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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1927
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- 1927-10-27
- Erscheinungsdatum
- 27.10.1927
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252, 27. Oktober 1927. Redaktioneller Teil. meistert das Glück. Auch in anderen Geschäftszweigen ist, trotz mastiger Aussichten, aus demselben Grunde der Andrang er heblich. Was sich wirklich in der Kriegs- und Nachkriegszeit ge wandelt hat, ist der Bedingtverkchr und die Kredit- frist. Die starke Einschränkung beider würde ein Zeichen der Gesundung sein, wenn nicht durch Umstände, die nicht dem Buch handel zur Last fallen, allem Anschein nach sowohl die Unter nehmungslust als auch das Betriebskapital der Sortimenter ge mindert worden wäre. Winterhoff schreibt mit Recht den Be- dingtlieserungen eine den Sortimentsbuchhandel künstlich aus blähende Wirkung zu (S. 55). Aber sie sind alte Verkehrssitte, wurden früher für eine der das Sortiment tragenden Säulen ge halten, sind auch jetzt noch nicht ganz entbehrlich, haben aber ursächlich mit den schädlichen Wirkungen, die Winterhoff dem Kartell zuschiebt, nicht das geringste zu tun. Dast der Verkauf von Büchern schwieriger ist als der der meisten anderen Waren, liegt am Bucheselbst. Mit den kaufmännischen Markenartikeln, mit denen es, des festen Ladenpreises wegen, oft verglichen wird, hat das Buch, außer dem festen Preise, nichts gemein. Einen Artikel »Das Buch« gibt es nicht. Jedes einzelne Buch ist ein Artikel für sich, der ersonnen, hergestellt und eingcsührt werden mutz, aber meist während des Versuches der Einführung erstickt oder bald nachher wieder verschwindet, weil er zur Dauer nicht genug innere Kraft 'besitzt oder weil die Kosten nachhaltigen Vertriebes nicht lohnen. Ausnahmen nur werden zu gangbarer War«. Auch diese wird nicht dauernder Verbrauchsgegcnstand des Käufers, sondern wird nur einmal gekauft und selten mehrmals gelesen. Das Buch ist nicht immer Genuß, oft Arbeit, und deshalb wird das Buch, bewußt oder unbewußt, von vielen gemieden. Diese vergeblichen Wagnisse und Mühen um Einführung unl'Sbensfähdger Waren find die versteckten Ursachen, die den Buchhandel so wenig lohnend machen. Gegen diese Nietenkrank heit wächst kein anderes Kraut als höchste Verlegerweisheit, wie sie nicht jedem eigen. Ünd die Sortimenter leiden mit. Die Ironie ist, daß wir Buchhändler obendrein als die teuren Leute verrufen sind, die man aus jedem Wege zu umgehen klug tut. Das sind zwar Gemeinplätze. Man kann sich aber diesen Unterschied der Ware Buch von anderen Waren kaum eindring lich genug in Erinnerung bringen, wenn es sich im Buchhandel schwer tut und sich's darum handelt, über Absatzhemmungen klar zu werden. Zigarettensorten und Bücher lassen sich nicht ver gleichen. Zu diesen ständigen Schwierigkeiten sind nun noch besondere hinzugetreten. Unleugbar erleben wir seit einigen Jahren eine nach dem Auf schwünge der Vorkriegszeit und den Jahren 1917—21 doppelt empfindliche Ab k e hr >v o m B u ch e. So sehr diese uns Buch händlern wider den Strich geht — wir werden dabei nicht ge fragt, wir können in diese Entwicklung kaum eingreifen. Un beteiligte, denen sie nicht wehe tut, können sogar sagen, es sei recht gut, wenn der Deutsche weniger Bücherwurm und mehr Tatmensch und Mann des praktischen Lebens werde. Möglich auch, daß der seit je auslandsüchtig« Deutsche sich von dem Amerikanismus, der Verblödung durch das Übermaß der Maga zine, Bildcrhofte, Zeitungen, Kinos und Sonstiges versimpeln läßt. Wir sind dazu auf dem Wege. Man lese nur das ausgezeichnete Buch von Adolf Halfeld, Amerika und der Amerikanismus (Eugen Diederichs, Jena), insbesondere den vierten Abschnitt »Fesseln des Geistes«. Unleugbar ist ferner, daß jetzt das Sortiment im wesentlichen nur noch für Neuigkeiten aufnahme fähig ist, daß es aber auch von diesen nur einen Bruchteil ab- sctzen kann, -daß darum die -unverkäuflichen Verlagsvorräte sich bedrohlich mehren, daß all dies in einer wahrscheinlich viele Existenzen vernichtenden Krisis enden muß. Zweifellos hat Winterhoff recht, 'wenn er die 38 000 jährlich erscheinenden deutschen Bücher für ein Krankheitszeichen hält. Nur eine völlige Umschichtung