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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.03.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-03-21
- Erscheinungsdatum
- 21.03.1919
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- Deutsch
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- Saxonica
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^s ^^Nicht^tgN-d?! ^ Nr. SS (N. 2b). Leipzig, Freitag den 21. März 1919. 86. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Am Streik vorbei. Derselbe Prozeß, den der deutsche Staat infolge der Revo lution durchgcmacht hat, bereitet sich auch in der Geschäftswelt vor: hier wie dort handelt es sich um die Frage, ob aristo kratisch oder demokratisch, ob über das Wohl und Wehe vieler von einer einzelnen bzw. einigen wenigen Personen entschieden werden soll oder ob auch den anderen ein Mitbestimmungsrccht eingerkumt werden muß. Ein solches Mitbestimmungsrscht konnte der freie Arbeitsvertrag schon deswegen nicht in vollem Umfange gewähren, weil der Angestellte in zahlreichen Fällen wirtschaftlich dem ungleich kapitalkräftigeren Kontrahenten nicht gewachsen und infolgedessen gezwungen war, die Bedin gungen der Gegenseite anzunehmen, auch wenn sie seinen An sprüchen nicht genügten. Seit die Angcstclltenorganisatiouen sich der Regelung der Arbeitsverhältnisse angenommen haben nnd sie zu beeinflussen suchen, hat sich das Bild immer mehr zugunsten der Angestellten verschoben, besonders als die Revolution den Massen die Macht in die Hand spielte und die Regierung, von sich aus nicht imstande, Ordnung zu schaffen, den Arbeituehmcrorganisationcn die Aufgabe zuwies, sich mit den Arbeitgebern zu verständigen. Diese Neuordnung versetzte vor allem den Buchhandel in eine eigentümliche Lage. Obwohl er im Börsenvercin und den ihm angeschlossenen Vereinen vorzüglich ausgebaute Organi sationen besitzt, bestand bis zu der im Dezember 1918 erfolgten Gründung des Arbeitgeberverbandes kein einziger Verein, der von sich aus zu einer Regelung der Arbeits- und Arbeiter verhältnisse, sei es auch nur für einen kleineren Bezirk, legi timiert gewesen wäre. Hierzu lag auch insofern keine Notwendig keit vor, als der Buchhandel Riesenbetriebe, wie sie die Industrie auszuweiscn hat, überhaupt nicht kennt und das Verhältnis zwi schen Arbeitgebern und Arbeitnehmern noch bis vor wenigen Jahren derart war, daß man sich ohne Organisation von Person zu Person miteinander verständigen konnte. Erst einige Un stimmigkeiten in den Großbetrieben des Leipziger Kommissions geschäfts — die Bezeichnung Großbetriebe im buchhändlcrischeu Sinne verstanden, da nur zwei von ihnen damals je ca. 400 An gestellte zählten —ließen hier 1906 den Buchhändler-Hilfsverband erstehen, einen Zusammenschluß von 32 Firmen, meist dem Bar- sortimcnt, Grosso- und Kommssionsgeschäft angehörend, der indes mehr als Schutzmaßnahme denn als Arbeitgebcrorgani- sation in neuzeitlichem Sinne anzusehen war. Anders lagen die Verhältnisse auf der Gegenseite: was bei den Arbeitgebern zu wenig vorhanden war, fand man hier im Überfluß, nämlich nicht weniger als sieben Organisationen, die sich alle mit der wirtschaftlichen Lage ihrer Mitglieder im Sinne ihrer Be ziehungen zu den Arbeitgebern beschäftigten, so verschieden auch die Art und Intensität dieser Betätigung waren, über die sie untereinander nicht weniger lebhaft stritten wie die sieben Städte Griechenlands um Homer. Als vor einigen Monaten die Angestelltenverbände an die Organisationen des Leipziger Buchhandels mit Forderungen herantraten, war auf dieser Seite kein anderes