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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1881
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1881-01-26
- Erscheinungsdatum
- 26.01.1881
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- Deutsch
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20, 26. Januar. Nichtamtlicher Theil. 347 täte, welche die Lehren des Islam verständlich machen sollen. Im ganzen Gebiete des Islam ist Indien das einzige Land mit einer freien Presse, und diese wird den dortigen Mohammedanern zu demselben Antriebe der Mehrung ihrer Literatur und Reinigung ihrer Religion, wie unseren Vorfahren in Europa die Erfindung der Buchdruckcrkunst. Die meisten muselmanischen Romane haben eine Neigung zur Proselytenmacherei. . . . Bengali, Umgangssprache für 38 Millionen, stellt jetzt die hervorragendsten aller indischen Schriftsteller, aber den Engländern zollen sie die Anerkennung, daß es vor ihrer Ankunft, von einigen abgedroschenen Thematen abgesehen, dieser Sprache an einer nennenswerthen eigenen Literatur fehlte. Der gebildete Bengali ist stark in der Kritik; Unzufriedene geißeln mit beißendem, viel fach unverdientem Spotte mißliebige englische Einrichtungen. Erfreulicher und ein Zeichen geläuterten Geschmacks ist die Auf nahme der Uebersetzungen Shakespeare'scher Stücke und die Ein bürgerung von Volksbüchern wie Robinson Crusoe, Telemach, Paul und Virginie, Leben Wilhelm Tell's. Aus der Verschieden heit Indiens in Vegetation und Lebensverhältnissen erwächst jedoch den Uebersetzern solcher Schriften die Nothwendigkeit, alle Begeben heiten unter Eichen und europäischen Baumarten unter tropische Gewächse zu verlegen oder die Stellen vom üppigen Grün der Wiesen zu streichen und Gartenbeete von stark duftenden Blumen indischer Gärtnerei an die Stelle von Maßliebchen u. dgl. treten zu lassen. Das westliche Indien kennzeichnet eine ganz außerordentliche Rührigkeit im Buchdrucke; in der Stadt Bombay sind 55 Pressen aufgestellt, in der Provinz 118; nur Bengalen mit seiner großen Menge amtlicher Veröffentlichungen übertrifft die Provinz in der Zahl englischer Drucke. Die Regierung rief 1872 in Gudscharat! eine Darstellung des französisch-deutschen Krieges hervor; eine illustrirte Geschichte des russischen Krieges gegen die Türkei in der selben Sprache fand 1879 guten Absatz; viel Anklang hatte eine Nachahmung von Cervantes' Don Quixote. Im klebrigen trifft aber auch den neuesten Jahrgang der Literatur in Gudscharatr und Marathi derVorwurs, sichnachden herkömmlichen geistlosen Mustern zu richten. Die südindischen, drawidischen Sprachen hatten Werke, die sich den Arbeiten der besten Sanskrit-Autoren anreihen, früher aufzuweisen, als die nordischen Volksdialekte; aber soweit es sich um Werke der buchhändlerischen Speculation handelt, findet die Buchdruckerkunst hier wie dort eine unwürdige Verwendung durch Verbreitung einer äußerst sinnlichen Literatur, zu welcher meist der Liebesgott Krischna und seine Liebesabenteuer den Stoff geben. In Dichtungen versucht sich eine noch größere Zahl von Literaten als bei uns. Audh, mit Hindostan einst lohnendstes Ar beitsfeld der Bhat oder Chronisten-Kaste (die über alle Familien ereignisse Buch führte, jetzt aber wegen ihrer Anmaßung gefürchtet, in Central- wie Südindien sogar zu Bettlern herabgesunken ist und insgesammt nur mehr 148,564 Mitglieder zählt), genießt noch heute den Rus der größten Zahl von Dichtern. Als jüngst ein reicher Moslim in Lakhnau eine Concurrenz eröffnete für eine Ghazal oder eine weltliche Ode, deren Mittelpunkt das Weib ist — in der ungeregelten Einbildungskraft indischer Dichter das Spiegel bild der Gottheit — liefen über hundert Gedichte ein. In Bombay mit seinem durch englische Lectüre geläuterten Geschmacke wird die Unsitte, in der Presse die Tagesereignisse in getragenem Tone zu schildern oder in schlechten Versen zu