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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1880
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.09.1880
- Sprache
- Deutsch
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224, 27. September. Nichtamtlicher Theil. 3947 hoffnungslosen Unternehmen zu vergeuden, verdiente auch damit wie mit Allem, was seine energische Hand anpackte, ein kleines Vermögen. Außer der Dors-Bibel hat Hallbcrgcr auch die schönen Zeich nungen des genialen Franzosen zu den Perrault'schen Märchen als Prachtband heransgegcben. Zu diesen hat Moritz Hartmann einen geistvollen, aber nicht sehr populären Text geschrieben. Andere Ausstattungswcrke folgten: der Shakespeare mit den englischen Cliches, Schiller's Werke mit deutschen Original bildern von unsern vorzüglichsten Malern, endlich „Egypten" von Georg Ebers mit ausnehmend schönen Illustrationen deutscher Meister. So viel große Werke, so viel große Erfolge! Der des Prachtwerks „Aegypten" gab dem Verleger die Gelegenheit, dem ihm innigst besreundeten Schriftsteller, der sich auch um die Beschaffung des künstlerischen Materials, der Bilder, weidlich bemüht hatte, eine kleine Artigkeit zu erweisen, wie sie nicht nur bei Verlegern, sondern überhaupt in unsrer praktischen Welt nicht eben allzu häufig vorkommt, und die für die anständige und weitherzige Gesinnung des Verstorbenen bezeichnend ist. Eines Tags erhielt nämlich Georg Ebers, dessen Honorar ansprüche längst voll befriedigt waren, einen Brief etwa folgen den Inhalts: „Lieber Freund! Es ist mir gelungen, die Clichüs unsres „Aegypten" an einen englischen Verleger unter guten Be dingungen zu verkaufen. Da Du an der vorzüglichen künstle rischen Herstellung des Werkes einen erheblichen Antheil hast, erscheint es mir nicht mehr als recht und billig, Dich an dem dadurch erzielten Extragewinn zu betheiligen. Die Dir ent fallende Summe füge ich in einem Check im Betrage von xx Mark bei. Mit herzlichem Gruße Dein Eduard." Diesen Zeilen war eine Anweisung auf eine sehr beträcht liche Summe beigesügt; ich entsinne mich der Höhe derselben nicht mehr genau. Ich glaube, es handelte sich um 20,000 Mark oder so etwas. Der Ausdehnung des Geschäftes entsprechend hatte sich das ursprünglich so bescheidene Haus zu einer musterhaft eingerich teten und geordneten technischen Colonie entwickelt. Die Hall- berger'schen Institute bilden in Stuttgart ein kleines Stadtviertel für sich. Da sind die großen Setzereien und Druckereien mit allen von der Neuzeit vervollkommneten Maschinen, die Schrift gießerei, die xylographischen Ateliers, die galvanoplastischen An stalten, die Niederlagen der eigenen Papierfabrik, die hydrau lischen Pressen zum Satiniren u. s. w. u. s. w. vereinigt. Nur eine technische Feder könnte darüber das Nöthige berichten. Aber die Beschäftigung mit dem Buchhandel und allen ver wandten Geschäften sollte der breitangelegtcn und nur in rast loser Thätigkeit besriedigten Natur Eduard Hallberger's nicht genügen. Nur als Mittel zu weiterer Thätigkeit hatte das Ver- ^ mögen, das er sich erarbeitete, Werth für ihn. Er erwarb be- ^ deutenden Grundbesitz, Bergwerke, Kohlengruben; er widmete ^ sich der Landwirthschaft, errichtete Musterwirthschaften und war > nicht wenig stolz auf die Preise, die seinem Mast- und Zucht- ^ Vieh und den Käsen aus seiner schweizer Molkerei auf den ver schiedenen Ausstellungen zuertheilt wurden; in seiner Brauerei « wurde eines der besten und selbst in dem kundigen München l hochgepriesenen Biere, Tutzinger Schloßbräu, hergestellt. Er be saß Häusercomplexe in Stuttgart, die er, als ich ihn zum letzten > Male sprach, zu einer Künstlercolonie Herrichten wollte. Er ging damit um, billige, gemüthliche und praktische