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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1889
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- Erscheinungsdatum
- 14.10.1889
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- Deutsch
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240, 14. Oktober 1889. Nichtamtlicher Teil. 5249 Biographieen Jacob Tonsons, Bernard Lintots, Edmund Curlls, John Duntons und Thomas Guys eingenommen wird. Ich gedenke aus die eine oder andere dieser äußerst interessanten Beschreibungen später einmal zurückzukommen Der erste Teil behandelt mit seine» ersten 4 Kapiteln die Geschichte des Buchhandels von den frühesten Zeiten bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. In den Kapiteln 6 — 7 sind die Buchhändlerlokalitäten Londons geschildert. Diese bilden, vielleicht mit Ausnahme der Biographie Curlls, den gelungensten Teil des Werkes. Uebcr die ältesten Zeiten hätte der Verfasser sicherlich mehr beibringen können. Er beschränkt sich darauf, mit wenigen Worten über die Thätigkeit der Mönche, die, wie auf allen an deren Gebieten, so auch im Buchhandel als Pioniere auftraten, hinwegzugehen, um uns nach Oxford zu führen, dort, wo sich eine Innung von Buchhändlern gebildet hatte, die nach Art der Pariser Buchhändler, welche der Sorbonne unterstanden, als An gehörige der Universität betrachtet und dieser zugezählt wurden. Sie besaßen besondere Vorrechte, Manuskripte jeder Art zu ver kaufen, während es den nicht zur Innung gehörige» und den nicht bei der Universität eingeschworenen Buchhändlern nicht ge stattet war, Bücher von einem höheren Werte als zu verkaufen. Dieses Dekret ist vom Jahre 1373. Die Sammlungen der Klöster gaben den Abschreibern reich liches Material. Die Bibliotheken scheinen bedeutend gewesen zu sein und das wird uns nicht Wunder nehmen, wenn wir bedenken, daß schon zu einer Zeit, da nordische Barbaren Rom in einen Schutthaufen verwandelten, und ein Jahrhundert, ehe ein christ liches Kaisertum auf seinen Trümmern entstand, auf der Hebriden insel Hy (Jona) Cicero und Livius von den Schülern des heiligen Columba traktiert und kopiert wurden. Im Laufe der Jahrhunderte waren diese Bibliotheken stetig gewachsen, bis sie einem wüsten Klostersturme zum Opfer fielen. Die Engländer sind und waren immer praktische Geschäfts leute mit weitausschauendem Blick. Ta ist es denn um so wunderbarer, daß sie den Vorteil, welchen ihnen die Druckpresse gewährte, so spät erkannt haben. Nahezu dreißig Jahre ver gingen, ehe Caxton mit der ersten Presse an der Westminster- Abtei arbeitete, und während gegen Ende des fünfzehnten Jahr hunderts in Italien 71 Pressen in Thätigkeit waren, in Deutsch land deren 50, in Frankreich 36, in Spanien 26, in Holland 14, in der Schweiz 7, in Oesterreich-Böhmen 8, finden wir nur 3 in England und diese brachten nur wenig zu Tage. Caxton druckte kaum mehr als 200 Exemplare eines Werkes und auch dann nur, wenn diese Auflage durch vorangegangene Subskription gesichert war. Die Nachfrage nach Büchern war nach der Einführung der Buchdruckkunst eine höhere, weniger hervorgerufen durch die größere Anzahl vorhandener Exemplare ein und desselben Werkes, als durch die plötzliche Preisherab setzung, die es nunmehr Ermöglichte, ein Buch zu vier Fünftel des früheren Preises zu kaufen. Da die einheimischen Pressen den Anforderungen nicht genügten, so sah sich das Parlament frühzeitig veranlaßt, die Einführung von Büchern aus anderen Ländern zu befürworten. Es ist bedauerlich, daß Roberts nicht die Preise angiebt, welche für die ersten Drucke, so namentlich diejenigen Caxtons, zu jenen Zeiten gezahlt wurden. Er behauptet, daß hierüber kaum etwas bekannt sei; doch halte ich diese Behauptung für etwas ge wagt, denn ich meine irgendwo gelesen zu haben, daß »llds Lloläen llegenä«, der einzige Druck Caxtons, welcher in einer dritten Auflage erschien, seiner Zeit aus ungefähr 15 sd geschätzt wurde. In englischen Bibliotheken finden sich Verkaufsbücher von Buch händlern aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts. Wenn Roberts diese benützt hätte, würde er über manchen Preis Auskunft haben gebe» können. Ob diese Verkaufsbücher überhaupt schon eingehend benützt sind, ist mir nicht bekannt. Es ist überflüssig, auf die Drucke Caxtons, die er vielfach mit ungemein charakteristischen Vorreden und Erklärungen ver sah, näher einzugehen. Es giebt über den Drucker und seine Werke eine ganze Litteratur. Kirche und Staat betrachteten die neue Erfindung mit scheelen Augen und nicht mit Unrecht. Denn bald genug erkannten die Widersacher beider, welch' nützliches Ding ihnen in der Druckkunst zur Verfolgung ihrer Pläne gegeben sei. Die Obrigkeiten suchten diesem Unfuge zu steuern, und im Jahre 1515 ergeht in Edin burgh ein Parlamentsbeschluß, dem zufolge kein Buch gedruckt werden dürfe, ehe es von einigen »klugen und verständigen Leuten« durchgesehen worden sei, und Heinrich VIII. erließ eine ganze Reihe von Vorschriften für den Druck und Verkauf von Büchern. Als unter der Königin Maria die aufrührerischen Schriften überhand nahmen, bestätigte diese Königin die Stativnsrs' Lowpanx, welche allerdings schon seit dem Jahre 1403 bestand, aufs neue und stattete sie mit den weitgehendsten Censurrechten aus. Roberts versichert, daß der Erfolg ihrer Bemühungen kaum nennenswert gewesen sei. ' Und kaum hatte Elisabeth den Thron bestiegen, so hangle die Innung den Mantel nach dem Winde und war jetzt in der Unterdrückung »Papistischer« Bücher ebenso eifrig, wie unter der Königin Maria gegen revo lutionäre Druckwerke. Man muß dieses Benehmen der Innung ziemlich jammervoll nennen. Sie sollte sich zudem bald genug enttäuscht sehen, wenn sie geglaubt hatte durch ihr Anpassungs vermögen den Dank Elisabeths zu ernten. Wenige Monate nachdem diese die Innung in allen ihren Rechten feierlich bestätigt hatte, warf die jungfräuliche Königin ihren Erlaß um und griff in eigenmächtiger Weise in die inneren Einrichtungen der Innung ein. Dieser oder jener, der ihr vielleicht einmal Dienste geleistet hatte, wurde mit einem Monopol, juristische oder theologische u. s. w. Bücher zu drucken und zu ver kaufen, bedacht. Eine Beschwerde der auf ihre guten Rechte pochenden Innung hatte nur eine» strengen Verweis zur Folge, daß man es gewagt habe, die Vorrechte (!) der Königin in Frage zu ziehen. Eine zweite und wie es heißt »um vieles bescheide nere« Eingabe hatte endlich den Erfolg, daß der Innung das ausschließliche Recht zugesprochen wurde, Psalter, Fibeln, Kalender, ABCs und kleine Katechismen zu drucken und zu verkaufen. Das war alles, was der Oompan^ von ihren früheren Rechten gelassen wurde, und nicht einmal dieses wenigen sollte sie sich ohne stän digen Kampf erfreuen. Von einem Roger Ward wird erzählt, daß er druckte, was ihm beliebte. Die Innung beschwerte sich. Als nun ihre Be amten zu Ward kamen, schloß dieser ihnen die Thüre vor der Nase, verbarrikadierte Fenster und Thüren und ließ sich von seinen Leuten, die jeden warnten Haussuchung zu halten, ver leugnen; und dabei blieb es. Nicht so gut ging es einem anderen »Buchhändler«, seines Zeichens ein Fischhändler, John Wolf, vielleicht weil er — so meint Roberts — ein unverheirateter Mann war! Er büßte die Nichtachtung königlicher Gesetze mit Gefängnis. Die »Vorrechte« der Königin wurden wiederholt angezwei- felt und häufig nicht beachtet. So geht der Streit durch das ganze 16. Jahrhundert; mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts existierten die Rechte der Monopolisten nur mehr dem Namen nacb. Die Trennung des Buchhändlers vom Drucker fällt in die Zeit der Regierung der Königin Elisabeth. Vom Jahre 1582 be sitzen wir von der Hand Christopher Bakers, des damaligen Vor stehers der Innung, eine sehr interessante und wertvolle Aufzäh lung sämtlicher bis zu genanntem Jahre von der Königin Elisa beth gewährten Druckpatente. Aus dieser Aufzeichnung ersehen wir, daß es unter der Regierung Heinrichs VIII. nur wenige Drucker von gutem Ruf und Vermögen gab, daß aber »zu seiner Zeit eine andere Art von Leuten, die früher Schreiber und Jllu- minierer von Büchern und anderen Dingen für die Kirche, Stacioners genannt, Bücher von den genannten Druckern en xros zu nehmen, zu binden und in ihren Läden zu verkaufen pflegten, wodurch sie ihre Familien wohl ernährten.«
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