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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1922
- Strukturtyp
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- 1922-03-13
- Erscheinungsdatum
- 13.03.1922
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- Deutsch
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X- 6l, IZ. März 1922. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. gänzung und geringen Ausbaues an sich. Die deutsche Industrie ist auch dieser Forderung schnell gerecht geworden, und dieselbe deutsche Schreibsederfabrik von Heintze L Blank- kertz, die im Jahre 1856 als erstes einheimisches Unternehmen die Stahlfederfabrikation ausgenommen hatte, schuf auch die neu zeitlichen Kunstschriftwerkzeuge. Gleichzeitig läßt es sich die Firma angelegen sein, dem Wunsch nach geeigneten Vorlage werken Rechnung zu tragen. Was an der jungen und noch wenig umfangreichen Literatur geboten wird, ist gediegenes Ma terial, das sich an den eigens zur Pflege der Kunst- und Reklame- schrist ins Leben gerufenen Unterrichtsschulen schnell seinen Platz gesichert hat und niemandem unbekannt sein sollte, den das Fach angeht'1. Die neuschöpferische Umbildung der Schrift, soweit sie im Dienste des Reklamewesens steht, mußte ferner um so unmittel barer geschehen, als die R e kl a m e s ch r if t schon lange an ihrem überlebten System kränkelte, das als ungemein schwerfällig anzusprechen ist. Mag die lange Zeit bevorzugte Pinselschrift einem gewandten Schreiber noch so flott und sauber von der Hand gehen, ihr mühseliges Ausmalen erscheint rückständig gegenüber den Anforderungen der Zeit. Viel An spruch auf Gefälligkeit und Charakteristik vermag sie ohnehin nicht zu erheben. Man ist bei den abgegriffenen Buch st abenfigureninfa st unveränderterForm stehen geblieben, die der lackschristbeslissene Kauf- mannslehrling zurechtzupinseln hatte. Ganz anders die Wirkung einer Beschriftung von Plakaten und Reklameanzeigen auf der Basis der modernen Kunstschrift und ihrer Thpenbilder und unter Anwendung der eigens dazu hergestellten Kunstschriftwerkzeuge! Sie entspricht der geklärten Geschmacksrichtung, welche der Reklameschrist eine klar umgrenzte Mittelstufe zwischen der kursiven Schrift einer seits und der künstlerischen Buchschrift andererseits anweist. Die letztere trägt den Stempel des künstlerischen Emp findens ihrer Zeit und ist bestimmt, die Jahrhunderte zu überdauern. Die Schreibschrift hingegen, in der Regel nur für den Augenblick geboren, hat dem Wunsch nach hoher Schreibflüchtigkeit, verbunden mit guter Lesbarkeit, zu entsprechen. Auf mehr als Augenblicksgeltung indes ist die Reklameschrist berechnet, ohne daß sie das HeutemitderZukunftzuüberbrückenhat. Sie ist uns aber, namentlich bei Anwendung im Freien, oft ständig vor Augen und darf daher um so weniger störend oder ver letzend aus das Auge wirken. Sie zeigt sich m i t d em m o d er- nen Geschäftsleben, dem täglichen Verkehr un löslich verbunden. Das Gesamtbild einer Ausstellung, Messe, eines Geschäftsviertels, die ganze charakteristische Bildwir kung einer Industriestadt ist von ihr abhängig, steht und fällt mit ihr. Daher die Forderung, welche sich jeder Fachmann zum Vvr- nehmsten Gebot machen sollte: Die neuzeitliche Reklameschrist sei klar, leserlich und auffällig, dabet aber nicht störend für das Auge und aufdringlich. Das ganze Schriftbild soll der Umge bung und dem Zweck angepaßt sein; es darf nie verunzierend und häßlich wirken. Die Buchstabenbilder wähle man gedie gen in der T h p enb i l d ung; das Blockschrift skelett allein erscheint abstoßend und kalt. Der S ch r i f t ch a r a k t e r kann individuell künstlerisch gestaltet sein, aber frei von künstlichen und wertlosen Anhängseln. *1 Im Schristkundcnverlag Heintze L Blanckertz sind erschienen und empfehlenswert: Krause: »Mit Quell st ist und Feder«, zwei Teile, sowie »Deutsche Kopfschrift-, von demselben Ver fasser; ferner: »Die Schrift im Handwerk-, von Prof. E. Rornemann und Prof. P. Hampel, ein geschickt zusammen- gestellies zweiteiliges Vorlagenwerk, nach dem der Fortgeschrittene gern greift. Die »K u n st s ch r i f t m a p p e 6-, von Rud. Blanckertz zusammengestellt, enthält eine Sammlung von Schrift beispielen unserer bedenienbsien Künstler. Die Kenntnis der neuzeitlichen Kunstschristwerkzeugc, soweit sie der Fabrikant unter der Bezeichnung »Federn- in den Handel bringt, darf Wohl vorausgesetzt werden. Sie zeigen sich als die Summe praktischer Erfahrungen und theoretischer Versuche, wie man sie aus dem Wissen über historisches Schreibgerät gewonnen hat, und geben als einzig handgerechtes Werkzeug die breit schräge beziehungsweise breitstumpfe Feder. Die Ly-, A t o- und Redisfedern, auch Re disquell stifte ge nannt, genießen heute Weltruf. Letztere, mit kugelförmiger Schei benspitze versehen, ermöglichen ohne jede Druckanwendung immer gleichstarke Sch: istzüge, die keinen Unterschied zwi schen Haar« und Grundstrich aufweisen, den sogenannten Schnur zug. Die Ly- und Atofedern, links bzw. rechts ge schrägt, ergeben Schriftzüge mit abwechselnd dün nen und breiten Strichen, Bandzüge, um den greif baren Vergleich weiterzuspinnen. Die Schriftcharaktere aller Zeiten weisen diese beiden unterschiedlichen Merkmale aus. In die berufenen Unterrichts- und Fortbildungsschulen haben sich diese Kunstschriftfedern schnell Eingang verschafft; für den moder nen Graphiker, Techniker, Ingenieur, Kunstgewerbler und Kunst handwerker sind sie das unentbehrliche Gerät bei allen seinen Zeichnungen und Entwürfen geworden. (Vergl. das vorhin ange führte Buch: Die Schrift im Handwerk.) Für die Herstellung von künstlerischer Plakat, und Reklame schrift würde jedoch mit den Kunstschriftfedern allein nicht auszukommen sein. Den bedingten größeren Schristdimensionen angepatzt, werden sie daher noch durch Spezialschreibwerkzeuge er gänzt. Dieses sind dieTinter. Für größere und selbst riesige Schriftzüge zeigen sich die Tinter noch als zweckdienliche und geradezu ideale Schreibgeräte. Sie laufen in schreib- rechnischer Hinsicht natürlich den oben genannten Federn paral- lel, sodatz — wir unterscheiden zwischen Ato- und Redis- tintern — der eine wiederum Bandzüge, der andere Schnur züge hervorbringt. Der ungleich größere Tintenverbrauch hat hier eine notwendige Sondervorrichtung veranlaßt, eine Anzahl llbereinandergeschichteter Metallscheiben, die in ihrer Gesamt heit als Tintenstau wirken. Die Vorzüge, die sich mit diesen neuen Kunstschriftwerk zeugen bieten, liegen vor allem in der Möglichkeit, die Schrift zeichen oder wenigstens ihre Teile in einem einzigen glatten Zuge hervorzubringen, ferner in der gewährleisteten Sauber- keitdesArbeitens und der bisher unerreichten Arbeit?- b e s ch l e u n i g u n g. Auch schon bei wenig geübter Hand aber sind die Resultate geradezu verblüffend, über Handhabung des Gerätes und Einübung der Buchstabentypen gibt die angeführte Literatur hinlänglich Auskunft. Es sei hier nur der Übergang vom Leichten zum Schwereren, eine gewisse Vorschulung mit dem Redis anempfohlen, ehe man zum Ato-Tinter übergeht. Bei der leichten Erlernbqrkeit des Beschriftens mit dem modernen Gerät darf man erwarten, daß dieses in seinem Sie ge s z u g e nicht innehalten wird, bis endlich das letzte unzeitgemäße und geschmacklose Schild und Re- klameplakat aus dem Stratzenbilde verschwun den ist, bis keine Preisanzeige oder -tafel, kein erläuterndes Textschild Laden und Schaufen ster mehr verunziert. Es bedarf kaum einer höheren Geschmackskultur, um sich der abschreckenden Häßlichkeit schon bewußt geworden zu sein, in der manchmal ein Warenhausschaufenster, mit Ausverkaufsangeboten windschiefster Schmierschrift garniert, reinweg strotzt. Und immerhin noch beleidigend genug ist die Wirkung aus mein Auge, wenn ich die Schaufensterauslage einer Buchhand lung, die sonst gewandt und mit Verstehen ausgebreitet ist, jäh zerrissen sehen muß durch dazwischengewürfelte handschriftliche Schilder, bei denen anscheinend mehrere Lehrlinge sich an dem Bürgerschulalphabet ihres Heimatstädtchens mit ihrer Kunst der- sucht haben. — Der duftige, zarte Schimmer erlesener Seiden und warm-weicher Sammet, von liebevoller Hand in edlem Falten wurf zu fein nuancierter Farbabtönung gebreitet, sie müssen an eigenartigem Zauber verlieren, wenn schlechtes und ungraziöses Geschreibsel sie als »Crepe cke Ckine« und kostbaren »Velour» Okiiton« bezeichnet. ii»
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