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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1888
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1888
- Sprache
- Deutsch
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jüngeren Generationen, bewußt oder unbewußt, von Bismarck- schem Wesen, von Bismarckscher Lebensanschauung erfüllt sind, und das gilt namentlich auch von der heutigen akademischen Jugend, welche die Zukunft des Vaterlandes bedeutet-, denn der Student von heute und morgen beginnt mit dem Schluß des Jahrhunderts in die leib nden Stellen einznrückeu. Wenn die Wir kung, welche Fürst Bismarck ans die deutschen Verhältnisse aus- geübt hat, auch nicht auf allen einzelnen Gebieten und in allen einzelnen Berufskreisen sofort zu Tage liegt, vorhanden ist er überall und nicht zuletzt im deutschen Buchhandel, der seit fünf undzwanzig Jahren einen ungeheueren Ausschwung genommen hat und dessen Zusammenfassung im Börsenvereiu durch die heute in Kraft getretenen Satzungen straffere Formen ange nommen hat, die sich auch in der Richtung Bismarckscher wirt schaftlicher Prinzipien bewegen. Was wiegt aber der Segen, welcher jedem einzelnen Stand in Deutschland aus des Fürsten Bismarck Wirken erwachsen ist, gegen den ungeheueren Gewinn,/ daß wir nicht mehr das Aschenbrödel unter den Nationen sind, und daß jeder Deutsche sein Haupt stolzer erheben kann und aus erhöhtem Selbstbewußtseiu den Mut schöpft zu kraftvollerer Thütigkeit! Möchte es, meine Herren, dem Vaterlande beschic ken sein, unseren großen Kanzler noch viele Jahre am Steuer ruder des deutschen Staatsschiffes zu sehe», das eines solchen Piloten bedarf, um gegen Wind und Wetter, gegen die Bran dungen, die von Ost und West drohen, anszukreuzen, und möchte es dem Kanzler beschicken sein, die Zeit noch zu sehen, in welcher Europa die Machtstellung unseres Vaterlandes als etwas Unabänderliches hingenommeu hat und niemand mehr daran zweifelt, daß das Deutsche Reich den Frieden bedeutet. Erheben Sie, meine verehrten Herren, die Gläser und trinken Sie mit mir auf das Wohl des großen Kanzlers, des treueste» Dieners Seiner Majestät des Kaisers, des Baumeisters des Deutschen Reichs, des deutschesten Mannes, des Fürsten Bismarck. Er lebe hoch, hoch, immerdar hoch!« (Stürmischer Beifall.) Der nächstfolgende Redner, Herr vr. Eduard Brockhaus, lenkte die Geister von dem Gebiete der hohen Politik ab auf das der Litteratur und Wissenschaft. Wie immer in sehr gewählter Sprache führte Herr l)r. Brockhaus aus, »daß es unmöglich sei, an einem solchen Tage diejenigen zu vergessen, welchen der Buchhandel die allergrößte Dankbar keit schulde, die Vertreter der Litteratur und der Wissen schaft. Der Herr Rektor der Universität habe heute vormittag sich in geistvoller Weise über die engen Beziehungen zwischen Wissenschaft und Buchhandel ausgesprochen-, ihm sei dankend erwidert, daß der Buchhandel diese Gesinnungen teile, und, um ihnen auch äußerlich Ausdruck zu geben, wolle die Versammlung ihre Gläser erheben und anstoßen aus das Wohl der Vertreter der Litteratur und der Wissenschaft, besonders der Professoren und namentlich der Professoren der Universität Leipzig«. (Großer Beifall) Die Stimmung war inzwischen unter den Einflüssen von Festwein, Bordeaux und Sekt eine derartig begeisterte geworden daß mau in dem ohrenzerreißenden und nervencrschütternden Lärm seinen eigenen Nachbar kaum mehr verstand. Besonders lustig ging es in den Nebensälen zu. Die dort tafelnden Herren hatten nach einigen vergeblichen Versuchen schon längst die Hoffnung auf gegeben, auch nur ein Sterbenswörtchen von einer der vielen Reden zu verstehen. Sie fühlten sich deshalb nicht verpflichtet, auf die Vorgänge im Hauptsaalc allzu große Rücksicht zu nehmen, spielten »Secession«, stellten ihre eigenen Redner auf, und von Zeit zu Zeit tönte gänzlich unbegründet scheinender Hurrahruf aus den Nebensälen in den Festsaal hinein. So entschuldbar das war, so hatte es doch die unangenehme Folge, daß die mit Spannung erwartete Rede des geistvollen ksvtor muAniLoua uns fast gänzlich verloren ging. Aber wenn Herr Geh. Hofrat Prof. l)r. Ribbeck auch nur wenige Worte in den tosenden Lärm hineinsprach, so sind diese doch äußerst wichtig und erfreulich. Der Herr Redner trank gräm lich »auf die Zukunft des deutschen Buchhandels ans Grund der neuen Satzungen.