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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.08.1882
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.08.1882
- Sprache
- Deutsch
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Buchbindermeister wurde ein französischer Band zu 3 — 400 Fran ken ohne Angabe des Preises mit der Frage vorgelegt, ob er sich getraue, Aehnliches zu liefern. Nach langer Bewunderung des klei nen Meisterwerkes meinte er, annähernd brächte er es auch Wohl so zu Stande, aber dann müsse er mindestens 10 Mark fordern, und das Material wäre schwerlich so gut zu bekommen. Kein Wunder! Entsetzt sich doch bei uns Einer, der für einen guten Band fünf Mark zahlen soll. Schlimme Verschuldung haben in den letzten Jahrzehenden die Buchhändler auf sich geladen, die den Markt mit unsoliden Calico- deckeln überschwemmten, deren entsetzliche Anilinfarben in Ver bindung mit schlechter Goldpressung und albernen Reliefs den Geschmack des kaufenden Publicums in die Wüste gejagt zu einer Zeit, wo er sich nach Besserem sehnte. Noch haben wir, wie auch die Ausstellung beweist, das durch diese Massenproduction des Geschmacklosen angerichtete Unheil nicht ganz überwunden, wenn man auch allmählich der unsoliden Abscheulichkeiten überdrüssig geworden ist. Es kam noch hinzu, daß die gelieferten Einband decken es nicht vertragen, handwerksmäßig mit den Büchern ver bunden zu werden. Eine nochmalige Pressung können sie nicht aushalten und so dürfen sie nur obenhin und ganz in der Hand angeklebt werden. Aber der Anfang zur Besserung ist da und es war uns ein Vergnügen, die vielen gediegen aussehenden Gebrauchsbände — wir konnten sic leider nicht in die Hand bekommen — und die ge schmackvollen Prachtbände neben einander zu sehen. Im Allge meinen ist das Vorbild der moderne französische Band, seltener der englische. Nebenher läuft die Nachahmung der geschmackvollen Bände der Renaissance, die sich gern an der orientalischen Behand lung des Leders inspirirte. Die gothische Schule der Leder bearbeitung haben wir kaum vertreten gefunden. Meistens jedoch schien uns aus die prächtige Ausstattung zu viel Gewicht gelegt. Was wir brauchen, ist auch hier die geschmackvolle, möglichst schlichte Durchbildung der Gebrauchswaare. Die Bedingungen, die für die Gestaltung des Bucheinbandes maßgebend sind, haben sich noch im letzten Jahrhundert wieder geändert. Im Mittelalter war das Buch ein Schatz, den man durch die kostbare Ausstattung der Hülle zu ehren suchte. Schon zur Zeit Karl's des Großen wurde an Gold und Edelsteinen nicht gespart. Man bewahrte die Bücher einzeln auf oder breitete sie weitläufig aus langen Pulten an den Wänden aus. Das Pergament, welches bekanntlich äußerst empfindlich gegen die Feuchtigkeitsverändernngen, zwang zux Anwendung der Metallhaspen, um den Band zusammen zuhalten. Mit dem Aufkommen des Papiers hörte die Nothwendig- keit dieser Vorrichtung auf, erhielt sich jedoch noch lange hinaus durch die Gewöhnung, am längsten bei den Andachtbüchern, die, wie alles Cultusgeräth, gern archaisiren, und überdies bei geringem Format oft dickleibig sind. Im feuchten Norden wandte man zur Zeit des späteren Mittelalters statt der Haspen bei den Büchern, die man bei sich trug, mit Vorliebe Stoffe an. Es wurde unter jedem Deckel ein an den drei Außenseiten weit überstehendes Stück kostbaren Tuches befestigt, mit dem man das Buch cinhüllen und in den Gürtel hängen konnte. Dies war eine speziell niederländische und französische Sitte, die nachher verschwand. Als der Besitzstand an Büchern so zahlreich wurde, daß man sie einstellen mußte, erwies sich der Metallbeschlag hinderlich und die seinen geschnittenen Lederornamente der gothische» Zeit ver trugen die Reibung nicht gut. Man fing allmählich an, den bis dahin ganz vernachlässigten, weil nie