Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.07.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1922-07-26
- Erscheinungsdatum
- 26.07.1922
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19220726
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192207269
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19220726
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1922
- Monat1922-07
- Tag1922-07-26
- Monat1922-07
- Jahr1922
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
172, 26. Juli IS22, Redaktioneller Teil, unternehmen, um es zu schwächen und zu zersplittern. Alle Ihre Versuche, durch Sonderabmachungen, durch alles mögliche Pak tieren mit Außenseitern Keile in unsere Reihen zu treiben, deuten nicht darauf hin, datz Sie tatsächlich den Wunsch haben, ein starkes Sortiment zu haben und mit einem starken Sortiment gemeinschaftlich Wirtschaftssragen zu lösen. Meine Herren, Sie sagen: Sie wollen unser Bestes, wenn Sie in dieser Form Vorgehen; aber Sie werden uns erlauben, daß wir unser Bestes selbst zu behalten wünschen, nämlich unsere Selbständigkeit und den Bestand unseres Börsenvereins. Die Herren haben früher auch ausgeführt, daß für den Leipziger Platz ganz besondere Vorteile aus dem Kurialsystem erwachsen würden, und Herr vr, Bielefeld hat uns im vorigen Winter hier in Leipzig einen wunderschönen Vortrag gehalten, der aller dings von den Leipzigern undankbarerweise sehr schwach besucht war. Und die undankbaren Leipziger waren scheinbar auch etwas ungläubig: sie sahen nicht recht ein, welche Vorteile aus dem Kurialsystem gerade für Leipzig erstehen könnten; denn die Vertreter des Kurialsystems sind ja die schwerwissenschaftlichen Verleger, die alles daransetzen, durch direkten Verkehr den Leip ziger Platz tot zu machen, das Kommissionsgeschäft vollständig zu erledigen. Ebenso hat auch der Börsenverein, glaube ich, einige Zweifel daran, daß er als Spitzenorganisation, die in Leipzig sitzt, eine besondere Stärkung durch das Kurialsystem erfahren könne, Herr vr, Bielefeld hat allerdings vorhin gesagt, durch Weimar sei der Börsenberein gerettet worden. Nun, meine Herren, ich bin ja nur ein kleines Teilchen des Börsenvereins; aber ich hege einige Zweifel an diesem Ausspruch, und ich fürchte, daß es eine Überschätzung der Weimarer Beschlüsse ist, wenn Sie glauben, dadurch den Börsenvercin gerettet zu haben. Ich weiß nicht, wie der Vorstand des Börsenvereins darüber denkt; aber ich kann mir nicht borstellcn, daß er sich etwa durch den Lasso-Paragraphen, der in Weimar beschlossen worden ist, gerettet fühlt, (Sehr gut! bei den Vertretern des Sortiments.) Herr vr, Bielefeld hat weiter gesagt: »Morgen wird der Lasso-Paragraph fallen; denn entweder wird der Kurien- cntwurs angenommen, oder« — und dann kam die erste ganz leise und versteckte Drohung, Herr vr, Bielefeld ist ein sehr vor- sichtiger, ein sehr feiner Mann (Heiterkeit), und ich schätze ihn außerordentlich; aber er versieht cs auch andererseits, seine Drohungen sehr sein zu verstecken. Ich habe sie freilich doch herausgehört, denn ich habe ein geschultes Ohr für solche Drohungen, Er hat nämlich gesagt: »Im andern Falle tritt die Satzungsbestimmung in Kraft, nach der die Verleger nicht mehr Mitglieder des Börscnvereins zu sein brauchen, im übrigen solle aber der Lassoparagraph morgen aus der Satzung des Verlegervereins verschwinden«. Meine Herren, ich überlasse Ihnen vollständig, wie Sie sich morgen mit Ihren Verlegerkollegen darüber aus- einandersetzen. Ich hoffe, es werden nicht allzu viele Kollegen im Verlage sein, die aus dem Börsenvercin ausscheiden, wenn wir heute das Kurialsystem ablehnen, (Zuruf: Gar keiner!) — Desto besser! Meine Herren, ich glaube, Sie wollen den Lasso-Para graphen morgen aus anderen als den angeführten Gründen verschwinden lassen; denn es war wieder Herr vr, Bielefeld, der in seiner offenen und ehrlichen Art vor einem größeren Kreise von Kollegen gesagt hat: »Der Lassoparagraph — ich gestehe es ein — ist etwas Unwürdiges gewesen«, (Sehr richtig!) Diese Unwürdigkeit wollen Sie aus Ihren Satzungen heraus haben. Das ist begreiflich, und dazu beglückwünsche ich Sie, (Heiterkeit.) Noch ein paar andere kleine Drohungen waren in den an sich maßvollen Ausführungen des Herrn vr. Bielefeld ent halten, Er sagte nämlich: »Wenn Verkehrsrecht streitig ist, können es sich die Teile, die nicht damit einverstanden sind, selbst beschaffen«. Das heißt also Wohl: Herr vr, Bielefeld wird morgen vielleicht — ich weiß nicht, ob er ihn in seiner Brusttffche hat — den Entwurf einer neuen Verkehrsordnung vorleg.m. (Zuruf.) — Nicht? Desto besser! Ich dachte an eine neue