Heftrand 6472 BörlenriaU s. d. Dlschn. vuchhandel. Fertige Bücher. X- 131, 8. Juni 1922. Was sage ich über Rikola-Erscheinungen? Ein Merkblatt für die Kollegen im Sortiment Nr. 25 Glaßbrenner,A-olf. Bilder u. Träumeaus Wien Käufer: ,Jch sehe in Ihrem Schaufenster Adolf Glaßbrenner ,Bilder und Träume aus Wien". Ist das jener Glaß- irenner, der „Berlin, wie es ist und — trinkt" ge- chrieben hat?" Verkäufer: ,Ja! Es ist der berühmte Schilderer des Berliner Volks- ebens, der seinerzeit Spree-Athen für die Berliner ent deckte und dessen Skizzen von keinem seiner Nachahmer mehr erreicht wurden. Die Entstehungsgeschichte des vorliegenden Bandes ist recht interessant: Sein Ver- eger Volckmar sandte ihn 1835 studienhalber nach Wien, und 1836 erschien bereits das Buch. Da aber die eingestreuten polltisch-satirischen Bemerkungen das Mißfallen der Wiener Polizei erregten, wurde es vom deutschen Bundestage verboten." Käufer: „Wie kann nur Glastbrenner, dieser Ur-Berliner, )as Wesen Wiens und der Wiener erfaßt haben?" Verkäufer: „Und doch ist ihm dies gelungen wie keinem Zweiten. Seine Skizzen sind von einem höchst lebendigen histo rischen Interesse; er sah Nestroy spielen, Raimund, Anschütz, Laroche und Fichtner. Er konnte die Demoiselles Müller, Therese Peche und die Löwe bewundern; ja selbst den Dichter Raupach in seinen berühmten Rollen." Käufer: „Sehr interessant! Aber gehen die Schilderungen auch über das Kunstleben im alten Wien hinaus?" Verkäufer: .Freilich! Das Wien dieser Zeit steigt wirklich in reizenden Träumen vor uns empor; Strauß und Lanner spielen zum Tanze, und im Prater rollen die Wiener Fiaker. Die Volkssänger singen ihre neuesten Gassenhauer in den Heurigenschenken, und am Glacis promeniert die vornehme Welt. Auf 13 Bildtafeln ehen wir interessante Typen, Gebäude und Volksszenen aus dem vormärzlichen Wien, und man legt schließlich das Buch mit dem Gefühl aus der Hand, daß es Glaß- brenner vielleicht besser als je einem Wiener gelungen :st, das Wesentliche und Interessante zu sehen."