Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1900-11-03
- Erscheinungsdatum
- 03.11.1900
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19001103
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190011036
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19001103
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1900
- Monat1900-11
- Tag1900-11-03
- Monat1900-11
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
256, 3. November 1900. Nichtamtlicher Teil. 8501 zwar die Herren: A Francke-Bern, Th. Fucndeling-Hameln, B. Goeritz-Braunschweig, R. Heinze-Dresden, D. Rost- Leipzig, H. Seippel-Hamburg, K. Siegismund-Berlin. Der Unterzeichnete führte den Vorsitz und legte der Kom mission den von ihm in Gemeinschaft mit Herrn Fuendeling ausgearbeiteten Entwurf eines neuen Statuts für den Ver band der Kreis- und Ortsvereine vor. In 7 r/z stündiger Beratung ist dieser Entwurf durch gearbeitet worden. Wie immer bei solchen Arbeiten, gingen die Meinungen über einzelne Punkte hinsichtlich deren Zweck mäßigkeit oder hinsichtlich des Wortlautes oftmals ausein ander — es kann dagegen erfreulicherweise konstatiert werden, daß der Inhalt des Entwurfes in seinen Haupt bestandteilen einstimmig angenommen wurde. Diese Ein stimmigkeit darf gewiß als bedeutungsvoll hingestellt werden, da die sieben Kommissionsmitglieder sechs verschiedenen Vereinen angehörten. Das Sprichwort »viel Köpfe, viel Sinne« hat sich in Eisenach gottlob! nicht bewährt. — Die Anwesenden waren vielmehr sämtlich durchdrungen und getragen von dem Be wußtsein und Pflichtgefühl, daß ihre Arbeit dem Gemein wohl des deutschen Buchhandels gelte. Als nach Verlesung und Genehmigung des letzten Para graphen die Arbeit beendet war, wurde von dem Mitgliede aus Berlin noch ein schönes Wort gesprochen. Es lautete ungefähr folgendermaßen: »Meine Herren! Ich erinnere mich nicht, einer Versammlung beigewohnt zu haben, wo trotz der naturgemäß vorhandenen Verschiedenheit der Anschauungen und Ueberzeugungen so viel Harmonie und Bereitwilligkeit, den persönlichen Standpunkt unterzuordnen, geherrscht hat wie heute! Mich erfüllt daher die frohe Hoffnung, daß wir hier in Eisenach nicht vergeblich gewesen sind!« Als dann zum Schluß alle Anwesenden sich die Hände schüttelten, da merkte man es jedem Einzelnen an, daß diese Hoffnung allseitig mitempfunden wurde. Und mit diesem Frohgefühle trennte man sich. — Auf Einzelheiten aus den Beratungen kann hier nicht eingegangen werden — es soll aber der ganze Entwurf demnächst gedruckt und an die Vorstände der Kreis- und Ortsvereine verschickt werden, wodurch allen Beteiligten Ge legenheit geboten wird, die Arbeit der Kommission gründlich zu prüfen. Die Abgeordneten-Versammlung zu Kantate 1901 wird dann endgiltig darüber zu entscheiden haben. Für heute möge die Mitteilung genügen, daß in Eisenach kein Grundstein zur Begründung eines neuen Vereins gelegt wurde, sondern die Kommission hat sich streng an das ihr erteilte Mandat gehalten, indem sie auf Grund der jetzigen Organisation des Verbandes nur für dessen weitere Ausgestaltung entsprechende Vorschläge formuliert hat. Im Gegensatz zu manchen anderen Versammlungen, bei denen neben der geschäftlichen Thätigkeit auch die Unter haltung auf der Tagesordnung erscheint, gehörte der Kommissionstag in Eisenach der ernsten Arbeit an. Nur ein Gang auf die Wartburg und noch etwas weiter in den herrlichen Wäldern wurde zwischen der Arbeit des Morgens und deren Wiederaufnahme am Abend eingeschoben. Herr Kollege Pistor und seine Gattin übernahmen dabei in liebens würdigster Weise die Führung. Wer die Wartburg, dieses wunderbare Denkmal aus deutscher Vorzeit, kennt, wer aus den Fenstern des sagen umwobenen Sängersaales von den umliegenden Höhen über die Wipfel der Bäume hinab in die lieblichen Thäler geblickt hat, der wird die Empfindungen verstehen, die am letzten Sonntag die Herzen von sieben Buchhändlern dort oben er füllten! Und diese Stimmung war um so mächtiger, weil nach ununterbrochenen Regengüssen am Vormittag das graue Gewölk sich verzogen hatte und der schönste blaue Himmel der Sonne Raum gab, um das entzückende Landschaftsbild mit goldenem Scheine zu überstrahlen. Vom tiefen Grün der Tannen bis zu den rötlichgelben Tönen der Eichen und Buchen, so lag der schöne, deutsche Wald da als ein Kleinod der Natur — es war der Herbst in seiner vollen Pracht! Wie lange mag es noch währen, bis diese Pracht verschwunden ist!? Vielleicht decken schon nach wenigen Tagen die heute noch so farbenschönen Blätter den dunklen Boden der Erde! Unwillkürlich streben aber die Gedanken in der Menschenbrust weiter — Wenn die Natur sich mit schwarz weißem Trauergewande bekleidet, dann hofft der Mensch auf den Frühling! — Paßt dieses Bild nicht auch auf unseren deutschen Buchhandel? Auch in seinem Reich ist manches entblättert und erstorben; aber in ihm liegt, wie in der schönen Gottesnatur, eine treibende Kraft, die sich nach Auf erstehung sehnt! Der Schreiber dieser Zeilen steht auch im Zeitalter des Herbstes; aber er ist in seinem Herzen jung geblieben, er weiß sich einig mit den verehrten Kollegen, die sich zu Eisenach mit ihm zu redlicher Arbeit verbunden haben. Und diese Arbeit, die nicht dem eigenen Interesse, sondern dem Gemeinwohl unseres deutschen Buchhandels gewidmet war, sie möge ausklingen in der beseligenden Hoffnung, die auch unfern alten Uhland erfüllte, wenn er sang: »es muß doch Frühling werden«. — Hamburg, 31. Oktober 1900. Hermann Seippel. Das Junge Deutschland und die preußische Crnsur.*) Obwohl seit Aufhebung der Censur über ein halbes Jahr hundert verflossen ist, haben doch die Reichstagsverhandlungen dieses Jahres und eine ganze Reihe von Aufführungsverboten dramatischer Werke in letzter Zeit gezeigt, daß der Stift des Censors durchaus kein leerer Wahn ist, daß vielmehr Verfasser und Verleger gut thun, damit zu rechnen. Eine Geschichte der Censur in Deutschland, so wünschenswert diese sein mag, giebt es noch nicht und wird wahrscheinlich auch noch lange auf sich warten lassen, da sich einem solchen Werke fast unüberwindliche Schwierig keiten entgegenstellen. Um so größeres Interesse verdient die soeben nach ungedruckten archivalischen Quellen herausgegebene Schrift des Herrn Professors Ludwig Geiger, die in gründlicher, objektiver Darstellung das Verhalten der preußischen Censur gegen über dem Jungen Deutschland schildert und für die Beurteilung der litterarischen Verhältnisse und des Charakters der behandelten Schriftsteller, wie Heine, Laube, Gutzkow, Wienbarg, Mundt rc. re , neue wertvolle Aufschlüsse giebt. Wie in seinen früheren Werken, so bietet Herr Professor Geiger auch in seiner neuesten Veröffent lichung viele schätzenswerte Beiträge zur Geschichte des deutschen Buchhandels, deren Kenntnisnahme allen Angehörigen desselben anzuempfchlen ist. In Nachstehendem soll versucht werden, einen kurzen Ueberblick über das Werk zu geben. Nach dem Tode des großen Friedrich wurde unter dem be kannten Minister Wöllner ein Censuredikt erlassen, das jede freie Bewegung vollständig hemmte und die Censur nicht nur auf die politische, sondern auch auf die wissenschaftliche Litteratur aus dehnte. Die schweren Zeiten von 1806—1813 hatten zur Ver schärfung mancher einzelnen Bestimmungen geführt. In freier denkenden Kreisen arbeitete man dagegen aus eine Umgestaltung des Edikts von 1788 hin, und auch in Regierungskreisen hatte sich eine veränderte Anschauung Bahn gebrochen. Am 6. April 18l9 wurde eine Kommission zur Neugestaltung des Gesetzes ernannt. Bevor diese jedoch ihre Arbeiten abgeschlossen hatte, waren die Karlsbader Beschlüsse erfolgt. Auf Antrag Metternichs war die Censur für Bücher und Zeitungen, das Verbot des Turnens, die Beaufsichtigung der Universitäten, das Verbot der 1815 in Jena gestifteten deutschen Burschenschaft beschlossen, vom Bundestag zu Frankfurt a. M. genehmigt und eine Central-Untersuchungs kommission in Mainz eingesetzt worden. Nach diesen Beschlüssen (20. September 1819) wurde vom deutschen Bunde zunächst für fünf Jahre die Censur in allen deutschen Staaten wieder eiu- geführt und die Einzelstaaten für die in ihrem Gebiete begangenen *) Das Junge Deutschland und die preußische Censur. Nach ungedruckten archivalischen Quellen von Ludwig Geiger. 8". (XI, 250 S.) Berlin 1900, Gebrüder Paetel. Br. 5.—. 1135»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder