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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.11.1926
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- 1926-11-27
- Erscheinungsdatum
- 27.11.1926
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b lm 2ll.^eU nicht zu- _»b<-.rung. ttlus«in«^iv^ ?eN-' WItgl?-!,--! I. 6. (nur ungeteilt) 140.-^t. übrige Seiten: V, 6.120.->l. NS. — ^ . . 65.- N 6. 35.- Nlchtmitgl. I.S. lnurunget.) 2S0.— >. » raumes.iowie -Preissteigerungen.auch okne besond.Mitt. lm -Übrige 6.: '/, S. 240.— N 6. 130.— ^ 6. 70.—N Linzelkall iederzeit vordeh. — Deiderseit.Sri.-Grt: Leipzig. knnlri H00H, l-vlprls — poslsvk -Uro.» 13^63 — fonnsoi».: Samnivl-Iili'. 70SS6— Luokdönso LWLLLLDörsi Nr. 276 (R. 145). Leipzig, Sonnabend den 27. November 1926. 93. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Das Buch in Gegenwart und Zukunft. Von Prof. Julius Patzelt, Wien. Bortrag, gehalten aus der Hcrbstversammlung des Verbandes der Kreis- und Ortsvcreine im deutschen Buchhandel zu Baden bei Wien am 18. September 1926. Meine Damen und Herren! Wenn ich Ihre Aufmerksamkeit für einige Minuten in Anspruch nehme, um über das Buch in Gegenwart und Zukunft und seine Beziehung zur Presse zu sprechen, so bin ich mir -bewußt, so ausgezeichneten Vertretern des deutschen Buchgewerbes nicht viel Neues sagen zu können. Sie haben sich auf Ihren Tagungen und in Ihren Fachzeitungen wiederholt mit diesem Gegenstand beschäftigt, und ich kann mich deshalb darauf beschränken, lediglich Ihnen bereits bekannte oder mindestens nicht fremde Tatsachen und Wahrnehmungen in das richtige Verhältnis zueinander zu bringen, um dadurch ein der Wirklichkeit nahekommendes Gesamtbild zu erhalten. Das Buch steht heute etwas im Schatten unseres Volkslebens. Mein sehr geehrter Vorredner hat bereits der allgemeinen Wirt schaftskrise gedacht, unter der auch der deutsche Buchhandel leidet, einer Kris«, die durch die mannigfachen Verkehrshemmungen, die die Friedensdiktate brachten, durch die erhebliche Erhöhung der technischen Gestehungskosten und durch die im allgemeinen verminderte Kaufkraft der Bevölkerung verursacht wird. Diese allgemeine Wirtschaftskrise hat indessen nicht alle Zweige der nationalen Produktion in gleichem Maße ersaßt; während einige hinreichende Beschäftigung und genügenden Absatz haben, ist die Rentabilität anderer nahezu auf Null gesunken, weil sich di« Ein kommensverhältnisse zwischen den einzelnen Bevölkerungsschichten, mit ihnen aber auch die Konsumverhältnisse verschoben haben; Bevölkerungsgruppen mit starken geistigen Bedürftrissen wurden von der Entgüterung außerordentlich stark betroffen, ja nahezu pauperisiert, wogegen andere Schichten mit vorwiegend mate riellen Bedürfnissen weniger berührt wurden. Dadurch hat sich die allgemeine Wirtschaftskrise für die ge samte geistige Produktion verschärft, und darum hat heute der Wursthändler weit weniger Ursache, über die Ungunst der Ver hältnisse zu klagen als der Buchhändler. An sich gäbe dieser Zustand, so beklagenswert er ist, zu ernsten Besorgnissen für die Zukunft noch keinen Anlaß. Das durch die menschliche Entwicklung bedingte Versinken alter und Aufsteiger neuer Gesellschaftsschichtcn ist immer von der gleichen Erscheinung begleitet, die sich jedoch in verhältnismäßig kurzer Zeit auszugleichen pflegen, da im gewöhnlichen Lause der Dinge nur Schichten aussteigcn, in denen sich das Bedürfnis nach geistigen Werten bereits entwickelt. Heute läßt sich indessen nicht nur in bestimmten Bevölkerungsschichten, sondern allenthalben eine Unterschätzung der geistigen und eine Überschätzung der materiellen Werte wahrnehmen. Auch darin will man vielfach eine Wirkung der Not erblicken, die uns im Kriege und nach dem Kriege