« Von dieser bedeutungsvollen, mit großem Beifall auf genommenen Kundgebung des berühmten Philologen ist nur zu wünschen, daß die in ihr zum Ausdruck gelangte Gesinnung auch in weiteren akademischen Kreisen Wurzel fasse. Der Vorsitzende des deutschen Schriftstellerverbaudes, Herr Robert Schweichel, ein würdiger Greis, bestieg darauf die Rednerbühue, um die Errungenschaften des Buchhandels zu preisen und — im Tone völliger Hoffnungslosigkeit — den Wunsch aus zusprechen, daß auch die deutschen Schriftsteller dereinst einen solchen Prachlbau ihr eigen nennen könnten Sodann deutete Herr Schweichel in sehr sinniger Weise den im neuen Buch- Händlerwappen mit der Fackel des Geistes sich kreuzenden ^ Merkurstab als die notwendige Verbindung des Idealen mit dem Reellen und schloß mit einem Hoch auf das einträchtige Zusammengehen der Autoren und Verleger seinen beifällig aufgenommenen Vortrag. Herr Müller-Grote, das Glas erhebend, mit lauter, fester Stimme: Auf die BaumeisterI (Großer Beifall und lebhafte Zurufe) Zum Danke erhebt sich nun der Architekt Herr von Groß- heim. Die Gedankenarbeit merkt man seinem geistreichen Gesicht, das durch die tief in die Stirn hängende» Haare etwas Finsteres bekommt, wohl an. Herr von Großheim sprach ungefähr Folgendes: »Die anerkennenden Worte des geehrten Vorredners haben mich und meinen Freund mit großer Genugthuung erfüllt. Es ist für uns ein sehr bedeutungsvolles Ereignis, daß Sie in diesem neuen Hause eine Verkörperung des Verems erkennen und daß es Ihnen hier auch wohl gefällt. Aber wir Architekten sind doch nur ein Glied in der Kette, neben und unter uns wirken noch viele Kräfte, deren Hingebung, deren Intelligenz, deren Fleiß und Pflichtgefühl zu dem Gelingen des Werkes in hervorragender Weise beigetragen haben: die Bauunternehmer, die jüngeren Bauleiter, die Ge hilfen u. s. w. Aber den ganzen Organismus, die ganze aus Hunderten von Ringen zusammengesetzte Kette leitete eine stille Kraft, das ist der aus der Mitte des Vereins erwählte Bauausschuß Er hat die Vorschläge erwogen, beraten und zur Reife gebracht, er hat in ebenso liebenswürdiger wie energischer Weise sich der Sache angenommen. Wir Architekten und nicht weniger alle Vereinsmitglieder sind dem Bauausschuß und vor allem dessen Vorsitzenden, Herrn Ernst Seemann, zu lebhaftem Dank verpflichtet. Der Bauausschuß lebe hoch!« (Beifall.) Herr Siebeck-Freiburg: »Hochverehrte Festversammlung! Wir haben heute das neue Buchhäudlerbanner von unseren Frauen und Jungfrauen als ein Banner des Friedens ent- gegeugenommen und treu wollen wir zu ihm halten. Der Buchhandel bedarf zum Gedeihen seiner Arbeit des Friedens und das Haus, das wir heute geweiht, ist ein Zeichen der Kraft und der Macht, zu welcher der Buchhandel in den Jahren des Friedens sich entwickelt und entfaltet hat. Diesen Frieden verdanken wir — nicht zum mindesten — unserem deutschen Heere, das uns den Frieden nicht bloß erkämpft, sondern auch seit siebzehn Jahren erhalten hat. Lassen Sie uns, meine Herren, dessen heuie dankbar gedenken und cinstimmen in den Ruf: unser deutsches Heer, es lebe hoch!« Zur Erwiderung auf diese Rede, die mit einer Stimme vorgetragen wurde, welche selbst die des Herrn Bergstraeßcr an Stärke übertriffl, erhob sich der Höchstkommandierende Leipzigs
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