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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.10.1921
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- 1921-10-05
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- 05.10.1921
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Redaktioneller Teil. ^» 233, 5. Oktober 132k, Es ist nicht leicht, ein klares Bild der gegenwärtigen Wirt schaftslage im Buchhandel zu erhalten. Was zunächst denVer - lag angeht, so scheint sich hier eine Umwälzung dessen anzu bahnen, was wir seit den letzten Jahren des Krieges beobachten konnten. Erlebte der schönwissenschaftliche Verlag, wie er selbst zugab, in diesen Jahren und noch bis in das Jahr lS20 hinein eine Hochkonjunktur, während der wissenschaft liche Verlag eine schwere Krisis durchzumache» hatte, so scheint allmählich ein Umschwung eintreten zu wollen oder zum Teil bereits cingetreten zu sein, der sich in der Richtung eines gewissen Ausgleichs geltend macht. Das Wiederaufleben der wissenschaftlichen Arbeit, die Belebung der Hochschulen, die lang sam einsetzende Wiederaufnahme des internationalen Austausches wissenschaftlicher Literatur haben die Krisis im wissenschaftlichen Verlage überwinden helfen und wieder einigermaßen stabile Ver hältnisse geschaffen. Dagegen hat die unvermeidbare Steigerung der Preise schönwissenschaftlicher Literatur — mögen oie Preise vergleichsweise auch heute immer noch billig zu nennen sein —, dazu die wieder wachsende Auswahl anderer zu Gescheiten und zur Verschönerung des Daseins dienender Gegenstände im Publi kum wieder mehr das Gefühl aufleben lassen, daß die Anschaf fung eines Romans usw. zu den Luxusausgaben gerechnet wer den muß, die sich heute nicht allzuviele mehr leisten können. Jedenfalls wird als Tatsache immer wieder bestätigt, daß der Stückumsatz an schöner Literatur schon seit dem Winter im Rück gänge befindlich ist, und daß sich diese Absatzstockung in den letzten Monaten immer schärfer fühlbar geinacht hat. Wenn es sich dabei nicht um eine vorübergehende Erscheinung handeln sollte, so wird bald genug auch ein Rückgang in der Produktion eintreten, wie es ja beim wissenschaftlichen Verlage in den Zeiten seiner Krisis auch der Fall war. Das beste Zeichen dafür, daß der wissenschaftliche Verlag die schlimmsten Zeiten der Tiefkonjunktur überwunden haben dürste, ist das gewaltige Wiederanschwellen seiner Produk tionskraft, die Inangriffnahme neuer, großer Unternehmungen, die Wiederbelebung auch der Herausgabe monographischer Lite ratur. Der wissenschaftliche Verlag fühlte sich dadurch auch in den Stand gesetzt, gewisse Opfer auf sich zu nehmen, um dem festen Ladenpreise für seine Artikel wieder zur Einführung zu ver helfen; sein Wille zum Frieden und zur Verständigung wuchs, als er sich wirtschaftlich sicherer und nicht mehr so bedroht fühlte wie in den letzten Kriegsjahren. Umgekehrt hat der Rückgang der Konjunktur im schönwissenschaftlichen Verlage eine gewisse Ner vosität erzeugt, die nicht ohne Einfluß auf die Verhandlungen mit dem Sortiment geblieben ist. Es muß an dieser Stelle einmal daraus hingewtesen werden, welch unterschiedliche Bedeutung dem »Umsatz« im Verlag und Sortiment zukommt. Das einzelne Sortiment kann mit seinem Umsatz« auch in Zeiten rückläufiger Konjunktur, bei einem Rück gang des Stückabsatzes, noch auskommen, wenn die Erhöhung der Preise der von ihm verkauften Bücher einen Ausgleich schafft. Tritt dazu etwa noch eine Erhöhung des Verlegerrabatts oder des Sortimenter-Teuerungszuschlags, so kann die wirtschaftliche Lage des Sortiments unter Umständen noch in einer Zeit als befriedigend angesehen werden, in der der Verlag sich schon in schwerer Sorge befindet. Denn seine Existenz ist absolut ab hängig vom Stückumsatz; er kann nur bestehen und weiter produ zieren, wenn es ihm gelingt, seine Auflagen möglichst rasch ab zusetzen. Seine Prcisstellung ist abhängig von der Höhe der Herstellungs- und Gestehungskosten einer ganzen Auflage; ein höherer Ladenpreis bedeutet für ihn zunächst keinen Mehr gewinn wie für das Sortiment; er wird verursacht durch eine manchmal bedenkliche Steigerung seines investierten Kapitals und damit seines Risikos und erhöht schließlich die Sorge um die Absatzfähigkeit seiner Erzeugnisse. Deshalb ist der Verlag im allgemeinen an der Niedrighaltung der Preise seiner Bücher leb haft interessiert; angesichts des Spekulationscharakters seiner Ware muß er zunächst und vor allem überhaupt umsetzen und ab setzen, um sein Kapital wieder zu liquidieren; sein Gewinn be ginnt erst in dem Augenblicke, in dem er durch den Absatz die volle