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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.06.1881
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.06.1881
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- Deutsch
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129, 8. Juni, Nichtamtlicher Theil, 240 l wir zwei Imitationen aus der durch dieses Genre bekannt ge wordenen Officin des vr. Max Huttler IN Augsburg, nämlich: „Volkswirthschaftliche Studien" (in Schwabacher Schrift) und „Lockax tsptonsis" (in gothischer Schrift) mit roth eingedruckten Anfangsbuchstaben. Eine, jedoch nicht durch Hilfe der Typographie zu Wege gebrachte Reproduktion, die aber auch im hohen Grade die Auf merksamkeit verdient, ist: „Die Majahandschrift der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden", herausgegeben von Pros, vr. Förstemann mit 74 Tafeln in Chromolichtdrnck. Die Hand schrift ist eine Seltenheit erster Clasfe, in der noch aus der Halbinsel Aucatan gesprochenen Majasprache, deren Literatur hauptsächlich durch den Fanatismus der europäischen Eroberer fast ganz verloren gegangen ist. Eins der wenigen übrig gebliebenen schriftlichen Denk mäler ist die erwähnte Handschrift, welche in dem Jahre 1739 der damalige Bibliothekar Joh, Ehr. Götze in Italien erwarb. Durch Unterstützung der Generaldirection der königlichen Samm lungen in Dresden erschien nun dieser Codex im Verlage der photographischen Kunstanstalt von A, Naumann in Leipzig in farbigem Lichtdruck. Diese noch junge Anstalt (Firma Nau mann L Schröder) hat bereits eine ganz außerordentliche Tätig keit und eine ebenso große Tüchtigkeit entwickelt, und Leipzig hat allen Grund, sich über die Einreihung dieser Anstalt in den Kreis seiner graphischen Institute zu freuen, da der Betrieb des Lichtdruckes im Großen hier ganz fehlte. Eine einfache photographische Wiedergabe hätte nicht genügt, und durch Chromolithographie war die diplomatische Genauigkeit nicht gesichert. Herr Naumann wählte deshalb den mehrfarbigen Lichtdruck, mit dem er schon längere Zeit experimentirt hatte. Der Versuch ist glänzend gelungen und im Wege des Photo mechanischen Verfahrens eine getreue Wiedergabe der zum Theil verwischten und abgebröckelten rothen und schwarzen Schrist- charakterc als auch der Contouren und der noch erhaltenen Farben der figürlichen Darstellung möglich geworden. Nur bei Neben sächlichkeiten und glatten Tönen wurde, um nicht die Ausgabe noch zu vertheuern (sie kostet 200 Mark), die Photolithographie angewendet. Aus dem Elsaß hatte sich ein Aussteller, Hagemann L Co., eingesunden mit einer Anzahl Duodezbandchen für Liebhaber als: Vas annivsrsairss glorioux cks I'LIsavö; I-ss ckamas ck'tUöaes u. a., die sehr geschmackvoll ausgestattet waren. Ein größeres illustrir- tes Werk „I/Llsaoa 6N kats 80N8 lg. ckomingtiou ckas I-ouis cka vrauao" mag nicht ohne ein gewisses historisches Interesse sein. Der in größerer Zahl beigelegte raisonnirende Berlagskatalog, der sich speciell „aux vranqaiö!" richtet, ist kaum darauf berech net, Sympathien bei deutschen Lesern zu wecken. Das wäre die nicht große Ausbeute von besonders er- wähnenswerthen Werken, die nicht der eigentlichen illustrirten oder Kunstliteratur angehören. Ehe wir zu dieser reicher vertretenen Gruppe übergehen, sei es uns gestattet, einige Bemerkungen über die steigende Verwendung der Antiqua zu den Werken der strengeren