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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.01.1882
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1882-01-23
- Erscheinungsdatum
- 23.01.1882
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- Deutsch
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^ 18, 23. Januar. Nichtamtlicher Theil. 323 Conventsherrschast abgelöst hatte, mußte, um seinen Verbindlich keiten nur einigermaßen gerecht zu werden, das consiscirte Eigen thum der Hingerichteten und Verbannten, sowie die Staatskleinodien um jeden Preis losschlagen und verlieh zugleich den Assignaten und Territorialmandaten, welche im Auslande fast völlig cntwerthct waren, einen Zwangscours, der natürlich nur innerhalb der fran zösischen Grenzen die gewünschte Wirkung haben konnte. In Be nutzung dieser Umstände kaufte Johann Gottlicb Korn Assignaten und Territorialmandate in Deutschland zu sehr geringen Preisen auf, ging damit 1796 ein zweites Mal nach Paris und konnte nun mit diesen Scheinen aus den Auktionen der Directorialregierung höchst günstige Einkäufe an Bibliotheken und Kunstsachen machen. Unter Anderem erwarb er beinahe den ganzen Nachlaß des kunst sinnigen Herzogs von Choiseul-Amboise, des einstigen Günstlings der Pompadour und Gegners Friedrich's des Großen.*) Ein zwei ter Versuch, aus der Coursdifscrenz des französischen Papiergeldes im In- und Auslande Nutzen zu ziehen, mißlang indeß dem unter nehmenden Buchhändler. Schon hatte er sich zu einer neuen Reise nach Paris gerüstet, als er im September 17S7 hörte, daß der französische Staatsbankerott ausgebrochen sei; er mußte sein Vor haben aufgeben, und erhebliche Mengen der nunmehr gänzlich werth losen Assignaten und Mandate, welche noch jetzt von der Korn'schen Handlung ausbewahrt werden, erinnern daran, daß nicht alle ihre Unternehmungen geglückt sind. Infolge der Vortheile, welche der Korn'schen Handlung aus ihrer direkten Verbindung mit französischen Verlegern erwuchsen, nahm auch ihr Sortimentsgeschäft, dem 1795 ein Antiquariat für seltene und werthvolle Werke zur Seite trat, in kurzer Zeit einen solchen Aufschwung, daß dasselbe während einer langen Reihe von Jahren als das größte dieser Art in ganz Deutschland galt. Zwar wurde der polnische Absatz desselben seit der zweiten und noch mehr seit der dritten Theilung Polens dadurch erschwert, daß in den an Rußland gefallenen Theilen des Landes die Einfuhr französischer Werke gänzlich verboten wurde; als aber nach der Ermordung des Kaisers Paul I. Alexander I. zur Regierung kam, wurden die russischen Grenzen den Erzeugnissen des französischen Buchhandels wieder eröffnet, und für das Korn'sche Sortimentsgeschäst begann eine neue glänzende Epoche. So erfreute sich die Korn'sche Buchhandlung Jahrzehende lang einer hohen Blüthe und genoß das Ansehen eines der ersten Verlags-, Sortiments-und AntiquariatsgeschästeDeutschlands. Noch im Jahre 1820 erschien ein in französischer Sprache abgefaßter Katalog des Korn'schen Sortiments „ckss ouvrazos rares et pr^eieux", welcher auf 160 enggedruckten Seiten das Eigen thumslager der Handlung an Manuskripten, Prachtwerken und bibliographischen Seltenheiten verzeichnet. Bald aber begann in folge des Zusammentreffens verschiedener ungünstiger Umstände, die theils in der Lage des Geschäfts, theils in den Schick salen der Glieder des Hauses begründet waren, für die Korn'sche Berlagshandlung eine dreißigjährige Geschäftsperiode, welche ohne *) Bei dieser Gelegenheit legte Johann Gottlieb Korn den Grund zu einer umfangreichen und werthvollen Sammlung von Kunftgegen- ständen, die er, durch seine Kennerschaft im Aussuchen und Ankäufen der selben begünstigt, vierzig Jahre hindurch unablässig zu vermehren wußte. Dieselbe war in dem großen Saale des Korn'schen Hauses, der jetzt einen Theil der Druckerei bildet, ausgestellt und stand der Besichtigung von Kennern und von Freunden des Hauses stets osten. Sie wurde, als nach dem im Jahre 1837 erfolgten Tode Johann Gottlieb Korn s für dessen Enkel eine vormundschastsgerichtliche Verwaltung eintrat, ans Anordnung der letzteren im Interesse der ErbeSauseinandersetznng ver steigert; indeß ist ein Theil der hervorragendsten Kunstgegenstände dadurch, daß die Wittwe Johann Gottlicb Korn's dieselben anjkauste und ihrem Enkel, dem jetzigen Inhaber der Firma, vererbte, dem Hanse Korn erhalten geblieben. die ungewöhnliche Rührigkeit ihres Chefs und die hingebende Treue ihrer Freunde leicht den Charakter eines kritischen Zu standes hätte annehmen können. Infolge der Concurrenz, die der Korn'schen Firma von Seiten anderer Buchhandlungen in Frank furt a. M., Berlin und Wien durch Nachahmung der von ihr zuerst getroffenen Einrichtungen gemacht wurde, ging das Sorti ments- und Antiquariatsgeschäft allmählich zurück; die Lager bestände wurden nicht wieder ergänzt, und zehn Jahre später (1830) wurde das Antiquariat ganz ausgegeben. Für die Ver sorgung des weiten Ostens mit den französischen Literaturerzeug- nissen wurden anderweitige direkte Verbindungen ins Leben ge rufen, und als die russische Verwaltung von Polen 1823 einen hohen Zoll auf die Einfuhr von Büchern legte, ließ auch das ehe mals so blühende und gewinnreiche polnische Geschäft der Firma nach und hörte nach der Revolution von 1830 unter dem straffen Regimente des Statthalters Paskiewitsch nach und nach gänz lich aus. Die Unterbrechung des Geschäftsverkehrs mit Polen mußte auf das polnische Verlagsgeschäft ungünstig einwirken. Zwar wurden von einzelnen Werken dieses umfangreichen Verlages der Firma in einer Reihe von Jahren noch neue Auflagen gedruckt, auch noch einer und der andere Versuch mit neuen Unternehmungen, z. B. mit den bänderreichen Schriften der Clementine Taüska, gemacht; aber die Ungunst der Verhältnisse erwies sich als unbe- sieglich, der polnische Verlag nahm schließlich ein Ende, und seit 40 Jahren hat die Korn'sche Buchhandlung kein größeres pol nisches Buch mehr erscheinen lassen. Um einen Ersatz für diese in Abnahme gekommenen Geschäftszweige zu schaffen, wandte sich Johann Gottlieb Korn wieder mehr deutschen Verlagswerken zu. Noch Wilhelm Gottlieb Korn hatte die umfangreichen philo sophischen Schriften Christian Garve's und die Geschichtswerke Feßler's, welche mehrere Auflagen erlebten und viele Jahre zu den gangbarsten Artikeln des Buchhandels gehörten, verlegt, aber seit dem großen Aufschwünge des polnisch-französischen Geschäftes war jenem Zweige der Handlung von ihrem Inhaber weniger Aufmerksamkeit gewidmet worden. Jetzt übernahm Johann Gott lieb Korn die Herausgabe der juristischen Schriften von Vater und Merkel, der naturwissenschaftlichen und medicinischen Werke von Klose, Matuschka, Mogalla und Wendt, der philosophischen von Schön, der Wörterbücher der lateinischen, französischen, pol nischen und russischen Sprache von Bauer, Bandtke, Trotz und Schmidt, der landwirthschaftlichen Schriften von Brieger und Weber und einer großen Zahl anderer Verlagsartikel. Der Erfolg derselben legte Zeugniß davon ab, daß Johann Gottlieb Korn die vorhandene« Lücken der deutschen Literatur und die Bedürfnisse des Büchermarktes richtig erkannt hatte. Sein Sohn Julius Korn, welchem er 1826 die Buch handlung, die Druckerei und den Verlag der „Schlesischen Zeitung" übergab, setzte jene Bemühungen eifrig fort. Er erwarb den Ver lag der „Schlesischen Provinzialblätter", denen unter der Redaktion des durch seine geschichtlichen Forschungen hoch verdienten Ober regierungsraths Sohr eine neue Acra erblühte, und gab Schön's staatswissenschastliche Schristen, Beilschmied's Pflanzengeographie, Gravenhorst's Terxestina, Wimmer's Ulora 8ilvsia«, Blöde's Gebirgsformationen und Block's große landwirthschaftliche Werke heraus. Unterdessen hatten sich auch die Verhältnisse des Zeitungs wesens geändert. Nach Aufhebung der früher in diesem Geschäfts zweige bestehenden Privilegien entstand der bis dahin einzig in Schlesien berechtigten „Schlesischen Zeitung" 1820 eine Rivalin in der „Breslauer Zeitung, welche, von Schall geschickt redigirt, durch die guten Verbindungen ihres Verlegers Baron v. Vaerst 45*
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