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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.11.1926
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- 1926-11-27
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- 27.11.1926
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X- 276, 27. November 1926. Redaktioneller Teil. VSr>-»b,-„ I. d. Mich». «Uch»c>nd-I. -halb für das deutsche Buch, ob wir -als Volk die kulturelle Krise überwinden, -indem wir die positive Antwort auf -die -Schicksals frage sinden, die uns durch den Ausgang des Krieges in der Stunde tiefster Erniedrigung, ja vielleicht gerade durch sie gestellt wurde. Wenn -wir noch an die Zukunft, an die weltgeschichtliche Sendung unseres Volkes glauben, dann können wir nur hoffen, sie zu erfüllen, wenn wir alles daran setzen, um den richtigen Ausgleich zwischen der -Schätzung materieller und geistiger Werte wiederzufinden, denn -die Not zwingt uns, nach neuen, -der deut schen Eigenart entsprechenden höheren Formen der öffentlichen Ordnung zu suchen, die eine Steigerung des Prinzips der Ver gesellschaftung, eine ökonomischere Verwertung unserer Arbeitskraft und eine Vervielfachung unserer Gesamtleistung -ermöglichen. Diese neue Ordnung würde aber seelenlos mechanisch sein und zur Erstarrung führen, wenn sie nicht von der ewig ncugestaltenden Kraft der Persönlichkeit durchdrungen, nicht von Kultur -erfüllt wäre. Diese doppelte Ausgabe, die nicht nur eine deutsche völkische Sache, sondern -eine solche der ganzen Menschheit ist, zu lösen, ist das deutsche Volk imstande, nicht nur infolge seiner ge schichtlich gewordenen Auffassung -vom Staate als eines lebens vollen Eigenwesens, sondern auch kraft der Mannigfaltigkeit seiner Stämme. Nur allzusehr verbreitet ist die Meinung, daß diese Verschiedenheit Reichsdeutsche und Deutschösterreicher, Links und Rechtselbische, Süd- und Norddeutsche zu scharf voneinander trenne und -dadurch -die politische Formgestaltung -des deutschen Gesamtvolkes so erschwere. Und in der Tat, diese Mannigfaltig keit wirkt -als ein Bleigewicht, aber nur solange, als wir nicht -in den Tugenden und Vorzügen, sondern nur in -den Fehlern und Mängeln, die uns voneinander unterscheiden, deutschen Stam mes Eigenart -erblicken. Können wir uns einmal von -dieser Un gezogenheit befreien, dann werden wir das, was uns heute als Armut dünkt, -als Reichtum empfinden, denn gerade in der Mannigfaltigkeit-deutschen Wesens, ohne die es niemals die Ver wüstungen des 30jährigen Krieges überdauert hätte, ruhen die Keime, deren der zukunftsgestaltende Prozeß der Erneuerung unseres Volkes bedarf; -allein -diese Keime müssen in den Boden eines Gemeinwesens gebracht werden, -damit der Tag des Deut schen endlich anbreche. Wir -müssen alle auch wirtschaftlich und politisch ein -Volk in einem Reiche werden, um vollbringen zu können, was unseres -Geistes und unserer Hände Arbeit harrt. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Die Geschichte eines Buches. Zum Erscheinen seines 100. Tausends. Von A. Albers-München. Fast gleichzeitig mit dem Erscheinen der englischen Übersetzung des ersten Bandes von Oswald Spenglers »Der Untergang des Abendlandes«, die unter dem Titel »l'be veeline ok tke VVe8t« vor einigen Monaten bei Alfred A. Knopf, New Aork, und bei Allen L Unwin, London, her ausgekommen ist, zeigt die C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung in München das 100. Tausend des ersten Bandes des Originalwerkes an. Das mag Veranlassung sein, noch einmal kurz einige Daten aus der Geschichte dieses merkwürdigen Buches in Erinnerung zu bringen. Nach vielen vergeblichen Versuchen des damals völlig unbe kannten Verfassers, für sein Manuskript, das er während der ersten Kriegsjahre unter den schmierigsten Umständen, ohne eigen« Biblio thek, bei Kerzenlicht und in einer sonnenlosen, ungesunden kleinen Behausung vollendet hatte, einen Verleger in Deutschland zu finden, übergab er es im Sommer 1917 dem Wiener Verlag Wilhelm Brau müller, der es im Sommer 1918 herausbrachte. Erst seit 1919, von der dritten Auflage an, ist der Verlag des Werkes an C. H. Beck in Mün chen llbergegangen. Der Zusammenbruch der Mittelmächte, die Re volution, der kommunistische Wirrwarr ließen den Titel des Buches wie eine Fanfare wirken, obwohl er 1912, als er gefunden wurde, ganz anders gemeint war, nämlich als Protest gegen den hemmungslosen Fortschritt-Optimismus der Vorkriegszeit auf allen Gebieten. Alle stürzten sich darauf, es wurde zum Modebuch und als solches ent weder kritiklos angeschmärmt oder beschimpft, ohne daß sich beide Ex treme die Mühe gegeben hätten, es zuvor ernstlich zu studieren. Nur einige wenige kluge Köpfe, wie Georg Simmel, der es die größte geschichtsphilosophische Leistung seit Hegel genannt hatte, waren im stande, sofort die Bedeutung des herausfordernd kühnen, geistreichen und schwer zugänglichen Buches zu übersehen. Denn hier lag ein Werk nietaphysischcn Inhalts vor, das als Ausgangspunkt die Kritik der geschichtlichen Gegenwart (sowohl der Form als auch den trei benden Kräften nach) nahm und von dort bis zu den Anfängen der höheren Geschichte zurückging und in ihrem Bilde die metaphysischen Grundlagen des Lebens und der lebendigen Welt überhaupt zu ver deutlichen suchte. Diese Art der Betrachtung entsprang der intuitiven, eher dichterischen als gelehrten Natur des Verfassers. Aber gerade das war es, was den Kern des Werkes zunächst fast unzugänglich machte, weil es aus dem Rahmen der augenblicklichen philosophischen oder Geschichtsliteratur heraustrat. Die Bilanz der Diskussion über den ersten Band, die in Wort und Schrift sehr bald begann, ist von Manfred Schröter in seiner Schrift »Der Streit um Spengler« geistvoll und äußerst lehrreich gezogen. Die Schriften über Spengler bildeten allmählich eine kleine Bibliothek. Zu seinen besten Verstehern gehört unter Vorgängerschaft von Henri Lichtenberger der französische Professor Fanconnet, der dem »kropdets du dSellu de I'oeeldent« eine uinfangreiche Studie in Buchform (Paris 1925) widmete. Im Kampf mit seinem national- französischen Herzen hat er als Schopenhauerianer sich tief in das musi kalische Denken Spenglers versenken können. In Argentinien war es Professor Quesada, der die Ideen Spenglers in umfangreichen Werken und in Broschüren verbreitete und auf nationalökonomischcm Gebiete weiterführte. Er hat Spenglers Namen durch Vorträge bis zu den Universitäten von Peru und Bolivia getragen. Seine Tätig keit wurde durch die spanische Übersetzung des ganzen Werkes gefördert, die bereits in 2. Auflage bei Calpe-Madrid erschienen ist. Andere Zu stimmungen kamen aus den nordischen Ländern. In Italien war es Giuseppe Nensi (Genua), der sehr für Spengler eintrat, während Bene- detto Croce ihn heftig befehdete. In Rußland wurde das Buch ge radezu schwärmerisch verehrt. Der russische Denker Berdjajew hat sich fast in allen seinen Schriften sehr stark mit der Geschichtsphilosophie Spenglers beschäftigt. An einer Übersetzung ins Japanische wird ge arbeitet. Seit 1921 fehlte der erste Band auf Wunsch des Verfassers mehrere Jahre. Die Arbeit am 2. Band war nämlich inzwischen weiter fort geschritten und dadurch dem Verfasser der Aufriß des Ganzen deutlicher geworden. Er empfand immer stärker das Provisorische der Fassung des ersten Bandes, den er abgeschlossen hatte, weil er die Spannung nicht länger hatte ertragen können. Sofort nach Erscheinen des 2. Bandes im Juni 1922 begann die Umarbeitung des ersten, der 1923 in endgültiger Fassung vorlag. In dieser Form wirken seitdem die Gedanken der beiden Bände auf unser gesamtes Leben. Der 2. Band hatte die politische Haltung Spenglers klargestellt, die schon durch die kleine Schrift »Preußentum und Sozialismus« Gegenstand der hef tigsten Angriffe politisch Andersgerichteter geworden war. Auch die Sowjets, bis dahin Bewunderer des Werkes — eine Übersetzung soll er schienen und wieder vernichtet worden sein—, verboten die Behandlung Spenglerscher Ideen in den Hochschulvorlesungen. Aber in den füh renden Kreisen der deutschen Wirtschaft fanden seine Gedanken stei gende Beachtung, z. B. auf dem Gebiete des Stellerwesens. Auf den Hochschulen haben die Männer der einzelnen Fachgebiete, z. B. der Rechtswissenschaft, Theologie, Kunstgeschichte, Altertumswissenschaft, Orientalistik langsam die anfänglich ganz ablehnende Haltung durch eine zögernde Anerkennung ersetzt. Seine Ideen dringen langsam und fühlbar in das wissenschaftliche Denken der verschiedensten Gebiete ein. Gelehrte von Rang, wie der Berliner Historiker Eduard Meyer —in einem großen Essay in der »Deutschen Literaturzeitung« hat er Spenglers Werk kritisch gewürdigt und es Herders »Ideen zur Ge schichte der Menschheit« verglichen —, der Theologe Adolf von Harnack, der Jslamforscher Minister Becker, der Philosoph und Pädagoge Eduard Sprauger, der Jurist Koellreutter und der Theologe Karl Heim sind öffentlich für Spenglers Jdeeu eingetreten. Es wird nun allgemein interessieren, daß auch heute noch der Verfasser seine beiden Bände als einen Torso empfindet. Siegingen aus von der geschichtsphilosophischen Analyse der Gegenwart und um faßten kritisch die Weltgeschichte im engeren Sinne bis zum Anfang der ägyptischen und babylonischen Kultur. Eigentlich aber sind sie — das sei hier nochmals betont — eine Metaphysik des höheren Men schen, dessen Innenleben in der Geschichte dieser Kultur zum symbo lischen Ausdruck kommt. Nun ist aber noch die umfassendere Auf gabe zu lösen, auch diese Kulturen als das Endergebnis einer langen, innerlich notwendigen Entwicklung nachzuweisen und damit von der reichen Seele des höheren Menschen rückwärts bis zu den Anfängen 1403
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