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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- Digitalisat
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191905096
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1919
- Monat1919-05
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X- 92. 9. Mai 1919. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtlchn. Buchhandel. aus, mit denen er nichts zu tun hat. Er ist nicht »ethisch« genug veran lagt, steht auf »mauchesterlichcm Nutzungsstandpunkt«, »tanzt ums gol dene Kalb« (ich zähle gerade meine sechste crtanzte Million), »lebt nur der Gegenwart«, »glaubt nicht an die Zukunft des Vaterlandes und des von ihm vertretenen Berufs«. Ich »fordere« oder »wähne, daß eine Gleichheit vorhanden sei«, und werde väterlich belehrt, daß »auch die Resolution diese nie gefundene Gleichheit nicht bringen iverde«. Ach du lieber Himmel, die Erfahrung über die Ungleichheit hatte ich schon als vierjähriger Junge beim Vergleichen von uns Ge schwistern gemacht, es brauchte kein Geist ans Leipzig zu kommen, mich darüber anfznklären. Viel dankbarer wäre ich gewesen, wenn mir das eine oder andere Buch, eine Schrift genannt wäre, die von dem »Meer der Vergessenheit verschlungen« worden ist, denn diese Möglichkeit ist doch das Prunkstück in der Begründung für die Notwendigkeit der Schaffung des »Archivs für alle Zeiten und Möglichkeiten«. Ans den Vergleich von Verein und Staat und Beiträgen und Stenern hatte ich mich schon im voraus gefreut. Er ist unverzüglich gekommen. Es steht freilich etwas schief darum, und der Schriftleiter merkt gar nicht, daß er mit der Feststellung, der Staat lege dem höhere Stenern auf, der hinsichtlich der Wahrung seiner Interessen höhere Ansprüche an ihn stellt, gegen die geplante ausschließliche Belastung des Verlages spricht. Denn inwiefern stellt dieser höhere Ansprüche an die Deutsche Bücherei? Und bitten um Antwort, wie es 1. Mak- tab. 12, 18 heißt. Recht neckisch ist die Ausführung, daß es auch eine Ungleichheit sei, daß die Vcrcinsarbeit immer nur von einem Dutzend Personen geleistet werde, während Tausende sich mit der Zahlung des Mitglicdsbcitrages und der Kritik begnügten. Nun, alle Mitglie der können nicht Vorstandsmitglieder sein, und eine Kritik ist auch eine mitunter sehr nützliche, wenn auch nicht immer erwünschte Mitarbeiter schaft. Aber um im Tone des Schriftleiters zu reden, will er be haupten, daß nicht gern manche Leute sich betätigten, auch nützliche Arbeit leisten könnten, wenn nicht leider in Vereinen und Gemeinden, in Parlament, Staat, Reich die Nichtsalsredner die Oberhand hätten? Er bemüht sich, den Anschein zu erwecken, als ob ich als einzelner Nörgler die allgemeine Einigkeit störe, und sein Mißgeschick will es, daß am Tage, wo seine Ausführungen gedruckt vorlicgen, in den Mit teilungen des Deutschen Verlegervercins eine sehr scharfe Verwahrung gegen die geplante Satzungsänderung erscheint und aufgeforöert wird, geschlossen dagegen zu stimmen. Ob daran die verheißenen zahlreichen Gaben der Deutschen Bücherei etwas ändern werden, weiß ich nicht: mancher fühlt sich vielleicht »angstbeklommen«, wenn er an die Kosten denkt, die die Ausfüllung all der Hülsen mit schönen Aufschriften machen wird. Aber eben deswegen und je mehr man wünscht, daß von diesen schönen Verheißungen recht viele »in die Erscheinung treten«, um einen beliebten Ausdruck anzuwcnden, muß sehr sorgfältig geprüft werden, ob das nicht auch ohne das kostspielige Anhängsel Deutsche Bücherei zu erreichen ist, z. B. durch ein dem Börsenverein ungeglie dertes Bibliographisches Amt. Ich glaube