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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.04.1923
- Strukturtyp
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- 1923-04-24
- Erscheinungsdatum
- 24.04.1923
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Xi 95, 24. April 1923. Redaktioneller Teil. vvrseublatt f. d. Ltschrr. vuchbandel. Firma: AuSstellungs-Lokal: Stand: Vocgels Verlag, Karl, G. m. b. H., Berlin Wagner, Franz, Kommissionsbuchhand- St C7107. 100,110 u. 111 lung, Leipzig B I/5Z-5S Wallmann, H. G., Verlag, Leipzig Wal Warnest, Martin. Verlag. Berlin Wal Wasmuth. Ernst. Verlag. A.-G.. Berlin A 1/38 .4 Weichert, A., Verlag, Berlin St E/iL. 17 >,. 10 Wcigeli, Adolf, Verlag, Leipzig B 11/143 L Weise, Willy. G.m.b.H., Verlag, Berlin B Il/Z 41 iV Weistliaar-Bcrlag, Wien B I/jkvje 1l Wertbuchhandel G. >». l>. H.. Berlin B Wal 11/103 e, ä, e. Westermann, Georg, Verlagsbuchhand- B 1/Kojc 10 lung, Braunlchweig und Hamburg Wigand. Georg H.. Verlagsbuchhandlg., Wal Leipzig B 11/143—147 Wille, Hugo, Verlagsbuchhdlg., Berlin B 11/140—14L Wollermann, Hellmuth, Verlagsbuch- Handlung, Braunschweig Wal Wunderlich. E. R., Verlag. Leipzig B I/Koje >1 Zeitbücher-Verlag I. Koczle, Nürnberg Zillessen, Friedrich, (Heinrich Beenken), Wal Verlag, Berlin Wal Zu den Kantate-Vorstandswahlen. <Vgl. Bbl. Nr. 8i, 87 >i. S3.) X. Die Diktatur im Buchhandel. Anders kann ich kaum das Vorgehen der Herren Mtschmann und vr. Partei bezeichnen. Vom allgemeinen buchhändlerischen, vom bereinstechnischen und auch vom rein geschäftlichen Stand punkt aus betrachtet, ist es ein Vorstoß, ein Versuch, den übrigen Buchhandel zu beherrschen. Bei Herrn Nitschmann, bei seinen häufig angewendeten Methoden des Kampfes ist das Vorgehen seinerseits nicht überraschend. Daß aber Herr vr. Paetel dem Gildesührer Gefolgschaft leistet bei dem Bestreben, den Börsen- berein und seine alten, für den Brichhandel nutzbringenden Orga nisationen zu zerstören, ist nur dadurch zu erklären, daß beide Herren di« Absicht haben, eine Diktatur des Buchhandels in Ber lin zu errichten. Wenn die Herren auch ihr Vorgehen in -noch so schöne Worte kleiden, so ist es für jeden Buchhändler, der nur eine oberflächliche Kenntnis unserer Gesamtlage und des Buch handels im besonderen hat, klar, daß hier nichts anderes end gültig -beabsichtigt sein kann. Es ist mir ganz unverständlich, wie der Deutsche Verleg-erver-ein diesen Schritt tun konnte. Was auch noch gesagt werden wird, es ist: Vernichtung des Bestehenden. Leipzig, am 21. April 1923. Karl W. Hiersemaun. Die geistige Krisis des Buches. Wenn von einer Krifis des Buches gesprochen wird, so denken wir wohl in erster Linie an eine Absatz-Urisis oder vielleicht an den Umstand, daß viele Kreise, die früher zu den besten und sichersten Abnehmern des Buches zählten, heute als Käufer kaum mehr in Be tracht kommen. Von diesen mehr oder weniger vorübergehenden Er scheinungen abgesehen, macht sich aber für das Buch eine innere geistige Krisis bemerkbar, deren Folgen kaum auszudenken sind. In einer in den Preußischen Jahrbüchern (1923, Heft 2) veröffentlichten tief schürfenden Studie: »Die geistige Krisis des Buches und die Volksbibliotheken« beschäftigt sich der Biblio thekar vr. Max Wieser mit diesem Problem. Wenn er auch der Frage besonders vom Standpunkt des Volksbibliothekars nähertritt, so möchten wir doch auf seine grundsätzliche Ausei.nanderfetzuug auf merksam machen und einiges hier wiedergehen. Die Volksbibliothckeih besonders die groß städtischen, beschäftigt seit einiger Zeit ein Rückgang des Ausleiheverkehrs, und der Verfasser will darin nicht nur eine Neakttonswelle auf die Fortschritte der letzten Jahrzehnte erblicken, auch nicht der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Not der Zeit die alleinige Schuld zufchreiben, sondern sucht sie in der veränderten Geistigkeit der heutigen Menschen. Seine Fragestellung lautet daher: Entspricht das Buch als Bildungs-, Er- ziehungS- oder Kunstmittel überhaupt noch der Mentalität der heutigen Menschen in dem Maße, wie cs das in früheren Zeiten getan hat? Für die Veränderung, die sich in der geistigen und seelischen Ein stellung zum Buche vollzieht, führt er zunächst äußere Gründe an. Unsere Zeit mit ihren wirtschaftlichen Nöten hält viele vom Buche ab, und die Bibliotheken sind nicht mehr in der Lage, allen Anforde rungen gerecht zu werden. Auch der dort herrschende Mangel an um- fafsclndcn