Summe seiner Aufwendungen zurückerhalten hat. In ungleich leichterer Lage ist das Sortiment: sein Risiko verteilt sich auf eins große Zahl von Objekten: kluge Auswahl. Kenntnis seines I4SS Publikums u. a. können dieses Risiko noch weiter wesentlich ver ringern. Ein Mindestgewinn an jedem verkauften Buche ist ihm gesichert; höherer Preis bedeutet ihm höheren Gewinn; rein wirt schaftlich betrachtet kann es ihm nur lieber sein, weniger Exem plare eines Werkes zu einem möglichst hohen Preise als viele billiger und damit mit geringerem Nutzen abzusetzen. Daher kommt es, daß das Sortiment das dringende Interesse des Ver lags an der tunlichsten Beschränkung der Preise, zumal der Neu erscheinungen, nicht allenthalben in Berücksichtigung zieht und in dem verlcgerischen Streben auf Abschaffung des Sortimenter- Teuerungszuschlags vielfach nur Mißgunst seitens des Verlags erblickt. Das wohlverstandene Interesse aber des ganzen Buch handels erfordert aus wirtschaftlichen wie aus kulturellen Grün den vernünftiges Matzhalten in der Preisfestsetzung. Die wirtschaftliche Lage im Sortiment kann im Berichtsjahre im ganzen als zufriedenstellend bezeichnet wer den, wenn auch die Berichte darüber weit auseinandergehen. Ge klagt wird allenthalben über die erhebliche weitere Steigerung der Unkosten. Immerhin war in den letzten Monaten eine gewisse Stabilität, eingeireten und damit auch die Hoffnung auf eine baldige Wiederkehr einigermaßen gleichmäßiger, sicherer Verhältnisse ausgelebt — eine Hoffnung, die sich heute schon als trügerisch erwiesen hat. über die Gestaltung des Umsatzes ist Näheres schon weiter oben ausgesührt worden; über die Wirkungen der Veränderung und des teil weisen Abbaus der Notstandsordnung wird an anderer Stelle zu sprechen sein. Das Sortiment blickt angesichts der bevorstehenden wesentlichen Erhöhung feiner Unkosten, der Zurückhaltung des kaufenden Publikums, der Steigerung der Kosten der Lebenshal tung und des zunehmenden Kapitalbedarfs nicht ohne Sorge in die Zukunft - eine Sorge, die ihm auf die Dauer weder durch eine Erhöhung des Verlegerrabatts, noch durch eine solche des Teuerungszuschlags abgenommen werden kann, da beide Maß nahmen wieder preiserhöhend und damit absatzhemmcnd Wirten müssen. Der Buchhandel wird sich mit dem Gedanken vertraut machen müssen, an die Stelle dieser Mittel, von denen nur allzu viele Berufsgenossen trotz mancher bisherigen Enttäuschung noch immer allein das Heil erhoffen, eine großzügig eingeleitete und planmäßig durchgeführte Aktion nach anderer Richtung hin treten zu lassen. Manches würde heute schon besser sein, wenn wir, anstatt unsere Kraft in inneren Kämpfen zu verbrauchen und die Öffentlichkeit als Schiedsrichter in Dingen anzurufen, in denen sie Partei ist, diese selbe Öffentlichkeit in gemeinsamer Arbeit unseren Zwecken dienstbar gemacht hätten. Anstatt Verwirrung und Mißtrauen in die Reihen des Publikums zu tragen und damit sich selbst einen wirtschaftlichen und moralischen Schaden in gar nicht zu bestim mender Höhe zuzusügen, hätte man es immer und immer wieder und auf immer neue Art darüber aufklären müssen, daß es kaum eine andere Ware gibt, deren Preis vergleichsweise so niedrig geblieben ist wie das Buch. So leicht es gelingt, den einzelnen Bücherkäufer von dieser Tatsache zu überzeugen, wenn man ihn aus Vergleichsobjekte hinweist, so fest hat im großen Publikum die Anschauung Platz gegriffen, daß Bücher unverhältnismäßig teuer geworden seien — eine Anschauung, die niemals unbegrün deter gewesen ist als jetzt, nachdem es dem Verlag mit schweren Mühen gelungen ist, die durch die Preiserhöhung der Rohstoffe des Buches und der Arbeitslöhne unvermeidlich scheinende ge waltige Verteuerung durch Erhöhung der Auflagen, Verwendung geringerer Stoffe für Papier und Einband, Beschränkung seines Gewinns u. a. zu einem wesentlichen Teile dennoch zu vermeiden. In origineller Weise haben verschiedene Sortimenter dem Publi kum mit Hilfe ihrer Schaufenster deutlich gemacht, wie gering die Preissteigerung der Bücher im Verhältnis zu der anderer Waren, besonders der dringendsten Bedarfsartikel, ist. Eine solche Gegen überstellung ergibt für eine Anzahl von Bedarfsgegenständen, Ge nuß- und Lebensmitteln einen Aufschlag von 1800^, während bei einer gleichen Anzahl von Büchern sich die Erhöhung auf nur 4532S beläuft. Ausstellungen und Zusammenstellungen solcher Art sollten in jeder Stadt veranstaltet werden. Dem gleichen Zwecke der Ausklärung des Publikums dienen kurze, feuilletonistisch-anekdotisch gehaltene Skizzen, die von den Zei-
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