aus den langen Ausführungen des Schriftleiters schließen zu dürfen, daß er hofft, mich doch noch von meinem Stand punkt beim goldnen Kalb auf seinen »ethischen« heben zu können: »man schreibt nicht so ausführlich, wenn man den Abschied gibt«. Ich halte mich durchaus noch für lernfähig und bin jedenfalls noch so lernbe gierig wie in meinen besten Jugendtagcn. Ader es muß sich um wirk liche Belehrung handeln. Ich habe 1. jede Vervollkommnung unserer Bibliographien dankbar begrüßt, aber bezweifelt, daß solche ohne die Deutsche Bücherei nicht zu erreichen sei. Ich habe 2. für fraglich ge halten, ob sich so große Aufwendungen für »ein Archiv für alle Zeiten und Möglichkeiten« lohne, weil vielleicht einmal eine Veröffent lichung sonst nirgends zu finden wäre. Und ich habe 3. gefragt, warum nur die Verleger mit den Kosten dafür belastet würden, obwohl laut Begründung jedes Mitglied des Börsenvereins dafür zu sorgen und dafür Opfer zu bringen habe. Diese drei Einwendungen sind der Kern meiner kurzen Ausführungen, und den wollen wir uns nicht in einem dicken nnd faltenreichen Wortklcid verstecken lassen. Um Lösung dieser Zweifel und Fragen bitte ich; sie fällt hoffentlich so überzeugend ans, daß sie mich zu einem begeisterten Fürsprecher der Satzungsände rungen macht. Berlin, 2. Mai 1919. Die Behauptung, das; die Deutsche Bücherei das überflüssigste Unternehmen der Welt sei, kann natürlich ungleich einfacher nnd mit weniger Worten ausgestellt werden, als begründet werden kann, warum die Deutsche Bücherei eine dem Börscnvcrein unentbehrliche Einrich tung ist. Auch ist es viel einfacher, zu fragen als zu antworten, ein fach auch, anderen einzureden, der Gegner habe nur Worte gemacht — als ob im Börsenblatt überhaupt mit anderen Mitteln gearbeitet werden könnte! —, sich mit seiner Unfehlbarkeit gebrüstet und Spiegel fechterei, wenn nicht Schlimmeres, getrieben. Wo in aller Welt liegt denn die »Unehrlichtcit«, wenn ich sage, daß nnd warum die Einsen dung des Herrn Felder dem Vorstande des Börsenvereins vorgelcgt werden mußte? Ich habe doch nicht über die Aufnahme oder Ableh nung der Einsendung des Herrn Felber zu entscheiden gehabt und seine Darstellung nicht bestritten, sondern lediglich den Grund ange geben, warum sie so und nicht anders von der Redaktion erledigt werden konnte. Als Herr Felber im Jahre 1911, wenige Wochen nach meiner Übernahme der Redaktkon des Börsenblattes, mir einen Besuch abstattcte, der leider keinen so unauslöschlichen Eindruck auf mich ge macht hat, daß ich mich heute noch des mit ihm geführten Gesprächs erinnern könnte, waren gerade in der Tagespresse die ersten Notizen über die Gründung einer »Neichsbibliothek« aufgetaucht. Damals wußte die Redaktion noch nicht, daß der Börsenverein hinter der Sache stehe, sie hielt vielmehr die Gründung für einen jener ja nicht seltenen Versuche, auf billige Weise eine Bibliothek großen Stils zusammenzu- bringen. Infolgedessen ist auch die erste, auf Grund von Zeitungs- meldnngen über Königsberg i. Pr. im Börsenblatt erschienene Notiz — sic steht im Jahrgang 1911, Nr. 111, Seite 5920 und ist die »schrift liche Äußerung« der Redaktion, auf die Herr Felber anspielt — so frostig und zurückhaltend als möglich abgefaßt. In demselben Sinne iverde ich wohl auch mit Herrn Felber, den ich damals so wenig kannte wie die »Deutsche Bücherei«, über die Sache gesprochen haben. Ist doch dieses Unternehmen in seiner heutigen Gestalt nicht wie Pallas Athene dem Haupte des Zeus entsprungen, sondern erst im Laufe der Jahre in seine Aufgabe hineingewachsen. Was soll also die an eine Drohung anklingeude Warnung: »mit