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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1888
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1888
- Sprache
- Deutsch
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Herr Generallieutenant-von Tschirschky, um im Namen der Armee zu danken und zu versichern, daß das deutsche Heer den Erwartungen des Vaterlandes gegebenen Falls wohl entsprechen werde. Wenn der Buch handel das nächste Generalstabswerk verlegen und vertreiben würde, so würde dieses hoffentlich die Geschichte eines sieg reichen Heeres enthalten. Dem sicherlich auch in Zukunft siegreichen deutschen Vaterlande weihte der Herr General lieutenant sein Glas Großer Beifall folgte dieser soldatisch kurzen und schnei digen Rede. Darauf ergriff Herr Parey unter allgemeiner Aufmerksamkeit nochmals das Wort zu nachstehender Ansprache, welche an vielen Stellen von jubelndem, sowohl dem Redner als dem Gegenstände der Rede geltendem Beifall unterbrochen wurde: »Im alten Römischen Reich Deutscher Nation hatten die Schwaben das Vorrecht, im Kampfe die Sturmfahue voran- zutragcn Meine Herren, in den neuen Kämpfen im Reiche des Buchhandels war es auch ein Schwabe, der die Sturm fahne vorantrug, es war Adolf Kröner aus Stuttgart im Schwabenland. Ihm soll mein Hoch gelten I Meine Herren, es ist in Ihrer aller Gedenken noch zu frisch, daß seit nun 10 Jahren, seit den Weimarer Konferenzen, unser verehrter Vorsteher im wesentlichen stets das erstrebte, dafür gearbeitet, gesprochen, agitiert hat, was in den heute in Kraft getretenen Satzungen niedergelegt ist und sich, so Gott will, be währen wird, als daß ich nötig hätte, an dieser Stelle näher darauf einzugehen. Sie wissen, daß sich um einen anfangs kleinen Kern ein immer größerer Kreis gruppiert hat, so daß man von einer Partei Kröner im Buchhandel reden konnte, welche in Frankfurt a/M. neun Zehntel aller anwesenden Mitglieder umsaßte, denn mit dieser Majorität wurden die Krönerschen Statuten mit stürmischer Begeisterung angenom men Diese Satzungen sind aber nicht das einzige Werk, welches die Krönersche Vorstaudsperiode dem Börsenverein hinter lassen hat, sondern auch dieses Haus ist dank der gewaltigen Initiative Kröuers entstanden Er verstand es, die Zaghaften mit sich fortzureißen, und jetzt sind auch diejenigen wohl beruhigt, welche die Ausführung eines solchen Monumentalbaues als ein zu großes finanzielles Wagnis des Verein» betrachteten; denn wenn nicht alle Zeichen trügen, wird der Verein auch finanziell durch diesen Neubau prosperieren. Aber neben dieser inneren Erneuerung des Vereins durch die neuen Satzungen und den Prachtbau dieses Hauses fällt auch noch in die Krönersche Vor stand-Periode die Beschießung einer Verkehrsordnung, der Über gang des Adreßbuchs in den Vereinsbesitz und der Abschluß der Welt-Litterarkonvention, welcher dem Börsenverein nun keinen Raum mehr läßt zu Arbeiten auf einem Gebiete, welche ihn Jahrzehnte hindurch in Anspruch genommen haben. Unser Vorsteher hat diese Erfolge erzielt, indem er, unbekümmert um entgegenstehende Schwierigkeiten, das Ziel fest im Auge behielt und in jedem Stadium der Entwickelung und des Kampfes stets das ganze Gewicht seiner Persönlichkeit ein setzte; er hat es erreicht, weil er der Macht seiner Beredsamkeit einen hohen Grad persönlicher L ebenswürdigkeit beizugesellen hatte. (Stürmischer Beifall.) So hat sich denn die sechsjährige Krönersche Vorstands periode zu der zweifellos glänzendsten Seite in der Geschichte des Börienvereius gestaltet und wenn mein Freund Kröner in diesen Tagen sein Amt in meine Hände übergiebt, so darf er mit Stolz seiner Thaten gedenken und des Dankes seiner Kollegen gewiß sein. Wir begleiten ihn aber mit de» herzlichsten Wün schen für sein Wohl, hoffen, daß er auch in Zukunft im Börsen- vercin ein Rufer im Streit sein wird und fassen alle Gefühle des Tankes, der Anerkennung seiner Verdienste, der neidlosen Billigung aller ihm widerfahrenen Ehren und aller persönlichen Freundschaft, die viele von uns mit ihm verbindet, zusammen in den Ruf: Adolf Kröner lebe hoch!« Stürmische Zurufe belohnen den Redner für seine aus voller innerer Empfindung heraus gesprochenen Worte. Herr Kröner fällt ihm um den Hals und beide Männer küssen sich herzlich und wiederholt. Dann ergriff Herr Kröner sein Glas und betrat, von nicht.endenwollen den Jubelrufen empfangen, die Tribüne. Es dauerte eine Weile, ehe er, sich immer und immer wieder dankend verneigend, zu Worte kommen konnte. Wir waren in der Erregung des Augenblicks und in die große die Rednerbühne umlagernde Menge eingekeilt, zur Nachschrift außer staude. Die denkwürdige letzte amtliche Rede des scheidenden Vorstehers hat sich aber so unauslöschlich in unser Gedächtnis eingegraben, daß wir die Hoffnung hegen, sie nach stehend beinahe wortgetreu wiedergeben zu können. Freilich wer den die Leser daraus nur entnehmen, was Herr Kröner sagte, nicht wie er es sagte, und gerade das Wie, der Ton, der Ton der Wehmut, der Leutseligkeit, der Schalkhaftigkeit verlieh dieser eigentlich so schlichten Rede ihre außerordentliche Wirkung. Herr Kröner sprach tiefbewegt: »Meine Herren! Die Worte, die ich eben gehört und die vielen Sympathiebeweise, die ich heute erfahren, haben mich tief gerührt. Meine Ehrlichkeit nötigt mich Ihnen hier ein Ge ständnis zu machen. Ich habe in den Kämpfen meines Amtes diesen Tag, an dem ich es niederlegeu würde, oft herbeigesehnt, ihn herbeigefleht, um die schwere Bürde von meinen ohnehin schwerbelasteten Schulter» abwälzen zu können. Nun, da er da ist, nun wird mir das Scheiden schwer (Bewegung), weil ich sehe, welche Anerkennung mir entgegengebracht wird, eine An erkennung, meine Herren, die weit hinausragt über das Maß meiner Leistung (Widerspruch.). Es wird mir schwer, mich von meinen Vorstandskollegen zu trennen, die Schulter an Schulter mit mir gestritten haben; aber wenn etwas mir den Abschied er leichtern kann, so ist es die Freude an meine Stelle einen ganzen Mann, einen Parey gestellt zu sehen! Mit Wehmut, aber auch mit herzlichem Danke sage ich dem Vorstände Lebewohl! Doch außer dem Vorstaude sind es noch andere Faktoren, die auf den Dank des scheidenden Vorstehers gegründetes Anrecht haben. Der Vorstand, meine Herren, ist wie ein prächtig gebundenes Buch, das so gestellt ist, daß es allen in die Augen fallen muß, die Ausschüsse aber, meine Herren, sind die Veilchen, die im Ver borgenen blühen (Große Heiterkeit) und die der Uneingeweihte ob ihrer Verborgenheit und Bescheidenheit übersieht. Diesen stillen aber so nützlichen und hingebendeu Mitarbeitern sage ich ebenfalls meinen tiefgefühlten Dank. Dank auch den Beamten des Börsenvereins, vor allem dem Herrn Generalsekretär Or. Schmidt, ohne dessen Beistand — ich gestehe es offen — ich mein Amt vor drei Jahren nicht hätte weitersühren können. Dank auch dem kenntnisreichen Bibliothekar, den pflichtgetreuen Redakteuren des Börsenblattes und endlich Dank auch dem guten alten Kastellan Bogen. Als ich vor sechs Jahren nach meiner Wahl die Treppen der alten Börse herunterschritt, da trat der alte Bogen an mich heran und sagte in seiner treuherzigen Weise: Nun, da wären Sie ja wohl zum Vorsteher gewählt, so wie Sie habe ich schon Viele kommen und wieder gehen sehen? (Große Heiterkeit) Ja, er hat recht gehabt der alte Bogen, er sieht auch mich gehen und er geht mit mir. Das hat er vor mir voraus, daß er vierzig Jahre dem Börsenverein diente und ich nur sechs. Darin ist mir also der alte Bogen sozusagen ,über' (Heiterkeit), aber an Treue zur Fahne da bin ich ihm gleich. (Bewegung.) Ich teile zwar nicht die Ansicht vieler, daß die Kämpfe jetzt erst losgehen werden (Heiterkeit); aber das ist sicher, die Schlacht ist noch nicht zu Ende und mancher harte Strauß wird noch von harten Streitern gekämpft werden. Ich erinnere mich
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