Wissenschaft und zu den Prachtwerken, die sich auch aus der heu tigen Ausstellung ergibt, anzuknüpfen. In dem langwierigen Streit, ob Fractur oder Antiqua?, ist man schon gewohnt, diesen Schriftgattungen eine Stellung zu einander einzuräumen, wie etwa die der demotischen Schrift zu der hieratischen und die Fractur als Lieblingsschrift des Volkes, die Antiqua aber als die nur den Eingeweihten zusagende zu bezeichnen. Wir sind nicht im entferntesten Willens, den Streit, der ab und zu wieder austaucht, und in welchem die Vorführung neuer Gründe pro oder contra kaum mehr denkbar ist, hier zu erneuern. Eine ! Entscheidung, falls es überhaupt zu einer solchen kommt, gehört jedenfalls erst einer fernen Zukunst. Unsere Absicht ist nur, die sactischen Verhältnisse näher ins Auge zu fassen, für die , man zwar das allgemeine Gefühl hat, ohne oaß dies durch po sitive Unterlagen geregelt wird. Um wenigstens eine festere ^ Unterlage zu gewinnen, ließen wir uns nicht die Mühe ver drießen, den letzten Hinrichs'schen Katalog aus die Schriftgat tungen hin auszuzählen. Wir theilten, mit dem oben erwähnten Ersahrungssatz vor Augen, die 22 Fächer Hinrichs in 2 Haupt- classen; in die eine die eigentlichen Wissenschaften mit Aus nahme der Theologie, in die andere die allgemein belehrende und unterhaltende, sowie die geschäftliche und gewerbliche Lite ratur, und kamen zu dem folgenden Resultat: I. Classe, n. Encyklopädien, Sammelwerke, Literatur geschichte b. Staats- und Rechtswissenschaft, Politik Statistik, Verkehrswesen. . . o. Heilkunde, Naturwissenschaft ck. Alterthumskunde, Mythologie, alt elastische und orientalische Literatur neuere Sprachen e. Geschichte, Länder- und Völkerkunde Mathematik, Astronomie. . . k. Schöne Künste II. Classe, ». Theologie, Erbauungsschristen . . t>, Philosophie, Pädagogik, Schulbücher Bildungs- und Jugendschristen o. Gewerbe, Handel, Industrie, Baukunde Bergbau, Haus- und Landwirthschaft Adreßbücher ck. Schöne Literatur, Volksschristen, Ver schiedenes G-I-mmtz-V F-a-tu- 118 60 58 437 296 141 4K3 68 395 244 59 185 289 144 145 1K8 53 115 1719 680 1039 417 360 57 618 518 100 708 430 278 486 454 32 2229 1762 467 In Procentsätzen ergibt sich also: für Classe I. 40°/, Fractur KO"/, Antiqua ,, ,, II. 79"/, „ 21°/ für beide Elasten zusammen . . 60"/, „ 40"/, „ Rechnen wir nun, daß in die erste Classe hauptsächlich die umfangreicheren und kostspieligeren Werke fallen, so würde der Procentsatz, nach Bogen und Preis gerechnet, wahrscheinlich wesentlich zu Gunsten der Antiqua ausfallen, doch würde, um Gewißheit zu erlangen, eine Vorarbeit nothwendig gewesen sein, die uns für jetzt zu zeitraubend war. Eine beachtenswerthe Thatsache ist es auch, daß von den Antiqua-Schristen die sog. Renaissanceschrift und von den deutschen Schriften die Schwabacher noch immer an Verbreitung gewinnen. Es kann dies nicht mehr als eine vorübergehende Mode betrachtet werden, sondern diese Schriften haben wirkliche Vorzüge. Die Antiqua-Renaissance ist für das Auge außerordentlich wohlthuend, und was die Fracturschrist neuern Schnittes betrifft, so glauben wir in der That, daß man nach Walbaum über das richtige Ziel hinausgeschossen hat und daß man sich nach kernigeren Formen zurückschnt. Dieser „rückschreitende Fortschritt" kann, glauben wir, nur dazu beitragen, die deutsche Schrift in Gunst zu erhalten.
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