Katalogen, die der Verfasser raffinierte Lockmittel nennt, läßt viele nicht an die Bücher gelangen. Er hebt aber im-mer wieder Hervor, Laß die geistige Krisis des Buches nicht von vermindertem Bücherlcscn oder umgekehrt von seiner großen Verbreitung abhängig zu fein- braucht. Die tiefen Ursachen erblickt er darin, daß cs an den echten Lesern von früher fehlt, für die der Buchstabe und das Buch als heilig galten. Die Andacht zum Buchlesen läßt nach seiner Meinung in dem Maße nach, wie das Buch in den Gcimeiinbcsitz übergeht, und der Mensch, der ein entliehenes Buch lieft, liest cs anders als der, der es besitzt. Schon das bloße Dasein von Bibliotheken wirkt mechani sierend auf das Lesen; das Geheimnis und der eigentliche Charakter des Lesens wird zerstört durch deu Zwang, ein geliehenes Buch in einer bestimmten Zeit auszulesen. Die Bibliotheken vermögen also nur in sehr bedingter Weise die Leser zum Buche hinzuziehen und feine Ver breitung zu fördern. Auch auf die Nesormbestrebungen in der Schule wird besonders hingewiesen: Anschauungsunterricht, Hörunterricht, Moralunterricht, schöpferischer Unterricht, Arbeitsschule find im Grunde buchfeindliche Bestrebungen, die das Buch immer mehr entbehrlich machen sollen. Die Nichtachtung vor dem Buche zeigt sich bei den meisten Menschen in der Art und Weise, wie sie es behandeln. Die Frage, wie heute gelesen wird, sollte jeder einmal an sich selbst richt-cn. Das Buch wird im allgemeinen nicht mehr iu dem Sinne bedeutsam für das Leben gehalten, wie sich heute gegenüber früher das Empfinden der Menschen geändert hat und in der gegenwärtigen und künftigen Kultur das Leben an sich einen größeren Raum beansprucht als das Denke» oder das Gemüt der Menschen. Für den Wirklichkeits- oder Tatmcnfchcn sind Leben und Lesen Meierlei, seine Gedankenwelt und sein Gefühlsleben lassen sich vom Buche nicht beeinflussen, er lieft es zur Unterhaltung oder zum Studium. Gefährlich ist aber der moderne Lesertyp, der im Buche einen Sinneskitzel sucht, ohne sich um Bereiche rung seines Wissens oder Gemüts zu bekümmern. Der Verfasser denkt an die Möglichkeit fiir die Volksbibliotheken, diesen Lesertyp an sich zu fesseln durch Hiueinzichung des Sinneslust erweckenden Romans in die Volksbibliotheken. Ta aber der Film bereits eine weit größere Anziehungskraft ausübt, denkt er an ein Zusammenarbeiten zwischen ihm und dem Buche. Unsere Vorstellungen von der Würde und Er habenheit der religiösen und sittlichen Durchtränkung der Kunst führen zu einer falschen Wertung alles dessen, was heule die Sinneslust der Masse erregt, wie des Films, der Operette oder des Sports. Aber auch darin liegt ein Stück Kunst, wenn man sie als urgewaltigc Spielerei der menschlichen Sinne auffaßt. Das Hervortreten dieser Art von Kunst beeinträchtigt das Hervortreten des Buches als eines Kunstmittels. Das Buch ist wesentlich das Bildungsmittel des Men schen vom 16. Jahrhundert bis in unsere Zeit gewesen und entsprach vorzüglich seinem Bildungs- und Kunstbegrisf. Diese Geltung im Gcsamtrahmcn der Kultur wird es in der zukünftigen Kultur wohl kaum behalten. Es wird vielleicht mehr zahlenmäßig verbreitet wer den können, aber es wird.nie mehr das fein, was es in den 366 Jahren der vergangenen Kultur gewesen ist. Dieser letzte Satz könnte eigent lich den Buchhandel beruhigen, wenn der Verfasser an einer anderen Stelle seiner Studie nicht zu einem ganz anderen Ergebnis käme, wo er sagt: Man muß sich von dem Gedanken freimachcn, als sei die Konzentration, die zum Lesen benötigt wird, nicht tiefgehender Veränderungen fähig, so daß es sehr wohl möglich ist, daß sie. durch ganz andere Mittel als das Buch befriedigt werden kann. Wie dem Menschen- friiher das Gedächtnis das Buch ersetzte, so kann es in Zu kunft Formen der Verständigung geben, die das Buch entbehrlich machen. Das Buch erscheint als sehr bedingtes Mittel der Gedanken übertragung, das öfter mehr Mißverstäitönisse hervorruft als beseitigt. Was sich die Menschen mittels des Buches zu sagen haben, läßt sich heute bereits in vielen Dingen einfacher abmachen. Wenn also die gestellte Frage vom Verfasser oft mit einem Nein beantwortet wird, so behält er doch den, Glauben und sagt am Schluß: Ob es (das Buch) in Zukunft eine geringere oder größere Nolle als früher spielt, das -hängt letzten Endes von dem Glauben ab, den wir an unsere eigene Sache haben. Franz Wagner. 581
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