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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.05.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-05-08
- Erscheinungsdatum
- 08.05.1919
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Leu. .X» 91, 8, Mai M». Völker. Und deshalb: nicht jammern und klagen über Verlorenes, sondern Hand ans Werk, nm aus düsterer Gegenwart herauszugelan- gen zu einer besseren Zukunft. Auch der Buchhandel bieiet in seiner ganzen wirtschaftlichen Lage ein getreues Spiegelbild der allgemeinen Verhältnisse. Seil dem letzten Jahresberichte der Korporation sind schwere Zeiten auch über den Buchhandel dahingegangen. Die allge meine Teuerung ließ die Produktion der Bücher immer schwie riger werden. Die Rohstoffe, Papier, Leinwand, Leder, Baum wolle, Leim usw. wurden immer knapper und verschwanden teil weise vollkommen von dem Markt. Die geringen, für den Heeres- bcdarf entbehrlichen Bestände, die dem industriellen Bedarf zur Verfügung gestellt werden konnten, mußten scharf kontingen tiert werden. Durch diese Knappheit zogen die Preise außer ordentlich an, für durchaus minderwertige Waren wurden Summen verlangt, die oft 400 bis 500"/» und noch weit da rüber der Friedenspreise für tadellose Ware bedeuteten, und sic mußten, wenn auch widerwillig, bezahlt werden, sollten die Betriebe aufrecht erhallen werden. Die Verkehrsverhältnisse wurden schwieriger und schwieriger. Mit dem steigenden Koh lenmangel wurde der Eisenbahnverkehr empfindlich eingeengt, der Frachtgutversand mutzte mehr und mehr durch den weit kostspieligeren Etlgutversand ersetzt werden und auch dieser leistete immer weniger. Die Speditionsgeschäfte gingen mit ihren Teuerungssätzen in das Unglaubliche, die gewaltige Stei gerung der Beschaffung und Unterhaltung großer PferdebestKnde diente als Rechtfertigung. Zuletzt wurde auch der Postverkehr, auf den wir Deutschen mit Recht immer stolz gewesen waren, ein Opfer der Verhältnisse. Er begann in seiner Pünktlichkeit nach zulassen, vermochte den allerdings durch die Einengung des Frachtverkehrs der Eisenbahnen unendlich gesteigerten Anforde rungen, namentlich im Paketverkehr, nicht mehr zu entsprechen und mutzte sogar für längere Zeit die Annahme eingeschriebener Pakete ganz «instellen. Der Verlagsbuchhandel hat trotz der hier nur in kleiner Aus wahl geschilderten Schwierigkeiten viel Wagemut in der Bücher- erzeugung bewiesen. Zwar mußten zahlreiche, namentlich grö ßere wissenschaftliche Werke ungedruckt bleiben, teils weil das nötige Papier dafür nicht aufzutreiben war, teils weil die Herstellungskosten zu gewaltige geworden wären - die heutigen Aufschläge kann man bei holzfreiem Papier mit 3 -400"/«, Satz und Druck 2007», Buchbinder 3007» auf die Friedenspreise im Durchschnitt annehmen —, aber immerhin war die Produktion stark genug, namentlich an schöner Literatur, Kriegsschriften und praktischen Büchern, um dem Sortiment ein Weilerarbeiten zu ermöglichen. Förderlich war der außerordentliche Hunger nach Büchern in weitesten Kreisen des Volkes. Das Bnch hat dnrch allerhand besondere Umstände, wie Fehlen von anderen Geschenk möglichkeiten, gesteigertes Lesebedürfnis infolge veränderter Le« bensbedingungen weitester Schichten unseres Volkes, Notwendig keit des Selbststudiums auf sonst fremden Gebieten für viele usw., einen so hohen Rang in der allgemeinen Wertschätzung ein genommen, daß man nur wünschen möchte, daß es ihn dauernd behaupten könnte. Durch diese starke Nachfrage stand das Sorti ment als Gesamtheit günstiger da als der Verlag, denn es ver mochte wohl durchweg gute Umsätze zu erzielen, während im Verlage zahlreiche Firmen dadurch notleidend wurden, daß die von ihnen gepflegten besonderen Literaturgebiete unter der Un gunst der Zeiten stark litten, es sei nur an die geringe Besucher zahl der wissenschaftlichen Hochschulen erinnert und die dadurch stark verminderte Aufnahmefähigkeit an einschlägiger Literatur. Ein Sortimentsbetrieb läßt sich weit leichter umstellen als ein spezialisierter Verlag, und in dieser Hinsicht ist viel von unseren tüchtigen Sortimentsbetrteben geleistet worden. Auf allen buchhändlerischen Betrieben aber gemeinsam lastete die immer größer werdende Verteuerung der Lebenshal tung und die damit eintretende gewaltige Steigerung der allge meinen Geschäftsunkosten. Aus der Not geboren trat Kantate 1918 die N o t st an d s o r d n un g für den deutschen Buchhandel in Kraft, die alle Verkäufe an das Publikum mit einem pflicht- mäßigen I07°igen Aufschlag belastete, und aus der gleichen Not 360 heraus setzten die Verleger Teuerungszuschläge für ihre Ver lagswerke fest. Beides hat das Publikum in Erkennung der schwierigen Lage gut hingenommen, ganz verschwindend gering ist die Zahl der dagegen erhobenen Beschwerden. Aber schon entsteht die Frage, ob der Buchhandel mit dem bisherigen Teuerungszuschlag weiter lebensfähig erhalten wer den kann. Und namentlich betrifft dies das Sortiment, das nicht in der Lage ist, die stark wachsenden Unkosten durch eigen mächtige Preiszuschläge auszugleichen, während beim Verlage diese Möglichkeit an sich vorhanden wäre, ihrer vollen Aus nutzung nur die ohnedies schon so hohen, eine Steigerung kaum noch vertragenden Bücherpreise entgegenstehen. Mit dem Ausbruch der Revolution und dem Zusammen bruch der Kriegswirtschaft erfolgte ein vollkommener Zusammen bruch unserer gesamten wirtschaftlichen Ordnung. Die seit Jah ren erwogene und vorbereitete allmähliche Umstellung in die Friedenswirtschaft konnte wegen der Plötzlichkeit der Um schwunges aller Dinge nicht vollzogen werden, zahlreiche Fabri kationsbetriebe mutzten sofort fast stillgelegt werden, das Heer der Arbeitslosen wuchs in das Unendliche. Um sie zufrieden zu stellen, wurden hohe Arbeitslosenunterstützungen gewährt, der dadurch beabsichtigte Zweck aber wurde nur zum Teil er reicht, denn die durch die Unterstützung geschaffene Möglichkeit einer mühelosen Unterhaltserwerbes vermehrte das Heer der Arbeitslosen nur immer noch mehr. Gewissenlose Agitatoren, die die aus Rußland zu uns gekommenen Ideen des Bolsche wismus bei uns zur Herrschaft bringen wollten und damit den Sturz der ihnen zu gemäßigt vorgehenden sozialdemokratischen Negierung zu erreichen hofften, peitschten die Volksmengen auf. Zahlreiche Streiks erfolgten, und das Schlimmste trat ein, was uns mit treffen konnte, unsere Kohlenproduktion sank in gerade zu beängstigender Weise bis zum fast völligen Stillstand. Da mit wurden ganze Industrien lahmgelegt; allein von den für den Buchhandel so wichtigen Betriebe» der Papicrfabrikaiion mutz ten zeitweise 7571, stillstehen. Als Folge der Verringerung der Produktion aber setzte naturgemäß eine abermalige gewaltige Steigerung alles dessen ein, was überhaupt noch auf den Mark! kam, und damit der gesamten Lebensführung. Auch der Buchhandel sah sich vor neue schwierige Fragen ge- stellt. Nicht nur galt es, die große Zahl der Kriegsteilnehmer wieder in ihre alten Stellungen einzusetzen, sondern zugleich die Besoldung ganz wesentlich zu erhöhen. Und das in einer Zeit ngchlassender Konjunktur. Um den hierbei zutage treten den mannigfaltigen Schwierigkeiten besser begegnen zu können, erfolgte am 6. Dezember 1918 die Begründung eines »Arbeit geberverbandes der deutschen Buchhändler«, über den an anderer Stelle dieses Berichtes noch mehr zu sagen sein wird. Die Angestelltenfrage ist zu einer der brennendstell Fragen des Buchhandels wie der gesamten Industrie geworden. Ihre befriedigende Lösung ist nur möglich, wenn es gelingt, einen Abbau der gesamten Teuerung aller Lebensbedingungcn zu erzielen, und dies zu erreichen geht über den Machtbereich auch der größten Vereinigung von Arbeitgeberverbänden hinaus. Hier mutz die Regierung ans Werk gehen, tut sie es nicht, so untergräbt sie das Fundament unserer ganzen Volkswirtschaft, macht uns konkurrenzunfähig auf dem Weltmarkt und damit Deutschland zu einem Volk von Bettlern. Bis zu diesem Ein greifen der Regierung aber müssen die deutschen Arbeitgeber und Arbeitnehmer im wohlverstandenen gegenseitigen Interesse Möglichkeiten finden, auch diese schlimmsten Zeiten zu überstehen, und mit dem nötigen guten Willen auf beiden Seiten wird es hoffentlich gelingen. Inwiefern die Korporation der Berliner Buchhändler an den im Vorstehenden berührten Fragen beteiligt gewesen ist, ergeben die nachfolgenden Angaben über die Einzelgebiete ihrer Tätigkeit, wenn es auch zu weit geführt hätte, alle die zahllosen Sitzungen und Versammlungen aufzufllhren, an denen Ihr Vorstand beteiligt gewesen ist. Die Korporation steht heule am Abschluß eines besonders arbeitsreichen Jahres, aber sie darf Befriedigung darüber empfinden, daß auch dieses Jahr ohne ernstere Störungen ttberstanden werden konnte. Möge die Zu kunft unserem geliebten deutschen Vaterlande ei» überwinden
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