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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1881
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1881-10-03
- Erscheinungsdatum
- 03.10.1881
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- Deutsch
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der Firma Orell, Füßli L Co. herzlich willkonimcn an, festlichen Tische! Sie sind der Einladung des alten Hauses gefolgt, um nach alter guter Zürcher Sitte die der Firma gewidmeten neuen Räume des «Bären» einzuräukcn, d. h. die Vollendung und den Bezug des Neubaues festlich zu begehen. Dieses Fest gestaltet sich aber für die Firma zu einem historischen Moment von hervorragender Be deutung, der es Wohl verdient, durch einen Rückblick in die Ver gangenheit und einen Ausblick in dieZukunft kurz markirt zu werden. „So lassen Sie mich denn einen Blick rückwärts werfen und Sie zunächst daran erinnern, wie die Geschichte der Firma Orell, Füßli L Co. zusammenfällt mit der Geschichte der Buchdruckerkunst in Zürich. Ihr Stammbaum leicht in der That in direct nachweis barer Linie hinaus zu Christoph Froschauer, dem ersten größern Buchdrucker Zürichs. Dieser, von Nenburg in Bayern herkommend, erwarb sich ISIS das Zürcherische Bürgerrecht und errichtete seine nachmals so berühmt gewordene Druckerei. Bis zun, Jahr 1586 führten Froschauer und seine Nachkommen das Geschäft fort. Sie brachten dasselbe zu seltener Blüthe und sicherten der Firma und ihren Drucken für alle Zeiten einen Weltruf. — Im Jahre 1586 wurde das Geschäft von einem Hans Conrad Escher übernom men und bis I5S5 weitcrgesührt. Dasselbe ging dannanJohannes Wolfs von Basel über, welcher, mit neuen in Genf und Basel ge kauften Lettern nach Zürich kommend, hier eine neue Druckerei ein- richtcte, sich dann aber genöthigt glaubte, das Froschauersche »Truckerzllg» ebenfalls anzukausen, da — so sagt die Chronik — «wie die Erfahrung mitbracht, allhie zwo Truckereien niemals grünen wollen noch inögen». Wolfs führte das Geschäft in der Fröschau sort bis zum Jahre 1620, wo es an die Familie Bodmer über ging, die dasselbe genau 100 Jahre bis anno 1719 besaß und be trieb. In diesem Jahre übernahmen Hartmann Heidegger und Hans Rahn die Bodmer'sche Druckerei und verkauften die selbe endlich im Jahre 1765 an die damals neu gegründete Societät Orell, Geßuer, Füßli L Co. (Dieses Jahr ist also das Gründungsjahr der Firma, welche heute demnach 116 Jahre besteht.) Geßncr, der berühmte Jdyllendichter*), und dessen Fa milie waren Antheilhaber der Firma bis im Jahr 1798, da sie und mit ihnen auch der Name Geßuer aus derselben schieden. Solcherweise gelangte denn das Froschaner'sche Geschäft und dessen Rndera schließlich in den Besitz unserer Firma, und noch heute be sitzt diese eine Anzahl von Froschauer benutzter, in Holz geschnittener Initialen. Die Firma Orell, Geßner,FüßliLCo.nnnkausteimJahre 1776 das Haus zum „Elsässer" mit dem daran anstoßenden Hause zum „goldnen Helm", um in demselben ihre Buchdruckerci und Buchhandlung zu betreiben. Volle 105 Jahre sind es somit heute, seit der alte »Elsässer« in seinen Räumen die Firma, deren Druckerei und Buchhandlung beherbergte. „Lassen Sie mich nun einen Blick zurückwersen in die neuere Geschichte der Firma und Ihnen in Kürze mittheilcn, wie die gegenwärtigen Träger derselben in Beziehung zu dem »Elsässer« getreten sind. Wir verdanken diese Stellung unser», lieben seligen Großvater, dem Herrn Johannes Hagcnbnch. Derselbe, ge boren 1789, war ein Sohn der kinderreichen Familie des Herrn Stadtwacht - Adjutanten und späteren Platzmajors Heinrich Hagenbuch. Gewesener Offizier in sranzösischen Diensten, war sein Vater nur auf eine kleine Pension und den kärglichen Sold *) Salomon Geßner war damals 35 Jahre alt. Später widmete er sich, der eigenen Neigung solgend, der Landschastsmalerei und der idyllischen Dichtkunst und erreichte in der letzteren eine hohe Stufe. Ihre ideale Haltung, Lieblichkeit der Darstellung und Schönheit der Sprache (einfache Prosa) fanden großen Beifall. Geßner