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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.12.1882
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- 18.12.1882
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- Deutsch
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^ 282, 18. Decemder. Nichtamtlicher Theil. 5671 Valentin Otmar, der ohne Zweifel sein Sohn war. Am Anfang des 17. Jahrhunderts aber kommt in Prag wieder ein Johannes Otmar vor. Es ist recht wohl möglich, daß er mit den Vor genannten zusammenhängt und die Reutlinger Typographenfamilie über Augsburg hinaus noch weiter nach Osten gezogen ist. Aber noch ein dritter Reutlinger könnte unter Augsburgs ersten Druckern aufgeführt werden, wenn seine Zugehörigkeit zu der Reichsstadt an der Achalm so ganz sicher wäre: Erhard -Oeglin (Oaollus). Gewöhnlich zwar wird er für einen Reutlinger ausgegeben, weil er und Joh. Otmar aus einem Druck, welchen sie mit einander ausgehen ließen, sich als ltvutlingi bezeichnen. Aber in der Tübinger Universitätsmatrikel, wo Oeglin unter dem 2. Dec. 1488 vorkommt, hat er den Beisatz: äs Tbnrringeu. Seine Her kunft ist also fraglich. Er druckte in Augsburg von 1505—1518. Da er als der erste in Deutschland beim Druck von Musiknoten metallene, bewegliche Notentypen angewendet hat, — wahrschein lich nach der kurz zuvor von Ottaviuno ckoi Uetrueoi erfundenen Methode — so wird er in dem betreffenden Werk (Äslopoisa 8. Uarmouino DtztiLeoutione von Letruk Dritonius n. A-, ersch. 1507) in folgendem Carmen gefeiert: Inter Olerwnuos nostros kalt Oglin blrlinrckas In Augsburg ist uns der eine der beiden ersten Drucker Reut lingens wieder begegnet; auch der Name des andern, Greyss's, kommt an drittem Orte vor, nur ist es nicht mehr der alte Meister selbst, sondern seine Söhne. Diese müssen unternehmende Leute gewesen sein; denn sie zogen nach den verschiedensten Richtungen aus, um in fremden Ländern, jedesmal an den Centren des Buch drucks, ihre Pressen anszuschlagen. Franz Greyfs erscheint unter dem Namen Fr. Gryphius als Drucker in Paris von 1532—1540. Er war nicht nur wegen seiner typographischen Leistungen, sondern auch als Gelehrter geschätzt. Johannes Greyss soll in Venedig gedruckt haben; wir haben von ihm jedoch nichts Näheres finden können. Bedeutender als diese zwei, ja bedeutender als alle bisher genannten Reutlinger Buchdrucker ist der dritte der Brüder; es ist dies kein anderer als der berühmte Druckerherr Sebastian Gryphius in Lyon. Er war 1493 in Reutlingen geboren, hatte wie Oeglin und Silvan Otmar in Tübingen studirt (er wurde dort 1510 als LobLstianus drill cka kutiingan immatriculirt) und erscheint als Drucker in Lyon zum ersten Mal im Jahre 1524 — nicht, wie gewöhnlich angegeben wird, erst 1528; denn Panzer (Lim. txpoxr. VII. 336, 493) führt schon aus dem erstgenannten Jahr einen Druck von ihm an, dessen Echtheit nicht zu be zweifeln ist. Die Thätigkeit, welche Seb. Gryphius in Lyon ent wickelte, ist wirklich erstaunlich. Der Züricher Gelehrte Conr. Geßner zählt in seinen kunckovtao, in welchen Gryphius ein eigenes Buch gewidmet ist (p. 177 sgg.), allein bis zum Jahre 1548 nicht weniger als 218 Drucke von ihm aus. Ausgaben lateinischer Klassiker sind hierunter verhältnißmäßig am zahl reichsten vertreten. Als Gryphius' hervorragendste Druckwerke 1529 und besonders seine lateinische Bibel vom Jahr 1550. Von dieser sagt P. Bayle, der in seinem Oietiounuirv distoriguo (4. blck. II. p. 611 og.) unserem Meister einen längeren Artikel widmet, daß sie nur von der nennbändigen Louvre-Bibel von 1642 an Schönheit übertroffen werde. Die Typen, welche Gryphius