Verkehrs ordnung, die vielleicht ein Teil des Verlags nachher mit einem Teile des Sortiments abschlietzen wird, Herr vr, Bielefeld hat auch zum Ausdruck gebracht, daß «ine Nichtbeteiligung an den Verhandlungen in Frage kommen könnte, wenn wir auf das Kurialsystem heute nicht eingehm. Nun, meine Herren, die Nichtbcteiligung an den Verhandlungen haben wir ja gestern auch schon gehabt, und ich fürchte, sie könnte auch unter dem Kurialsystem, wie Herr Boysen nachgewiesen hat, erfolgen und würde wahrscheinlich erfolgen, indem wahrscheinlich jeder sagen würde: Es hat ja gar keinen Zweck, Reden zu halten und Referate zu erstatten, wenn wir das Abstimmungsergebnis bereits aus unserer besonderen Kurialberatung vom vorhergehenden Tag in der Tasche haben, — Also auch insofern werden Sie wahrscheinlich morgen keine welterschütternden und bSrsenvereinerschlltlernden Beschlüsse zu fassen vermögen. Doch das sind Ihre Sachen, und da mischen wir uns gar nicht hinein. Aber das darf ich Ihnen zum Ausdruck bringen: Furcht haben wir nicht davor. Furcht haben wir nicht; denn wir wissen ganz genau: Wirtschaftsfragen regeln sich nach wirtschaftlichen Gesetzen, Wirtschaftsfragen regeln sich nicht ab trat», und wer Wirt schaftsfragen ab irato regeln will, der ist kein Wirtschaftspolitiker, ja — ich weiß nicht, wie ich sagen soll; ich habe keinen Aus druck, den der Herr Vorsitzende nicht rügen würde — der ist meiner Ansicht nach überhaupt nichts, (Heiterkeit.) Meine Herren, aus all den angeführten Gründen und aus lausend anderen, mit denen ich Sie nicht zu langweilen beab sichtige, sehe ich, daß eine Annahme des Kurialsystems für die »Verbreiter« absolut ausgeschlossen erscheint. Sie erscheint mir aber auch ausgeschlossen für alle die Verleger, die den Friedm !m Börsenverein erhalten möchten, die ein gemeinschaftliches und kollegiales Arbeiten mit dem Sortiment wünschen. Ich glaube ganz bestimmt, daß unter unseren Verlegerkollegen eine unge heuer große Zahl ist, die es nur nicht wagt, in der Verlegerbereinsversammlung aufzustehen und gegen die einflußreiche Stimme des Herrn vr, Bielefeld Protest zu erheben. Meine Herren, gehen Sie davon ab, Hausmachlpolitik zu treiben! Treiben Sie Buchhandelspolitik, treiben Sie Börsenvereinspolitik, und Sie werden besser dabei fahren! Sie wollen mit dem Kurialsystem Grundmauern des Börsenvcreins zerstören. Sie wollen chinesische Mauern zwischen den einzelnen Gruppen im Buchhandel Ausrichten, über die niemand von der andern Seite mehr herüber kann, — nicht einmal Herüberblicken, um zu sehen, welche Miene drüben der ehemalige Freund und jetzige Gegner macht. Meine Herren, wir, die wir es gut meine» mit dem deutschen Buch handel und mit unserem Börsenvcrein, wollen darauf nicht eingchcn, und Sie werden es uns nicht verübeln, meine Herren vom Verlegerverein, wenn wir Ihnen unsere Stimmen für das Kurialsystem nicht geben, weil wir sie als ehrliche Männer nicht geben können. Der Wahlspruch jedes Deutschen muß heute sein: »Konservativ bis in die Knochen!« In einer Zeit, die so aus den Fugen gegangen ist, in einer Zeit, wo wildeste Zerstörungswut in Politik und Wirtschaft sich breit macht, da muß es unser Losungs wort sein: »Wir wollen konservativ sein und bei dem bleiben, was sich bisher seit Jahrzehnten bewährt hat, und wir wollen uns nicht an Experimente wagen, von denen wir nicht wissen, wo sie enden und wo sie Hinzielen -, Darum, meine Herren Kollegen: Hände weg von dem Kurialsystem, von dem Kurialsystem der Herren vr, Springer und vr, de Gruyter! Und nun möchte ich Worte zitieren, die in dem Verbandsvorstandsbericht enthalten sind: »Wer eine gesunde Fortentwicklung des Börsenvsreins, aus Einigung hinziclcnde Verhandlungen zwischen Verlag und Sortiment, aus den Verhandlungen selbst geschöpfte Überzeugung und nicht Gruppendisziplin, trotz widerstreitender Interessen den wahren Willen zu gemeinschaftlicher Arbeit im Börsenvercin erhalten will«, — meine Herren, wer das alles will, der verwerfe das Kurialsystem, Und, meine Herren, noch eine Bitte, der wahren Kollegialität zuliebe: Wer das Kurialsystem aus diesen Gründen verwirft, der vergesse es auch, daß ein solches Attentat auf den deutschen Buchhandel überhaupt verübt werden durste! (Lange andauerndes stürmisches Bravo und Händeklatschen bei den Sortimentervertretern, - Unruhe bei den Vertretern des Verlags.) vr, Georg Paetel (Berlin): Meine Herren, Herr Boysen hat zu Anfang seines Berichts das Verhalten der Verleger !n der gestrigen Delegiertenversammlung kritisiert, Herr Nitschmann hat sich in seinen Ausführungen dieser Kritik angeschlossen 1057
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder