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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1922-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1922
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. .V 137, 15. Juni 1922. konnte, und lediglich darauf kommt cs bei einem solchen Nach schlagwerk an. Neuerdings hat die Deutsche Bücherei sich bemüht, möglichst aller in deutscher Sprache erscheinenden Zeitschriften habhast zu werden, und aus den im Börsenblatt erscheinenden Verzeichnissen der neuen Zugänge kann man ersehen, daß diese Bemühungen nicht fruchtlos geblieben sind. Dabei ist aber vor erst zu berücksichtigen, daß gerade in den letzten Jahren der Grün- dungseiser sehr rege war, obschon die Herstellungs- und Ver« triebskosien jetzt außerordentlich hoch sind. Diese Hochflut wird sich aber wieder verlaufen. Viele Zeitschriften bringen es ohne hin nur auf eine oder zwei Nummern. Unter den andern sind viele, die sich nur kümmerlich über Wasser halten und nicht bloß eine so geringe Auflage besitzen, sondern auch inhaltlich so unbe deutend sind und sich an einen so geringen Interessentenkreis wenden, daß ihr Fehlen im Sperling von niemand bemerkt würde und daß dadurch der praktische Wert des Buches in keiner Weise beeinträchtigt würde. Die von der Deutschen Bücherei geleistete Arbeit wird natürlich der nächsten Ausgabe des Sperling zugute kommen, so daß die, die so großen Wert aus Vollständigkeit legen, dann schon eher auf ihre Rechnung kommen werden. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus ist es ganz belanglos, ob ein paar hundert kleine Blätter mit geringem Interessenten kreis mit gezählt werden oder nicht. Ein Zeitungskatalog von l874 verzeichnte 1855 Zeitschriften. 1888 wies der Sperling 2727 Zeitschriften auf, 1901 schon 5231 und 1914 6689. Bis 1900 sind jährlich ziemlich regelmäßig mehr als 200 neue Zeitschriften hin zugekommen, doch sind natürlich jedesmal einige darunter, die schon älter waren, aber aus irgendeinem Grunde früher nicht verzeichnet worden sind. Dann setzte nach einer Zunahme von über 300 ein Stillstand in den Jahren 1904 bis 1908 ein. Wahr scheinlich war das eine Folge der Krisis, die 1900 in der Industrie begonnen hatte und sich erst nach einigen Jahren in der Zeit schriftenliteratur auswirkte. Man kann ja oft die Beobachtung machen, daß ein schlechtgehendes Blatt noch einige Jahre durch« geschleppt wird, bis der Verleger endlich die Hoffnung aufgibt. Jedenfalls war auch eine gewisse Sättigung (richtiger: über- füllung) auf dem Zeitschristenmarkt eingetreten. Bei der günsti gen wirtschaftlichen Lage trat aber schon bald wieder eine Ver mehrung ein, die jährlich 100 bis 200, von 1912 bis 1914 sogar 500 betrug. Im Weltkrieg ging natürlich die Zahl zurück, und wenn auch in den seither verflossenen kritischen Friedensjahren srühere Blätter wieder aufgelebt sind und vor allem viele neue gegründet wurden, von denen manche schon bald wieder das Zeitliche gesegnet haben, so wird es doch Wohl noch einige Jahre dauern, bis wieder ein einigermaßen ruhiger Zustand erreicht sein wird. In den vorstehenden Zahlen sind die Zeitschriften des deutschen Sprachgebiets, also nicht bloß des Deutschen Reiches, sondern auch Österreich-Ungarns, der Schweiz und Luxemburgs inbegriffen. Man kann sagen, daß innerhalb der letzten 50 Jahre die Zahl der Zeitschriften um rund 5000 gestiegen ist und daß jetzt etwa eine Zeitschrift aus 10 000 Einwohner kommt. Wenn man an- nimmt, daß eine Zeitschrift im Durchschnitt etwa 2000 Abonnen- ten haben muß, so ist das immerhin ein sehr günstiges Verhält- nis. Eine genaue Berechnung wird sich aber erst anstellen lassen, wenn im Herbst der neue Jahrgang des Sperling vorliegen wird. Im allgemeinen kann man die Zeitschriften in zwei große Gruppen cinteilen: unterhaltende und belehrende. Zu den elfteren zählen die llnterhaltungsblätter im weitesten Sinne des Wortes, also auch religiöse Wochenschriften und Blätter all gemeinen Inhalts, zu den letzteren die wissenschaftlichen, techni schen und sonstigen ein bestimmtes Fach pflegenden Zeitschriften, natürlich auch die große Masse der populärwissenschaftlichen Zeit schriften, die Sportblätter usw. Während man bei der ersteren Grrchpe schon mit verhältnismäßig wenigen Unterabteilungen auskommt, sind die Fachblätter so verschiedenartig, daß man min destens ein paar Dutzend Unterabteilungen braucht, um sie eini germaßen übersichtlich zusammenzustellen. Im Sperling waren die Zeitschriften in 31 Gruppen eingeteilt, doch umfaßte die Gruppe Gewerbekunde, Kunstgewerbe, Technik und Industrie noch 24 Unterabteilungen. Vb2 Man kann ohne weiteres zugeben, daß auch unter den Zeit schriften eine Menge unbedeutender oder gar wertloser Blätter ist; aber selbst wenn man diese abzieht, so bleibt doch noch eine ganz gewaltige Masse Zeitschriften übrig, die zum mindesten als nützlich zu betrachten ist, während ein Teil geradezu zu den erstklassigen Fachblättern zu rechnen ist. Wer im praktischen Leben steht, kommt heutzutage ohne ein oder mehrere Fachblätter nicht mehr aus. In diesen findet er die neuesten Fortschritte und Erfahrungen verzeichnet, wird über seine Standesinteressen unterrichtet und ebenso über Fragen der Gesetzgebung und der Verwaltung, die ja heutzutage jedermann berühren. Gewiß gibt cs auch Fachblätter, die ganz oberflächlich redigiert sind und in denen der Text offensichtlich nur ein Vor wand für eine Anzeigenspekulalion ist, aber solche Blätter wer den auch nach ihrem wirklichen Werte eingeschätzt. Um so höher stehen die erstklassigen Fachblätter, die eine oft geradezu erstaun liche Fülle gediegener Artikel bringen. Schon wenn man ein paar Nummern einer solchen Zeitschrift durchblättert, gewinnt man die Überzeugung, daß die Redaktion ihre Aufgabe durchaus ernst auffaßt und sich redlich bemüht, ihre Leser über alles, was in das betreffende Fach einschlägt, auf dem laufenden zu halten. Dabei werden auch die Errungenschaften des Auslandes zumeist gebührend berücksichtigt, obschon jetzt bei den unglücklichen Va lutaverhältnissen der Bezug ausländischer Zeitschriften sehr erschwert ist. Da nur wenige Leser in der Lage sind, auch nur alle deutschen Blätter aus einem bestimmten Gebiete zu halten, haben größere Zeitschriften schon seit langem eine Zcitschriften- schau eingesührt, die alle wichtigen Arbeiten aus verwandten Organen analysiert. Dadurch erhält der Leser Kenntnis von den Leistungen.auf diesem Gebiet und hat die Möglichkeit, sich die Literatur zu verschaffen, die ihn speziell interessiert. Ferner sind die Zeitschriften berusen, die Fachliteratur, die in der Tages- Presse keine oder keine genügende Würdigung findet, mehr oder weniger eingehend zu besprechen und wesentlich zu ihrer Ver breitung beizutragen. Es gibt denn auch Fachwerke, die säst aus schließlich aus diesem Wege ihre Abnehmer finden. Die volkswirtschaftlichen Zeitschriften nehmen an Zahl und Bedeutung eine hervorragende Stellung ein. Sie umfassen alle Gebiete, von den großen Jahrbüchern, die einzelne Fragen aus dem gesamten Gebiete der Volkswirtschaft behandeln, bis zu den spezialisierten Fachzeitschriften über wissenschaftliche Disziplinen (Statistik, Sozialwissenschaft usw.) oder über einzelne Industrie zweige und Fragen der Wirtschaftspraxis. Sie tragen, wie vr. Robert Brunhuber sich ausdrückt, in unserer Zeit der realistisch-empirischen Volkswirtschaftslehre die Bausteine mittels der exakten Detailforschung zusammen, aus denen die stolzen Ge bäude der umfassenden Systeme und Handbücher der Volkswirt schaftslehre erst errichtet werden können. Für Börsen, und Marktberichte ist der Geschäftsmann natür lich auf den Handelsteil der Tageszeitungen angewiesen, aber diese müssen sich auf die wichtigsten Vorgänge beschränken, wäh ren das Fachblalt aus einem eng umschriebenen Gebiet viel um fassendere Berichte und viel zahlreichere Nachrichten bringen kann als eine Tageszeitung. Welch ungeheuren Umsang die Zeitschriften auf einzelnen Gebieten in den Kulturländern erreicht haben, kann man z. B. daraus ersehen, daß in einer 1907 von dem Wiener »Observer« herausgegebenen »Bibliographie der gesamten landwirtschaft- lichen Zeitschriften-Literatur- für die ganze Welt nicht weniger als 4122 Organe verzeichnet sind. Davon erschienen die meisten in den Vereinigten Staaten von Amerika (899), Frankreich (745), Deutschland (591), Österreich (373), England (313), Italien (203), Belgien (190), Rußland (143) und Australien (101): die übrigen in kleinerer Anzahl (von 82 in der Schweiz bis herunter zu 1 in der Türkei) in den andern Ländern. Manche Blätter, die man früher kaum beachtet hat, haben in unseren Tagen eine erhöhte Bedeutung gewonnen. Dazu ge hören z. B. die Gewerkschaftsblätter, die die berufspolitischen Interessen der einzelnen Arbeiter oder Beamten vertreten. Aber auch die Sportblätter haben an Zahl und Verbreitung ganz ge- ivaltig zugenommen.
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