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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1922-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1922
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- Deutsch
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137, 15. Juni 1922. Redaktioneller Teil. scher Sprache waren die von dem Leipziger Professor Christian Thomasius, der auch zuerst eine Vorlesung in deutscher Sprache zu halten wagte, 1888 gegründeten »Monatsgespräche». Sowohl die »Lew eriwitoi'um» als auch die Zeitschrift des Thomasius fan den in der folgenden Zeit zahlreiche Nachahmer, namentlich in den Universitätsstädten, doch haben sich davon nur die »Göttin gischen gelehrten Anzeigen- bis auf unsere Zeit erhalten. Ein neuer lebenskräftiger Zeitschriftentypus von allgemeiner Bedeutung entstand im 18. Jahrhundert in den englischen mora lischen Wochenschriften, deren Gründer der Verfasser des Ro binson, Daniel Defoe, war (1784). Diese Zeitschriften wurden in Deutschland und in Frankreich übersetzt und nachgeahmt. Gott sched zählte in den Jahren 1713 bis 1761 nicht weniger als 180 moralische Wochenschriften in Deutschland, die Auslagen bis zu 2000 erreichten, zumeist aber nur ein kurzes Dasein hatten. Bis 1800 gab es deren etwa 508, von denen die meistgelesenen bis zu 5000 Abonnenten gehabt haben sollen. Aus diesen Zeitschriften mit ihren stark betonten Erziehungszwecken gingen bald die lite rarischen hervor, deren erste bedeutende Organe von Gottsched, Nicolai und Lessing geschaffen wurden. In der klassischen Zeit waren die Zeitschriften vorwiegend der Literatur, Kunst und Phi losophie gewidmet. Wieland war der erste, der in seinem »Deut schen Merkur« mit dem sicheren Blick für das Zeitgemäße auch die Politik berücksichtigte, und diese war es, die sich in der fol genden Zeit in den Zeitschriften ganz besonders breit gemacht hat. Während die Zeitungen sich lediglich auf eine berichtende Tätig keit beschränkten, nahmen die Herausgeber und Mitarbeiter der Zeitschriften zuerst kritisch Stellung zu den politischen Ereig nissen, ähnlich wie es jetzt in den Leitartikeln der politischen Tagespresse geschieht. Der alte Wieland hat den Stand des deutschen Zeitschristen wesens am Anfang des-19. Jahrhunderts nicht gerade sehr freund lich gezeichnet. In einem Briefe an seinen Sohn, dem er nicht wünschte, daß er als Schriftsteller -von den Lastern und Tor heiten seines Zeitalters zu leben brauche-, sagt er, es schössen zwar alle Jahre etliche Dutzend neue Journale wie Pilze »aus den schwammigten Wasserköpfen unserer literarischen Jugend- hervor, aber es seien Sterblinge, die meistens das zweite Quartal nicht überlebten; die Zeitung für die elegante Welt und das Moden-Journal seien die einzigen, die einigen Absatz hätten, weil sie aus die Eitelkeit, Frivolität und Anekdotensucht des Publi kums gegründet seien. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es aber eine Menge bedeutender politischer und literarischer Zeitschriften. Nach dem ersten Drittel begannen auch die illustrier ten Blätter aufzukommen. Das erste war das von der Firma I. I. Weber in Leipzig 1833 gegründete »Pfennig-Magazin«, eine Nachahmung des englischen »i?snii)--ztLgsriiis«. Seit 1842 erschie nen die »Illusw-Ueck bouckon I§s«s«, noch im selben Jahre wurde die »Illuswstioii» in Paris gegründet, und ihr folgte 1843 die »Jllustrirte Zeitung- bei I. I. Weber in Leipzig. 1845 wurden in München die »Fliegenden Blätter« gegründet, und damit er hielt der Humor, der bis dahin nur einen Winkel in der Journal literatur zur Verfügung gehabt hatte, ein eigenes Organ. 1848 blühte auch die Satire aus, und von den damals gegründeten Blättern hat sich der »Kladderadatsch« bis heute erfreulicherweise recht lebenskräftig erhalten. Die erste Revue großen Stils sollte die von Rudolf Gottschall bei Brockhaus herausgegebene Monats schrift »Unsere Zeit« (1857—1891) sein, aber sie hat ebenso wie ihre Nachfolgerinnen weder die Bedeutung noch die internationale Verbreitung zu erlangen vermocht wie die »lievus ckss vsux- zionckes« oder eine der großen englischen Zeitschriften. Die Zeitschriften hatten lange Zeit vor den Zeitungen das voraus, daß in ihnen selbständige Persönlichkeiten auftratsn, die der Welt etwas Eigenes zu sagen wußten, Männer mit starken politischen, literarischen, pädagogischen oder künstlerischen Ideen und Idealen, während die Zeitungen lediglich eine Sammelstätte für Neuigkeiten waren. Erst als die Tagespresse von der Zensur befreit war, als sie durch die Entwicklung des Verkehrs ihren Nachrichtendienst verbessern konnte und durch das Anzeigengeschäft größere Mittel gewann, nahm sie auch geistig an Bedeutung zu, und damit verloren die Zeitschriften das Monopol der geistigen Selbständigkeit. Jetzt wurden manche überflüssig, während andere neue Wege einschlagen mußten, um sich gleichsam als Er gänzung zur Tagespreise zu behaupten. Die reinenFachblätter reichen zwar bis ins 18. Jahr hundert hinauf, aber ihre Zahl war lange Zeit sehr gering. Das erste Fachblatt scheint die 1766 gegründete Zeitschrift -Der Buch drucker« gewesen zu sein. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts er- schienen dann mehrere gewerbliche Fachblätter allgemeinen Cha- rakters, die alle Zweige der Gewerbe, der Mode usw. umfaßten. Das 1820 gegründete Fachblatt »Dingles Polytechnisches Jour nal- wollte alle technischen Wissenschaften umfassen. Auch in der folgenden Zeit suchten die Fachblätter noch ein möglichst großes Gebiet zu beherrschen. Die Gründung neuer Zeitschriften ging meist von den Vertretern der einzelnen Fächer aus. Allmählich interessierte sich aber auch der Verlagsbuchhandel dafür, der hier ein fruchtbares Feld seiner Tätigkeit erkannte und nun die Grün dung neuer Zeitschriften auf Fachgebieten, die ihm erfolgver sprechend erschienen, in die Hand nahm und geeignete Fach männer dafür zu finden suchte. Als nun nach dem erfolgreichen Krieg von 1870/71 eine gewaltige Entwicklung von Gewerbe, Industrie und Handel einsetzte, nahm die Zahl der Fachzeitschrif ten erheblich zu. Im Anfang der siebziger Jahre erschienen in Deutschland schon 30 wirtschaftliche und 70 gewerbliche Fachblät- ter. Dann aber stieg die Zahl ganz bedeutend, und es lag in der Natur der Sache, daß die Zeitschriften sich immer mehr speziali sieren mußten, denn sobald für ein größeres Gebiet ausreichend Zeitschriften vorhanden waren, hatte es keinen Sinn, weitere zu gründen. Die Herausgeber hatten nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn sie ein genau abgegrenztes Teilgebiet mit einem Fachblatt versahen. Allerdings hat sich dabei mancher verrechnet, indem er die Zahl der möglichen Interessenten viel zu hoch einschätzte. Andern gelang es dagegen, Interessenten auf einem scheinbar ganz kleinen Gebiet in unerwartet großer Zahl heranzuziehen. Daraus erklärt sich der starke Wechsel in der Zeitschriftenliteratur, das ständige Auf und Ab, das bisher noch gar nicht statistisch er faßt worden ist. So wie es noch an einer Geschichte der Zeitschriften fehlt, haben wir auch noch keine genaue Statistik auf diesem Ge biete. Dabei würde es sich nicht bloß um die Zahl der Organe, sondern auch um ihr Alter, die Häufigkeit ihres Erscheinens, ihren Umfang, ihren Preis, ihre Verbreitung usw. handeln. Erst an der Hand genauer Zahlen würde es möglich sein, die Wirtschaft, liche Bedeutung des Zeitschriftenwesens überzeugend darzulegen. Eine solche statistische Untersuchung wäre allerdings mit großen Schwierigkeiten verknüpft, schon weil viele Verleger sich scheuen, die wirkliche Auflage bzw. Abonnentenzahl anzugeben. Sogar in der Geschichte einzelner Zeitschriften fehlen Angaben aus der Ge schäftsführung fast vollständig, obschon für die Vergangenheit die Bedenken, die man für die Gegenwart hat, doch vollständig hin fällig sind. Schon bei der Ermittelung der Zahl der Zeitschriften stößt man auf große Hindernisse, weil z. B. Wochenblätter oder nur ein paarmal wöchentlich erscheinende, ebenso religiöse oder unter haltende Blätter bald zu den Zeitungen, bald zu den Zeitschriften gerechnet werden. Früher hatte man in dem alten bekannten Adreßbuch der deutschen Zeitschriften von Sperling ebenso wie für Frankreich in dem Verzeichnis von Le Sondier ein gutes Hilfsmittel, und im Sperling war auch jedesmal eine statistische Übersicht beigesügt. Nun wird ja der Sperling in absehbarer Zeit in neuer, verbesserter Gestalt erscheinen und uns bannt wie der ein Nachschlagebuch geboten werden, das wir in den letzten Jahren schmerzlich entbehren mußten. Ich weiß Wohl, daß Statistiker und Bibliographen ihm den Vorwurf gemacht haben, er sei nicht vollständig. Allerdings ist der Sperling früher nie in dem Sinne vollständig gewesen, daß jedes, auch das unbedeutendste Blättchen darin verzeichnet ge wesen wäre. Verweigert wurde die Ausnahme keiner Zeitschrift, die sich gemeldet hat, und die Bearbeiter haben sich stets bemüht, alle nennenswerten Organe zu entdecken. Aber was gewisser- maßen unter Ausschluß der Öffentlichkeit erschien und selbst keinen Wert auf eine Aufnahme legte, konnte natürlich auch nicht aus genommen werden. Im allgemeinen war der Sperling stets so vollständig, wie man es für den praktischen Gebrauch verlangen
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