233, 6. Oktober 1S00. Künftig erscheinende Bücher. 7567 Dietrich Reimer (Ernst Vohjen) T in Berlin 8M., Mlhelmstraße 2Y. Am 12. Oktober, dem Todestage des Verfassers, erscheint: Afrikanische Skizzen von Oskar Waumann. /Dil 13 Ltchtdruckbtldern und 7 Wildern im Text. Preis in elegantem Ortginal-Llnband /Kd. s.— ord., ID. 6.— netto und 7/6 Lxpl. bar. Allustrierte Prospekte bitte zu verlangen. Der Reinertrag ist bestimmt, um zu derLrrichtung eines Denkmals tür den in der Mitte seiner Zahre verstorbenen beizutragen. * Mit der Veröffentlichung dieses Buches, das am 12. Oktober, dem Tage, an dem sich Oskar Baumanns frühzeitiger Tod zum ersten Male jährt, erscheint, verwirklichen seine Freunde nachträglich einen persönlichen Wunsch, dessen Erfüllung den Verstorbenen fast bis an sein Lebensende beschäftigt hat. Der kühne Reisende und berühmte Entdecker, in Afrika und der Seele seiner schwarzen Kinder mehr zu Hause als in der Heimat, hat neben der wissenschaftlichen Darstellung seiner Reiseergebnisse und Forschungen eine Reihe von novellistisch anmutcnden Skizzen und Sittenbildern geschrieben, in welchen er uns einen tiefen Einblick in das Leben und die Seele der ostafrikanischen Neger und seiner arabischen Bedrücker gewährt hat. Ist auch die Form keine wissenschaftliche, so steht doch der Verfasser, wie er uns im Vorwort versichert, für die Gewissenhaftigkeit der Beobachtungen ein. Bis in die kleinsten Einzel heiten wurde nichts ausgenommen, was nicht thatsächlich vorgekommen oder täglich vorkommt. Die meisten Skizzen sind fast un veränderte Mitteilungen tatsächlicher Ereignisse, sogar die Orts- und Personennamen sind oft beibehalten. Auch die Illustrationen sind, mit Ausnahme der Kopfleisten, nach Originalphotographieen hergestellt, die Baumann selbst ausgesucht hat. In der deutschen Litteratur haben wir hier einen der wenigen ernsten und ernst zu nehmenden Versuche vor uns, das Leben und die Seele des exotischen Menschen mit der reifen Kunst und Psychologie der Gegenwart zu schildern. Der Verlag, der seiner Zeit Baumanns be deutendste wissenschaftliche Werke veröffentlichte, hat cs als eine Ehrenpflicht betrachtet, auch diese seine letzte novellistische Arbeit dem Publikum zugänglich zu machen. Inhalt Das Wachbarhaus. In Zanzibar wohnen, abweichend von den meisten orientalischen Städten, Araber, Inder und Europäer bunt > durcheinander. Im „Nachbarhaus" schildert der Verfasser, was er von seinem eigenen Dache aus von dem häus lichen Leben und Treiben seiner Nachbarin, Bibi Fatme, erspähen konnte. K Der Kut des Admirals. Abenteuerlust treibt einen Eingeborenen aus dem Innern Afrikas an die Küste, wo er in die Hände eines Sklaven händlers fällt. Die Erzählung wirft grelle Streiflichter auf die afrikanische Sklavenfrage, in der Oskar Baumann wie wenig andere bewandert war. Mein Areund Saladschum. Diese kurze novellistische Studie ist die erste, die Bau mann veröffentlicht hat. Sie stammt von seiner Congo- expedition im Jahre 1887 und handelt von einen: ein- borenen Piloten oder Stromführer, einer populären Figur, die damals die auf dem Congo verkehrenden Dampfer leitete und schon Stanley auf seinen Fahrten begleitete. Salama. Mit einer Rücksichtslosigkeit, die an Brutalität streift, schildert Baumann in dieser Novelle die Schrecken der Araberwirtschast in Ostafrika. Noch lange nach der Lektüre verfolgen den Leser die grauenhaften Bilder, die sich in „Salama" vor ihm entrollen. Nur seine Liebe zu Afrika konnte dem Verfasser den Blut verleihen, diese traurigen Verhältnisse so schonungslos zu enthüllen. HUM Kondor. Eine lustige Herzcnsgeschichte, in der wir den afrika nischen Neger von einer durchaus freundlichen und harm losen Seite kennen lernen. Die Art, wie der arabische Schulmeister die hübsche Risiki mit ihrem Liebsten Baraka ehelich verbindet, dürfte unseren preußischen Standesbeamten zur Nachahmung empfohlen werden. » Die weiße Sklavin. Eine Erzählung, die allen Illusionen des europäischen Neulings von „orientalischer Romantik" ein kurzes und bündiges Ende bereitet. Wer sie gelesen hat, wird wenig Lust mehr verspüren, in die unsauberen Geheimnisse ara bischer Harems einzudringen und wird selbst „weiße" Sklavinnen gern ihrem rechtmäßigen Herrn und Gebieter überlassen.