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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.12.1881
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- 1881-12-21
- Erscheinungsdatum
- 21.12.1881
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>V 294, 21. December. Nichtamtlicher Theil. 5835 Johann Feyerabend heirathete im folgenden Jahre die Mündel seines Vetters, Katharina, die Tochter des verstorbenen Buchdrucker Peter Braubach und leistete 1568 den Bürgereid. Hieraus war er mehrere Jahre mit seinem Vetter Sigmund associirt. Ueber den genannten Peter Braubach, als den dritten zu Frankfurt a/M. ansässigen Buchdrucker, trägt Hr. Pallmann Folgen des nach. Er war von Schwäbisch Hall gekommen und hatte 1540 den Bürgereid in Frankfurt a/M. geschworen. Viermal soll er verheirathet gewesen sein und 22 Kinder gehabt haben, von welchen ihn aber nur drei — ein Sohn und zwei Töchter über lebt hätten. Braubach war der erste Frankfurter Buchdrucker, welcher griechische und hebräische Bücher druckte. Er entwickelte eine nicht geringe buchhändlerische Thätigkeit und erwarb sich Vermögen, wozu allerdings auch der Umstand wesentlich beitrug, daß er durch seine Frauen in den Besitz von drei Häusern gelangte. Seine zweite Tochter Agathe verheirathete sich 1568 mit M. Johann Lützelberger; beide Eheleute übernahmen 1570 von den Vormündern der Geschwister Agathe's das nach dem Tode Brau- bach's für gemeinsame Rechnung der drei Erben fortgeführte Geschäft um 1156 Gulden. Sigmund Feyerabend, welcher vor diesem Kauf die bomiliac O. ckotrannis Lrcntii super loannem Uvanzelistam et xostillam latiuum vanielis Kreseri hatte drucken lassen, verkaufte diese Bücher an beide Eheleute sür 500 Gulden, und versprach ihnen „von Jedem seiner Exemplar vnd gattung, Souiel er deren vor sich selbst vnd Inn seinem Handel getruckt, es sey klein oder groß Ein ganz Exemplar Inn kauss zu schencken vnd zu geben". Die neue Firma sollte lauten: „Lpuck tiasroüos ?otri Lrubacbft" oder „Bey Peter Brubachs seligen Erben". Das neue Geschäft gedieh nicht; wie Pallmann berichtet, hatte cs Frau Agathe in dem kurzen Zeitraum von fünf Jahren durch ihren lüderlichen Lebenswandel dahin gebracht, daß nicht nur das Geschäft zu Grunde gerichtet war, sondern auch die beiden Häuser verkauft werden mußten. Dagegen nahm Sigmund Feyerabend's Geschäft eine stets größere Ausdehnung. Am 11. Mai 1574 war er genöthigt, beim Rathe nachzusuchen: „Nachdem Er nit Platz Hab seine Bücher zulegen, daß man Jme In dem Casten vorn an der newen Mauern einen Paw zuerrichten wölle, dahin Er seine Bücher legen könne, mit dem Erbieten Jars 45 Gulden daraus zugeben". Aus dies Gesuch ging aber der Rath ebenso wenig ein als auf das zehn Jahre vorher eingereichte ähnliche Gesuch. In seinen Familienverhältnissen traten um jene Zeit mehrere Veränderungen ein. Im März 1572 wurde ihm eine Tochter — das sechste Kind — geboren, dagegen verlor er im September des folgenden Jahres eine Tochter; das Jahr 1574 brachte ihm dann wieder einen Sohn, der in der Taufe den Namen Karl erhielt. Endlich wurden ihm im Jahre 1576, wahrscheinlich durch die damals herrschende Pest, zwei seiner andern Töchter entrissen. Feyerabend's geschäftliche Verhältnisse aber zeugen von einem wachsenden Wohlstände. Im Jahre 1567 versteuerte er bereits 6000 Gulden, nach der Confiscation im Frühjahr 1570 waren es allerdings nur 4000 Gulden, allein schon 1577 war er im Stande, den Schatzungseid abzulehnen und somit die höchste Schatzung zu zahlen, was einem Vermögen von mindestens 16,000 Gulden gleichkommt. Er konnte nun, nach 20jährigcm Aufenthalt in Frankfurt a/M., daran denken, ein eigenes Haus zu erwerben. Im Jahre 1579 aber setzte er sich in den Besitz von zwei Häusern, „zum Rendel" in der Töngesgasse und „zum kleinen Stalburg" aus dem Liebsrauenberge; letzteres ließ er niederreißen und an dessen Stelle ein neues erbauen. Er mag nun