestelle des Börsenvereins versendet regelmäßig an Zeitungen und Zeitschriften einschlägiges Material, ebenso an die Korrespondenzbüros, die ihr Material in Matern an viele hundert kleine Zeitungen versenden, die sich den teuren Eigensatz bei den heutigen Löhnen nicht leisten können. Der Buchhandel hat mit dieser Preßpropaganda im großen den gleichen Weg ein- gcschlagen, den die Parteien, Wirtschaftsgruppen, Hochseefische reien, Winzerverbände, Zuckerindustrie usw. vor ihm gegangen sind. Der Versand von Rezensionsstllcken seitens des Verlagsbuch- yandels mußte infolge der Verteuerung der Bücher und der hohen Portospescn leider immer stärker eingeschränkt werden. Auch mangelt es infolge des wegen zurückgegange ner Anzeigenerträge und erhöhter Herstellungskosten ver minderten Umfanges den Schriftleitern oft an Raum, um selbst «nichtige Neuerscheinungen so ausführlich, wie sie es persönlich wünschten, zu besprechen. Man mutz einmal den Kanrpf um die Pctitzeile in den täglichen und wöchentlichen Besprechungen der Redakteure untereinander erlebt haben, um sofort zu erkennen, daß es nicht Mange! an Interesse oder gar böser Wille des Fcuilletonisten ist, wenn ein Buch erst nach Wochen und dann nur kurz erwähnt. wird. Zugegeben sei allerdings hier, daß manche Zeitung durch bessere Pflege des kritisch-literarischen Teils und des guten Feuilletons ihren Lesern unendlich mehr bieten würde als durch Austischung z. B. der Geschichte von dem Alligator, der eine Schildkröte verschlungen hatte, die sich nach her durch die Magenwände ins Freie fraß, wie ich sie vor kurzem in einer ganzen Reihe von Provinzblättern lesen konnte. »Die Presse, welche nicht immer mit unserem ihr so ver wandten Berufs die wünschenswerte Fühlung gehalten hatte und besonders in den letzten Jahren häufig das richtige Verständnis für die schwierige Lage des Buchhandels hatte vermissen lassen, beschäftigte sich eingehend mit der Ausstellung und hat durch ihre Anteilnahme viel zum Erfolg beigetragen-. Dieser Satz im Jahresbericht 1921/22 der Vereinigung der Berliner Mitglieder des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler erkennt den großen Wert der Zeitungshinweise für den Buchhandel rückhaltlos an. Der gelinde Vorwurf in seinem ersten Teil fällt teilweise auf den Buchhandel selbst zurück; denn er hat mit seiner Aufklärungs arbeit über Preisbildung, Teuerungszuschlag usw. viel zu spät eingesetzt. Während dessen wurde manche Zeitung von Sensa- tions- und Tagesschriftstellern anders bedient. Mag aber der Buchhandel sich damit trösten, daß die Presse in eigner Sache ebenfalls viel zu lange gezögert hatte, bis sie dem Publikum und den Regierungsmänncrn über ihre fast durchweg verzweifelte Lage die Augen öffnete. Andere Berufsvertretungen sind weniger delikat, wenn es sich um ähnliche Aufklärungsarbeit handelt. Ich erinnere mich noch heute gern des ersten Jahres meiner Redaktionstätigkeit an einem mittleren Blatte eines hinterpommerschen Städtchens. Da. wurden wir beiden Journalisten des amtlichen und nichtamt lichen Ortsorgans von dem Gastwiricverein zu einer Sitzung geladen. Berge von belegten Brötchen und andere Sachen wur den vorgesetzt und zwischen der sechsten und siebenten Kaviar schnitte erfuhr man schließlich, daß das Bier wieder teurer ge worden sei. Dann erfolgte Darlegung der Gründe unter einem Chor mehr oder weniger beweglicher Klagen, damit dies dem p. t. Publikum am nächsten Tage unter der Spitzmarke »Sitzungsbericht der Gast, und Schankwirte« vorsichtig beigebracht würde. Der Buchhandel wird für ein solches Vorgehen kaum zu haben sein, ebensowenig der Journalist für eine solche ziemlich plumpe Bearbeitung, wenn auch heutzutage Lachs- und Kaviar- brötchen noch verführerischer sein dürften als in den Jahren 1908/07. Aber die Ortsvereine und Bezirksgruppen sollten es sich überlegen, ob es nicht ratsam erscheint, zu Zusammenkünften, für die wirklich wichtige Punkte auf der Tagesordnung stehen, Herren der Presse um ihr Erscheinen zu bitten. Nicht zu jeder Besprechung, denn des Journalisten Zeit ist mindestens ebenso knapp wie die des Buchhändlers; auch wird es stets als beson deres Entgegenkommen vermerkt werden, wenn Punkte, die die Presse interessieren, vorweg genommen werden, damit ihr Ver treter möglichst bald wieder frei ist. Die Einladungen über bringt am besten ein mit dein Lokal- oder Feuilletonredakteur persönlich bekannter Kollege. Erscheint kein Mitglied der Schrift- leitung, so sollte der Schriftführer möglichst noch am gleichen Tage, denn die Zeitung ist kein Historiensammler, einen kurzen Bericht über die Tagung, soweit sie sich mit den Nöten und Wün- scheu des Buchhandels das Publikum betreffend befaßte, einsen den. Solche Berichte und Notizen liest Herr Krause aus der Umgegend, und der aus respektvoller Entfernung von ihm betrach tete Buchhandel wird ihm allmählich näher gebracht. Der Schrist- leiter aber wird durch den persönlich gewonnenen Einblick in »nscrn Beruf fremden Einsendungen gegenüber kritischer, und mancher von keiner Sachkenntnis getrübte Artikel über die »Wucherpreise der Bücher«, »die Riesengewinne» von Verlag und Sortiment wäre nicht erschienen, wenn auf solche Art schon vor her eine Aufklärungsarbeit eingesetzt Hütte. Jedenfalls wird sich aber der Redakteur, wenn einmal die Verbindung mit dem Buchhandel hergestellt ist, in jedem Falle bei ihm bekannten Buchhändlern Informationen holen, falls Artikel, die Angriffe enthalten, auf seinem Schreibtisch landen. Während es sich hier um reine Aufklärungsarbeit handelt, die ganz allgemein, nebenbei das Interesse des großen Publi kums weckt und immer von neuem auf den Buchhandel hinwüst, wird sich die direkte Propaganda vorwiegend des Anzeigenteils der Zeitungen bedienen müssen. Aber da höre ich einige Ein- wändc: »Das ist bei den heutigen Anzeigenpreisen viel zu teuer- ober: »Ich habe keinen direkten Erfolg dabei verspürt', lim letzteren vorweg zu nehmen, sei erwidert: Auch wenn das gerade inserierte Buch nicht so stark verlangt wird, wie man gehasst, so hat doch dep inserierende Kollege seine Firma wieder einmal in Erinnerung gebracht. Was aber die gewiß ziemlich erheblichen Beträge für Anzeigen betrifft, so überlege man einmal, wieviel heute Prospekte und Kataloge kosten, selbst wenn der Verleger den größten Teil der Herstellung bezahlt, wie hoch ferner die Arbeit des Adressenschreibens, der Austrägerlohn oder gar das Porto zu beziffern ist. Ich habe im eigenen Verlag und Sor-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder