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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1922
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- 1922-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1922
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Redaktioneller Teil. 137, 15. Juni 1922. Erfindern und Forschern durch die Gelegenheit, ihre Arbeiten an die Öffentlichkeit zu bringen, bieten, oft viel höher einzuschätzen, als das Honorar, das sie dafür zahlen. Außerdem gewähren die vielen tausend Zeitschriften durch ihre technischeHerstellung und ihrenVertrieb einer Menge Menschen lohnenden Verdienst (Setzern, Druckern, Papier fabriken, Post und Eisenbahn usw.>. Jede Einschränkung der Zeitschriften vermindert z. B. die Verdienstmöglichkeit der Setzei, denn ob eine Zeitschrift in kleiner oder in hoher Auflage erscheint, die Setzerarbeit ist bei beiden dieselbe, und so bildet auch das Ein« gehen einer kleinen Zeitschrift einen Ausfall für die Setzer und die Drucker. Welche Kapitalien in den Zeitschriften investiert sind, läßt sich auch nicht annähernd berechnen, denn ihr Wert ist so außerordentlich verschieden, daß ein Durchschnittswert gar nicht zu ermitteln wäre. Es gibt Zeitschriften, von denen jede für sich allein der Gegenstand einer Aktiengesellschaft oder einer Gesell schaft m. b. H. ist, während andere überhaupt keinen materiellen Wert haben, z. B. lediglich aus idealen Gründen von einer Orga nisation unterhalten werden. Andere haben einen großen Wert, weil sie sich nicht bloß durch Abonnement und Inserate als ren tabel erwiesen haben, sondern auch gleichsam der M i t t e l p un k t eines Buch Verlags geworden sind. Es gibt Verleger, die in den Abonnenten ihrer Zeitschrift einen so treuen Kundenkreis haben, daß jedes Buch, das sie herausbringen, schon dadurch sich bezahlt macht. Sie können also einen großen, wenn nicht den größten Teil der Propagandakosten sparen. Über den materiellen Wert von Zeitschriften sind wir zumeist nur unterrichtet, soweit sie Gesellschaften gehören. Der Verlag der »kevue ckes Veux-Uonckss«, die Francois Buloz 1831 gegrün det hatte, wurde 1845 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Kapital, in 85 Anteile von je 5000 Franken zerlegt, 425 000 Franken betrug. Buloz selbst erhielt etwa 75 Anteile. Der Wert dieser Anteile verdoppelte sich schon bald, und trotz eines Reserve fonds brachte das Unternehmen einen jährlichen Reingewinn von 500 000 Franken. Nach Buloz' Tod (1877) ging die Zeitschrift unter anderen Herausgebern zeitweilig zurück. Im ganzen hat sie aber ihre Stellung behauptet und ist neuerdings wieder sehr rührig geworden. Auch in Deutschland haben wir es bei einzelnen Zeitschriften erlebt, daß sie einen ungewöhnlich großen Absatz gefunden haben, wenn auch über ihrem Verlagswert keine genauen Zahlen bekannt geworden sind. Eines der bekanntesten Beispiel« ist die von Ernst Keil 1853 gegründete -Gartenlaube«, die schon im ersten Jahre 5000, im zweiten Jahre 8000 Stück druckte und deren Auflage dann wie folgt gestiegen ist: 1855 42 000, 1859 88 000, 1861 100 000, 1863 157 000, 1870 280 000, 1878 (im Todesjahre Keils) mehr als 300 000. In der Zeit, als die Marlitt (1825— 1887) ihre Romane darin veröffentlichte, stieg die Auslage sogar bis auf über 400 000. Dabei stand die »Gartenlaube» durchaus nicht allein, denn 1877 z. B. hatte »über Land und Meer» 170 000, »Buch für Alle» 100 000, »Daheim» 60 000, »Kladderadatsch» 50 000 Abonnenten. Welche Bedeutung für das Wirtschaftsleben ein so erfolgreicher Zeitschriftenunternehmer wie Keil, der ursprünglich ein armer Leipziger Buchhandlungsgehilfe gewesen war, gewinnen kann, ersteht mau schon daraus, daß er allein für die Herstellung der »Gartenlaube» fast doppelt soviel Schnell pressen beschäftigte, als ganz Leipzig im typographischen Juki- läumsjahr 1840 gehabt hatte"). Die mächtigen Mittelpunkte der Fachzeitschrift ten-Literatur sind zugleich die unseres Buchhandels: B e r- lin, Leipzig, Stuttgart. Namentlich in den beiden erst genannten Städten erscheinen zahllose Blätter dieser Art, in denen ein gewaltiges Stück geistiger und organisatorischer Arbeit geleistet wird. Insbesondere sind es diese Blätter und die zum Teil imposanten Verlagshandlungen, die, wie vr. Hermann Diez sich ausdrückt, »die Praxis unseres Lebens in Kirche, Schule, Ge sellschaft, Haus, Wissenschaft, Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft mit den neuen Errungenschaften der Denkarbeit *> über Keil vgl. eine der wenigen Biographien, die wir von Zeitschristenverleger» haben: In. Karl Keißkohl: Ernst Keils publi zistische Wirksamkeit und Bedeutung. Stuttgart, Union, 1914. 85t don Generationen zu durchsetzen und zu durchdringen wissen». Von der vornehmen Gelehrtenzeitschrift, die viermal im Jahre erscheint, bis zu den Vereins-, Gewerkschasts-, Amateurzeitungen und Sportblättern repräsentieren sie in imposantem Aufbau das Leben unseres Volkes. Zeitschriften müssen aber nicht unbedingt in einer großen Stadt erscheinen; es gibt deren denn auch, die in verhältnismäßig kleinen Orten ausgegeben werden, und man hat schon mehrfach gesehen, daß eine Kleinstadt durch einen rührigen Verleger zu einem bedeutenden Verlagsort von Zeitschriften werden kann. Im 18. Jahrhundert war dies z. B. bei dem an der belgisch-franzö sischen Grenze gelegenen Städtchen Bouillon der Fall, wo der aus Toulouse stammende Verleger Pierre Rousseau mit seinen Zeitschriften eine ganze Verlagsindustrie gründete, die für den Ort von großer wirtschaftlicher Bedeutung war. In Deutschland sind cs die in den Kleinstädten etwas billigeren Buchdruckerpresse, die dort die Entwicklung der Buchdruck- und Verlagsindustrie be günstigen. Während die Tageszeitungen und der Buchhandel schon früh eigene Wege gegangen sind und sich fast ganz getrennt haben, sind die Zeitschriften von jeher auch vom Buchhandel Vertrieben worden, ja manche haben bis heute fast ausschließlich Absatz durch das Sortiment gefunden. Allerdings hat dieses nicht immer seine Freude daran erlebt, und manche Buchhandlung hätte am liebsten den Vertrieb von Zeitschriften ganz aufgegeben, wenn nicht die Rücksicht auf die Kundschaft und — die Konkurrenz sie davon eb- gehalten hätte. Die Bedeutung der Zeitschriften sür das Antiquariat habe ich schon in der Einleitung kurz angedeutet. Es gibt Zeit- schriften-Jahrgänge, die heute fast ganz unauffindbar sind, nicht als ob sie ursprünglich in ganz kleiner Auflage gedruckt worden wären, sondern weil so wenig Abonnenten sie der Aufbewahrung für würdig gehalten haben. Auch wenn der erste Besitzer sie vielleicht ausbewahrt hat, so überleben sie, namentlich wenn sie nicht gebunden sind, nur selten eine zweite Generation. Finden sich in einem Nachlaß Zeitschriften, so werden sie nur zu leicht zur Makulatur geworfen, wenn sie nicht gerade einem Sachver ständigen in die Hände fallen. Gewiß gibt es Zeitschriften, die schon bald nach ihrem Erscheinen völlig wertlos sind oder höchstens als Unterhaltungslektüre benutzt zu werden verdienen, solange ihr Papier der Benutzung standhält, aber Zeitschriften, deren Wertlosigkeit nicht völlig feststeht und die vielleicht später eine Bedeutung erlangen können, sollte man ausbewahren oder einem Literatursreunde oder eine« Bibliothek übergeben, statt sie zu vernichten. Welchen Wert haben heute z. B. die Zeitschrif ten aus der Klassiker- und Nomantikerzeit! Sie gehören zu den größten Seltenheiten, die schon vor dem Weltkrieg mit Gold aus gewogen wurden, weil eben bei ihrem Erscheinen so wenig Leser ihren Wert erkannt und sie mufbcwahrt haben. Natürlich mögen auch manche Antiquare an der Vernichtung solcher Zeitschriften mit beteiligt gewesen sein, denn Blätter, die zurzeit nicht ge schätzt werden, haben auch für sie keinen Wert, und man kann ihnen auch Wohl nicht zumuten, einen großen Teil ihres Lagers mit Zeitschriften-Jahrgängen anzufllllen, von denen einzelne viel leicht erst nach Jahrzehnten gesucht sein werden. Aber immerhin kann man einem Antiquar in dieser Hinsicht mehr Spürsinn zu- muten als einem unerfahrenen Laien, und mancher mag schon zu seiner Freude in seinem Lager irgendeinen älteren Zeitschristen band entdeckt haben, der früher keinen Liebhaber finden konnte und jetzt auf einmal zu einem hohen Preise gesucht wird. Es ist merkwürdig, daß die Bedeutung der Zeitschriften bis her noch gar nicht zum Gegenstand einer größeren wissenschaft lichen Darstellung gemacht worden ist. Auch in den volkstümlichen größeren Sammlungen wie Aus Natur und Geisteswelt, Samm lung Göschen u. a., die schon längst mehrere Bändchen über das Zeitungswesen, seine Technik und seine Geschichte veröffentlicht haben, fehlt es bisher noch an einer Darstellung des Zeitschriften wesens. Die wenigen Seiten, die nebenbei den Zeitschriften ge- > widmet sind, mögen zur Ergänzung der den politischen Zeitungen gewidmeten Darstellung Wohl angebracht sein, aber sie verleiten den Leser nur zu leicht zu der Annahme, die Zeitschriften seien lediglich ein unbedeutendes Anhängsel der Zeitungen, während
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