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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1881
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- Erscheinungsdatum
- 04.07.1881
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- Deutsch
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gativer Weise wie Holzschnitte behandeln. Allein selbst in diesem Falle ist ein erfolgreicher Ersatz — abgesehen von künstlerischen Differenzen — schon deshalb nicht zu erzielen, weil sowohl die Kupferstich- wie die Steindruckplatten eine verhältnißmäßig nur geringe Anzahl guter Abdrücke liefern, da sie sich leichter ab nutzen, während von einem guten Holzschnitte hunderttausende von guten Drucken gewonnen werden können; ein Umstand, der natürlich für die Größe der Auslage, also für die Verbreitung des Werks, sowie für die billige Herstellung desselben von ent scheidender Bedeutung ist. Schon hierin liegt ein wesentliches culturgeschichtliches Moment. Diese technischen Vorbemerkungen waren für das Verständniß des Folgenden nothwendig. Bekanntlich ist der typographische Buchdruck aus dem xylographischen Druck hervorgegangen. Guten berg selbst bediente sich lange Zeit des Taseldrucks, d. h. des Drucks mittelst ganzer in Holz geschnittener Tafeln, in welche ganze Seiten mit verkehrt stehenden Buchstaben erhaben geschnitten waren, ehe er auf den Gedanken kam, diese Tafeln in einzelne Wörter und die einzelnen Wörter in Buchstaben zu zerschneiden, welche letztere dann beliebig wieder zu Wörtern und diese weiter zu Columnen zusammengesetzt werden konnten. Es ist leicht ein zusehen, welch ungeheurer Vorthcil sowohl hinsichtlich der billigeren als auch der schnelleren Herstellung der Druckwerke, z. B. der Bibel, dieser Fortschritt vom Tafel- zum Typendruck gewähren mußte. Denn während früher ebensoviel Seiten, wie das Werk enthielt, in Holz geschnitten werden mußten, konnte nian die in Buchstaben zerlegten Tafeln nach dem Drucke auseinander nehmen und jene stets wieder aufs neue verwenden; namentlich wurde dies Verfahren dadurch bedeutend erleichtert, daß Gutenberg nach seiner Verbindung mit Fast die Typen aus gegossenen Lettern herstellte; denn erst hiermit war die eigentliche Erfindung des typographischen Buchdrucks vollendet. Was nun die culturhistorische Bedeutung zunächst des typo graphischen Buchdrucks selbst, sodann der damit verbundenen Illustration in der damaligen Zeit, d. h. um die Mitte des 15. Jahrhunderts betrifft, so genügt es, an die Weltlage in der ersten Hälste des 15. Jahrhunderts zu erinnern, um ihre außer ordentliche Tragweite zu erkennen. Der deutsche Vvlksgeist, dominirt einerseits von der Autorität des hierarchischen Despo tismus, andererseits von der Autorität des feudalen Despotismus, vermochte nicht eher zu einer freieren und selbständigeren Ent wickelung zu gelangen, als bis er die Fesseln dieser zwiefachen Autorität gebrochen hatte. In politischer wie in kirchlicher, ja auch in wissenschaftlicher und künstlerischer Hinsicht vollendete sich im Verlaus des 15. und 16. Jahrhunderts die Emanci- pation des deutschen Volksgeistes in jenem gewaltigen Umschwünge des nationalen Bewußtseins, der ganz im allgemeinen Sinne mit dem Worte „Reformation" bezeichnet werden kann. Derselbe trat durchaus nicht plötzlich ein, sondern gab sich lange vor seiner Culminativn in der Reformation Luther's in einzelnen Symptomen als ein unabweisbares Zeitbedürfniß kund. Jene ungeheure Krisis, welche den Uebergang vom Mittelalter zur Neuzeit bezeichnet, kündigt sich durch eine Reihe bedeutungsvoller Erschei nungen — wunderbarer, ungeahnter Entdeckungen und groß artiger Erfindungen — an, welche sich auf einen verhältuiß- mäßig geringen Zeitraum zusammendrängen und die gewisser maßen als die Glieder einer Kette zu betrachten sind. Nur das 19. Jahrhundert mit seinen Eisenbahnen, elektrischen Telegraphen und dem so großartig entwickelten Maschinenwesen überhaupt läßt sich annäherungsweise damit