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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.10.1882
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.10.1882
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- Deutsch
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ch« 236, II. October. Nichtamtlicher Theil. 4359 Padischah auch die Gehälter der beiden Direktoren und der ihnen untergeordneten Drucker, welche Ibrahim Efsendi aus Deutschland hatte kommen lassen. Trotz des Eifers der Leiter der Reichsdruckerei und trotz der warmen Unterstützung des Sultans schritt die Arbeit nur sehr langsam vorwärts. Die große Schwierigkeit, tüchtige Drucker zu finden, verbunden mit der Unvollkommenheit der aus Venedig be zogenen Typen, wirkte so ungünstig aus die Thätigkeit der jungen türkischen Druckerei ein, daß vom Jahre 1726 bis zum Tode des Basmadschi Ibrahim Efsendi im Jahre 1743 nur 17 Bände ge druckt wurden, also nahezu auf jedes Jahr des Bestehens der Druckerei nur ein Band kommt.*) Nach der im Jahre 1730 infolge eines Janitscharenaus- standes erfolgten Absetzung Achmed's III. gelangte Mahmud I. auf den osmauischen Chalifenthron, welcher das Interesse seines Vor gängers für die Entwicklung der Buchdruckerkunst in Konstantinopel in vollem Maße theilte und der Reichsdruckerei viele Beweise von Freigebigkeit und Gunst gab. Dessenungeachtet ging die Thätigkeit der Druckerei unaufhaltsam rückwärts, besonders nach dem Tode von Basmadschi Efsendi Ibrahim. (Muhamed Said Efsendi, der Mitgründer der Druckerei, war in der Zwischenzeit bis zum Groß vezier emporgestiegen, fiel dann aber in Ungnade und starb schon 1740, wahrscheinlich an Gist, in der Verbannung.) Von 1743 bis 1747 wurden nur vier Bände gedruckt; im letztgenannten Jahre wurde die Druckerei geschlossen und der Betrieb eingestellt. Im Jahre 1784 erließ Sultan Abdul Hamid einen kaiser lichen Halt, in Gemäßheit dessen der Schatzkanzler Raschid Efsendi und der Reichshistoriograph Achmed Vassif Eifendi beauftragt wurden, bei der Wittwe von Kady Efsendi (Ibrahim Effendi's verstorbenem Nachfolger) Haussuchung nach den verschwundenen Druckerpressen re. abzuhalten. Dieselbe führte zu dem Ergebniß, daß die überwiegende Mehrzahl der Ausstattungsgegenstände der früheren Reichsdruckerei in den Rumpelkammern des Konaks des verewigten Kady Efsendi ausgefunden und nach gehöriger Reinigung und Ausbesserung in das Gebäude des Wakufnazirates (Ministerium der Güter der todtcn Hand) überführt wurde. Hier trat die Reichs druckerei wieder in Thätigkeit; zu Direktoren wurden ein Advocat (Mustasa Efsendi) und ein Priester (Adam Efsendi) ernannt, welche sich beide mit großer Ausdauer und löblichem Eifer ihrer Aufgabe widmeten, besonders nachdem die Druckerei aus dem Ministerium in ein besondershergegebenesGebäudeinSkutari verlegtworden war. Eine große Anzahl von Werken jeglicher Art ging jetzt ans der kaiserlichen Druckerei hervor, die sich fast alle durch schönen Druck und große Wohlfeilheit auszeichneten; beispielsweise war die bekannte Geschichte des 17, Jahrhunderts vom Kasiasker Rnman Essend! (betitelt letbirati pooonckito, das heißt die wohlgefälligen Anschläge, 161 Quartblätter) zum Preise von 1 Piaster (20 L») in der mit der Druckerei verbundenen Handlung käuflich. Der kurzen Blüthcperiode folgte jetzt wieder eine lange Epoche völligen Stillstandes, welche die ganze Regierung Sultan Selim's III, und den Anfang der Regierung von Mahmud dem Großen überdauerte. Nach Ausrottung der Janitscharen widmete der berühmte Reformator der Türkei seine hingebcndste Thätigkeit den Werken des Friedens, und in erster Stelle dem Aufblühen der Druckerei, Im Jahre 1831 ward die letztere von Skutari in ein großes Ge bäude nach Stambul übergeführt, neue Pressen wurden ans London, neue Typen aus Venedig, neue tüchtige Arbeiter vornehmlich aus ') Sämmtliche in den Jahren 1726 bis 1743 gedruckten Bände find historischen und geographischen Inhalts, mit Ausnahme einer türkisch-französischen Grammatik von