wohl mit weit ausschauenden Plänen in die Zukunst geblickt haben; doch mußte er sehr bald den Schmerz erleben, daß sein ältester Sohn ihm im Jahre 1581 in dem Alter von 18lh Jahren durch den Tod geraubt wurde; sein zweiter Sohn stand damals noch im Kindesalter. Der 52jährige rührige Geschäftsmann überwand den Schicksals schlag und wandte sich mit erneuter Thatkrast dem Geschäfte zu. Nachdem er sein Haus „zum Rendel" mit Vortheil wieder verkauft hatte, bezog er sein neues stattliches Haus, welches fast volle drei Jahrhunderte seinen Platz behauptete *). Den Wechsel alles Irdischen sehen wir auch hier. Nur wenige Jahre konnte sich Feyerabend des ruhigen Besitzes seines neuen Hauses erfreuen. Schon im Juli 1583 war er nicht mehr im Stande, die höchste Steuer von 25 Gulden, sondern „nach Abzug böser Schulden"nurISGuldenzu bezahlen. Bald darauf verpfändete er sein Haus einem großen Capitalisten, dem „Kremes Pithan, gegen ein Anleihen von 1000 Gulden, um mit seinem Vetter Johann eine „ncrvs Liblig. ouw Kuwruariis" drucken zu können. Für diese Bibel suchten beide „Geuettern" beim Rath um ein Privilegium „In 6 oder 8 Jaren nit zutrucken" nach, welches um so eher genehmigt wurde, als Kurfürst Ludwig von der Pfalz bereits acht Tage vorher ein Privilegium darüber ertheilt hatte. Die Bibel hätte nun längstens zu Osteru 1585 zur Messe gebracht werden können, wenn es nicht beiden „Geuettern" am Nöthigsten, an Geld, gefehlt hätte. Sigmund Feyerabend's Verhältnisse hatten sich noch mehr verschlechtert, so daß er 1584 beim Rathe darum nachsuchtc, ihm 6000 Gulden gegen 5 Procent Zinsen vor zustrecken, damit er ein Lvrpus suris canonici «1 civilis drucken könne. Trotz des Widerspruchs der städtischen Rechenmeister ging der Rath darauf ein und gab ihm ans einen von seiner Frau mit Unterzeichneten Schuldschein vorläufig 1000 Gulden. Einige Monate später brachten die Rechenmeister beim Rath gegen ihn vor, „daß Er das vorhabendt werckh ersitzen lasse"; darauf beschloß der Rath, ihm nichts mehr zu leihen und die bereits ausgezahlten 1000 Gulden von ihm zurückzuverlangen. Feyerabend war aber nicht im Stande, Zahlung zu leisten, und bat 1585 um Aufschub bis zur nächsten Herbstmesse, womit man sich einverstanden erklärte. Hierauf verkaufte er sein Haus. Die eigentliche Ursache der Verringerung von Feyerabend's Vermögen in den Jahren 1583—85 bildetete sein Vetter Johann. Letzterer hatte sich seines Geschäfts nicht recht angenommen und kam stets mehr zurück. Zuletzt wurde Sigmund in den Strudel gezogen, als Johann 1584 seinen Gläubigern Vermögen und Handlung abtreten mußte. Um seinen gesunkenen Credit wieder zu heben, associirte sich Sigmund 1585 mit zwei vermögenden Bürgern, dem Säckler Heinrich Dackh und dem Apotheker Peter Fischer. Die drei Assocics übernahmen das Arrangement von Johann's zerrüttetem Vermögen, das von 5000 aus 1000 Gulden gesunken war. Johann selbst suchte nach dem Tode seiner Frau durch eine zweite Heirath 1586 seine Finanzen zu heben und konnte dann seine Druckerei weiter betreiben, wenn auch sein Vetter Sigmund, dessen Credit bald wieder gehoben war, keine engere Geschäftsverbindung mehr mit ihm einging, sondern ihn nur als Drucker sür seine Verlagswerke beschäftigte. Pallmann nimmt hier Gelegenheit, einen anderen Frankfurter Geschichtsschreiber, Kirchner, zu berichtigen, welcher offenbar ein zu günstiges llrtheil über Feyerabend ausspricht. „Sein Haus, Tisch und Casse — sagt Kirchner — war das Eigenthnm gelehrter Flüchtlinge, welche der Sturm der Verfolgung aus allen Ländern Europas nach Frankfurt als einem Freihafen trieb. Oft hat der *1 Dasselbe mußte 185b fallen, um der schon von Goethe ver mißten Durchfahrt vom Liebsrauenberg zur Zeit in Frankfurt Bahn zu machen. Mit Recht beklagt Pallmann, daß die neugeschaffene Straße ihien Namen nicht nach Feyerabend erhielt, der doch so viel 804*
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