innerhalb des Sorti mentsbuchhandels, meint er, könne zur Gesundung führen, auch wenn -sie mit großen Opfern verbunden sein würde. Aber es handele sich nicht um das Wohlergehen des einzelnen Betriebes, sondern um die Erreichung eines leistungsfähigen Buchhandels in seiner Gesamtheit. (S. 50.) Die Einführung des Zwangs-Ladenpreises und -seine Durch führung ist das Werk der besten Männer des Buchhandels der letzten 50 Jahre gewesen. Wer die Kröner- und Albert Brock- Haus-Zeit mitgemacht hat, Ivciß, daß mau damals glaubte, Be deutendes geleistet zu haben. Aber das dürfte kein Grund sein, in gewandelter Zeit anderes zu tun, wenn wir uns überzeugen müßten, daß neue Zeiten neue Einrichtungen fordern. Aber strengste Besonnenheit tut not. Winterhoff will hinaus auf die Rückwandlung des Ladenpreises in einen Katalog- oder Richtpreis, nach dem sich niemand zu richten braucht. Dazu wird sich in absehbarer Zeit weder im Börsenvercin eine Mehrheit finden noch eine genügend gewichtige Vcrlegergruppe. Denn jeder Verlag wird sich einen solchen Sprung ins Dunkle erst zehnmal überlegen, ehe er ihn tut, auch wenn er nur für den eigenen Be trieb, nicht für das Gemeinwohl denkt. Was kann er dabei f ii rfich erhoffen? Daß -sich, wie Wintcrhoff meint, nun sehr bald -wieder G r o h - S o r t i m c n t e r (Mata-dore, Groß-Schleuderer) ein stellen, die ihm -bis zu ein Zehntel der -Auslage oder doch größere Partien abnehmen? Zugegeben, daß solches geschieht, Lars der Verleger doch nur aus einen so niedrigen Preis rechnen, daß der Matador die anderen Sortimenter ausstechen und dennoch einen dem Wagnis entsprechenden Gewinn erzielen kann. Zu gegeben auch, daß ein Buch, so erst unter die Leute gebracht, weitere Nachfrage ziehen und die Kleinsortimenter zwingen kann, es ebenfalls zu führen oder zu besorgen. Das alles ist -solange vorteilhaft, als es nicht viele tun. Nachher nicht mehr. Ferner: Es bedarf nicht der allgemeinen Aufhebung des Ladenpreises, um den Wog freizumachen zur Verwertung der B er l a g s-R e stbeftä n d e. Der Weg ist ja schon jetzt frei! Der Verleger braucht nur den Ladenpreis des einzelnen Werkes aufzuheben und Sortimenter zu suchen, die ihm die Bestände für mäßiges Geld abnehmcn und unter die Leute -bringen. Das ist in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts eine sehr schwungvolle Sache gewesen, und die Reisenden -der Groß-Antiquariate, der Fr. Eugen Köhler, Griesbach, Neufeld, Jolowicz, Schwelm, Fock, Strauß u. a. haben glänzende Geschäfte gemacht. Aber schon vor dem Kar tell, wo auch schon der Verlag viel zuviel gedruckt hat! Das Ram-schgesch-äft könnte, soweit es vom Buchhandel abhängt, -heute noch gehen, geht aber nicht mehr. Di« Einstellung der Deutschen zum Buch hat sich verändert. Man -will weniger als ehedem das Gute, auch -wenn es alt ist, son dern das Neue, Sensationelle oder gar nur Kitsch. Aus diesem Grunde schlagen die meisten Versuche mit Schau fenstern voll billiger Bücher (statt . . . -nur . . . Ml.) fehl. Da gegen ist die Höhe des Preises nicht unbedingt ein Msatzhinder- nis. Ein Buch, das nützt oder erfreut, kauft auch jetzt noch zu jedem angemessenen Preise, wer überhaupt Geld hat; ein Buch -das nicht nützt, ärgert oder langweilt, mag man nicht geschenkt. Der Rückgang der Bücherkauflust ist weit weniger die Folge der Verarmung als -die eines seelischen Vorganges, der aber weit in die Kartellvorzeit zurückreicht. Denn schon damals stand der Verleger unter dem Zwange, alljährlich Neuigkeiten anzubieten, wollte er nicht in Vergessenheit geraten. Nur daß dies alles -sich jetzt schneller -vollzieht als früher ist ein Kennzeichen der auch sonst schnellebigen Gegenwart. Was aber wären die voraussichtlichen Folgen, wenn wirklich der Zwangsladeupreis aufgehoben würde? Das Heer der Auch- und Nebenbuch-Handler, -der Kiosk-, Eisenbahn- und G-asthosbuchhändler, der Papier- und Buch-Kram- lädchen, die Kolportage- und Reiscbuchhändler würden blei ben; von -ihnen begehrt niemand unter -dem Preis zu kaufen. Die Vollsortimeute würden als solche, gedrückt von den Sorti mentsmatadoren, zu erheblichem Teile nicht mehr bestehen können, würden noch mehr als bisher sich auf gangbarste Aller lei
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