bekriteln, bereits als Land plage empfunden, gegen welche die besseren Stände eifern.. . . Buchhandlungen in unserem Sinne sind nur Geschäfte, die von Europäern geleitet sind; der Handel in Werken des indischen Verlages ist ein Wander- und Hausirgewerbe. Die Druckereien be finden sich in engen Seitenstraßen, ihre Erzeugnisse wandern in äußerst anspruchslose Verkaussladen; keine Auslage lockt zum Ein tritt, keine Inserate oder Circulare zeigen das Erscheinen eines neuen Buches an. Hausirer beladen sich mit der Waare und das Auslegen in den Häusern fördert Bekanntwerden der Bücher und ihren Absatz besser als schriftliche Ankündigung. Billige Drucke wie Kalender und Volksbücher werden mittelst Lithographie her gestellt; das Papier ist grau und die Verleger sind durchschnittlich mit einem Anna oder zwölf Pfennigen für 4—5 Druckbogen Octav (60—80 Seiten) zufrieden. Die Bücher sind meist liegend, nicht stehend gedruckt und an der breiten Seite geheftet. Bei begehrten Werken und bei Broschüren über spannende Tagessragen erzielen die Hausverkäufer sehr hohe Gewinnste; sonst begnügen sie sich mit kleinem Aufschläge. MiScellen. Berichtigung. — Die Gsellius'sche Buchhandlung gibt in Nr. 12 d. Bl. eine dankenswerthe Erklärung ab, in welcher sie die unrichtigen Darstellungen in dem bekannten, an ihre Kundschaft erlassenen Circular mit ihrer „llnkenntniß der seiner Zeit gepflogenen Vorverhandlungen" entschuldigt. Sie kennt aber diese Vorverhand lungen offenbar immernoch nicht, da sie sagt, daß in denselben „vor zugsweise die Süddeutschen den Standpunkt der Abschaffung des Kundenrabattes vertraten". Diesen Standpunkt hat überhaupt Niemand vertreten. Was von einem Theil der Süddeutschen ange strebt wurde, war nicht Abschaffung, sondern gemeinsame Rege lung des Kundenrabatts durch die Buchhändler einer Stadt, einer Provinz, mittelst Vereine, welche gegenseitig die vereinbarten Rabattsätze respectirt hätten. — Dies in der Kürze zur Richtig stellung des Thatbestandes von einem Süddeutschen. Personalnachrichten. Die Jahreswende hat manches schmerzliche Opfer an tüchtigen Männern unseres Berufes gefordert; auch von jenseits des Oceans kommt uns eine Traucrkunde zu. Am 11. Januar starb nach kurzer Krankheit August Büchner, Mitbesitzer der Firma B. Wester mann L Co. in New-Aork. Der deutsche Buchhandel im Ausland verliert an ihm einen seiner hervorragendsten und ehrenwerthesten Vertreter. Er war 1824 in Leipzig geboren und begann seine Laufbahn in der Hinrichs'schen Buchhandlung. Im Jahre 1849 kam er als Gehilfe in das Westermann'sche Geschäft. Sein Prinzipal wußte die außergewöhnliche Umsicht, Geschäftskenntniß und Ar beitskraft seines jungen Gehilfen wohl zu schätzen, nahm ihn bald als Theilhaber aus und mußte nun, nach zweiunddreißigjährigem einträchtigen Zusammenwirken, den treuen Mitarbeiter, der ihm eine feste Stütze und ein wahrer Feund geworden war, dahinscheiden sehen. Büchner's unermüdliche Thätigkeit in dem sich ihm bietenden ausgebreiteten Wirkungskreise, welche sich vornehmlich aus wissen schaftliche und gediegene Erzeugnisse der deutschen Literatur rich tete, hat dem deutschen Verlagsbuchhandel gar viele neue Absatz quellen erschlossen. Er war unter den Bücherfreunden und den ge bildeten Deutschen in den Vereinigten Staaten überall geachtet und durch seine Liebenswürdigkeit und Biederkeit allgemein beliebt und wird in weiten Kreisen schwer vermißt werden. Am schwersten frei lich empfinden seinen Verlust seine hochbetagte Mutter, seine Gattin und seine Kinder, von denen er einen Sohn schon im Geschäft Mit wirken zu sehen die Freude hatte. Noch bei seinem letzten Besuche in der Heimath — vor drei Jahren — sahen ihn seine alten Freunde geistig und körperlich so unverändert und frisch, daß sie für ihn am wenigsten ein so baldiges Ende befürchtet hätten. — Sein Name l wird in Ehren bleiben! R. 48
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