dabei angewandt hat, sind die stärksten, welche bis dahin je vorgekommen waren. Sehen wir aber von diesen be sonderen Leistungen ab und nehmen wir die große Mehrzahl seiner Drucke, so ist daran weniger die Ausstattung zu rühmen — das Papier namentlich, welches Gryphius gewöhnlich verwendete, hat sich nicht gut erhalten — als vielmehr die Correctheit des Drucks. In diesem Stücke wetteiferte er mit seinem großen Rivalen Robert Stephanus. Zwar machte er es nicht wie Letzterer, der an den Straßenecken von Paris die Correcturbogen anschlagcn ließ und für jeden entdeckten Druckfehler einen Preis aussetzte. Aber eine bewundernswerthe Exactheit hat er dennoch auch er reicht. So finden sich in den von ihm gedruckten Oommsntairss sur la lauAne Intiuo des Lt. volot nur acht Druckfehler, gewiß eine winzige Zahl, wenn man bedenkt, daß dieses Werk aus zwei stattlichen Foliobänden besteht. Aus derlei Leistungen that sich Gryphius aber auch etwas zu gut; er setzte z. B., was sofort überall bemerkt wurde, denn cs war gegen alles Herkommen, in seiner Bibel das Verzeichniß der wenigen Druckfehler nicht an das Ende an einen möglichst versteckten Ort, sondern damit cs Jedermann sofort in die Augen falle, rm-L-vis der ersten Seite, ans die Rückseite des Titels. Was Gryphius damit erreichen wollte, hat er erreicht; er hat sich bei seinen Zeitgenossen vor allem den Ruhm außerordentlicher Correctheit erworben. Aber auch seine sonstige Tüchtigkeit, seine Energie und Geschäftsgewandt heit fand im fremden Lande volle Anerkennung und als er starb, hinterließ er den Rus, einer der größten Drucker seiner Zeit ge wesen zu sein. Voulö von Reims hat auf unfern Greyfs das Tctrastichon gedichtet: Nach Sebastian's Tod (7. Septbr. 1556) ging die Presse in die Hände seines Sohnes Anton über, der sie in einer seines Vaters würdigen Weise noch Jahrzehende lang fortführte. Noch im Jahr 1591 kamen Drucke von Anton Gryphius aus Lyon zur Frankfurter Messe. Mit diesen Lyoner Nachkommen des alten Michael Greyfs schließen wir die vorliegende Zusammenstellung von Reutlinger Druckern früherer Jahrhunderte. Die Liste ist damit vielleicht noch nicht erschöpft. Denn die Greyff'sche Familie soll auch in späteren Generationen noch zahlreiche Buchdrucker geliefert haben, welche in Italien (Venedig und Padua), in Frankreich, Holland und Hamburg gedruckt und nur eben der Sprache des Landes gemäß ihren 'Namen in Griffio, Greeff u. s. w. abgeändert hätten. Wie weit dies richtig ist, wollen wir hier nicht untersuchen. Schon das Bisherige mag genügen, die Thatsache zu constatiren, daß Reutlingen in seinen Söhnen so frühe so viele und zugleich so tüchtige Kräfte der neu erfundenen Kunst des Buchdrucks zur Verfügung gestellt hat, wie keine andere Stadt von seiner Größe, ja wie tausend größere nicht. Speciell unter den Städten Schwabens ist mit einziger Ausnahme von Augsburg keine, welche in der ersten Geschichte des Buchdrucks eine ähnlich bedeutende Rolle gespielt hätte wie die alte Reichsstadt am Fuß der Achalm. Wir glauben, es ist dies eine Thatsache, interessant genug, um im Jubiläumsjahr des Reutlinger Buchdrucks in Erinnerung gebracht zu werden. Tübingen. vr. Steiff. °> Der eben erwähnte große Typograph Robert Stephanus (Ltivnno) in Paris, später in Genf, geb. I5U3, gest. Ibög. °) Liurou clo Ooiiuos, Graveur, Schriftlicher und Drucker; er war eine Zeit lang Associö im Geschäft der lütrouns und wurde durch seine Verheirathung mit der Wittwe des Heinrich Stephanus der Stiefvater des Robert St. An feinen Drucken wurde vor allem die Schönheit der Ausstattung gerühmt. 788»
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