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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.03.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-03-21
- Erscheinungsdatum
- 21.03.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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vvrst»»latt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 53, 21. März 1919. Es ist zu bedauern, daß mit dem Verband zurzeit nicht sachlich zu verhandeln ist. Das Streikrccht scheint den Herren nur fiir Arbeiter, nicht aber für die Prinzipale zu gelten. Auch der H a u p t v o r st a n d des Deutschen Buchdrücke ri ll e re ins, mit dem ich über die gleiche Angelegenheit in Briefwech sel stehe, ist mit meinem Vorgehen gar nicht einverstanden, er findet es anscheinend ganz in der Ordnung, das; der Verlegertnnde dafür oufzukommen hat, wenn der Bnchdrnckerverein sich ungerechtfertigte und untarismüßige Lohnerhöhungen hat gefallen lassen. Der Haupt vorstand schreibt vorwurfsvoll, das; durch meine Boykotterklärung nicht die Arbeitnehmer, sondern die Arbeitgeber im Bnchdrnckgcwerbe finan ziell getroffen und gestraft werden, denn diese seien verpflichtet, alle ihre vor dem Kriege beschäftigten Gehilfen wieder einznstellen. Uber die Betrübnis der Bnchdrnckercibcsitzcr können wir Verleger nun ganz besonders befriedigt sein. Spüren cs die Herren am eigenen Geld beutel, und können sie ihre Auslagen zuzüglich eines gänzlich unge rechtfertigten Zuschlages nicht ans ihre Kundschaft abwälzen, so wer den sie in Zukunft mit der Zustimmung zu tarifwidrigen oder un gerechtfertigten Lohnforderungen zurückhaltender sein. Es ist nicht meine Absicht, nur auf diesem besonders krassen Fall hcrumzureitcn, damit wäre nichts gebessert. Wir gehen trüben Zeiten entgegen, und die Hauptsache ist, das; die ganze mit dem Buch zusam menhängende Industrie ihre Kraft nicht im gegenseitigen Kampfe nutzlos verpufft, sondern gemeinsame Schritte unternimmt, um den Absatz des Buches aufrechtzuerhalten, bzw. neu zu beleben. Bei den jetzigen, um weit mehr als das Doppelte erhöhten Preisen wird die Absatzfähigkeit dcS Buches zweifellos so stark vermindert sein, das; die Verleger in Kürze sich für ihr Kapital eine andere wirtschaftliche Be tätigung werden suchen müssen. Der Verleger kann zur Not seinen Betrieb umstellen, Zehntausend«: von gelernten Facharbeitern in den Buchdruckereieu, Buchbindereien, chemigraphischen Anstalten usw. wür den >aber brotlos, müßten verhungern oder answandern. Wäre es da nicht richtiger, von vornherein sich zu vereinigen und alles daran zu setzen, das; das Buch wieder billiger wird ? Vora u ssetzung i st aber das V o r a n st e l l e n der gemeinsamen Inter essen und Z u r ü ck st e l l c n des persönlichen Egois- n, u s. Die Arbeiter müssen in ihren Forderungen sich freimachen von dem derzeit grassierenden Lohnwahnsinu, auch wenn sie glauben, die Macht zu haben, und in den einmal vorhandenen Grenzen des Er reichbaren und Möglichen bleiben. Die Buchdruckereibesitzer müssen ihren Preistarif durch gemein same Verhandlungen lauf die Bedürfnisse der Verleger cinstelleu. Ihren Gehilfen gegenüber haben sic ja schon längst die diktatorischen Allüren verlernt. Warum wollen sie den Verlegern kurzerhand die Preise diktieren, zu denen diese zu bestellen haben? Die Verleger ihrerseits müssen lernen, auf die Verhältnisse in den Buchdruckereieu Rücksicht zu nehmen, namentlich dem Buchdrucker Zeit lassen, damit er rationell einleilen kann. Auch muß der Ver leger einschen, daß übermäßig billige Preise nur bei entsprechend schlechter Leistung möglich sind. Der Verlag ist auch an der nicht immer schönen Schmutzkonkurrenz mit schuld, wo ein Drucker dem andern nicht mal gönnt, mit Verlust zu arbeiten. Ich für meine Person bin ein überzeugter Anhänger des Taris- gedankens, der ja im Buchgewerbe bisher schon höchst segensreich ge wirkt hat. Bisher hatten nur Arbeitgeber und Arbeitnehmer Tarife. Mein Ideal wäre, auch die Verleger mit einzubeziehen. Ich bin mir allerdings bewußt, daß dies nicht so ohne weiteres möglich ist. Bisher wurden die Verleger nicht einmal zu Rate gezogen, sondern ihnen wurden von heute auf morgen rücksichtslos neue, und zwar gründlich erhöhte Preise diktiert, ohne das; sie in der Lage waren, bei ihren langfristigen Kalkulationen und Lieferungsverträgen (Zeitschriften) ihre eigenen Verkaufspreise damit in Einklang zu bringen. Ich würde mir schon Vorteile davon versprechen, wenn bei dem in Kürze fälligen neuen Buchdruckertarif auch Vertreter des Verlages be ratend zugczogen würden. Es fehlt oft nicht an dem guten Willen, wohl aber an dem Verständnis für die Notwendigkeiten der anderen. Im Verbandsvorstand der Bnchdruckcrgehilfen sitzen Männer, mit denen sich im allgemeinen wohl verhandeln läßt. Sie haben Ver ständnis dafür, was möglich und unmöglich ist. Gelegentliche Ent gleisungen wie in dem oben erwähnten Fall sind wohl weniger der Leitung des Verbandes, als einzelnen unklaren Köpfen zur Last zu legen und dementsprechend nicht tragisch zu nehmen. Die Hauptsache wäre aber eine gemeinsame Aufstellung der Satz- und Druckpreise durch den B u ch d r u ck e r v e r c i n und den Deutschen Verlcger- verein. Hier auch Buchdruckcrgchilfen beratend hinzuzuzicheu, wäre wünschenswert. Gegenseitige Offenheit und Klarheit stärkt das Vertrauen. So wie jetzt die Verhältnisse liegen, kanu's nicht weitergchen. Die im Preistarif von 1912 durch den Buchdruckervereiu für alle Kalkula tionen verbindlich erklärten Preise waren nur fiir beste Qualitäts arbeit berechtigt und ließen auch unter Berücksichtigung der in vielen Betrieben üblichen Stillstände jederzeit guten Gewinn übrig. (Ich fuße hier auf eigene statistische Unterlagen.) Gewiß sind gegen die Friedenspreise Zuschläge notwendig geworden. Aber nicht berechtigt sind die Aufschläge, wie sie der Auchdruckervereiu in seinen Preis- tarifcn vom Sommer und Herbst 1918 und Januar 1919 diktiert hat. Er nimmt keinerlei Rücksicht darauf, das; die einen großen Pro zentsatz der Spesen umfassenden Beträge fiir Miete und Abschreibun gen auf Maschinen- und Schriftenkonto nicht wesentlich gegenüber 1914 erhöht sind. Die Preise für Maschinensatz, die sich rechnerisch gegenüber Hand satz viel weniger erhöht haben, wurden kaltlächelnd ebenfalls um denselben Prozentsatz erhöht. Die Preise für Zurichtung einer Druckform, die allerdings im Preistarif von 1912 zu niedrig eingesetzt waren, sind außer mit zwei- hnndertprozentigem Zuschlag schon in der Grundposition auf das Mehrfache erhöht. Das ist unberechtigt. Der Preistarif nimmt auch keinerlei Rücksicht darauf, ob eine Druckerei mit altem Maschinen- und Schriftenmaterial schlecht druckt und dementsprechend auch billiger liefern kann. Der Preistarif rech net stets mit den Leistungen einer erstklassig eingerichteten Offizin. Technische Verbesserungen will der Buchdruckervereiu in seinem Preistarif prinzipiell seinen Kunden nicht zukommen lassen. Sein Ideal wäre, Rotationsdruck noch zu den Preisen der von handbetrie benen Druckpressen aus den fünfziger Jahren des letzten Jahrhun derts berechnen zu können. Der Buchdruckervereiu berücksichtigt nicht, daß technische Verbesserungen, die eine Verbilligung der Preise be wirken, leßten Endes ihm doch immer wieder in einer Vermehrung von Aufträgen zugute kommen. Der Preistarif rechnet grundsätzlich mit häufigem Maschinen stillstand mangels Arbeit und setzt einen größeren allgemeinen Zu schlag auf die Selbstkosten ein, um dadurch keine Verluste zu erleiden. Was gehen aber die Verleger diese Maschinenstillstände an? Ein kaufmännisch tüchtiger Buchdruckereibesitzcr ist normalerweise wohl in der Lage, solche zu vermeiden. Er setzt sich rechtzeitig mit seinen Verlegerkuuöcu in Verbindung und ist dann wohl imstande, einerseits im Preise wesentlich entgegcuzukommeu, andererseits seinen Betrieb so anszunutzen, daß er seinen normalen Gewinn erhält. Geradezu lächerlich sind die Aufschläge des Prcistarifs bei Liefe rung des Papiers durch den Verleger. Ich möchte übrigens den größeren Verlag kennen lernen, der sich solche Zuschläge überhaupt gefallen läßt. In Wirklichkeit wird der Prcistarif dem Ver la g s b u ch h a u d e l gegenüber überhaupt nicht ein ge halten. Größere Verleger sichern sich durch finanzielle oder son stige Abmachungen. Weniger kapitalkräftige erhalten durch Einholung der Preise ganz von selbst ein Bild dessen, was als normale Preis forderung berechtigt ist. Es wäre an der Zeit, diesem unwahren Bild des Prcistarifs ein Ende zu machen. Die Forderungen des Verlegers sind: 1. Nachprüfung des Prcistarifs an sich. 2. Unter schiedliche Berechnung von Hand- und Maschinensatz. 3. Billigere Be rechnung der Zurichtung und des normalen Drucks unter Berücksich tigung der technisch leistungsfähigeren modernen Maschinen einerseits und der Qualität des Druckes andererseits. 4. Aufhebung des Zu schlages zum Druck bei Lieferung des Papiers durch den Verleger. 5. Nachprüfung des Kriegszuschlages auf den ursprünglichen Prcis tarif unter Berücksichtigung der derzeitigen Verhältnisse. Der rechtlich denkende Buchdrucker wird gewiß damit einverstan den sein. Seinerseits wäre zu fordern: I.Eine Nachprüfung der Zah lungsbedingungen. 2. Die Möglichkeit einer günstigen Einteilung seines Betriebes. Der Unverstand des Verlegers im Verlangen von Unmöglichem ist oft groß. 3. Eine Gebühr für auf Rechnung des Verlegers bei ihm auf anormale Zeit lagerndes Papier, sei dieses bedruckt oder unbedruckt. Für den Deutschen Verlegervcrciu wäre es eine dankenswerte Aufgabe, im Interesse seiner Mitglieder der Jetztzeit entsprechende Grundlagen und neue der Wirklichkeit entsprechende Preise gemein sam mit deni Buchdruckervereiu zu schaffen. 26. Februar 1919. Otto Wcitbrecht, i. Fa. K. Thicncmanns Verlag, Stuttgart.
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