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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.05.1880
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- Erscheinungsdatum
- 24.05.1880
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- Deutsch
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den Ehre^ibe,namen Basmadschi (der Drucker) erhielt, und der Türke Mohamlcd Said Effendi zu Directoren des neuen Staatsinstituts ernaycht, dessen Errichtungs- und Unterhaltungskosten der Sultan aus/scmer Privatcasse bestritte Jmgleichen bezahlte der Padischah auch die Gehälter der beiden Directoren und der ihnen untergeord neten Drucker, welche Ibrahim Effendi aus Deutschland hatte kommen lassen. Trotz des Eifers der Leiter der Reichsdruckerei und trotz der warmen Unterstützung des Sultans schritt die Arbeit nur sehr lang sam vorwärts. Die große Schwierigkeit, tüchtige Drucker zu finden, verbunden mit der Unvollkommenheit der aus Venedig bezogenen Typen, wirkte so ungünstig aus die Thätigkeit der jungen türkischen Druckerei ein, daß vom Jahre 17LK bis zum Tode des Basmadschi Ibrahim Effendi im Jahre 1743 nur 17 Bände gedruckt wurden, also nahezu auf jedes Jahr des Bestehens der Druckerei nur 1 Band kommt.*) Nach der im Jahre 1730 infolge eines Janitscharenausstandes erfolgten Absetzung Achmed's III. gelangte Mahmud I. aus den osmanischen Kalisenthron, welcher das Interesse seines Vorgängers für die Entwickelung der Buchdruckerkunst in Konstantinopel in vollem Maße theilte und der Reichsdruckerei viele Beweise von Frei gebigkeit und Gunst gab. Dessenungeachtet ging die Thätigkeit der Druckerei unaufhaltsam rückwärts, besonders nach dem Tode von Basmadschi Effendi Ibrahim. (Mohamed Said Effendi, der Mit gründer der Druckerei, war in der Zwischenzeit bis zum Großvezir emporgestiegen, fiel dann aber in Ungnade und starb schon 1740, wahrscheinlich an Gift, in der Verbannung.) Von 1743 bis 1747 wurden nur 4 Bände gedruckt; im letztgenannten Jahre wurde die Druckerei geschlossen und der Betrieb eingestellt. Im Jahre 1784 erließ Sultan Abdul Hamid cinenen kaiser lichen Halt, in Gemäßheit dessen der Schatzkanzler Raschid Effendi und der Reichshistoriograph Achmed Bassif Effendi beauftragt wurden, bei der Wittwe von Kady Effendi (Ibrahim Effendi's verstorbenem Nachfolger) Haussuchung nach den verschwundenen Druckerpressen u. s. w. abzuhalten. Die letztere führte zu dem Er gebnisse, daß die überwiegende Mehrzahl der Ausstattungsgegen stände der früheren Reichsdruckerei in den Rumpelkammern des Konaks des verewigten Kady Effendi ausgefundcn und nach ge höriger Reinigung und Ausbesserung in das Gebäude des Wakuf- nazirates (Ministerium der Güter der todten Hand) überführt wurde. Hier trat die Reichsdruckerei wieder in Thätigkeit. Zu Directoren wurden ein Advocat (Mustafa Effendi) und ein Priester (Adam Effendi) ernannt, welche sich Beide mit großer Ausdauer und löblichem Eifer ihrer Aufgabe widmeten, besonders nachdem die Druckerei aus dem Ministerium in ein besonders hcrgegebenes Gebäude in Skutari verlegt worden war. Eine große Anzahl von Werken jeglicher Art ging jetzt aus der kaiserlichen Druckerei hervor, die sich fast alle durch schönen Druck und große Wohlfeilheit auszeichneten; beispielsweise war die bekannte Geschichte des 17. Jahrhunderts vom Kasiasker Ruman Effendi (betitelt „loäbirati xsssuckiäo", d. h. die wohlgefälligen An schläge, 16l Quartblätter) zum Preise von 1 Piaster (20 Psg.) in der mit der Druckerei verbundenen Handlung käuflich. Der kurzen Blüthepcriode folgte jetzt wieder eine lange Epoche völliger Stagnation, welche die ganze Regierung Sultan Selim's III. und den Anfang der Regierung von Mahmud dem Großen überdauerte. Nach Ausrottung der Janitscharen widmete der berühmte *) Säinmtlichr in den Jahre» 1726 bis 1748 gedruckten Bände sind historischen und geographischen Inhalts, mit Ausnahme einer tür kisch-französischen Grammatik von dem deutschen Jesuitenpatcr Holdermann. Reformator der Türkei seine Thätigkeit den Werken des Friedens und sorgte in erster Stelle für Wiedereinrichtung der Druckerei. Im Jahre 1831 ward die letztere von Skutari in ein großes Ge bäude nach Stambul übergeführt, neue Pressen wurden aus London, neue Typen aus Venedig, neue tüchtige Arbeiter vornehmlich aus Deutschland geholt. Unter der Leitung von Pertev und Achmed Halim Pascha machte sich in der Reichsdruckerei der lobenswerthe Geist unablässig strebenden Ausschwunges allseitig bemerkbar; die in den Moscheebibliotheken und Sostaschulen versteckten Schätze türkischer Literatur und Kunst, vornehmlich philosophische Werke, Dichtungen und Kritiken, wurden nach einander ans Licht gezogen und in schönen und billigen Ausgaben den großen Volksschichten zugänglich gemacht, die Werke der Reichsgeschichtschreiber wurden in Druck gegeben, die bekanntesten Meisterstücke europäischer Lite ratur (in erster Linie allerdings nur Fachwerke, meistens militä rischen und medizinischen Inhalts) ins Türkische übersetzt und durch de» Druck vervielfacht; ein hellstrahlendes Licht freiheitlicher Auf klärung strömte aus den Räumen des Takwim-Vakayi in das sonst noch so dunkel gebliebene Stambul. Fast zwei Jahrzehende dauerte dieseGlanzepoche; dannwirkten des Sultans Abdul Aziz Gleichgültigkeit gegen alle idealen Be strebungen und das Mißgeschick der Türkei in politischer und finan zieller Beziehung gleichzeitig sehr ungünstig aus die von der Ver waltung derReichsdruckcrei gepflegten Bestrebungen ein, welche erst unter der Regierung des gegenwärtigen Sultans Abdul Hamid an allerhöchster Stelle wieder die gebührende Berücksichtigung fanden. Augenblicklich besitzt die Siebenhügelstadt am Bosporus vier kaiserliche Druckereien. Zwei davon stehen unter Leitung desVekil- i-nazir-i-dachilleh (Unterstaatssecretär im Ministerium des Innern) und befinden sich in dem eigenen Gebäude des Takwim Vakayi; die eine Druckerei beschäftigt sich mit der Herstellung von ofsiciellen Dokumenten, Formularen und Fermans, die andere ausschließlich mit Bücherdruck. Die dritte kaiserliche Druckerei dient nur militä rischen Zwecken und ist dem Ser-i-asker (Kriegsminister) unterstellt, während die vierte, in welcher sich die lithographischen Pressen für dietopographischenBedürfnissedesGeneralstabes befinden, inDolma- Bagdsche liegt und unmittelbar unter dem Palastmarschall des groß herrlichen Cabinets steht. Alle aus kaiserlichen Druckereien hervor gehenden Bücher und sonstigen Werke zeichnen sich durch schönen richtigen Druck und vorzügliches Papier aus; die Preise sind dem entsprechend ziemlich hoch. Der Privatdruckereien u. s. w. in Konstantinopel mag es fim Ganzen wohl 20 bis 25 geben; außer ihnen sind noch besonders zu erwähnen die Druckereien des armenischen und des griechischen Patriarchates, sowie diejenige des Groß-Rabbi in Haßkioi am gol denen Horn. Die letztgenannten Behörden benutzen ihre Druckereien meistens zur Herstellung der bei ihren Verwaltungen im Gebrauch stehenden amtlichen Formulare und zur Vervielfältigung von billigen religiösen Büchern. (Archiv für Post u. Telegr.) Misrcllcn. Antiquarisches. — Die werthvolle Bibliothek des ver storbenen Geh. Ober-Tribunalraths, Professor Heffter in Berlin, welche besonders reichhaltig an Völker-, staats- und strafrechtlicher Literatur ist, ging durch Kauf in den Besitz der Firma Paul Leh mann daselbst über Pcrsonalnachrichten. Am 13. ds. ist in seinem 70. Lebensjahre Herr Victor von Zabern in Mainz, bis Ende April V.J. Besitzer der gleichnamigen angesehenen Firma daselbst, nach langem Leiden gestorben.
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