ist hierin bahnbrechend geworden und hat manche Nachfolger gehabt, Boß. Jean Paul, Koscgarten u. f. w. Geßner starb 1787. als Adjutant angewiesen und hatte namentlich während der schweren 90er Jahre viel Sorge und Mühe, um seine Familie in Ehren durchzubringen. Da „rußte unser Großvater schon in früher Jugend den Ernst und die Noth des Lebens kennen lernen. In, Jahre 1802, also in seinem 13. Lebensjahre, wurde er nach Wein- felden i,n Hause Paul Reinhardt placirt, um in dessen Droguen- und Materialwaarenhandlung eine 6jährige Lehrzeit anzutreten. In seiner Lebensgcschichte, die er als 72jähriger Greis für seine Kinder zierlich niederschrieb, schildert uns Herr Hagenbuch jene i» Frauenscld verlebten Jahre als schwere und sreudlose. Da er kein Lehrgeld hatte bezahlen können, mußte er ausschließlich die niedersten Arbeiten verrichten, wischen, putzen, packen, stoßen u. s. w. Er sah, daß er so nichts lernen und in der Welt nicht vorwärts kommen könne. Drei Jahre hielt er's aus, da ermannte er sich und bat seinen Lchrherrn, ihm nun in der zweiten Hälfte seiner Lehrzeit auch Gelegenheit zu bieten, sich im Bureau in den Scrip- ture» auszubilden. Sein gestrenger Prinzipal aber wies ihn schnöde ab, sagte ihm, er könne gehen, wen» er wolle, wenn's ihm so nicht gesalle. Unser junger Hagenbuch, kurz entschlossen, packte sein Bündel und schon zwei Stunden später war er aus der Straße nach Constanz, um, auf sein gut Glück vertrauend, eine andere Stellung zu suchen. In Constanz aber fand sich nichts, und da faßte der junge Mann aus Verzweiflung den Entschluß, sich an- werbcn zu lassen und als Pfeifer beim dort liegenden oesterreichi- schen Regiment einzutreten. Er wandte sich mit seinem Anliegen an einen oesterreichischen Feldwebel, dem er seine kurze Lebens und Leidensgeschichte erzählte. Dieser aber rieth dem jungen Manne davon ab, er schilderte ihm die traurige Lage des gemeinen Sol daten in lebendigen Farben und ertheilte ihm wohlmeinend den Rath, nach Zürich ins väterliche Haus zurückzukehren. Hagenbuch folgte diesem Rathe und kam so im Herbst 1805 unerwartet wieder zu den Seinigen zurück, wo er von seinem Vater allerdings nicht sehr freundlich empfangen wurde. Lange wollte es ihm nicht glücken, wieder Beschäftigung zu finden, da endlich fand er aus hilfsweise als Copist Arbeit bei einem Geschäfts-Agenten Rudols Meier, und von dieser Stelle aus endlich im Jahr 1807 Auf nahme als Lehrling in der Buchhandlung Orell, Füßli L Co. Hier wußte er sich durch Intelligenz und rastlosen Fleiß gar bald eine Vertrauensstellung zu erobern, so daß er schon im Jahre 1809 als Commis engagirt wurde mit einem Gehalt von 300 Gulden — 700 Franken. Dank weiser Sparsamkeit und Sorgfalt begründete dieses spärliche Einkommen seinen später» Wohlstand, so daß daun im Jahre 1817, als sich Gelegenheit bot, einen der vielen Geschästs-Antheile (den Antheil des seligen Herrn Landvogt von Orelli, des Vaters des berühmten Philologen Johann Conrad vonOrelli *) zu übernehmen, er an diesen Theil eine entsprechende Anzahlung ans eigenen Mitteln leisten konnte. Ein glückliches Gelingcn der meisten seiner Unternehmungen ermöglichte es ihm, nach und nach auch die andern Geschäftsantheile anzukaufen. Es war aber doch erst Ende der 50er Jahre, als er den letzten Antheil, den jenigen seines früheren Associd, Herrn Ziegler-Pestalozzi, abzahlen und nnn die Firma Orell, Füßli L Co. sein eigen nennen konnte Im Jahre 1854, nachdem er volle 47 Jahre im »Elsässer« gearbeitet hatte, zog er sich persönlich von der Leitung der Ge schäfte des »Elsässers« zurück und legte dieselbe in die Hand seines Schwiegersohnes, des Herrn Fisch-Hagenbuch. Dieser, im Jahre 1856 als Factor der Buchdruckerei in die Firma einge treten, hatte dann bis Mitte der 60er Jahre der Leitung des ') Er ist besonders durch die Bearbeitung der in vielen Auflagen erschienenen Hirzel'schcu französischen Grammatik bekannt geworden. Sein Bruder (Johann Caspar) lieferte vortreffliche Ausgaben des Cicero und Horaz.
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