Äußerungen solcher Art ganz besonders vorsichtig zu sein«? Sie kommt schon deswegen zu spät, weil ich »Äußerungen solcher Art« wiederholt im Börsenblatt veröf fentlicht und mich auch lange vor der Einsendung des Herrn Felber eingehend mit den Entwicklungsmöglichkeiten der Deutschen Bücherei aus Interesse an bibliographischen und statistischen Fragen beschäftigt habe. Aus dieser Beschäftigung ist auch, und zwar schon im Herbst 1917, eine kleine Abhandlung über bibliothekarische und buchhändle- rische Bibliographie sowie der Aufsatz in Nr. 85 des Börsenblattes er wachsen, den ich nur als Antwort für Herrn Felber zurechtzustntzeu brauchte. Cr kann also ruhig die Annahme fallen lassen, daß seine bescheidene Einsendung«, wie er seinen Artikel nennt, »die Fülle der Gesichte« erst hcrvorgerufen habe. ^Anf die Bemerkung des Herrn Felber über die von mir »beliebte Kampfart« möchte ich nicht näher eingehen, da ich das Börsenblatt trotz dem gegenwärtig starken Zug des Buchhandels zur Messe nicht zu einer Schaubude für dialektisch-akrobatische Kunststücke machen und den Leser auch mit Erfahrungen, die ich als Junge zu sammeln Ge legenheit hatte, verschonen möchte, schon weil ich keinerlei Gegenbei spiel einer ähnlichen Frühreife aufweisen könnte. Ich habe mir alle Erkenntnis erst erarbeiten müssen und begreife eine ganze Menge Dinge auch heute noch nicht. So beispielsweise die Frage nach dem oder jenem Buche, das vom Meer der Vergessenheit verschlungen wor den ist. Ich kann nur auuehmeu, daß es sich dabei nicht um Bücher handelt, wie sie beispielsweise Quvrard in seinem Werkchen »I^ivreK perckus« für die französische Literatur zusammcugestellt hat, sondern um nach 1912 erschienene Schriften. Da könnten ihm wohl jeder An tiquar nnd Sortimenter dienen, vor allem diejenigen, die sich vergeb lich für ihre Kunden um Kriegszeitungen bemühen, von denen heute schon eine ganze Reihe vom Markte verschwunden und nicht mehr auf zutreiben ist. Mit der Ncvolutionsliteratur wird es ln ein paar Jah ren nicht viel besser aussehen, und wenn die Deutsche Bücherei nicht möglichst schnell ihre Hand auf ein Exemplar der modernen Luxus- drncke, die in 30 oder 50 Exemplaren hergestellt werden, legt, so weiß ich nicht, wo man in 10 Jahren mit einiger Aussicht auf Erfolg ein Exemplar austreibeu könnte. Diejenigen, die sie aus irgendwelchem Grunde benötigen, möchten doch nicht gern Monate oder Jahre war ten, bis vielleicht irgendwo und irgendwann einmal ein Exemplar auf taucht. Nur ein Beispiel für viele, da ich ja direkt mit der Deutschen Bücherei nichts zu tun habe und ihren Arbeiten fernsteh.e: Vor zwei oder drei Jahren hatte sich einmal ein Herr in die Redaktion verirrt, der dringend eine bestimmte Nummer einer in Berlin erschienenen Zeitschrift benötigte, die nirgends, auch beim Ver leger nicht, aufzutreibcn war. Es handelte sich, irre ich nicht, um ein in der inzwischen vergriffenen Nummer erschienenes Inserat, das ihm, wie er erklärte, als Beweismittel in einem Prozeß von außerordent lichem Werte sei. Wie dankbar war der Mann, als er die Zeitschrift in der Deutschen Bücherei einsehen konnte, und wie viele mögen gleich ihm es schätzen, daß heute eine Stelle da ist, bei der sie, wenn alle an deren Versuche fehlschlagen, nicht vergebens anklopfeu werden! Wie denn geschrieben steht Psalm 104, 28: Wenn du deine Hand auf- thust, so werden sie mit Gut gesättiget. Das wird in nächster Zeit, da jetzt so viele Werke vergriffen und beim Verleger nicht mehr zu haben sind, wahrscheinlich recht oft von der Deutschen Bücherei ver langt werden. 371
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