Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.02.1881
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.02.1881
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18810214
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188102146
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18810214
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1881
- Monat1881-02
- Tag1881-02-14
- Monat1881-02
- Jahr1881
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ ZK, 14. Februar. Nichtamtlicher Theil. 641 einige Jahre später von dieser Zeit. Gerade als Lessing in der hier flüchtig berührten Stimmung sich befand, faßte Bode, ein reicher Hamburger Literat, den Plan, eine Buchdruckerei zu grün den. Lessing war nun der Ansicht, daß, wenn man damit einen Verlag verbände, die Schriftstellerei für ihn lucrativer würde als bisher, und so associirte er sich mit Bode als Theilhaber an dessen Geschäft. Das Theater in Hamburg wollte der neuen Firma seine Druckarbeiten zuwenden, und Lessing gab sich der süßen Hoffnung hin, daß er durch die Herausgabe seiner eigene» Schriften und derjenigen seiner Freunde viel Geld verdienen werde. Um seine Schulden zu decken und sich die Mittel für Hamburg zu verschaffen, sah sich der große Bücherfreund zu seinem Herzeleid genöthigt, seine mühsam gesammelte Bibliothek von circa 6000 Bänden zu verlausen. Aber der arme Lessing hatte als Verlagsbuchhändler kein Glück. Die Firma gerieth in Verlegenheiten, und Lessing mußte noch Geld borgen, und von seinem Compagniegcschäft behielt er nichts als schwere Schulden übrig. Und doch hat das deutsche Volk diesem Lessing'schen Unternehmen ein überaus werthvollcs Geschenk, die „Hamburgische Dramaturgie" zu verdanken, und Lessing hätte sicherlich auch materiellen Vortheil aus seinem unsterblichen Werke gezogen, wenn Bode ein besserer Geschäftsmann gewesen wäre. Die „Hamburgische Dramaturgie", so schreibt Lessing selbst, die in ganz Deutschland viel Aussehen machte, ward unordentlich ex- pedirt. Man konnte nur in wenigen Städten Deutschlands Exemplare davon haben, und die Kosten der einzelnen Ver sendung mit der Post machten Buchhändler und Käufer verdrieß lich. Nicolai hatte, wie Danzel und Guhrauer in dem oben an geführten Werke berichten, Bode vorausgesagt, wie sehr er sich schaden würde, wenn er nicht dafür sorgte, daß in Leipzig, als dem Mittelpunkt des deutschen Buchhandels, Exemplare zu haben wären. Umsonst — er bekam keine Antwort! Es sei einmal festgesetzt, keine Exemplare, als solche, welche bestellt werden, zu versenden, und man müsse sich deshalb nicht nach Leipzig, sondern nach Hamburg wenden. Wegen dieser beständigen und immer vergeblichen Nachfrage kamen die verkappten Dodsley L Co. (von denen übrigens kein Buchhändler wußte, wer sie wären und wo sie lebten) auf den Einsall, diese Dramaturgie nachzudrucken. Dieser Nachdruck wäre somit durch den Eigensinn, eine Waare nicht nach dem Platze zu schicken, wo hauptsächlich die Nachfrage ist, veranlaßt worden. Mit großer Energie trat Lessing im Verein mit Nicolai gegen das unverschämte Treiben der Nachdrucker auf; — was Lessing und Bode ruinirte, war aber nicht so sehr der Nachdruck, sondern der Umstand, daß beide zu viel Schrift steller und zu wenig Buchhändler waren. Als Drucker hatten Lessing und Bode ganz eigene Vorstellungen von Eleganz und vom Formate. Lessing liebte das Format in Quart und behauptete, daß die deutsche Gründlichkeit abgenommen, seitdem man das Quart gegen die kleineren und gefälligeren Formate vertauschte; dazu kamen die rothen Linien zur Umschränkung der Seiten, kostbare Vignetten, Verzierungen u. fl w., durch welche der Druck vertheuert wurde. Lessing dachte auch in Bezug auf Autoren-Honorar sehr nobel. „Wie?" fragt er einmal, „sollte es dem Schriftsteller zu verdenken sein, wenn er sich die Geburten seines Kopfes so einträglich zu machen sucht, als nur irgend möglich? Weil er mit seinen edelsten Kräften arbeitet, soll er die Befriedigung nicht genießen, die sich der gröbste Handlanger zu verschaffen weiß? Aber Weisheit, sagt man, Weisheit seil für Geld! Schändlich! Umsonst habt Ihr es empfangen, umsonst müßt Ihr es geben! So dachte der edle Luther bei seiner Bibelübersetzung. Luther, antworte