den gei stigen Interessen entfremdet habe, allein wenn wir näher Zu sehen, finden wir, daß diese materialistische Einstellung nicht eine Begleit- und Folgeerscheinung des Krieges ist; er hat sie wohl verstärkt, nicht aber hervorgerufen; vorhanden war sie bereits vor dem Kriege, sie datiert nicht von heute und gestern, sondern begann bereits in dem letzten Jahrzehnte des vorigen Jahrhun derts die ganze Lebenshaltung unseres Volkes immer bestimmter zu beeinflussen. Zwischen dem Zustande wirtschaftlicher Zersplitterung und Ohnmacht und dem märchenhaften Aufstiege der deutschen Wirt schaft seit dem Beginn der neunziger Jahre zwischen Nichtsgeltung und Weltgeltung lagen nur einige Jahrzehnte, eine viel zu knappe Spanne Zeit, als daß die Nation nicht in die Gefahr gekommen wäre, in dieser stürmischen Auswärtsbewegung ihr inneres Gleich gewicht, die richtige Schätzung von geistigen und materiellen Gütern, von Kultur und Zivilisation zu verlieren. Mit dem Reichtum, der ins Reich strömte, ergoß sich eine zivilisatorische Sturmflut über die deutschen Lande. Manches Kulturgut unseres Volkes wurde dadurch überschwemmt, und gewisse Erscheinungen im Kriege und nach dem Kriege ließen deutlich erkennen, daß die Nation den rechten Ausgleich zwischen Verstand und Empfindung, Rechnen und Fühlen, Technik und Kunst nicht mehr zu finden ver mochte, die Versuche aber, die durch die materialistische Einstellung schwer beeinträchtigten dynamischen Kräfte, das organische Ele ment im Volksleben durch Organisation, durch Mechanisierung zu ersetzen, fruchtlos blieben. Bei fortschreitender Verkümmerung unseres Empfindungs lebens, dieses Quells der schöpferischen Kraft eines joden Volkes, lieferte der wachsende materielle Wohlstand die Mittel zur Ver breitung der äußeren Formen der Kultur, und es leitete diese Ver äußerlichung des Lebens in Verbindung mit der Popularisierung der Ergebnisse des technischen Fortschrittes einen ivcit ausgreifen den Nivcllierungsprozeß ein, der schließlich in den breiten Schichten Hoffnungen und Ansprüche erzeugte, dis auch durch die weitest gehende soziale Gesetzgebung nicht mehr befriedigt werden konnten. In dieser Veräußerlichung des Lebens, in diesem Drange nach materieller Gleichstellung kündigte sich bereits die Unterschätzung der inneren Werte, die Zurückdrängung des geistigen Lebens an. Der Ausgang des Krieges hat zunächst diese Dispositionen weiter- entwickelt. Me über Deutschland hcreinbrechende Not, die gerade d i e Schichten am härtesten traf, in denen vorwiegend die Geistes kultur gepflegt wurde, verstärkte im Zusammenhang mit dem innerpolitischen Zusammenbruche die materialistische und nivellie rende Tendenz der Entwicklung. Aber nicht etwa nur. der soge nannte dritte Stand, das Bürgertum, wurde hiervon betroffen, sondern auch die fortgeschritteneren Schichten der manuellen Ar beiterschaft. Der unqualifizierte Arbeiter war es, der plötzlich zu einer nie geträumten Lohnhöhe emporstieg. Nicht so sehr der Wert der Arbeitsleistung bestimmte den Lohn als vielmehr die Rücksicht auf die materielle Gleichstellung auch des weniger und ungeschulten Arbeiters auf Kosten des qualifizierten. Die höhere individuelle Leistung wurde damit gewissermaßen auf den Index gesetzt, die Pflege des Geistigen schien überflüssig geworden zu sein, oder mindestens keinen materiellen Vorteil mehr bieten zu können, und so tritt uns überall die Unterschätzung des Persönlichkeits- Wertes, ja eine oft gewaltsam« Herabsetzung der geistigen Pro duktion entgegen, ohne daß diese selbst sich zunächst erfolgreich dagegen zu wehren -vermag. In diesem Zustande aber liegt die Hauptursache der Krise des deutschen Buches, die ja nur eine Teil- 1101
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