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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1888
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- Erscheinungsdatum
- 21.11.1888
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- Deutsch
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5940 Nichtamtlicher Teil. ^ 27t, 2t. November l888. war ebenfalls sehr reichlich und mannigfaltig ansgestattet, und es ließ sich an derselben erfreulicherweise konstatieren, daß jetzt in der Druckerei des Literarischen Instituts mehr Aufmerksamkeit auf den Druck verwandt wird, als dies seitens des Begründers des selben geschah, der große Summen auf den Schnitt getreuer Facsimilcs von den Typen Gutenbergs, Fusts und anderer Alt meister der Buchdruckcrkunst wandte, deren Druck dann aber meist in einer Weise bewirken ließ, welche den ausgewandten Blühen und Kosten nicht entsprach. Von seinem Eifer, seine Druckerei mit stilgetreueu Originalschriften, Vignetten, Initialen:c., zu ver sehen, gab ein ebenfalls ansliegendes dickes Probenbuch Zeugnis, viele derselben von tüchtigen Meistern wie Terschak«), Weinzierl u. a. entworfen. Die »Haus- und Familicn-Chronik«, deren schon bei der Ausstellung von Gerlach L Schenk gedacht wurde, ist aus Huttler'schen Pressen hervorgegangen, — leider auch der »Münchener Kalender«, jene geschmackverderbendc Ausgeburt des »Stils«. Münchener Buchdruckereien waren leider nur noch drei er schienen im graphischen Pavillon: Gebr. Parcus (vr. Wild'sche Buchdruckerei), G. Schuh L Co. und Karl Juda. Die ersteren brachte» fast nur Aeeidenzen zur Schau, unter denen Wertpapiere, wie Obligationen re. in erster Reihe standen; sie litten aber fast sämtlich unter der Schwere des angewandten Materials, das teils in Typen, teils in Holzschnitten oder Ätzungen bestand; die zweite Firma war dem Kabinette, welche die fünf oben besprochenen Reproduktions-Institute barg, zugeteilt, — wahrlich nicht zu ihrem Vorteil, denn neben der Feinheit und künstlerischen Pracht der Arbeiten dieser letzteren, trat die Unbeholfenheit, ja der Maügel an Geschmack der Leistungen Schulischer Setzer, obwohl sie über reichliches Material verfügen, sowie die Mangelhaftigkeit des Druckes nur um so scharfer zu Tage. — In Juda's Ausstellung glaubte mau einem verjüngten Abbild von Knorr L Hirth zu begegnen, wenigstens soweit Ähnlichkeit der Schriften, Vignetten re. in Betracht kam; nur der Geist, welcher den Erzeugnissen der letzteren Firma innewohnt, schien hier noch nicht recht zum Durch bruch gekommen; eine Nachahmung des »Münchener Kalenders« in der rohen altdeutschen Art war in Schrift und Farben aller dings gelungen, d. h. sie war so grob als möglich. Es ist un begreiflich, wie selbst gebildete Leute an solchen Verirrungen Ge schmack finden und sie kaufen können. Franz P. Datterer zu München-Freising ist die letzte der zu erwähnenden Buchdrnckerfirmen. Ihre Arbeiten waren, an und für sich betrachtet, gut; man durfte indes das Probeblatt der Scheiter L Giesecke'schen gotischen Einfassung nicht daneben legen, wenn man nicht inne werden wollte, daß der Setzer doch etwas gar zu getreu dieser Vorlage gefolgt war. Schriftgießereien hatten nur zwei ausgestellt in der bayerischen Abteilung: Genzsch L Heyse (E. I. Genzsch) in Hamburg und München, und Max Zettel in München. Die Besprechung ihrer Erzeugnisse gehört jedoch wohl kaum an diese Stelle, und deshalb sei nur gesagt, daß die Auslage der ersteren, sich des besten Rufes erfreuenden alten Hamburger Firma und ihrer Filiale München ganz den Erwartungen entsprach, welche man derselben gegenüber zu hegen vollberechtigt ist; sie hatte außerdem es sich angelegen sein lassen, das allmähliche Werden einer Type durch alle Stadien, von der Zeichnung bis zur Ge- brauchssertigkeit, durch entsprechende Auslagen zu veranschaulichen.— Jettel's Anstalt muß, seiner Ausstellung nach zu schließen, noch zu den jungen Geschäften gehören; die von ihm geübte Kunst spielerei, aus zusammengesetzten Gevierten die Buchstaben seiner Firma zu bilden und diese dann galvanoplastisch abzuformen, war nur von einem zweifelhaften Erfolge gekrönt, — die so gewonnene Platte schien uneben und sah verbogen aus. *) Die Adresse dieses fleißigen und talentvollen Künstlers ist E. Terschak, Fleischerstraße t6, 2 Tr., München; sie dürfte vielleicht manchem Verleger und Drucker im gegebenen Falle willkommen sein. Die Adresse des zweitgenannten Künstlers ist dem Referenten leider unbekannt. M. Brod in München ist ein tüchtiger Graveur für Buch binderzwecke. Seine Platten für Relief-, Gold- und Schwarzdrnck waren scharf und rein geschnitten, und die Decke des Strvefer- Liezen-Mayerschen »Faust« ist gewiß eine respektable Probe seiner Leistungsfähigkeit. Lithographische Anstalten gehörten vier zur bayerischen Ab teilung: Gebrüder Obpacher, Karl Stücker und die Chro molithographische Kunstanstalt (vormals Jäger V Schwaben than), sämtlich in München, sowie die Aktiengesellschaft vorm. Hans Köhler L Co. in Kaufbeuren. Die Leistungen der Herren Gebr. Obpacher erfreuen sich des besten Rufes dies- und jenseits des Oceans, wo die Firma zu Newyork ein Zweiggeschäft besitzt, und ihre Ausstellung entsprach dieseni Rufe. Ein großer Rahmen enthielt Genrebilder, Blnmenstücke, Kalender und Karten, zwei andere zeigten die Affichc der Kunstgcwerbe- und die der Kunst ausstellung, drei mächtige Folianten aber waren gefüllt mit Glück wunsch- und anderen Karten in allen denkbaren Formen und mit Sujets, zu denen thatsächlich Himmel und Erde das ihrige hatten beitragen müssen und auf denen wir dem Leben in allen Gestalten begegneten, wie sie auch für alle Lebenslagen berechnet waren. Dabei war die weitaus größte Mehrzahl derselben in Zeichnung, Farbe und Druck den höchsten Anforderungen entsprechend, gleich den größeren Blättern im Nahmen, viele auch auf Atlas gedruckt oder in feiner Aqnarellmanier ausgeführt. Neben den großen Folianten lagen eine ansehnliche Zahl englischer Bücher kleinen Formats mit Erzählungen und Gedichten und durchweg mit vor züglichen Illustrationen ausgestattet, — es Ivar eine herzliche Freude, hier ein so großes Stück Kunstleben entfaltet und es zu gleich den bescheidensten Mitteln und allen Klassen des Volkes zugänglich gemacht zu sehen; um es aber in der Ausstellung voll zu genießen, hätte man wohl vieler Stunden bedurft. — Karl Stücker kultiviert als Spezialität den Druck von Plakaten und Scheibenbildern, die gleich einer Serie humoristischer Karten recht sauber ausgeführt waren, ohne dabei an eine allzu hohe Kunst Anspruch zu machen, wie die vormalige Firma Jäger k Schwabcn- thau, deren Etiketten, Karten und Plakaten das Verdienst nicht abgesprochen werden konnte, in der Ausstellung einen großen Raum zu bedecken, gleich der Kaufbeurer Ausstellung von Köhler L Ev. Sonst erhoben sich diese Arbeiten wohl nicht über die Qualität fabrikmäßig erzeugter guter Mittelware, wenn auch gern zugegeben werden kann, daß den Plakaten und Etiketten der Knalleffekt glänzend bunter Farben reichlich innewohnte und der Druck der selben im allgemeinen ein guter war. Dem graphischen Pavillon waren auch zugewieseu eine Partie Originalzeichnungen für Tapetendruck von Aug. Hochstätter in München und einige danach angefertigte Tapetendrucke, solvie Rahmen mit Stickereivorlagen und Papierspitzen von Friedr. Fischbach in Wiesbaden, — man durfte wohl der Ansicht sein, daß diese ja gewiß recht verdienstlichen Dinge eigentlich nicht hier her gehörten und besser den Abteilungen für Dekoration und für Textilindustrie zugewiesen worden wären, wodurch mau dazu bei getragen haben würde, den erforderlichen Platz zu beschaffen, um die graphische Kunstindustrie einheitlich im Pavillon vorführen zu können, und sie nicht so verzetteln zu müsse», ivie es geschehen ist. Wir wollen indes nicht nsit den Veranstaltern der Ausstellung jetzt, wo sie bereits geschlossen ist, rechten, — bei so großen, weitgehenden Unternehmen ivird immer etwas zu wünschen blei ben, — sondern uns vielmehr aufrichtig freuen des vielen Schönen, ja Prächtigen, das sie enthielt, und dabei zugleich alle» denen, welche beigetragen haben zu ihrem Zustandekommen, den Dank aussprechen, den sie sich schwer genug verdient haben. Möge sie aber auch der deutschen Kunstindustrie, und dies besonders in ihren graphischen Verzweigungen, zu dauernden: Nutzen gereichen!
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