ich, macht in mehreren Dingen eine Ausnahme. Auch ist cs größtentheils unwahr, daß der Schriftsteller das umsonst empfange, was er nicht umsonst geben will. Es ist vielleicht sein ganzes Vermögen drauf gegangen, daß er jetzt im Stande ist, die Welt zu unterrichten und zu vergnügen. Oder sollen ihm die Amtsbesoldungen das zugleich mit gut machen?" — Aus diesen Mittheilungen geht hervor, daß nicht allein die Gelehrten und die Schriftsteller von Berus Veranlassung haben, den Manen Lessing's zu huldigen, sondern auch die Buchhändler, welche in dem Chef der Firma Lessing L Bode einen der edelsten und genialsten College» zu betrauern reichliche Ursache haben. Berlin —Leipzig. In Berliner Buchhändlerkreisen gelangte vor einigen Tagen nachstehendes Rundschreiben zur Versendung, das wir wohl geeignet halten zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, da dasselbe, ohne Kommentar, eine Darstellung der Verhältnisse Berlin—Leipzig gibt, unter welchen die große Mehrzahl der Sortimentshandlungen zu leiden gezwungen ist, wenn sie nicht Berlin zu einem Commissions platz zu erheben geneigt ist. Von den Leipziger Kollegen aber er warten wir, daß dieselben schleunigst die geeigneten Schritte gegen die ausgesprochene Hintansetzung des Leipziger Commissionshandels einleiten und ihre Freunde gegen Vergewaltigung schützen werden. ks. Mit Bezugnahme aus das Rundschreiben dom 2. Mai v. I., worin der Unterzeichnete Vorstand des Berliner Vertegervereins eine Beschwerde der Amelang'schen Buchhandlung und Genossen über die bisherige Un gleichmäßigleit der Bersendungsweise der Berliner Ver leger mittheilte und die Bitte um Abhilfe unterstützte, glauben wir in gleicher Angelegenheit den Inhalt eines uns soeben vom Vor stände der hiesigen Corporation zugegangenen Schreibens eben falls zu Ihrer Kenntniß bringen zu sollen: „Schon wiederholt ist von Genossen unserer Corporation bei uns Beschwerde darüber geführt, daß die hiesigen Verleger ihre Nova in Berlin erst an demselben Tage ausliesern lassen, an welchem die Auslieserung in Leipzig erfolgt. Auch soll im Allgemeinen die Expedition der Be stellungen via Berlin nicht so regelmäßig ersolgen, wie über Leipzig. Ein hiesiges Commissiousgeschäst übersendet uns jetzt ein Schreiben, in welchem ihm ein angesehener Committent mittheilt, daß er Berlin als Commissionsplatz wieder ausgebeu müsse, weil ihm die Berliner Novitäten ausnahmslos später zuginge», als den nur über Leipzig verkehrenden Firmen seines Ortes. Wir erlauben uns nun, an den geehrten Vorstand des Berliner Verleger vereins die Bitte zu richten, derselbe wolle durch geeignete Mittel bei seinen Mitgliedern wiederholt sür die Interessen des hiesigen Com missions-Buchhandels eintreten. Es wird sicherlich allen Mitgliedern unserer Corporation zum Bvrtheil gereichen, wenn unsere Verleger durch eine sreundliche Berücksichtigung der buchhändlerischen Interessen unserer Stadt zurHebnng des hiesigen Commissions-Buchhandels beitragen wollen." Wir müssen uns allerdings aus die Mittheilung dieser erneute» Klage auch jetzt beschränken, wollen aber wie im vorigen Jahre nicht unterlassen, die in dem obigen Schreiben ausgesprochene und durchaus berechtigte Bitte auch unsererseits warm zu bejürworten. Es liegt im allgemeinen und sicher auch im eigenen Interesse der Berliner Verleger, wenn die häufig noch herrschende Gleichgültigkeit beseitigt und überall, wo es noch nicht geschehen ist. jetzt sofort die Anordnung getroffen wird, grundsätzlich die Versendung der Novitäten, Fortsetzungen und Journale an die über Berlin verkehrenden Sortiments handlungen möglichst «s- einen oder zwei Tage früher als in Leipzig -La zur Ausführung kommen zu lassen. Berlin, den 2. Februar 188t. Der Vorstand des Berliner Berlegervereins. H. Hoeser. W. Lobeck. F. Berggold. M. Winckelmann. Ferd. Springer. MiSccllcn. Antiquarisches. — Die von dem Geh. Justizrath Prof. vr. C. G. Bruns zu Berlin hinterlaffene werthvolle, namentlich aus den Gebieten des Privatrechts und der Rechtsgeschichte sehr reich haltige Bibliothek ist durch Kauf in den Besitz der Firma Weiß L Neumeister, Buchhandlung für Rechts- u. Staatswissenschasten in Leipzig übergegangen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder