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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.04.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-04-09
- Erscheinungsdatum
- 09.04.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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X- 69, 9. April 1919. Redaktioneller Teil. gleicht, mit Witz, Temperament und Geist. Er liebte die Kunst und kannte in ihrem Reiche keine feindlichen Provinzen. DicTote». Der Musikverlag hatte in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres schwere Verluste zu beklagen. Am 2l. Juli verstarb Ludwig Gurckhaus, der Inhaber der altange sehenen Firma Fr. Kistner; am 12. November verschied der frühere Inhaber der Firma I. Nieter-Biedermann, Edmund Aster; durch einen llnglücksfall verstarb am 13. Dezember Her mann Erlcr, der Teilhaber von Ries L Erler in Berlin, und am 7. Dezember erlag einem längeren Nervenleiden im 77. Jahre Carl Simon. Der Letztgenannte war eine durchaus eigen artige Persönlichkeit, sein ganzes Denken und Tun war seinem Spezialfach, dem Harmonium-Verlag, gewidmet. Er war auf diesem Felde bahnbrechend, nicht genug konnte er sich tun i» mündlicher, schriftlicher und gedruckter Propaganda für dieses sein Lieblingskind. Seine größte Freude war, daß er es noch erlebte, die .Harmoniummusik als echte Hauskunst anerkannt zu sehen. Von Komponisten wurde im September der Tod von Peter Gast gemeldet. Er wurde durch seine Freundschaft mit Nietzsche weiteren Kreisen bekannt und gehörte zu den treuesten Jün gern des einsame» Philosophen; bis >900 war er im Nietzsche- Archiv in Weimar tätig. Gast war Schüler des Leipziger Kon servatoriums; Nietzsche äußerte sich entzückt über seine Kompo sitionen und setzte größte Hoffnungen auf sie. Es war ein Irr tum: Peter Gasts Opern und sonstige Werke sind schon heute völlig vergessen. - Sehr zu beklagen ist der Tod von Heinrich Bienstock, dem Komponisten von »Sandro, der Narr«. Man hoffte auf ihn als Dirigenten wie als Kompo nisten. Nun, da er 26jährig starb, sind diese Hoffnungen zu Nichte geworden. Sein Vater berichtete in der Neuen Musik, zcitung vom 14. November, wie verheißungsvoll sein Leven, wie traurig sein Sterben war. — Auch Ludolf Waldmann ist ge storben. Tie wenigsten werden gewußt haben, daß der einst Vtclgeschmähte noch am Leben war. Die Generation, die 1880 bis 1890 schon im Musikhandel tätig gewesen, kennt ihn aber gar wohl. Er war mit seinen »So wie du«, »Fischerin, du kleine«, »Schau ins Auge deinem Kinde« usw. einer der meistgesungeucu Konrponisten. Wer Waldmann sang, war eigentlich musikalisch verfemt. Sieht man sich heute seine volkstümlichen Lieder und Melodien an, so erscheinen sie fast klassisch gegen die jetzigen Operettenweisen. Von den Toten zu den Lebenden! Am 24. November konnte Lilli Lehmann ihrcn 70. Geburtstag begehe». Sie gehört zu den wenigen ausübenden Künstlern, denen auch die Nachwelt einst Kränze flechten wird. Sie ist eine von den Großen, die so stark wirkt durch ihre gesamte Persönlichkeit. »Höchstes Glück der Erdcnkinder ist nur die Persönlichkeit.« Paul Ollendorff. Kleine Mitteilungen. Sozialisierung eines Verlags,,nternehmens. — Wie wir erfahren, soll infolge freier Entschließung des jetzigen Inhabers der Kurt Wolfs Verlag in Leipzig »sozialisiert« werden. Der Gesamt- verlag wird am 1. Oktober nach München übersieöeln und in den Gemeinbesitz seiner Angestellten einschließlich seiner Lektoren und des derzeitigen Inhabers übergehen. Mit der praktischen Durchführung der Sozialisierung ist der bekannte Soziologe und Herausgeber der »Rate-Zeitung« I)r. Alphons Goldschmidt in Berlin betraut. Wir geben diese ans authentischer Quelle stammende Mitteilung wieder, uns auf die Bemerkung beschränkend, daß der Begriff Sozia lisierung hier in einer Weise aufgefaßt und ausgelegt ist, die sich nach jüngst durch die Tagespresse gegangenen Mitteilungen nicht mit den Anschauungen des revolutionären Zcntralrats Bayerns, der uenen Heimat des Kurt Wolfs Verlags, deckt. Da nach dessen Auffassung in Zukunft alles der Gemeinschaft gehören soll, so ist jede selbstän dige Sozialisierung ausgeschlossen und schlechtweg jeder — Besitzer, Angestellte, Autoren, Lieferanten, Publikum — an jedem Unternehmen, also auch an dem Kurt Wolfs Verlag, beteiligt. Aus der Pfalz und Baden. — Vom Badisch-Pfälzischen Bnch- händlervcrband (Vorstandsmitglied flir die Abteilung Pfalz Herr A. Gcrlc-Kaiserslautern) wird uns unterm :i. April geschrieben: Fm Laufe der letzten Monate haben wir mehrere Gesuche wegen Einfnhrerlanbnis stk den Buchhandel an die französischen Behörden eingereicht. Daraufhin ist uns jetzt endlich folgende