vergleichen, und dennoch dürften die Errungenschaften jener Zeit mit noch größerem Gewicht in die Wagschale fallen, wenn es sich um die Frage ihrer kultur geschichtlichen Tragweite handelt; man erwäge: der Sturz des Ritterthums und der Feudalherrschaft, als nothwendige Folge davon die mächtige Entfaltung eines freien Bürger thums — die Auffindung des Seewegs nach Ostindien — die Entdeckung Amerikas — die Erfindung des Schieß pulvers — die kirchliche Reformation — und endlich, nicht das geringste Glied in dieser Kette: die Erfindung des Buch drucks. Denn man darf dabei nicht übersehen, daß ohne ein Mittel, das durch alle jene bedeutungsschweren Ereignisse geweckte Bcdürfniß nach umfassender Jdeencommunication zu befriedigen, jener große Umschwung weder jene Tiefe noch jenen Umsang gewinnen konnte, die ihn zu einem so gewaltigen, die ganze civi- lisirte Welt erschütternden machten. Vor Ausbildung der Gutenberg'schen Erfindung waren die Bücher meist illustrirt, denn cs war ja — da doch Alles, Buch staben und Zeichen, in Holz geschnitten wurde — ebenso leicht, ja leichter, Zeichnungen wie Wörter zu schneiden; namentlich verwandte man viel, zum Theil barocke Erfindung aus Initialen und Arabesken. Aber auch illustrative Bilder kommen, besonders in Andachts- und Fabelbüchern, vielfach vor. Es gibt sehr merk würdige Publikationen darunter, z. B. die „Lrs ruoriouäi", der „Uutcbrist", der „Beichtspiegel", der „Kalender des Johannes von Gmünd", die „Legende des heil. Meinrad", das „Boner'sche Fabelbuch", die „Armenbibel" u. m. a., welche fast sämmtlich der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts angehören; etwas später (1470) datirt das sonderbare „vsteusoriruu iuviotutao virgiuitutis b. Ä-triae virgiuis", in welchem auf ganz materiell physiologische Weise die Belege für die Möglichkeit der unbefleckten Empfängniß theils aus der antiken Mythologie, theils aus der Naturgeschichte der Fische (I) entnommen werden. — Alle diese illustrirten Bücher, wozu namentlich auch verschiedene Darstellungen des „ Todtentanzes" gehören, waren ohne Zweifel bereits Jahr hunderte lang im eigentlichen Sinne als Volksbücher eingebürgert, die von den sog. Briefmalern („Brief" von brsvo, wie in Kaper- bries, Steckbrief, Lehrbrief u. s. f.) hergestellt worden waren und nun durch die neue Erfindung des Buchdrucks in großen Auf lagen verbreitet wurden. Eine ganz andere Bedeutung aber erhielt die Illustration mit der Ausbreitung der Reformation, namentlich am Herde derselben, in Deutschland; aber auch in Italien, Frankreich, den Niederlanden, später auch in England und der Schweiz gewann dieselbe von Jahr zu Jahr an Ausdehnung. In Italien war es namentlich Venedig und Florenz, wo die illustrative Form schneidekunst blühte. Hier waren es nicht bloß Heiligenlegenden und Andachtsbücher, sondern auch wissenschaftliche Werke, nament lich naturgeschichtliche, sodann Uebersetzungen der antiken Classiker, besonders Ovid's Metamorphosen, die mit zahlreichen Holzschnitten, meist in Lbiaro-souro-Manier, geschmückt wurden. In Frankreich waren es vorzugsweise die unter dem Namen Houros bekannten Andachtsbücher, die zu Illustrationen Anlaß gaben. Dieselben verrathen vielfach den Stil der van Eyck'schen Schule, welcher durch die flandrische Miniaturmalerei nach Frankreich hinüber gebracht worden war. Die Technik war meist der sog. Jntaglio- schnitt, welcher wie bei der verwandten uuruiörs oribloo des Kupferstichs schwarze Hintergründe mit weißen Punkten anwandte, während in Deutschland fast durchgängig der kunstgemäßere Kreuzschnitt zur Anwendung kam. — In letztgenanntem Lande war die Menge von illustrirten Werken größer, als man es sich gewöhnlich vorstellt und — wenigstens in der Zeit von Dürer bis Holbein — von hohem künstlerischem Werthe. Das einmal geweckte Bedürfniß nach Anschaulichkeit der Darstellung war so gebieterisch, daß nicht nur populäre Werke profaner und religiöser 595»
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