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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.06.1889
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.06.1889
- Sprache
- Deutsch
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127, 3. Juni 1889. Nichtamtlicher Teil. 2889 vielen seiner Sitzungen, und nachdem diese Gegenstände Sache eines späteren Reserates in der heutigen Versammlung für mich sind, begnüge ich mich jetzt, die Thätigkeit Ihres Vertretungs körpers auch in dieser Richtung kurz zu erwähnen. Als Freund der Oeffentlichkeit in Behandlung öffentlicher Angelegenheiten habe ich es mir von Beginn meiner Wirksam keit im Vorstande an zur Aufgabe gemacht, den geehrten Kor porations-Mitgliedern fortlaufend Berichte über die Thätigkeit des Ausschusses in seinen Sitzungen zu bieten, und das, was ich hier heute pflichtgemäß als Geschäftsbericht kurz rekapituliere, ist Ihnen in seinen Details schon mehr oder minder eingehend bekannt ge worden. — Noch habe ich hinzuzufügen, daß die Thätigkeit des Vereins-Ausschusses sich im vorigen Jahre auch auf die Ein holung und Beratung verschiedener Rechtsgutachten über Zoll- und Steuer-Angelegenheiten rc. rc. erstreckte, daß die Anstrebung der Verwendung der wohlfeilen Zeitungsmarken zur Frankierung der österreichischen periodischen Litteratur auch von seiten aller Sortimenter Gegenfland unserer Sorgfalt bildete, und daß Sie bereits in nächster Zeit alle notwendigeil Formulare zur Ausnützung dieser Porto-Wohlthat seitens der Korporation er halten werden. Ferner erwähne ich, daß die Korporation durch eines ihrer Ausschußmitglieder einen Zolltarif für alle buch händlerischen Verhältnisse ausarbeilen ließ und denselben an seine Mitglieder und in weiteren Kreisen zur Verteilung brachte. Gegenstand unserer nächsten Thätigkeit wird der Kampf gegen die Teil-Konzessionen sein, welche den regulären Buchhandel zu überwuchern drohen durch Schuld der in der Erteilung derselben beinahe zu liberalen Behörde. Eine Petition dieser Richtung ist in Vorbereitung und wird an maßgebender Stelle persönlich überreicht werden, obwohl wir erfahrungsgemäß in der Hoffnung über die Wirkung unserer Peiitionen nicht sehr sanguinisch denken! — Ferner werden wir einen ander» Modus in der Bemessung und Verteilung der ver tragsgemäßen Pauschalien für Rechnungs- und Bücherstempel zu finden bemüht sein, da die jetzigen Einrichtungen in dieser Be ziehung den Anforderungen der Gerechtigkeit und Praxis nicht mehr ganz entsprechen. Auch werde ich in den nächsten Tagen allen Mitgliedern der Korporation den Vorschlag machen, unsere Geschäftslokale an den Sonntagen der Monate Juni, Juli und August allgemein und vollkommen geschlossen zu halten, um uns und unfern Mitarbeitern in der stillen Geschäftszeit Gelegen heit zu einer allgemeinen (nicht durch Rücksicht auf andere buchhändlerische Geschäfte unterlassenen) Sonntagsruhe und Er holung zu bieten. Einen dunklen Punkt im Leben unserer Korporation, ich möchte säst sagen den einzigen, bilden die jetzigen Steuer- und Zoll-Verhältnisse, welche einen Zustand der allgemeinen Unzu friedenheit mit sich führen, wie er ärger kaum zu denken ist Die Folge» des allgemeinen wirtschaftlichen Niederganges, welche Wien am härtesten betroffen, drücken auch den Buchhandel in jeder Hinsicht nieder. Jeder Einzelne hat in rastloser Arbeit und Sorge zu kämpfen, um die Anforderungen der abnormen Spesen und Lasten zu erfüllen; demungeachtet, also in einem Momente, wo keinerlei Berechtigung dazu gegeben, ist der größte Teil der Angehörigen unserer Korporation in den letzten Jahren durch unausgesetzte und wiederholte ganz unmotivierte bedeutende Steuererhöhungen in einer Weise belastet worden, welche das Maß des Erträglichen überschreitet und die einzelnen Firmen mit Steuerlasten überbürdet, welche das fünf- und zehnfache dessen betragen, was Buchhandlungen gleicher Ausdehnung in anderen Residenzen an Abgaben leisten. Da alle Beschwerden und Rekurse nutzlos sind und ein Zu stand des Gefühles der Hilflosigkeit in unseren Kreisen eingekehrt ist, welcher de», unseren wirtschaftlichen Niedergang befördern den Pessimismus nur unterstützt, möge an dieser Stelle min destens die Stimme der Korporation, durch meinen Mund, den Ausdruck des Protestes über solche Zustände öffentlich äußern, vechsundsünszigstkl Jahrgang. Eine ebenso, wenn nicht noch schädigendere Beeinflussung unserer geschäftlichen Verhältnisse bieten die jetzigen Zollschwierig- keiteu, die den, seinem ganzen Wesen nach freizügigen Buchhandel in seiner inneren Organisation erschüttern. Deutschland hat es verstanden, sich einen blühenden und mächtigen Buchhandel und in diesem einen loyalen, das Volks wohl fördernden Pfleger der Volkserziehung herauzubilden. In den Centren des deutschen Buchhandels reiht sich Palast an Pa last unserer Standesgenossen, nicht Paläste des Luxus und der lleppigkeit, sondern der Intelligenz und ehrlichen buchhändleri schen Arbeit, in denen Generation auf Generation derselben Fa milien sich in Wohlstand und Ehre folgt. Wohlthätige Verkehrs einrichtungen, Unterstützung der Regierung, Förderungen aller Art durch wohlwollende Behörden stützen das Emporblühen dieses Buchhandels, während wir im täglichen Kampfe mit kleinlichen Zollschwierigkeiten und Vcrkehrshemmnissen, mit der Beeinträchti gung der Freiheit unserer geschäftlichen Bewegung, um Grund prinzipien der Existenz ringen müssen, welche dem deutschen Buch händler geradezu unfaßbar sind, uns aber als Kampf mit dem Gefühle der Beschämung erfüllen. Die Spalten unseres Vereinsorganes sind seit Jahr und Tag mit Klagen über diese Zollmissre gefüllt, jedes unterge ordnete Zollorgan fühlt sich groß in dem Gedanken, der Entwicke lung des österreichischen Buchhandels noch engere Schranken ge setzt zu haben, und es sind noch lange nicht die krassesten Bei spiele jedem Vernünftigen unmöglich dünkender Zoll-Chikanen, in fortgesetzter Folge diktierter empfindlicher Strafen, welche durch die »Oesterr. Buchhändler-Correspondenz« zur Veröffentlichung gelangen. Ganz andere Dinge gehen noch von Mund zu Mund, und der geklärte, strebende Geist des österreichischen Buchhandels steht fassungslos vor diesen Zollschranken. Auch hierin ist das Gefühl der Hilflosigkeit, des Pessimismus in unseren Kreisen ein gekehrt, und da wir keine Mittel wissen, die geschäftlichen In teressen und Lebensbedingungen unseres Standes den Auffassungen der Zollbehörden gegenüber zu verteidigen, kein Mittel, um die einzig maßgebende Tendenz derselben, die schrankenlose, unersätt liche Belastung zu bekämpfen, so spricht auch in dieser Hinsicht die öffentliche Stimme der Korporation durch meinen Mund ihr Bedauern über die Zollknechtschaft des Wiener, des österreichischen Buchhandels aus. Meine Herren! Wie lebhaft bedauere ich, Ihnen nicht nur Mitteilungen über das frische fröhliche Streben, den arbeitsamen Geist der Wiener Korporation machen zu können, sondern im Gegensätze dazu auch jene Thatsachen berühren zu müssen, welche uns alle bekümmern, unser» Fortschritt lähmen, unsere Arbeits kraft bedrücken. Möchte recht bald der Tag kommen, wo auch die maßgebenden Kreise unseres Landes der Förderung des Buch handels eine weise und wohlwollende Haltung entgegenbringen. Wir fordern wenig, der Buchhandel begnügt sich mit einem be scheidenen Darlehen volkswirtschaftlicher Wohlthaten, um sich auf dieser Scholle mehr und mehr entwickeln zu können. Verlieren wir nicht den Mut; auch für den durch Steuer und Zoll bedrückten Buchhandel Wiens werden wieder bessere Tage kommen, und lassen Sie Ihre Arbeitslust nicht erlahmen. Fördern Sie mit voller Kraft, ganzer Hingebung und innerer Liebe, gemeinsam mit dem durch Ihr Vertrauen gewählten Ver tretungskörper, das Wohl des Wiener Buch-, Kunst- und Musi kalienhandels! Es folgte der Bericht des Kassierers Herrn Wilhelm Müller, aus dessen übersichtlichen Darlegungen sich ein Gesamt- Vermögenszuwachs von 2658 fl. 4 kr. ergab. Der Voranschlag für das neue Jahr rechnet mit einer Einnahme auf Korporations konto (Beiträgen, Eintrittsgeldern, Zinsen) von 1116 fl. 80 kr. und einer Einnahme auf Bestellanstaltskonto von 3400 fl. Punkt 3 der Tagesordnung beschäftigte sich mit der Regelung der Stellung der Gehilfenschaft innerhalb der Korporation nament lich in Bezug auf das Krankenkassenwesen. Der Herr Vorsitzende 396
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