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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.11.1900
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- Erscheinungsdatum
- 02.11.1900
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- Deutsch
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8452 Nichtamtlicher Teil. 255, 2. November 1900. Tonnen Papier, und um soviel mußte der Verbrauch gewachsen sein, da die älteren Stoffe in nahezu unveränderten Mengen benutzt wurden. Von den etwa 800 000 Tonnen Papier und Pappen, die das Deutsche Reich 1899 erzeugte, bestanden mehr als 60 Prozent aus Holz. In Schweden, Norwegen und Finland, die über ungeheure jungfräuliche Wälder ver fügen, entwickelte sich in den letzten zwanzig Jahren eine große Papierstofferzeugung, die etwa ebensoviel liefern dürfte wie Deutschland. Für Oesterreich-Ungarn, Rußland, Frank reich, England und die anderen europäischen Länder zu sammen kann man eine ähnliche Erzeugung von Papier stoffen aus Holz annehmen. Die Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada er zeugen wahrscheinlich etwa ein- und einhalbmal soviel Papier holzstoffe wie Deutschland, d. h. etwa halb soviel wie Europa. Der ungeheure Bedarf an Holz, der durch diese neue Fabrikation in den letzten dreißig Jahren entstand, wurde aus den beinahe jungfräulichen Nadelholzwäldern gedeckt; da aber die Bäume fünfzig bis achtzig Jahre Wachstum brauchen, ehe sie zu Papierstoff verwendet werden können, so ist die Industrie zur Zeit auf den von altersher Vor gefundenen Bestand angewiesen. In letzter Zeit entstand infolge der Kriege in Cuba, Philippinen, Transvaal und Ckina eine plötzliche Steigerung des Zeitungsverbrauchs, die noch andauert und Mangel an Druckpapier hervorrief. Der Verbrauch stieg sprungweise, und es zeigt sich, daß die jetzt erzeugten und im Preise ebenso gesteigerten Faserstoffe zur Deckung eines so plötzlich erhöhten Bedarfs nicht ausreichen. Hierzu kam noch, daß sich die Montanindustrie ungemein rasch ausdehnte und ihren Bedarf an Grubenhölzern aus denselben Wäldern deckte wie die Papierfabrikation. Die Preise von Papierhölzern stiegen des halb überall aufs doppelte und dreifache, und bei dem wachsenden Bedarf und der Verminderung der Wälder er scheint es nicht wahrscheinlich, daß sie dauernd zurückgehen werden. Man darf im Gegenteil annehmen, daß Holz mit der Zeit einen Preis erreichen wird, der die Forstkultur zu einem lohnenden Betrieb macht. Zu dieser Verteuerung des Holzes gesellte sich in den letzten Jahren eine Erhöhung der Kohlenpreise auf beinahe das Doppelte; auch die Arbeitslöhne und in Verbindung damit die Preise der Maschinen und aller anderen Bedarfs artikel stiegen bedeutend. Es ist nicht abzusehen, daß sich hierin bald eine erhebliche Wandlung vollziehen wird; sollten jedoch Kohlen wieder billiger werden, so würden doch immer höhere Holzpreise und Arbeitslöhne bestehen bleiben. Mittler weile wächst aber der Bedarf an Papier ins Ungeheure. Die Zahl der Menschen, die lesen und schreiben, vermehrt sich jedes Jahr um Millionen, und ebenso wächst der Geschäfts verkehr. Hunderte von Schnellpressen werden mit wachsen der Geschwindigkeit jährlich frisch aufgestellt und verlangen Futter. Die deutsche Papierverarbeitungs- und Druckindustrie beschäftigt jetzt schon etwa doppelt so viele Leute wie die Papiererzeugung und wächst durch fortwährend auftaucheude neue Verwendungen des Papiers in erstaunlichem Maße. Da es aber scheint, daß die Wälder auf die Dauer nicht viel mehr liefern können als in den letzten Jahren, so wird man zur Beschaffung des Mehrbedarfs auf die älteren Roh stoffe, Stroh und Espartogras, zurückgreifen müssen. Deren Verarbeitung kann jedoch nur lohnen, wenn der Sulfit-Holz- zellstoff, der ihrer Ausbreitung zwanzig Jahre Halt gebot, so teuer ist, daß die kostspieligeren Zellstoffe aus Stroh und Esparto damit konkurrieren können. Aus diesen, durch den ungeheuer wachsenden Verbrauch von Papier sich ergebenden Verhältnissen geht hervor, daß an Zurückgehen der Preise auf den früheren Stand nicht zu denken ist. Der außerordentliche Niedergang in den letzten Jahrzehnten war nur durch Benutzung des in den Nadel holzwäldern aufgespeicherten billigen Rohstoffs möglich. Da dieser aber keinen erheblichen Mehrverbrauch zuläßt, so muß Zellstoff einen Preis erreichen, der es ermöglicht, die Er zeugung aus Stroh und Esparto in großem Umfange neu aufzunehmen. Holzschliff muß um so viel teurer bleiben oder werden, als die erhöhten Holzpreise und Arbeitslöhne, sowie die in steigendem Maße zu seiner Erzeugung an gewandte Dampfkraft erfordern. Jede neue Anlage, die auf Verarbeitung von Holz eingerichtet wird, trägt zu dessen Verteuerung bei. Die Kieselsäure, die Stroh und Espartogras in erheb licher Menge enthalten, hat cs bisher unmöglich gemacht, die Papierfasern durch das billige Kochen mit schwefliger Säure daraus zu gewinnen. In dem älteren Verfahren der Be arbeitung von Stroh und Alfa-Esparto mittelst Natron sind übrigens große Fortschritte gemacht worden, und die Fabri kanten wenden derselben an vielen Orten wieder ihre Auf merksamkeit zu. Da Stroh in jedem Jahre frisch wächst, und das Wachstum von Alfa-Esparto keinerlei Kultur er fordert, so sind diese Pflanzen imstande, das Mehrerfordernis von Papier, das sich mit Holz nicht mehr befriedigen läßt, auf lange hinaus zu decken. Andere gute Faser-Rohstoffe in ähnlich großen Mengen und zu ähnlich mäßigem Preis sind bis jetzt, von alten: Papier abgesehen, nicht gefunden worden. Durch verbesserte Einrichtungen und Verfahren, sowie den Gang der Industrie werden die Preise gleichfalls beein flußt und Schwankungen hervorgerufen. Ebenso wie jetzt durch gesteigerten Bedarf plötzliche Erhöhung der Druckpapier preise eingetreten ist, kann infolge Aufhörens der Ursachen der Steigerung und Errichtung vieler Neuanlagen ein Rück schlag erfolgen; die Gesamtrichtung nach oben wird jedoch dadurch nicht dauernd verändert. Am deutlichsten kommt dieselbe bei Zeitungsdruckpapier zum Ausdruck, daS aus 80 Prozent Holzschliff und 20 Prozent Sulfitzellstoff besteht, also zur Zeit ganz auf Holz angewiesen ist. Bei diesem fällt der Preis der Rohfaserstoffe viel mehr ins Gewicht als bei besseren Erzeugnissen, deren Verbrauch keine so plötzliche Steigerung erfahren hat und bei denen die kunstvolle Ver arbeitung erheblich mitspricht. Dieser Umstand läßt es erklär lich erscheinen, daß die Preise bei besseren Sorten weniger gestiegen sind als bei Holzpapieren, obwohl die Verteuerung der Kohlen und alles anderen Bedarfs sie in ähnlicher Weise trifft. Kleine Mitteilungen. Post. — Im Verkehr mit den deutschen Postämtern in Beirut, Jaffa, Jerusalem und Smyrna sind fortan Postpakete mit Nach nahme, sowie auf dem Wege über Hamburg auch Postfrachtstücke (bis 10 Irg) mit Nachnahme zugelassen. Der Meistbetrag der Nachnahme ist auf 800 ^ festgesetzt worden. Die Nachnahme gebühr beträgt 1 für jede Mark oder einen Teil davon, mindestens 20 sie wird erforderlichenfalls auf eine durch 5 teilbare Zahl auswärts abgerundet. Der einzuziehcnde Betrag ist auf den Sendungen in Mark und Pfennig anzugeben. Die Ueber- mittclung der Ungezogenen Summe an die Absender erfolgt mittels gebührenfreier Postanweisung. Deutscher Buchgewerbevcrcin. — Die Mitglieder deS Deutschen Buchgewerbevereins werden zu einer außerordentlichen Hauptversammlung auf Sonnabend den 17. November, abends 6 Uhr, in die Gutenberghalle des Deutschen Buchgewerbehauses zu Leipzig einberufen (vergl. die Einladung im amtlichen Teil dieses Blattes.) Ein wertvolles altes Buch. — Einen sehr wertvollen Band aus Ulrich v. Huttens Bibliothek besitzt, wie Otto Clemen (Zwickau) in den «Theologischen Studien und Kritiken» mitteilt, die Annaberger Kirchenbibliothek. Huttens reiche Bibliothek, die wahrscheinlich bei der Erstürmung der Ebernburg in die Hände der Feinde fiel, ist dann mit den Beutestücken versteigert worden.
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