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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1888
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1888
- Sprache
- Deutsch
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Zahlreiche Namen von bestem Klange, Zierden von Staat und Stadt gehören dem Buchhandel an. Auf den im Dienste von Pflicht und Recht und Vaterland stehenden Deutschen Buchhandel brachte der Herr Redner ein Hoch aus! Daß Leipzig bei einem Feste, zu dessen Gelingen es so viel beigctrageu, nicht vergessen wurde, ist selbstverständlich. Einem der besten Redner des Börsenvcreins, dem neugewählten zweiten Vor steher, Herrn Arnold Bergstraeßer aus Darmstadt, wurde es zu teil der allen stolzen Stadt zu huldigen, und er entledigte sich seiner überaus dankbaren Aufgabe durch eine Rede, in der alles kräftig und markig war: der Gedanke, der Ausdruck und nicht zum mindeste» der Ton, der sich mit bewundernswerter Stärke und Klangfülle der mächtigen Brust des Redners entrang. Herr Bcrg- straeßer sagte ungefähr folgendes: »Wenn ini künftigen Jahrhundert eui Geschichtsschreiber neue Bilder aus der deutschen Vergangenheit bringen will, dann wird er bei der Kulturbewegung der letzten Jahrzehnte nicht nur mitteilen, wie deutscher Sinn und Fleiß die Früchte seines Strebens unter dem Schutze der deutschen Flagge im siegreichen Wettbewerb in den entferntesten Teilen der bewohnten Erde zur Geltung brachte, nein, er wird auch erzählen von einem neu er blühten, einen ungeahnten Ausschwnng nehmende» Städteleben. Er wird erzählen, daß im Gegensatz zu der Zeit, als die Bnchdruckerkunst ihre ersten Kreise zog, wo zum Schutze friedlicher Arbeit die Städte sich mit Wällen und Verteidigungstürmen umgeben mußten, die Städte des achten und neunten Jahrzehnts unseres Jahrhunderts ihre Thore weit öffneten, um alle die jenigen freudig anfzunehmen, welche unter dem Schutze fest gefügter reichsgesetzlicher Ordnung ihr Leben berufsmäßiger Arbeit widmen wollen. Er wird erzählen von den großen Gemeinwesen, die, alle praktischen Erungenschasten in ihren Dienst stellend, ihren Ein wohnern den Boden bereiten, auf dem sie mit Fleiß, Geschick und Ausdauer auch heute noch zum Wohlstände gelangen können. Und wenn er dann an einem Beispiele beweisen will, was Liebe zur Vaterstadt, Hochherzigkeit der Gesinnung, feines Verständnis für den Organismus einer Bevölkerung zu leisten im stände sind, dann wird er auf die Stadt verweisen, in der wir unser neues Heim errichtet haben, auf die Stadt Leipzig. Meine Herren, man braucht nicht Buchhändler zu sein, um von der Bedeutung des Gemeinwesens der Stadt Leipzig durch drungen und von Anerkennung erfüllt zu sein Gehört man aber unserem Berufe an, meine lieben Freunde und Kollegen, dann wissen wir, daß uns ein Band wohlwollender, freundschaftlicher Gesinnung mit Leipzig verbindet, dann wissen wir, daß wir hier in Leipzig ein ideales Bürgerrecht genießen. Und das möge uns für alle Zeiten verbleiben. An der Spitze aber dieses großartig entwickelten Gemein wesens mögen immerdar Männer stehen mit dem weiten Blick und der Thatkrafl des heutigen Rates und der Stadtverordneten Möge Leipzig wachsen und gedeihen ; möge es immerdar die Hauptstadt des deutschen Buchhandels verbleiben und als solche unter dem Schutze unseres mächtigen deutschen Vaterlandes den deutschen Buchhandel auch da zur Geltung bringen, wo heute noch der Einfluß anderer Nationen der vorwiegende ist. Meine Herren, die Stadt Leipzig sie lebe hoch, und abermals hoch und nochmals hoch!« (Großer Beifall) Ein allbekannter und allbeliebter Gast, Herr Oberbürger meister Or Georgi, betrat nun die Rednerbühne, um dem Vor redner und der Versammlung für die der Stadt Leipzig dar gebrachte Huldigung zu danken. In überaus launiger Weise führte der Herr Redner dann weiter aus, »daß, wenn der Neid überhaupt Platz hätte in seinem Herzen, er dann zweierlei beneiden würde, erstens den Börsenverein um seinen Vorstand und zweitens den Vorstand um seinen Verein. (Große Heiterkeit und Beifall.) Es sei großartig, einen solch' zielbewußten Vorstand den Verein mit sich fortreißen zu sehen, und es sei herzerfreuend, das Vertrauen zu beobachten, das die Vereinsmitglieder dem Vorstande in allen Lagen be wahren. Möge der Börsenverein immer dieselbe Lebensfähig keit zeigen, wie heute bei diesem herrlichen Feste, möge die heute gestiftete Fahne stets einer den höchsten Zielen zustreben den Gemeinschaft vorgetragen werden, möge stets Einvernehmen zwischen Vorstand und Verein herrschen und die Leitung stets so bedeutenden und umsichtigen Männern, wie wir sie heute um uns sehen, anvertraut sein!« Auf das Wohl des Vorstandes, besonders aber auf das des jüngsten Leipziger Ehrenbürgers, des Herrn Kröner, leerte der Herr Redner unter großem Beifall sein Glas. Als das erste von Felix Dahn gedichtete Festlied »Weihe des Hauses« nach der Weise des »Os.uck<mwu8 i^itur« gesungen war, erschien, von Beifall begrüßt, der neugewählte Vorsteher, Herr Parey auf der Tribüne. Auch wenn man das eiserne Kreuz auf seiner Brust nicht sähe, würde man doch sofort aus jeder der raschen und energischen Bewegungen der kräftigen Gestalt den früheren Offizier erkennen. Entschlossenheit blitzt in den dunkeln Augen und lagert um die Lippen des von einem starken Schnurrbart beschatteten Mundes. Herr Parey sprach etwa wie folgt: Hochzuverehrende Herren! »Bei der Einweihungsfeier eines so stolzen Baues wie dieses Haus, unter dessen Dach der deutsche Buchhandel raten und thaten wird, richten sich die Gedanken von selbst auf einen andern vor Jahrhunderten gewaltigen Bau, der dann vielfach erschüttert und verfallen, niemand mehr Schutz gebend, in den ersten Jahren unseres Jahrhunderts vollends in Trümmer ging, dessen Wiederaufbau man nur in Träumen zu hoffen wagte, der aber dennoch vor unfern Augen wieder erstanden ist in ungeahnter Herrlichkeit: das Deutsche Reich. Sein Bauherr, unser großer Kaiser Wilhelm, an dessen Bahre vor wenig Wochen ein deutscher Dichter*) sang: So lang vom Berg zum Meere Durch Deutschland fließt der Rhein, Wird bei dem deutschen Volke Sein Kaiser Wilhelm sein, sein Bauherr ging zu den Unsterblichen ein; aber sein Bau meister lebt und wie ich vor zwei Jahren auf den Grundstein dieses Hauses meine drei Hammerschläge zu seiner Ehre that, so widme ich ihm heute dieses Glas, ihm, dem gewaltigen ersten Kanzler des Deutschen Reiches, Fürsten von Bismarck. Meine Herren, daß Fürst Bismarcks Dichten und Trachten vom Tage seines Eintritts in den Staatsdienst an der Größe des Vaterlandes galt, das gehört der Geschichte an, daß in allen deutschgesinnten Männern für sein Thun und Gelingen ewige Dankbarkeit lebt, fühlt jeder von uns im tiefsten Herzen, aber an einem Tage wie der heutige, ist es Pflicht und Freude, diesen Gefühlen erneuten, lauten Ausdruck zu geben Meine Herren! Es sind nicht nur die großen politischen Thaten des Kanzlers, welche ihn uns zu einer so gewaltigen Erscheinung machen, es ist fast ebenso sehr seine Art und sein Wesen, sein Denken und Wollen, ich möchte sagen, seine Methode, deren Grundzug brutale Ehrlichkeit ist — In der That müssen wir bis auf Luther in der deutschen Geschichte zurückgehe» um einen Mann zu finden, der ihm ähnlich wäre in der gewaltigen Wirkung seiner Individualität auf seine Zeit und Nation. — Das aber ist gerade das Zeichen des wahrhaft großen Mannes, daß er die Mensche» zwingt, sich innerlich mit ihm ab,,ufinden, daß er seiner Zeit den Stempel seines Genius ausdrückt. In Deutschland ist es aber leicht zu sehen, daß die Gene rationen, welche 1864 bis 1871 die Waffen trugen und alle *) Ernst von Wildenbruch. Red.
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