recht sichtbaren Buchrücken zu orna- mentiren und bediente sich für die Deckel am liebsten der Leder pressung. Die venetianischen Bände der Renaissance sind am stil vollsten sür die Einordnung aus dem Bücherbret berechnet. Sie haben ganz glatte Deckel, in denen sich halbfingertiefe ornamental, meist nach orientalischem Vorbild gestaltete und angeordnete Ver tiefungen befanden, auf deren Grunde ein zierliches reichvergoldetes Ornament vor jeder Berührung geschützt ist. Von der Gestaltung, die der Bucheinband in der Renaissance erhalten, entfernten sich die folgenden Jahrhunderte nur durch die Anpassung der Ornamentation an den herrschenden Stil. Einzig in der Ausbildung des Rückens ging man weiter, und hier sind die Bände der Barockzeit auch für uns stilistisch noch maßgebend, auch die Feinheit der Ornamentation, die es verstand, das einzelne Buch zu isoliren, während wir meistens durch quergehende Ornamente eine unruhige Bücherwand bekommen. In der Behandlung des Schnittes trat gegen die Renaissance eine Vereinfachung ein. Die reiche Ornamentirung und Vergoldung machte durchweg einem einfachen Farbenton Platz, meist einem kräftigen Roth, das die Spur der angreisenden Finger nicht leicht ausnahm. Auch hier lehnen wir uns am besten wieder an das alte Vorbild, denn nichts ist so unerträglich, wie ein modernes Buch, dessen Heller Schnitt nicht ganz sauber ist. Die vielfachen Versuche der Renaissance, durch eigenartige Behandlung des Leders neue Effecte zu erzielen, wurden in der Barockzeit zum großen Theil aufgegeben. Man beschränkte sich auf Färbung des Leders und Goldpressung. Wie unendlich erfinderisch die Renaissance sich ^m neue Techniken be mühte, zeigte uns noch vor kurzem ein Band des sechzehnten Jahr hunderts auf der Bibliothek in Gotha. Das reiche zierliche Orna ment, das ihn bedeckte, war aus durchgezogenen Silbersäden gebil det, die auf dem braunen Grunde einen reizenden Effect machten. Für kostbare Gebrauchsbände, z. B. Gebetbücher, dürste sich diese Technik auch heute noch empfehlen. Die einzige prinzipielle Veränderung, welche die neuere Zeit in die Behandlung des Bandes gebracht, ist die zunehmende Ent- werthung des Buches. Wir können uns ohne große Ausgaben in den Besitz einer Bibliothek setzen und das einzelne Buch wird lange nicht so oft gebraucht wie in früheren Jahrhunderten. Diese beiden Umstände fordern mit Nothwendigkeit eine Vereinfachung des Ban des, die jedoch mit Geschmack und aus dem Boden der Gediegenheit durchzusühren ist. Für Prachtdeckel stehen uns neue Stoffe zu Gebot, die früher nicht in Betracht kamen. Wir möchten besonders aus die entweder von Natur schönfarbigen oder doch leicht zu tönenden Haifischhäute aufmerksam machen, deren Abschleifung sich ohne Schwierigkeit maschinenmäßig müßte bewirken lassen. Der Vereinigung der Buchbinder wünschen wir einen anregen den Einfluß aus denjenigen Theil unseres Volkes, von welchem die Besserung ausgehen muß. —k." Miscellen. Im Hof-Verlag von R. v. Grumbkow in Dresden ist vor kurzem ein vortrefflich ausgeführtes Bild von dem Wappen der Buchhändler erschienen, das als eine Zierde des Geschästslocals oder als sinniger Schmuck des Privatzimmers die besondere Be achtung aller Standesgenossen verdient. Das Wappen (Blattgröße 25 X 34 Cm. Preis 3 M.) zeigt in lOsachem Gold-, Silber- und Farbendruck in schwarzem Felde einen silbernen Pegasus, einen rothen Krebs zertretend, und aus silbernem Spangenhclm mit schwarz-weiß-rothenHelmdecken und goldener Krone eineEule, den goldenen Werkurstab haltend; und unter dem Wappen befindet sich Die Augsburger „Allgemeine Zeitung" gedenkt mit dem Schluffe des lausenden Quartals ihren alten Wohnsitz in Slugsburg zu verlassen und vom l. October d. I. an in München, Schwan- thalerstr. 73, zu erscheinen.
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