dem deutschen Jesuitenpater Holder mann. Deutschland geholt. Unter der Leitung von Pertev und Achmed Halim Pascha machte sich in der Reichsdruckerei der lobenswerthe Geist unablässig strebenden Aufschwunges allseitig bemerkbar; die in den Moscheebibliotheken und Softaschuleu versteckten Schätze türkischer Literatur und Kunst, vornehmlich philosophische Werke, Dichtungen und Kritiken, wurden nacheinander ans Licht gezogen und in schönen und billigen Ausgaben den großen Volksschichten zugänglich gemacht; die Werke der Reichsgeschichtschreiber wurden in Druck gegeben, die bekanntesten Meisterstücke europäischer Litera tur (in erster Linie allerdings nur Fachwerke, meistens militärischen und medicinischen Inhalts) ins Türkische übersetzt und durch den Druck vervielfältigt: ein hellstrahlendes Licht freiheitlicher Auf klärung strömte aus den Räumen des Takwim-Vakayi in das sonst noch so dunkel gebliebene Stambul. Fast zwei Jahrzehende dauerte diese Glanzepoche; dann wirkten des Sultans Abdul Aziz Gleichgültigkeit gegen alle idealen Bestre bungen und das Mißgeschick der Türkei in politischer und finan zieller Beziehung gleichzeitig sehr ungünstig auf die von der Ver waltung der Reichsdruckerei gepflegten Bestrebungen ein, welche erst unter der Regierung des gegenwärtigen Sultans Abdul Hamid an allerhöchster Stelle wieder die gebührende Berücksichtigung fanden. Augenblicklich besitzt die Siebenhügelstadt am Bosporus vier kaiserliche Druckereien. Zwei davon stehen unter Leitung des Vobil i-uWir-i-ckuobiliob (llnterstaatssecretär im Ministerium des Innern) und befinden sich in dem eigenen Gebäude des Takwim- Vakayi; die eine Druckerei beschäftigt sich mit der Herstellung von osficiellen Dokumenten, Formularen und Fermans, die andere aus schließlich mit Bücherdruck. Die dritte kaiserliche Druckerei dient ausschließlich militärischen Zwecken und ist dem Ser-i-asker (Kriegs minister) unterstellt, während die vierte, in welcher sich auch die lithographischen Pressen für die topographischen Bedürfnisse des Generalstabes befinden, in Dolma-Bagdsche liegt und unmittelbar unter dem Palastmarschall des großherrlichen Cabinets steht. Alle aus kaiserlichen Druckereien hervorgehenden Bücher und sonstigen Werke zeichnen sich durch schönen, richtigen Druck und ausgezeich netes Papier aus; die Preife sind dem entsprechend ziemlich bedeu tend. Ganz entgegengesetzte Eigenschaften haben die den Privat druckereien Stambuls, Peras und Galatas entstammenden Erzeug nisse der Kunst Gutenberg's: sie sind billig, aber sehr schlecht. Lappiges Papier, absärbende Schwärze und im höchsten Krade liederlicher Druck kennzeichnen diese Art von Büchern und Zeitungen ans höchst ungünstige Weise; eine lobenswerthe Ausnahme machen nur die Druckereien der arabischen Zeitung El-Djevaib, der Missio näre des Biblc-House und nicht minder auch des deutschen Litho graphen und Kunstdruckers F, Löffler in Pera, aus dessen Werkstätte nur mustergültig gearbeitete Fabrikate hervorgehen. Der Privatdruckereien u, s, w. in Konstantinopel mag es im Ganzen 20 bis 25 geben; außer ihnen sind noch besonders zu er wähnen die Druckerei des armenischen und des griechischen Patri archats, sowie diejenige des Groß-Rabbi in Haßkioi am Goldenen Horn. Die letztgenannten Behörden benutzen ihre Druckereien meistens zur Herstellung der bei ihren Verwaltungen im Gebrauch stehenden amtlichen Formulare und zur Vervielfältigung billiger religiöser Bücher. ne--' Beiträge zur Geschichte des Buchhandels und der Bllch- druckerkunst — Biographisches - Aussätze aus dem Gebiete der Preßgesetzgebnng, des Urheberrechts und der Lehre vom Ber- lagsvertrag — Mitlheilungen zur Bücherknnde — Schilderungen aus dem Verkehr zwischen Schriftstellern und Verlegern — sowie statistische Berichte aus dem Felde der Literatur und des Buch handels finden willkommene Ausnahme und angemessene Honorirung. — Die gewöhnlichen Einsendungen aus dem Buchhandel werden nicht honorirt. 610»
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