Malerwohnungen mit Ateliers zu bauen und hoffte dadurch von München und Karlsruhe Künstler nach Stuttgart herüberzuziehen. Es arbeitete eben in diesem Hirn unaufhaltsam und gewaltig. Ein charakterischer Zug Eduard Hallberger's war sein star- i t kes Bedürfniß nach persönlichem Verkehr mit den Künstlern ! und Schriftstellern, mit denen er in geschäftlichen Beziehungen stand; er strebte unablässig danach, Geschäftsfreunde in des - Wortes wahrster Bedeutung zu gewinnen. Er nahm das Ge- , schästliche nicht sachlich; er faßte es unwillkürlich stets persön- > lich aus. Die geringste geschäftliche Unannehmlichkeit konnte ihn, bei seiner Feinfühligkeit und Empfindlichkeit, leicht wie eine per- : sönlichc Kränkung verstimme» und schmerzen. Es war eine Be dingung für sein Wohlbefinden, sich mit Denen, mit welchen er an ' derselben Sache arbeitete, in freundschaftlichem Einvernehmen zu wissen. Und deshalb war ihm auch Tutzing, das ihm die Gelegen heit darbot, seine Freunde und Mitarbeiter zu bewirthen, sich ihnen menschlich zu nähern und ihnen gegenüber menschlich freundlich zu sein, so überaus lieb geworden. Tutzing! Wer kennt nicht diesen lieblichen Fleck Erde an dem freundlichen Starnberger See — eine reizende Vereinigung der anmuthigen Natur und geschmackvollen Kunst! Nie werde ich die glücklichen Wochen, während deren ich die Gastfreund schaft des Hallberger'schen Hauses genossen habe, vergessen. Es ist nun just süns Jahre her — es stimmt aus den Tag — daß ich zum ersten Mal im Tutzinger Schloß meinen Aufenthalt nahm. Aus ärztlichen Befehl hatte ich zur Stär kung meiner etwas abgespannten Nerven Berlin verlassen müssen und war, in der Absicht, den Herbst am Tegernsee zu verbringen, nach München gegangen, wo ich gerade zur Sedanseier eintraf. Es fiel mir ein, daß die Hallberger'sche Besitzung in nächster Nähe sei. Und da mich der Bruder und Socius Eduard's, Carl Hallberger, mit dem ich schon seit langen Jahren auf vertraut freundschaftlichem Fuße stand, mehrfach nach Tutzing eingeladen hatte, und es mir vollkommen einerlei war, ob ich 24 Stunden früher oder später am Tegernsee eintreffen würde, so schrieb ich von den „Vier Jahreszeiten" ans ein paar Zeilen und fragte, ob ich an einem der nächsten Nachmittage in Tutzing will kommen wäre. Mit umgehender Post erhielt ich die Antwort von Eduard, der den Brief geöffnet hatte: Carl sei in Ostende, aber ich würde darum nicht minder freundlich ausgenommen werden und hoffent lich nicht bloß auf den angesetzten Nachmittag bleiben. An der Landungsbrücke der Dampfboote wurde ich von Eduard freundlich begrüßt. Es war cm stattlicher, hoher, kräftig gebauter, breitschulteriger Herr, der mir die Hand entgegcn- strccktc, — ein durchaus vornehm aussehender Herr von wohl- gepflegtem Aeußeren, mit Eleganz und tadellosem Geschmacke einsach gekleidet. Er sah mit dem bartsreien Kinn und dem sehr langen, graumelirtcn Backen- und vollen Schnurrbart wie ein englischer Sportsman aus. Die Gesichtszüge kräftig und edel geschnitten, die Stirne hoch und frei, durch die rastlose Ge dankenarbeit gefurcht. Auffallend schön war das Helle, ehrliche, überaus gutmüthige und kluge ausdrucksvolle Auge, das mich durch seinen ersten Blick sympathisch stimmte. Wir hatten uns bis zur Stunde noch nicht gesehen, aber an den Bildern, die wir früher einmal ausgctauscht hatten, auf der Stelle erkannt. — Wo haben Sie Ihr Gepäck? fragte er mich, während er dem Diener winkte. — Hier! — Ich zeigte auf meine kleine Handtasche. — Und Ihr Koffer? — Steht in München. — Sie werden doch einige Zeit bei uns bleiben? — Der Abstecher nach Tutzing gehört eigentlich nicht z» meinem Reiseplane. Ich will mir in Tegernsee die Nerven 542'
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