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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.03.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-03-21
- Erscheinungsdatum
- 21.03.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Börsenblatt f, d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. W 53, 21. Mürz 1919. kurzem der Weg über Leipzig durch den Generalstreik auf fast zwei Wochen ungangbar geworden war. So berechtigt die For derungen der Gehilfenschaft nach wirtschaftlicher Besserstellung auch sind, und so groß das Interesse ist, das das Unternehmer tum im Buchhandel selbst daran haben mutz, seine Angestellten nicht der Not und dem Elend anheimfallen zu lassen, so darf doch von der Arbeitnehmerseite nicht übersehen weiden, das; sie die Folgen eines Streiks vielleicht noch stärker treffen würde als die Arbeitgeber. An der Belastungsprobe des General streiks kann sich der Leipziger Buchhandel für lange Zeit hinaus genügen lassen, sie wird ohnehin nicht ohne Rückwirkung bleiben, und das Schicksal Leipzigs als Buchhandelsstadt wäre bei einem nochmaligen Streik Wohl endgültig besiegelt. Diese Gefahr be wog auch den Vorstand des Börsenvereins, sich den Parteien als ehrlichen Makler zur Verfügung zu stellen und seine Ver mittlung anzubieten. In zwölfstündiger Verhandlung ist dann am 18. März unter dem Vorsitz von Hofrat vr. Meiner im Buch händlerhause der grotze Wurf gelungen und ein Vertrag zu stande gekommen, der beiden Teilen nach Möglichkeit gerecht zu werden sucht und über den nach seiner Drucklegung noch zu sprechen sein wird. Um dieselbe Zeit — Mittwoch Vormittag —, als im Buch händlerhause in einer vom Vorstande des Vereins der Buch händler zu Leipzig anberaumten Vereinssitzung, der dritten, die sich seit Montag mit der Streikandrohung zu beschäftigen hatte, diesesRcsultat bekanntgegeben wurde,fand auf demAugustusplatze eine Versammlung der Buchhandlungsgehilsen statt, an der etwa 360 Personen teilnahmen. Nachdem Herr Allihn von der All gemeinen Vereinigung Deutscher Buchhandlungsgehilfen, Orts gruppe Leipzig in durchaus sachlicher Form Bericht über die tags vorher noch in später Abendstunde gefaßten Beschlüsse erstattet hatte, verlief sich die Versammlung still im Schnee gestöber, wie sie gekommen war. Die ganze Veranstaltung, die man gehofft hatte durch die bei derartigen Gelegenheiten un ausbleibliche Beteiligung des Mobs künstlich zu beleben, dauerte kaum eine Viertelstunde und bewies in ihrem Verlauf, daß die ruhigen und besonnenen Elemente in der Gehilfenschaft nicht gewillt sind, mit ihren Forderungen auf die Straße, und sei sie selbst so breit wie der Augustusplatz, zu gehen, um zweifel- hafte, betriebsfremde Helfershelfer anzuwerben. In der erwähnten Sitzung des Vereins der Buchhändler zu Leipzig wurden auch die Vorstandsmitglieder der drei Grup pen: Verlag, Sortiment und Kommissionsgeschäft gewählt,- zu denen u. a. der Erste Vorsteher des Leipziger Vereins zählt, sowie die Satzungen dieser neuen Körperschaft vorgelcgt und — vorbehaltlich kleiner redaktioneller Änderungen — einstimmig angenommen. Da wir nur in großen Zügen ein Bild der Vor gänge und der gegenwärtigen Lage geben wollten, so könnten wir schließen, wenn uns nicht noch eine wichtige Aufgabe obläge. Das Jahrhundert des Einzelmenschen, an dessen Anfang Kant und Fichte standen, ist endgültig vorbei. Darüber lassen die jüngsten Ereignisse keinen Zweifel mehr. Vorbei ist auch das alte patriarchalische Verhältnis, die Möglichkeit einer Ver ständigung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, ohne daß sich eine Organisation dazwischenschiebt. »Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen«, darum kann es auch für den Arbeitgeber im Buchhandel heute nur die eine Losung geben: Hinein in die Organisation des Arbeitgeberverbandes!, selbst wenn das per sönliche Verhältnis zu seinen Angestellten noch so gut ist. Ja gerade wo die Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeit nehmer nach keiner Richtung hin getrübt sind, sollte der Arbeit geber in die Organisation eintreten, um seinen Einfluß zu gunsten eines auf eine vertiefte, freiere Auffassung des Arbeits- Verhältnisses gerichteten Geistes dort geltend zu machen, ohne den auch die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Buchhändler an einen wirklichen Erfolg nicht denken kann. Werden doch auch alle jene, die »ihr Schicksal in die Dienstbar keit verstieß«, sich dem Einsluh der Organisation nicht entziehen können, wenn sie sich nicht wirtschaftlichen Nachteilen aussetzen wollen. Soll erst staatlicher Zwang eingreifen und uns das tun heißen, was jeder einfache Arbeiter längst begriffen hat, nämlich daß er sich organisieren 182 muß, um zur Geltung zu kommen? Dieser Ruf ergeht vor allem ^ auch an die kleinen Geschäftsunternehmer. Sie werden es in Zukunft voraussichtlich viel schwerer haben als die größeren Be- l triebe, da diese — vom Zwischenhandel abgesehen, der in diesem Punkte schlechter als alle anderen gestellt ist — Einfluß auf die Preisbildung nehmen können, verhältnismäßig geringere Gene- ! ralunkosten haben und daher auch eher in der Lage sind, höhere Löhne zu zahlen und Wohlfahriseinrichtungen zu schaffen. Daher sollte gerade der kleine Verleger, Sortimenter und Kommissio när sich dem Arbeitgeberverband anschlietzen, damit auch seine Stimme gehört werde. Denn noch weiß heute niemand, wie die ihm auferlegten Mehrlasten auf sein Geschäft zurückwirken ! werden, und ob unter diesen Verhältnissen eine ordnungs- ^ gemäße, unsere nationale Stellung fördernde Wirtschaft möglich ^ ist, besonders wenn sie, wieder an den Welthandel angeschlossen, mit der Konkurrenz des Auslandes zu rechnen hat. Amalthea-Bücherei. Almanach auf das Jahr 1919. Zürich, Leipzig, Wien, Amalthea- Verlag. Gr.-8°. 231 S. Preis geh. ^ 2.80, gebd. 4.50. Almanach der Bücherstube. Herausg.: Horst Stobbe. München, 1918, Bücherstube am Siegestor. KI.-8», 72 S. und Anzetgenanhang. Die beiden vorstehenden, schon mit ihrem Gewand ihre Eigen art andeutenden Schriften, wohl nur durch zeitgemäße Hemmungen in der Herstellung verspätet veröffentlicht, erheischen sowohl infolge ihrer Ausstattung als auch ihres Inhalts die Beachtung des Buch handels, denn sie dürfen als Musterbeispiele buchhänblerischer Ge- schästsempsehlung gelten. Beide sind Werbemittel im besseren Sinne. Während sich der stattlichere »Amalthea-Almanach« an das literarisch interessierte Publikum wendet, um ihm die Erzeugnisse des Verlags näherzubriugcn und Käufer z» gewinnen, will der »Almanach der Bücherstube« den weiteren Kreisen der Bücherfreunde und -Liebhaber durch eine Auswahl besonders neuzeitlicher illustrierter Bücher der schönen Literatur und Kunst, von Muster- und bibliophilen Neu drucken als Ratgeber und Führer an die Hand gehen. Gottfried Kellers »Frühlingsglaube« und «in Kalendarium für 191S führen in den Amalthea-Almanach ein, der eine Reihe wertvoller Beiträge literatur- und kunstgeschichtlichen Inhalts bringt, teils Originalarbeitcn, teils ansgcwählte, in sich abgerundete Ab schnitte aus Werken des Verlags. So erzählt Hermann Bahr, aus welchen Umwegen er zu einer tieferen Würdigung Adalbert Stifters gelangt ist, und ein anziehender Abschnitt aus Robert Fäsis Rilke- Biographie zeigt uns des Dichters zwiespältige Seele in scharfer Be leuchtung. Ein größeres Kapitel aus dem Werke Max Hochdorfs »Zum geistigen Bilde Gottfried Kellers« legt dessen Stellung zu Dicht kunst und Leben, insbesondere sein Verhältnis zu den Krauen klar, während dem dichterischen Schaffen Josef Viktor Widmanns, des lang jährigen Redakteurs am Berner »Bund«, eine warme Würdigung gewidmet wird, die dem Buche Jonas Fränkcls entstammt. Die dar stellende Kunst ist durch das neunte Bild aus Shakespeares Perikles von TyruS, einen Akt ans Heinrich Studers, des Verlegers, Drama »Waldmann« lind eine Szene aus Duschinskys »Arme Menschen» ver treten, während Auguste Wilbrandt-Baudius gemütvoll aus ihren Er innerungen an das Burgtheater, Heinrich Laube und Baumeister plau dert. Hugo Thimig steuert zwei noch unbekannte Briefe Friedrich Hebbels bei, wovon einer in Nachbildung beigesiigt ist. Neben weite ren Beiträgen von Leonhard Stein, Karl Kobald, Hugo von Hof- mannsthal geben zahlreiche Gedichte von Hans Ganz, Grllncwald, Streifs, Nanny v. Esther n. a. dem Inhalt des mit vielen gelungenen Probebildcrn und Bildnissen, namentlich aus dem alten Wien, ge schmückten Bandes, der in schöner Antiqua gedruckt ist, reiche Abwechs lung. Den Schluß bildet das kleine, durch Besprechungen ergänzte Verzeichnis der Verlagswerke der Firma, das hervorragende Namen der jüngeren und jüngsten Literatur aufweist. Mit einer grotesken Umschlagzeichnung von Th. Th. Heine in Buntdruck stellt sich in kleinem handlichen Format der »Almanach der Bücherstube« vor, dessen erster Teil eine Reihe kleiner Ori ginalbeiträge und abgeschlossener Ausschnitte aus Werken zeitgenössi scher Dichter und Schriftsteller darbietet. Einem hübsch ersonnene» Märchen »Die verzauberten Bücher« von Wilhelm Mathießen als Einleitung solgen abwechselnd Gedichte von Ad. von Hatzfeld, Max Pulver, Rilke usw., einige Charakteristiken der Werke neuerer Illu stratoren u. a. Der Abschnitt »Das unliterarische Land« aus den »Be trachtungen eines Unpolitischen« von Thomas Mann findet in einer:
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