postamtliche Mit teilung zngegangen: Einführung von Büchern, Broschüren usw. ins besetzte Gebiet aus dem unbesetzten Deutsch land. - 1. Keine Bücher, Broschüren, keine kleinen Drucke reien (darunter werden auch Mitteilungen mit der Schreib maschine verstanden), keine literarischen oder künstlerischen Ver öffentlichungen, welche vom unbesetzten Deutschland kommen, dürfen von Privaten ins besetzte Gebiet eingeführt oder ihnen direkt zugc- sandt werden. Die Buchhändler allein sind berechtigt, sich die für ihre Kundschaft nötigen Werke senden zu lassen. Die Umschläge (Pakete), welche die Werke enthalten, sind an das Bürgermeisteramt der Stadt zu adressieren, in welcher der Buchhändler wohnt: sie müssen wie eine an eine deutsche Behörde gerichtete Korrespondenz behandelt werden, das heißt, zur Kontrolle dem französischen Kontrolloffizier zur Prü fung überbracht werden, bevor sie dem eigentlichen Adressaten aus geliefert werden. 2. Erlaubt ist: die Einfuhr von allen Schul büchern und Wörterbüchern, der wissenschaftlichen und künstlerischen Werke (Nechnungsbücher, ärztliche, technische, industrielle Werke, Kunstkritiken, musikalische Partituren), der Werke der deutschen und fremden klassischen Literatur, der Romane, Dichtungen in veröffent lichten Theaterstücken, die vor dem 1. August 1913 herausgegeben waren. 3. Die Einfuhr ins besetzte Rheinland von periodischen, politi schen, literarischen, industriellen, kaufmännischen und gewerblichen Ab handlungen ist und bleibt untersagt. — Im weiteren wird bezüglich des Paketversandes wiederholt darauf hingewiesen, daß schriftliche Mitteilungen weder auf dem Abschnitt der Paketkarten niedergeschrie ben, noch in die Pakete selbst eingelegt werden dürfen. Die Nichtbeach tung dieses Verbotes hat die Zurückweisung der Pakete am Aufgabe schalter und deren Zurückleitung durch die französischen Aufsichts organe zur Folge. Fm Rahmen vorstehender Verfügung ist also jetzt die Einfuhr von Büchern aus dem rechtsrheinischen Deutschland erlaubt. Die Her ren Verleger, Kommissionäre und Barsortimenter seien hierauf sowie auf die Anzeige des Badisch-Pfälzischen Verbandes in dieser Num mer aufmerksam gemacht, die die Fassung der Adressen bei Postsen dungen vorschreibt. Auf eine Anfrage bei der französischen Be hörde, ob die Einfuhrerlaubnis auch auf die für den rheinischen Buch handel so wichtige Bezugsart — Eil- und Frachtgut — ausge dehnt ist, kam leider noch keine Antwort. Ein »Bund staatlicher Bangciverkschulen« wurde in Hannover auf der dort abgehaltenen, stark besuchten Versammlung der Ver treter aller staatlichen Baugewerkschulen Deutschlands gegründet. Eine Entschließung der Versammlung fordert die Gleichstellung der deut schen Baugewerkschulen mit anderen höheren Lehranstalten als vor bereitende Anstalten für die deutschen technischen Hochschulen. Die Ent schließung wurde der Nationalversammlung übersandt. Erhöhung des Preises für Zeitungsdruckpapier. Auf Grund eines Übereinkommens zwischen dem NeichswirtschaftS- ministerium, den Organisationen der Zeitungsverleger und den Druckpapierfabriken wurde eine Preiserhöhung für ma schinenglattes, holzhaltiges Zeitungsdruckpapier von .// 1550 — für je 10 000 kx für die Zeit vom l. April bis 30. Juni 1010 vereinbart. Dieses Abkommen wurde amtlich bestätigt. Auf den von den Verbrauchern am 1. Juli 1015 an den damaligen Lieferanten gezahlten Preis ist nunmehr für Rollenpapier ein Aufschlag von 03.25 und für Formatpapter ein Aufschlag von .// 07.25 für 100 zu zahlen. Die Arbcitcrgewerkschasten im Kamps gegen die Wiedereinführung der Sommerzeit. — Seit Einführung der achtstündigen Arbeitszeit hat sich in Arbeiterkreisen ein lebhafter Widerstand gegen die Wiederein führung der Sommerzeit geltend gemacht. Diese Stellungnahme der Gewerkschaften ist begreiflich und logisch. Es wird darauf verwiesen, daß dem zu erwartenden geringen Nutzen nicht unwesentliche Nach teile gegenüberstehen. In dieser Angelegenheit nahmen z. B. die Ge werkschaften in Osnabrück vor einigen Tagen folgende Entschließung an: Die versammelten Funktionäre der freien Gewerkschaften sind unter keinen Umständen gewillt, sich dem Unfug der neuen Sommer zeit unterzuordnen. Sie erklären, im Sinne aller ihrer Mitglieder zu handeln, wenn sic sich der Umstellung der Zeit nicht anschließen. Sozialisierung. Tie Detaillistenkammer beschäftigte sich auf einer außerordentlichen Vollversammlung unter dem Vorsitz von Herrn E. W. Th. Mähl mit dem Gesetzentwurf der Sozialisierungs kommission über die Vergesellschaftung, Die Kammer bekundete ihre Auffassung dahin, daß die Durchführung eines jeden volkswirtschafl- 217
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