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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1881
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1881
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18810704
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Theil der gebildeten Nation nichts davon erfahren. In der Illustration dagegen wird dem gesummten Bolle, bis in die untersten Schichten hinab und bis in die entlegensten Winkel des Landes, geboten, was es versteht und was es interessirt. Von berühmten und interessanten Kunstwerken, mögen diese nun der Architektur, der Malerei oder der Plastik angehören, erhält es die Abbildungen nebst den betreffenden Beschreibungen dazu, und sein Gefühl sagt ihm, daß, wenn der Eindruck des Originals auch nicht dadurch ersetzt werden kann, doch die Anschauung von dem wesentlichen Charakter und Inhalt des Werkes befriedigt ist. Dazu kommen die Portraits der Künstler selbst, überhaupt hervor ragender Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Darstellungen wichtiger Zeitereignisse, z. B. aus dem Kriegsleben, u. s. f.: kurz, die ungeheure Summe der Anregung, welche wöchentlich bloß die illustrirten Zeitungen aller civilisirten Länder in vielen Millionen aus allen Ständen und aller Orten hervorgernfen wird, steht in gar keinem meßbaren Berhältniß zu der Summe der sporadischen Eindrücke, welche den übrigen Künsten zu ver danken ist. Unabhängig von dieser Stellung translatorischer Dienstbar keit zu den sogen, productiven Künsten gewinnt die Illustration noch eine besondere Tragweite durch ihre Verbindung als freie Komposition mit den Werken der elastischen Dichtkunst und No- vellistik. Es existirt heutzutage kaum ein bedeutenderes Dicht werk, von den „Nibelungen" bis zum „Cid", von Dante bis Goethe, Schiller und Lessing, von Cervantes und Shakespeare bis Jmmermann, das nicht eine oder mehrere illustrirte Aus gaben anszuweisen hätte. Wie aber gerade hier durch die präg nante Anschaulichkeit in der Komposition, sowie in der Dar stellung des Zeitcharakters und in der Jndividualisirung der dichterischen Gestalten ein unberechenbarer Einfluß auf das Ver- ständniß und die Liebe zu älteren und neueren Werken der Dichtkunst in der Nation im Großen und Ganzen ausgeübt wird, bedarf keines besonderen Nachweises. Es ist daher besonders rühmend anzuerkennen, daß an dieser Seite der Illustration sich unsere namhastesten Meister mit besonderer Vorliebe betheiligt haben; wer kennt nicht die reizenden und charakteristischen Kom positionen Kanlbach's (z. B. zum „Reineke Fuchs"), Neu- reuther's, Lud w. Richter's, Adolph Me nzel's, Paul Thu- mann's und vieler anderer ausgezeichneter Künstler. Und keine Seite des dichterischen Geistes geht dabei leer aus: der heroische Stil des ernsten Epos und der Tragödie, wie der satirische Humor und die Komik des Lustspiels, das sinnige Lied wie die Idylle, alle haben gleichen Theil an dieser Verlebendigung, die durch ihre anschauliche Unmittelbarleit viel mehr als Wort und Ton aus das populäre Bewußtsein und den nationalen Geschmack einwirken. Nach einer gewissen Seite, wenn man nämlich den Accent auf das Wort „Bildung" legt, ist die civilisatorische Wirkung der Illustration aus dem didaktischen Gebiete noch größer als auf dem ästhetischen. Es gibt, wie schon bemerkt, keine Alters stufe, von der das Alphabet buchstabirenden Kindheit bis zu dem der ernsten Wissenschaft sich widmenden Mannesalter, und säst keine Disciplin von der concreten Naturgeschichte, die ihre Beschreibungen durch die naturgetreue Darstellung der Thicre, Pflanzen und Mineralien veranschaulicht, bis zur abstrakten Mathematik, welche nicht in der Illustration einen wesent lichen und unentbehrlichen Hebel des Verständnisses, ja des Inte resses selbst sände. Für den mittleren Schulunterricht könnte, meinen wir, in dieser Beziehung noch mehr gethan werden. Was die höheren, sogen, akademischen Studien betrifft, so gibt es außer den rein abstrakten Wissenschaften keine Disciplin, welche nicht in der Illustration ein wesentliches Vehikel des Verständnisses fände: Astronomie, Geologie, Chemie und Physik (durch Darstellung der chemischen und physikalischen Apparate und Con- structionen), Anatomie (durch Veranschaulichung der Knochen-, Muskel- und Nervensysteme), Maschinenbaukunde, das ge summte Knnsthandwerk u. s. s. bilden allein schon große Gebiete, auf denen die Illustration kaum noch entbehrt werden kann. Dazu kommen die verschiedenen geschichtlichen Disciplinen, vor allem die Kunstgeschichte im Allgemeinen, die Geschichte der Architektur, der Plastik, der Malerei, der Münzkunde, der Gold schmiedekunst, der Keramik u. s. f. Es sind dies nur kurze Andeutungen, aber sie dürften ge nügen, um die hohe Wichtigkeit der Illustration als allgemeinen Bildungselements außer Zweifel zu setzen. In dieser Beziehung, d. h. in Beziehung aus ihre kulturhistorische, bezw. civilisatorische Bedeutung dürfte jede andere Kunst eher entbehrt werden können, als die Illustration. Max Schasler. Miscellen. In dem Artikel „ Die Börsenblattsrage" (Börsenbl. Nr. 141) wird mein Name mit den Beschlüssen der Cantate-Versamm lung in einer Weise in Verbindung gebracht, die mich zu folgender Erklärung nöthigt: Die Behauptung, ich hätte meinen Antrag aus Zweitheilung „mit vielem Aufwand von Beredsamkeit zu verthei- digen gesucht", ist unrichtig; denn ich habe in der Cantate-Versamm lung darüber kein Wort gesprochen. Völlig unwahr ist, daß ich meine Idee der Zweitheilung als undurchführbar erklärt hätte; ich halte dieselbe vielmehr heute noch sür die einzig ersprießliche Lösung der Börsenblattfrage und hoffe, daß der unglückliche Be schluß der Postdebitentziehnng, gegen den ich gestimmt habe, zur rascheren Erreichung dieses Zieles beitrage» wird. Hätte der Anonymus H. H. die Berichte und Anträge des außerordentlichen Ausschusses sür das Börsenblatt genau gelesen, so würde er ge sunden haben, daß wir im Wesentlichen auch nichts anderes wollten als er: Wegfall der Bezugsbedingungen und Ausscheidung der internen Polemik. Karlsruhe, 24. Juni 1881. Jos. Bielefeld. Aus Baden. In Nr. 25 der Badischen Schulzeitnng macht der Vorstand der neuen badischen Lehrcrdruckerei und Verlagsan stalt „Louoorckia" bekannt, daß genanntes Geschäft nun eröffnet und alle in das Schulfach einschlagenden Artikel, Bücher, Wand karten rc. von demselben zu beziehen seien. — In dem in Nr. 3 der Badischen Schulzeitung erschienenen Gründer-Artikel, der im Auszug auch in das Börsenblatt übergegangen, heißt es wörtlich: „Einen Betriebsfonds bedürsen wir nicht. Mit Verkaufsstellen sollen, wo thunlich, die nothleidenden Lehrer-Relikten betraut werden, und diejenigen Geschäftsleute, welche seither das Schul geschäft besorgt, mögen Gott danken, daß es ihnen seitens der Lehrer nicht früher abgenommen wurde." — Das Aktienkapital beträgt baare 25,000 Mark, wovon die Hälfte eingezahlt sein soll. Ohne Betriebskapital, die Nothleidenden sollen Verkäufer sein, — man ersieht hieraus die große Leichtfertigkeit, mit der das Unter nehmen eingeleitet wurde, und ist nur zu wunder», daß eine so große Zahl Lehrer sich fand, dem fraglichen Unternehmen Mittel zu leihen. Immerhin aber ist nothwendig, diesem ersten Versuch gegenüber Stellung zu nehmen. Alle Schulartikcl, Bücher, Schul wandkarten rc. werden empfohlen. Es liegt nun im eigensten Interesse der deutschen Schulbuchverleger, dieser Lehrer-Gründergesellschaft nichts auszuliefcrn. Zudem ist in Baden sür den Betrieb von Sortimentsgeschäften ministerielle Concession nöthig, die unsere Regierung sicher nie ertheilen wird.
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