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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.01.1922
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- 1922-01-19
- Erscheinungsdatum
- 19.01.1922
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2111 lm Nr. 16 (R. 1>). Leipzig, Donnerstag den 13. Januar 1922. 89. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Berliner Brief. i. «Letzter Brief siehe Bbl. 1921, Nr. 292.) Normales Weihnachtsgeschäft. — Die Erziehung zum guten Buch. — Wieder die Stadt der Arbeit! — StinneL und Vera. — Kleinigkeiten. Im Gesamtüberblick läßt sich das Weihnachtsge schäft des Berliner Buchhandels als normal bezeichnen. Pessi misten und Optimisten sind nicht auf ihre Rechnung gekommen. Man hat seinen Abschluß Wohl überall mit voller Befriedigung vorgenommen. Eine neue Erscheinung war der stoßweise An drang der Käufer, den man in vielen Buchhandlungen wahr genommen hat. Wählend an manchen Tagen eine fast beunru higende Geschäftsstille herrschte, war die Kauflust an anderen Tagen wieder oft so, daß sie kaum befriedigt werden konnte. Das Publikum stand unter dem Eindruck des sinkenden oder steigen den Dollars. Ein eigentlicher »Weihnachtsschlager-- fehlte. Trotzdem konnte man in verschiedenen Buchhandlungen die sehr erfreuliche Feststellung machen, daß die Zahl der Käufer sich nicht unwesent lich erhöht hat. Es ist dies zweifellos als ein Erfolg der Herbst schau »Buch und Bild- zu verbuchen. Mir wurde in einigen Buchhandlungen gesagt, daß sich unter hundert Käufern minde stens zehn bis fünfzehn neue Kunden befanden. Es wird dies natürlich nicht überall gleich gewesen sein, aber man kann wohl im Durchschnitt für den Berliner Buchhandel ein Mehr von 57» Käufern feststellen. Auslände rkäufe wurden in den letzten vierzehn Tagen vor dem Feste kaum noch gemacht. Das Ausland hatte sich recht zeitig vor dem Sinken des Dollars eingedeckt, ohne noch die Zeit zu finden, auch die Buchhandlungen auszuräumen. Außerdem waren die meisten Valutaspekulanten schon zum Weihnachtsfeste nach ihrer Heimat abgereist. So waren wir Deutschen endlich einmal wieder »unter uns«! Von dem Inhaber einer der größten Buchhandlungen im Berliner Westen wurde mir erzählt, daß die begüterten Käufer mehr und mehr dazu übergehen, das Buch als Geschenk für aus ländische Freunde zu verwenden. Ich möchte darin nicht nur ein Zeichen für das engere Wiederaufleben der internationalen Freundschaftsbeziehungen erblicken, sondern auch einen deutlichen Beweis für die Wertschätzung des deutschen Buches, die im Ans lande trotz allem, wenigstens unter den Gebildeten, geblieben ist. Zu den Käufern in den Berliner Buchhandlungen rechnen mehr und mehr auch die Arbeiter. Die Beobachtung, daß sie den Hauptwert auf inhaltlich gute Werke und Bücher legen, konnte vielfach gemacht werden. Es scheint, daß die gemein nützigen Bestrebungen der Arbeiterbildungsvereine und der öffentlichen Volksbüchereien hier gute und segensreiche Arbeit geleistet haben. Wenn man auch die feierliche Verbrennung so genannter Schundliteratur auf dem Tempclhofer Felde für etwas theatralisch halten kann, so darf man doch nicht vergessen, daß es dieIugend war, die dort zur Selbsthilfe- griff — und darin liegt ein tiefer psychologischer Wertbegriff-). Denn was würden alle Bestrebungen zur Beseitigung der Schundliteratur nützen, wenn die Jugend sie ablehnte! Auch hier muß es heißen: mit der Jugend, nicht gegen die Jugend! Wir haben ja in Berlin schon einige Sortimentsbuchhand lungen, die fast ausschließlich der Jugend dienen, und ich glaube, daß hier in stiller, hingebungsvoller Arbeit ein Boden bereitet, eine Saat gesät wird, die zu schöner Frucht reifen kann. Frei lich gibt es noch immer genug gewissenlose Drucker, die bei der Jagd nach dem Gelde die Seelen unserer Jungens und Mädels gewissenlos zertreten, die kein Gefühl dafür haben, in wie sträf licher Weise sie sich durch die Herausgabe von Schund- und Schmutzliteratur versündigen an einem Volke, dessen Zukunft allein in dieser Jugend liegt! Gegen diese Gewissenlosen zu kämpfen, ist eine für Staat und Buchhandel gemeinsame Aufgabe, das mutz immer und immer wieder gesagt werden. Die Zeit des krassesten Materialismus, die wir jetzt durchleben, fordert ein doppeltes Gegengewicht durch das gute Buch, und es ist mir eine Freude, feststellen zu können, daß zahlreiche deutsche Verleger diese Forderung an die Jugendbücher erkannt haben und sich Mühe geben, sie zu erfüllen. Berlin ist wieder die alte Stadt der Arbeit geworden. Das große Räderwerk, das in den Rovembertagen 1918 zerschla gen war, läuft neu. Noch hemmt Wohl hier und da Schlacke den sicheren Antrieb, noch fehlt Wohl hier und da das Sl der Arbeits freude . . . aber am Feierabend des letzten Jahres konnten wir doch sagen: wir haben etwas geschafft! Das Straßenbild Berlins ist sauberer geworden, der Ver kehr hat gewaltig zugenommen. Man beginnt die Pläne der Vorkricgszeit zu verwirklichen, soweit sie noch in diese Zeit hineinpassen. Der große Zentralbahnhof Friedrichstratze geht der Vollendung entgegen, auch an der Nord-Südlinie der Unter grundbahn wird wieder gebaut, die Friedrichstraße ist fast völlig von ihrem verkehrshemmenden Bauzaun befreit. Daneben tauchen neue große Projekte auf. Im Westen soll ein Riesenbürohaus von zehn Stockwerken entstehen, das 13 800 Quadratmeter umfassen und mit allen Errungenschaften der Neuzeit ausgestattet werden wird. Man hofft, daß sich die Stadt Groß-Berlin an diesem Bau beteiligen wird, um auf diese Weise der vorläufig immer noch anschwellenden Wohnungsnot wenigstens etwas abhelfen zu können. Über den Kraftwagenverkehr in den Berliner Straßen gibt eine kürzlich aufgenommene Statistik recht interessante Aufschlüsse. -) Interessant ist, daß die bekanntlich durchaus nicht deutsch freundliche Mailänder Zeitung »Oorriers öslla Sora» auf der ersten Seite einer ihrer illustrierten Beilage» ein phantastisch aufge» machtes, mehrfarbiges Bild dieser Schundbücherverbrennung brachte. Es hatte die Unterschrift: »Ein Berg van gefährlichen Bücher». Der Magistrat von Neukölln-sBerlin) hat einen energi schen Kampf gegen die Schundliteratur begonnen, die unter brr Jugend verbreitet ist. In einer einzigen Woche sind 40 900 Bücher auf dem Tempclhofer Felde verbrannt worden--. Da diese Zeitung in Italien austcrordenttich verbreitet ist, wird also die Kunde vo» dieser s>>n>- bolischen Handlung recht weit herumkommenl 77
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