verhandlungs fähiges Instrument vorhanden als der erwähnte Buchhändler- Hilfsverband, der, obwohl nur eine bestimmte Gruppe von Firmen der Leipziger Buchhandels umfassend, nun dazu aus ersehen war, die Verhandlungen mit den Angestellten zu führen, ohne dazu eine andere Berechtigung als die zu besitzen, daß er für seine Mitglieder Abmachungen über Arbeitsverhältnisse tref fen konnte. Von den endlosen, schließlich fast bis zum Streik füh renden Verhandlungen gibt das im Bbl. Nr. 52 abgedruckte Rundschreiben: »An die Angestellten des Leipziger Zwischen handels!« kaum eine annähernde Vorstellung, galt cs doch zu nächst einmal Grundlagen zu schaffen und einer vollkommen neuen Materie im Buchhandel — einem Tarifvertrag für die kaufmännischen Angestellten — Form und Gestalt zu geben. Vor bild konnte der mit der Organisation des Deutschen Transport arbeiter-Verbandes, der Vertretung der gewerblichen Ange stellten des Zwischenhandels, abgeschlossene, zurzeit noch gel tende Tarifvertrag schon deshalb nicht sein, weil dort die Ver hältnisse ungleich einfacher liegen und daher einer Mechani sierung viel leichter zugänglich sind als bei einem Tarifverträge in Ausdehnung auf Verlag, Sortiment und Zwischenbuchhandel mit seinen so verschieden gearteten Arbeitskräften, verschieden nicht nur nach Alter und Geschlecht, sondern auch an Bildung, Arbeitsleistung und sozialer Verpflichtung, sodaß hier ganz an dere Gesichtspunkte in den Vordergrund gestellt werden müssen als bei den gewerblichen Angestellten. Einer Geschichte der Grün dung des Arbeitgeber-Verbandes wird es Vorbehalten bleiben müssen, die außerordentlich wichtigen Vorarbeiten, die der Buch händler-Hilfsverband für ihn geleistet hat, in das rechte Licht zu stellen. Bis zuletzt im Vordertreffen stehend, hat er seine Arbeit zum Schluß damit gekrönt, daß er seine eigene Daseins- sorm zerschlug, um dadurch den Weg freizumachen für eine all gemeine Organisation der Unternehmer des Leipziger Buch handels, in der er jetzt den Kern der Abteilung Kommissions buchhandel bildet. Neben dieser Abteilung haben Verlag und Sortiment sich zu Gruppen zusammengetan, jede mit der Wah rung der aus der Besonderheit ihrer Verhältnisse sich ergeben den Unterschiedlichkeiten betraut, alle drei aber in einer Or ganisation vereint nnd nach außen geschlossen austretend: der Ortsgruppe Leipzig des Arbeitgeberverban des der Deutschen Buchhändler. An dieser erfreulichen Wendung der Dinge hat neben dem Vorstande des Börscnvereins, von dessen Mitwirkung »och zu sprechen sein wird, und des Buchhändler-Hilfsverbandes der Vorstand des Vereins der Buchhändler zu Leipzig den Haupt anteil. Wie in den jüngst vergangenen Streiktagen so berief er auch diesmal, als durch den angedrohten Streik der Buch- Handlungsgehilfen die Lage kritisch zu werden drohte, seine Mitglieder nach dem Buchhändlerhause, um mit ihnen gemein sam zu beraten, welche Maßnahmen zur Abwehr der Gefahr, die ein neuer Streik für den Leipziger Buchhandel im Gefolge haben würde, zu ergreifen seien. Handelte es sich doch keines wegs nur um das Grosso- und Kommissionsgeschäft, sondern um den gesamten Leipziger Buchhandel, da angcdroht war, den Streik mit den schärfsten gewerkschaftlichen Mitteln durch- zuftthreu. Was diese Drohung, in die Sprache unserer Zeit übersetzt, zu bedeuten hat, braucht in Erinnerung an so manche Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit ebensowenig näher ausgcführt zu werden wie die Folgen, die gerade jetzt ein Streik für den Leipziger Buchhandel gehabt hätte, nachdem erst vor 181
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